HOME>Nachrichten im Bild

Keith Burnett: „Briten und Chinesen haben letztlich den gleichen Traum“

2019-01-30 11:12:00 Source: Author:
【Schließen】 【Drucken】 GroßMittelKlein

 

Von Zhou Lin

 

Professor Keith Burnett hat sich in seiner Heimat Großbritannien in Wissenschaftskreisen einen Namen gemacht. Er trägt zahlreiche Ehrentitel, ist unter anderem Mitglied der Royal Society, Präsident des Britischen Wissenschaftsrates sowie Vorstandsvorsitzender des Advanced Manufacturing Research Center (AMRC) der University of Sheffield, das die wissenschaftliche Innovation vorantreiben soll.

 

Was Burnett jedoch wohl von vielen anderen britischen Wissenschaftlern unterscheidet, ist sein großes Interesse an China und der chinesischen Sprache. Er selbst spricht fließend Mandarin und hat mit seinem Engagement dazu beigetragen, dass heute noch mehr Menschen in Großbritannien die Chance bekommen, Chinesisch zu lernen. Burnetts großem Einsatz ist es auch zu verdanken, dass es heute an der University of Sheffield ein Konfuzius-Institut gibt.

 

Wir treffen Keith Burnett am Rande der 13. Internationalen Konferenz der Konfuzius-Institute Ende 2018 in Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Hier erzählt uns der Wissenschaftler und ehemalige Rektor der University of Sheffield, der heute Vorstandsmitglied der Zentrale der Konfuzius-Institute ist, von seinen Erfahrungen mit China und der chinesischen Sprache sowie der Arbeit des Konfuzius-Institut in Sheffield.

 

 Professor Keith Burnett ist ehemaliger Vizerektor der University of Sheffield und heute Vorstandsmitglied

 der Zentrale der Konfuzius-Institute.

 

Brücke der Völkerverständigung

 

„Schon in Kindertagen hatte ich von der weltberühmten Großen Mauer gehört“, erinnert sich Burnett an seinen ersten Kontakt mit China. Man könne diese sogar mit bloßem Auge vom Weltraum aus sehen, habe es damals noch geheißen, erzählt der Brite. Doch auch heute sei China berühmt für den Bau von Infrastruktur wie Brücken. „Aber die wichtigsten Brücken in der Geschichte der Menschheit waren nie aus Stahl oder Stein, sondern verbanden die Herzen der Menschen.“ Burnett sagt: „Wir brauchen gegenseitige Erkenntnisse und Einsichten. Ohne voneinander zu lernen, wird es uns nicht gelingen, den Bedürfnissen der Menschen besser gerecht zu werden.“

 

Es waren dieser Geist der Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft zum Bau von Brücken der Völkerverständigung, die für die University of Sheffield den Weg ebneten, 2007 in Zusammenarbeit mit der Nanjing University und der Beijing Language and Culture University ein Konfuzius-Institut aufzubauen. „Neben der Zusammenarbeit mit den Einrichtungen, die Sprachkurse anbieten, bemüht sich das Institut seit seiner Gründung zum Beispiel auch darum, das gegenseitige Verständnis zwischen chinesischen und britischen Ingenieuren, Wissenschaftlern und Unternehmern zu fördern und so die Völkerfreundschaft zu vertiefen“, erklärt Burnett.

 

„Die Konfuzius-Institute auf der ganzen Welt spielen eine sehr wichtige Rolle“, findet Burnett. Ihr Sprachkursangebot sorge dafür, dass sich immer mehr Menschen in diese wunderbare Fremdsprache verliebten. Da die Sprachlehrer in der Regel Chinesen seien, kämen die Kursteilnehmer auch gleich mit Menschen aus dem fernen Kulturkreis in Kontakt. „Letztlich sind alle Chinesischlehrer in gewisser Weise Botschafter der Völkerverständigung. Dank ihres großen Engagements werden die Menschen in die chinesische Kultur eingeführt. Die Kursteilnehmer sind meist tief von der Herzlichkeit und dem Einsatz der Chinesen beeindruckt.“

 

Während des Gesprächs stellt uns Burnett Dr. Zhao Xia (Lucy Zhao) vor. Sie ist die chinesische Direktorin des Konfuzius-Instituts der University of Sheffield. „Lucy Zhao und alle Mitarbeiter unseres Instituts haben die Veranstaltung geschäftlicher und kultureller Aktivitäten zwischen China und Großbritannien stark unterstützt. Ihre Arbeit kommt nicht nur den Schülern am Institut, sondern auch den Menschen im Umkreis zugute“, lobt Burnett.

 

Zhao Xia wurde 1978 geboren. Sie hat die rasante Entwicklung ihres Heimatlandes der letzten vier Jahrzehnte seit Einführung der Reform- und Öffnungspolitik hautnah miterlebt. Ihre Heimatstadt Laiwu liegt in der ostchinesischen Provinz Shandong. Ganz ähnlich wie Sheffield ist der Ort bekannt für die lokale Eisen- und Stahlindustrie. „Aus diesem Grund habe ich manchmal das Gefühl, dass die beiden Städte gar nicht so weit auseinanderliegen“, sagt Zhao.

 

 

China-Fieber: Studenten besuchen Abendkurse am Konfuzius-Institut der University of Sheffield, um Chinesisch zu lernen.

 

 

Zhao leitet momentan auch die China-Kompetenzabteilung im Präsidentenbüro der Sheffielder Universität. Darüber hinaus unterrichtet sie an der School of East Asian Studies. Sie möchte die Bande zwischen der University of Sheffield und chinesischen Einrichtungen weiter stärken.

 

„Bei der Ausarbeitung unseres Lehrplans am Konfuzius-Institut haben wir Wert darauf gelegt, dass das Angebot verschiedenen Bedürfnissen gerecht wird“, erklärt Zhao. „Wir bieten nicht nur Sprachkurse für Studenten, Lehrkräfte und Bürger an, sondern haben auch ein Sprachkursangebot für Mitarbeiter von Regierungsbehörden sowie Geschäftsleute konzipiert. Darüber hinaus gibt es Kulturkurse über chinesische Kampfkunst, Tanz und andere Kunstarten.“ Erwähnenswert seien zudem die bilingualen Kurse für Eltern und Kleinkinder, sagt Zhao. „Außerdem bieten wir seit zehn Jahren einen ,Chinesisch-Treff‘ an, der eine Plattform zum Sprachenlernen und zum zwischenmenschlichen Austausch im interkulturellen Kontext bietet“, sagt Zhao.

 

Interkulturelle Kommunikation und Zweitspracherwerb sind Zhaos Forschungsschwerpunkte. Sie nutzte ihr Fachwissen auch, um den Forschungsfokus eines bestehenden Gemeinschaftsprojektes der University of Sheffield und der Chinese University of Hong Kong über den Chinesisch-Spracherwerb chinesischer Kinder im Ausland von der Altersgruppe 5 bis 16 Jahre auf Kleinkinder unter drei Jahren auszuweiten. Von den quantitativen und qualitativen Analysen zur elterlichen Sprachvermittlung und den Reaktionen der Kinder erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss über effektive Methoden zur frühkindlichen Sprachvermittlung.

 

Innovationszone von Weltklasse

 

Laut Zhao habe sich das Konfuzius-Institut Sheffield bereits zu einem wichtigen Zentrum für den sprachlichen und kulturellen Austausch zwischen China und Großbritannien im Zentrum und Norden Großbritanniens entwickelt. „In den vergangenen Jahren hat unser Institut die Verbreitung der chinesischen Kultur hier stark gefördert“, so Zhaos Resümee. „Wir haben nicht nur Sprachkurse für Schulen, Wirtschaftsorganisationen und private Gruppen abgehalten, sondern uns auch darum bemüht, die Verbindungen zwischen britischen und chinesischen Unternehmen in den Bereichen Industrie, Handel und Medizin zu stärken. Beispielsweise haben wir in den letzten Jahren bei der Veranstaltung von mehr als 20 Business-Foren mitgewirkt“, so die Direktorin.

 

Auch habe die Einrichtung große Beiträge für die lokale Gesellschaft geleistet, sagt Burnett. „Dank unserer Arbeit konnten die Beziehungen zwischen unserer Universität und ihren Partnern in China gefestigt werden. Ziel unseres großen Engagements ist es, eine Brücke für gegenseitige Kommunikation zu schlagen und uns dem Aufbau einer besseren Gesellschaft zu widmen“, sagt der Brite.

 

In der Geschichte Großbritanniens haben wissenschaftliche und technologische Innovation stets eine wichtige Rolle bei der Stimulation der Wirtschaft gespielt. Die britische Regierung investierte in den vergangenen Jahren große Summen, um sieben weltklassige Technologie-Innovationszentren zu etablieren, die offiziell als „Catapult Centers“ bezeichnet werden. Zwei davon, nämlich das Advanced Manufacturing Research Center (AMRC) und das Nuclear Advanced Manufacturing Research Center (NAMRC), sind an der University of Sheffield angesiedelt. Das Konfuzius-Institut unterstützt den Aufbau der Zusammenarbeit zwischen der chinesischen und der britischen Industrie und fördert die nahtlose Verbindung zwischen wissenschaftlicher Forschung und industrieller Anwendung. „Schon heute beteiligen sich einige chinesische Unternehmen an vom AMRC unterstützten Projekten“, sagt Burnett.

 

Das AMRC wurde 2001 gemeinsam von Boeing und der University of Sheffield gegründet, indem die Ressourcen der Universität und der lokalen Fertigungsindustrie des Flugzeugherstellers integriert wurden. Es dient seither als Plattform des Wissensaustausches zwischen der Universität und kleinen bzw. mittelständischen Unternehmen und ist wichtiger Bestandteil des sogenannten Northern Powerhouse Program, das auf die Förderung der lokalen Wirtschaft zielt.

 

Mittlerweile zählt das AMRC Hunderte von Partnern im Industriebereich, darunter nicht nur große internationale Konzerne wie Boeing, Rolls-Royce oder British Aerospace Systems, sondern auch viele lokale kleine und mittelständische Betriebe. Es ist von einem Forschungszentrum zu einem weltklassigen Innovationszentrum gereift.

 

„In Zukunft werden die scharfen Trennlinien zwischen Labor, Klassenzimmer und Fabrik verwischen“, so Burnetts Prognose. „In der AMRC-Fabrik 2050 bekommen Sie beispielsweise einen Vorgeschmack auf ein Zukunftsszenario, in dem Unternehmer, Wissenschaftler, Ingenieure, Doktoranden und Lehrlinge eng zusammenarbeiten“, sagt er. „Dies ist eine inspirierende Vorstellung. Ich freue mich sehr, dass das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie sowie unsere anderen Partner und Sponsoren großes Interesse an unseren Vorstößen zeigen. Dieses Modell wird den Trend der zukünftigen Entwicklung bilden“, ist sich der Brite sicher.

 

 

Auf der 9. Internationalen Konferenz der Konfuzius-Institute unterzeichnete Keith Burnett eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit der University of Sheffield mit der Zentrale der Konfuzius-Institute.

 

Ein gemeinsamer Traum

 

„Chengdu, wo die diesjährige Jahreskonferenz der Konfuzius-Institute stattfindet, ist eine Partnerstadt Sheffields. Auch Chengdu hat wie die anderen chinesischen Städte in den letzten Jahrzehnten große Veränderungen erlebt. Das Leben der Menschen hat sich stark verbessert. Die Kinder in dieser Stadt führen ein glückliches Leben und es bieten sich ihnen beste Zukunftsperspektiven, von denen ihre Vorfahren nicht zu träumen wagten“, sagt Burnett. Was die rasante Entwicklung Chinas betrifft, sei Chengdu ein gutes Beispiel. „Statt Stahl herzustellen, beschäftigen sich die Arbeiter in den örtlichen Stahlwerken nun mit der Produktion von Automobilen, Flugzeugen und Hochgeschwindigkeitszügen. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt nicht nur in China – einem Land, das einst als ,Reich der Fahrräder‘ galt – sondern auch im Ausland, wohin die Fahrzeuge vermehrt verkauft werden“, so der Brite.

 

„Als großes Land in Asien, einem sich schnell entwickelnden Kontinent, ist China zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen“, so Burnett weiter. China schreite mit der asiatischen Bevölkerung zum Wohlstand und fördere den Handel zwischen den Staaten entlang der neuen Seidenstraße. „Chinas Universitäten haben sich zu weltweit bedeutenden Forschungszentren entwickelt und China ist zu einem beliebten Studienort für ausländische Studierende geworden“, so Burnett. „Das Konfuzius-Institut ist eine Brücke zur gegenseitigen Zusammenarbeit, die sowohl unseren Lehreinrichtungen als auch unseren Schülern Möglichkeiten bietet, um sich aktiv an den Programmen zur Bewältigung globaler Herausforderungen zu beteiligen, damit sie in Zukunft neue Produkte schaffen und Wohlstand kreieren können.“

 

Sowohl chinesische als auch britische Unternehmen stehen laut Burnett vor Herausforderungen der industriellen Umstrukturierung. Eine große Anzahl von Beschäftigten in der Fertigungsindustrie werde freigesetzt und die Menschen müssten nach neuen Arbeitsplätzen suchen. „Daher sollten wir uns Gedanken machen, wie wir diese freigesetzten Arbeiter ausbilden, damit sie in Zukunft in der Lage sind, Produkte mit hohem Mehrwert herzustellen“, sagt Burnett. Die Universitäten sollten diese Verantwortung auf sich nehmen. „Unsere Universität arbeitet bereits eng mit Fabriken und Unternehmen zusammen, um Berufsausbildungskurse in verschiedenen Bereichen abzuhalten. Auch in dieser Hinsicht bieten sich gute Aussichten und Schnittmengen für eine Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern“, sagt Burnett.

 

Er erklärt: „Unser Konfuzius-Institut bietet schon heute gezielte Dienstleistungen für Schlüsselbereiche wie Industrie und Handel an, um so die Zusammenarbeit zwischen der Region Sheffield und China, dem mit einer Bevölkerung von mehr als 1,3 Milliarden Menschen wichtigsten Entwicklungsland der Welt, im Bereich der modernen Fertigungsindustrie zu unterstützen. In diesem Prozess helfen wir unseren beiden Nationen nicht nur dabei, Kontakte in den Bereichen Innovation und Handel herzustellen, sondern schaffen auch neue Chancen für junge Menschen in beiden Ländern.“ Schon heute kämen viele junge Chinesen zum Studium nach Großbritannien. „Wir sollten ihnen noch mehr Möglichkeiten bieten, in britischen Unternehmen zu arbeiten“, sagt Burnett.

 

Zum Abschluss des Interviews zieht Burnett ein Foto seines Enkels aus der Tasche. „Mein Sohn ist Brite, seine Frau Chinesin aus Guangzhou“, erzählt er. Es gebe letztlich keinen Unterschied zwischen dem chinesischen, dem britischen, dem amerikanischen oder dem afrikanischen Traum, so Burnett. „Briten und Chinesen haben letztlich den gleichen Traum. Wir alle hoffen, unseren Nachkommen eine schöne Zukunft zu ermöglichen und ihnen eine Welt des Friedens und des Wohlstands zu übergeben.“ Das Konfuzius-Institut könne dabei helfen, eine Brücke zwischen China und der Welt zu bauen und so die gemeinsamen Träume aller Völker zu verwirklichen.

 

Teilen:

Copyright © 1998 - 2016

今日中国杂志版权所有 | 京ICP备10041721号-4

京ICP备10041721号-4