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Chinesische Unternehmen in Afrika: Damenschuhe bringen Arbeitsplätze

2018-08-27 12:38:00 Source:CRI Author:
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Von Zhou Lin

 

Äthiopien ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Mehr als 80 Prozent der rund 100 Millionen Einwohner sind Bauern. Das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP lag 2017 bei weniger als 800 US-Dollar.

 

Fährt man vom internationalen Flughafen Bolē der Hauptstadt Addis Abeba etwa 30 Kilometer mit dem Auto, erreicht man den Oriental Industrial Park, einen modernen Industriepark, in dem eine internationale „Schuhstadt“ beheimatet ist. Sie wurde von der chinesischen Huajian Group, einem weltweit führenden Damenschuhhersteller, errichtet. Hier vor Ort gibt es kaum jemanden, der sie nicht kennt.

 

Identifikation mit dem chinesischen Arbeitgeber

 

Frazier Genene ist 25 Jahre alt und spricht mittlerweile sehr gut Chinesisch. Er arbeitet seit fast acht Jahren für die Huajian Group. Dank seiner guten Leistungen wurde er schon früh zur Aus- und Weiterbildung in die Unternehmenszentrale im südchinesischen Dongguan, Provinz Guangdong, entsendet. Zwei Jahre lernte er dort, bevor er in die äthiopische Heimat zurückkehrte. Heute arbeitet er in der Abteilung, die für die Verwaltung von 1300 Mitarbeitern zuständig ist. „Ich habe sogar einen chinesischen Namen, nämlich Guangzhou“, erzählt uns Genene stolz.



Qualitätskontrolle vor Ort: Frazier Genene arbeitet in der Abteilung, die für die Verwaltung von 1300 Mitarbeitern zuständig ist.

In der Werkhalle nimmt er die Verarbeitung auch schon mal persönlich in Augenschein.

 

Auch Israel Etefa reiste 2011 nach Dongguan, wo er mit 88 lokalen Arbeitern ausgebildet wurde. „Damals war die Fabrik in Äthiopien noch gar nicht in Betrieb“, erinnert sich der 24-Jährige. Mittlerweile leitet Etefa eine Produktionslinie. Auch er trägt einen chinesischen Beinamen. „Den hat Zhang Huarong, der Vorstandsvorsitzende der Huajian Group, höchstpersönlich mit mir ausgewählt“, erzählt er stolz. Seine chinesischen Kollegen nennen ihn seither „Fazhan“, was “Entwicklung“ heißt. Und entwickeln wolle er sich auch in Zukunft gemeinsam mit der Unternehmensgruppe, sagt er.

 

Um 6.30 Uhr in der Früh geht es für die äthiopischen Arbeiter mit dem Bus aus den umliegenden Dörfern auf das Fabrikgelände. Dort steht zunächst das Frühstück an. Die Mitarbeiter tragen Firmen-T-Shirts in kräftigem Grün. Nach der Stärkung stimmen sich manche von ihnen mit Frühsport auf den Arbeitstag ein. Einige junge Männer spielen Basketball auf dem Sportplatz vor dem Hauptgebäude, andere spielen in der Nähe Fußball. Um 7:40 Uhr beginnt die Schicht an der Produktionslinie zur Lederverarbeitung: es wird geschnitten, geklebt und genäht. Ab dann herrscht in der ganzen Werkstatt emsiger Betrieb.

 

„Früher wussten wir überhaupt nichts über die Schuhherstellung. Und wir konnten auch kein Chinesisch“, erzählt Genene. „Aber in China haben wir alle notwendigen Fertigkeiten erworben.“

 

Nachdem die lokalen Arbeiter sich die nötigen Techniken angeeignet hatten, stiegen viele von ihnen in die Position von Vorarbeitern auf. Ihr Einkommen ist stark gestiegen. Im Hinblick auf die großen Veränderungen, die sich in seiner Heimatstadt vollzogen haben, drückt Genene seine Dankbarkeit gegenüber dem Unternehmen aus: „Ich habe wirklich großes Glück, eine Anstellung in einer chinesischen Fabrik gefunden zu haben.“

 

Die 1996 gegründete Huajian Group ist heute einer der größten Damenschuhhersteller der Welt. Die Unternehmensgruppe produziert Schuhe im mittleren und oberen Preissegment für mehrere weltbekannte Marken und besitzt insgesamt drei Niederlassungen, zwei davon in China, nämlich in Dongguan und im südostchinesischen Ganzhou (Provinz Jiangxi), die dritte in Äthiopien.

 

Die Investitionen in die Fabrik in Äthiopien leitete Huajian im Oktober 2011 ein. Bereits im Januar 2012 wurde die Fabrik in Betrieb genommen. Heute beschäftigt Huajian in seiner afrikanischen Niederlassung rund 4000 Angestellte, 3800 davon sind Einheimische. Mit seinen Ausfuhren im Wert von mehr als 80 Millionen US-Dollar hat sich die Fabrik zum größten Exportunternehmen Äthiopiens gemausert, was Huajian große öffentliche Anerkennung einbrachte. Längst ist die Schuhstadt ein Vorbild für die Wirtschafts- und Handelskooperation zwischen China und Afrika.

 



Technisch auf dem neuesten Stand: Eine mechanisierte Produktionslinie in der Huajian Light Industry City. 


Bessere Technik, modernes Management

 

„Hier ist eine Win-win-Kooperation zwischen Äthiopien und Huajian gewachsen“, sagt Vorstandsvorsitzender Zhang Huarong. Als arbeitsintensiver Hersteller benötige man eine große Menge von billigen Arbeitskräften und Rohstoffen. „Äthiopien ist das zweitbevölkerungsreichste Land Afrikas, noch dazu mit einer Arbeitslosenquote von beinahe 50 Prozent. Gleichzeitig ist es reich an hochwertigem Leder, so dass die Ansiedlung arbeitsintensiver Unternehmen wie des unseren hier sehr begrüßt wird“, begründet Zhang die Wahl des Standorts.

 

Dass Huajian die Chance bekam, eine Niederlassung in dem afrikanischen Land zu eröffnen, ist zu großen Teilen dem ehemaligen Premierminister Äthiopiens, Meles Zenawi, zu verdanken. Im August 2011 nahm dieser an der Eröffnungszeremonie der Weltuniversitätsspiele in Shenzhen teil. Er hoffte, bei dieser Dienstreise nebenbei auch einige der arbeitsintensiven Fertigungsunternehmen für sein Land begeistern zu können. Er wollte ihnen die Preisvorteile der Arbeitsfaktoren Äthiopiens schmackhaft machen, um so die Entwicklung der heimischen Leichtindustrie zu fördern und gegen die Arbeitslosigkeit im Land vorzugehen.

 

Auf Vorschlag des chinesischen Wirtschaftswissenschaftlers Lin Yifu reiste Zenawi schließlich zum Huajian-Firmensitz in Dongguan. Nach dem Besuch lud der Premierminister die Unternehmensleitung kurzerhand nach Äthiopien ein. Sie sollten sich vor Ort ein Bild von den Bedingungen machen. Nur einen Monat später, am 9. September 2011, flog tatsächlich eine Delegation unter Leitung von Zhang Huarong nach Afrika. Wenig später unterzeichnete man einen Vertrag zur Errichtung einer Fabrik, die so schnell wie möglich in Betrieb gehen sollte.

 

Aller Anfang ist schwer

 

Allerdings ist die Schuhherstellung in Äthiopien eine völlig neue Branche. Obwohl die Arbeitskosten für das chinesische Unternehmen relativ niedrig waren, blieb die Arbeitseffizienz der örtlichen Angestellten anfangs deutlich hinter dem Niveau chinesischer Facharbeiter zurück. Viele Produkte verfehlten die erforderlichen Standards. Um das Problem zu lösen, investierte Huajian viel Zeit und Geld in die Aus- und Fortbildung der lokalen Arbeitskräfte. Es wurden spezielle Trainingsräume eingerichtet, in denen erfahrene chinesische Arbeiter ihre Fachkenntnisse an die lokalen Angestellten weitergaben. Darüber hinaus wurden einige herausragende Mitarbeiter in die Dongguaner Firmenzentrale eingeladen bzw. in eine technische Ausbildungsstätte in Ganzhou entsendet, um dort in den Bereichen Gerätebetrieb und Unternehmensmanagement unterrichtet zu werden und auch um Chinesisch zu lernen. Nach ihrer Rückkehr übernahmen die Arbeiter Schlüsselpositionen in der Fabrik in Äthiopien.

 

Heute erhalten alle Angestellten in Äthiopien eine spezielle Ausbildung, die sie in die Lage versetzt, den gesamten komplexen Prozess der Schuhherstellung – vom Zuschnitt des Leders über das Kleben bis zum Nähen – zu bewerkstelligen. Täglich produzieren sie rund 6500 Paar Damenschuhe.

 

Mittlerweile besitzt die Huajian Group in Äthiopien sechs moderne Produktionslinien sowie mehrere Rohstofflager. Jedes Jahr werden von hier aus zwei Millionen Paar Damenschuhe in alle Welt exportiert und das Unternehmen erwirtschaftet zehn Prozent Gewinne.

 

Neues Zentrum der Fertigungsindustrie Äthiopiens

 

Zurzeit fördert die äthiopische Regierung energisch die Entwicklung arbeitsintensiver und exportorientierter Industriezweige. Darunter fällt auch die noch im Bau befindliche Huajian Light Industry City, die einmal eine Baufläche von 1600 Quadratkilometern und eine gesamte Fläche von mehr als 130 Hektar bedecken soll. Laut Plan wird auch diese neue Industriestadt einen Schwerpunkt auf die Entwicklung der Schuhindustrie legen. Gleichzeitig sollen einige verarbeitende Unternehmen in den Bereichen Bekleidung, Elektronik, Lederwaren und Koffer angesiedelt werden. Langfristig soll sich der Industriepark so von einem Zentrum der Verarbeitungs- und Fertigungsindustrie zu einem umfassenden Industriepark entwickeln.

 

Die 27-jährige Nala hat internationalen Handel an der Hunan University studiert. Heute arbeitet die junge Frau, die fließend Englisch spricht, als PR-Managerin und Assistentin der Geschäftsführung für die Huajian International Shoe City. Sie betreut unter anderem die Verhandlungen über den Bau der Huajian Light Industry City mit der äthiopischen Regierung. Der Entwurf des Großprojektes unterscheidet sich stark von den bisherigen Industrieanlagen in Addis Abeba. Nala bezeichnet das Projekt als „Zukunft der Huajian Group“. Sie sagt: „Es ist eine große Ehre für mich, an diesem Projekt mitzuwirken.“

 

Dank der Industrialisierung, die sich auf solche Industrieparks stützt, erlebt das bevölkerungsreiche Äthiopien, das noch immer vergleichsweise rückständig ist, große Veränderungen. Der ehemalige Ministerpräsident Hailemariam Dessalgn betonte wiederholt, dass sein Land sich um eine industrielle und wirtschaftliche Transformation bemühe. Man setzte alles daran, zu einem Zentrum der afrikanischen Fertigungsindustrie aufzusteigen.

 

Während der Jahreskonferenz des Bo’ao-Forums für Asien 2017 bezeichnete Lin Yifu den Erfolg der Huajian Group in Äthiopien als Signalprojekt, das großen globalen Einfluss ausübe. Heute ist Äthiopien bei den jährlichen ausländischen Direktinvestitionen in seine verarbeitende Industrie Spitzenreiter unter allen afrikanischen Ländern. Immer mehr internationale Händler richten Büros in Äthiopien ein.

 

Während der Jahrestagungen des Nationalen Volkskongresses (NVK) und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) im März 2018 in Beijing gewährte PKKCV-Mitglied Zhang Huarong „China heute“ ein Interview. Die vom chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping vorgeschlagene Seidenstraßeninitiative sowie die Initiative zum Aufbau einer Schicksalsgemeinschaft der Menschheit betrauten chinesische Unternehmen mit einer großen Mission, so der Unternehmer damals. „Beim Aufbau Chinas zu einem wohlhabenden und starken Land haben wir als chinesische Unternehmer eine große Verantwortung“, sagte er.

 

In Bezug auf die zukünftige Entwicklung sagt Zhang: „Wir haben vor, bis zum Jahr 2030 100.000 Arbeitsplätze auf dem afrikanischen Kontinent zu schaffen. China sollte seine Entwicklung mit der Entwicklung Afrikas verbinden, um den Aufbau einer Schicksalsgemeinschaft der Menschheit zu fördern.“ Mit seiner Firmenstrategie in Äthiopien trägt Huajian schon heute ein Stück zur Verwirklichung dieses Ziels bei. 

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