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Das erste Mal Schnee – Chinas Olympiadörfer teilen ihre Erfahrungen mit den Entwicklungsländern

2019-12-30 11:00:00 Source: Author:
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Von Ma Li

 

Es ist ein kalter Novembertag, als die 50 Teilnehmer des Masterprogramms für Entwicklungsländer der Beijing Normal University in Zhangjiakou in der nordchinesischen Provinz Hebei eintreffen. Sie stammen aus insgesamt 26 Entwicklungsländern in Asien, Afrika sowie Nord- und Südamerika. Ziel der Exkursion ist das Skigebiet Forlong, im Osten des Stadtbezirks Chongli. Hier wird 2022 ein Teil der Beijinger Winterolympiade ausgetragen.

 

Die Studienexkursion verfolge zwei Hauptziele, wie uns Zhang Jianchen, Leiter der Abteilung für strategische Entwicklung am Emerging Markets Institute der Universität erklärt: „Zum einen sollen sich die Teilnehmer vor Ort mit den Erfahrungen Chonglis im Bereich Städtebau vertraut machen, damit sie diese nach ihrer Rückkehr bei der Wirtschaftsentwicklung ihrer jeweiligen Heimatländer einbringen können. Zum anderen werden unsere Studenten hier Augenzeugen des wachsenden Lebensstandards der Einheimischen, was ihnen einen guten Einblick in Chinas Anstrengungen zur Armutsüberwindung verschafft.“

 

Als erstes steuern wir das Eismuseum von Chongli an. Hier zeigen insbesondere die Austauschstudenten aus Afrika großes Interesse für die olympischen Eis- und Schneedisziplinen. Im Vergleich zu ihren Heimatländern ist dies eine völlig andere Welt.

 

 

 

Schneefreude: Für viele Teilnehmer des Masterprogramms für Entwicklungsländer der Beijing Normal University

 ist es das erste Mal, dass sie Schnee und ein Skigebiet sehen.

 

Unvergessliche Erlebnisse

 

Für viele der Besucher aus Ländern der südlichen Hemisphäre ist es das erste Mal, dass sie Schnee und ein Skigebiet sehen. Der 42-jährige Zeyede Teshome Tilahun arbeitet eigentlich als landwirtschaftlicher Berater der Region Oromia in Äthiopien. Skigebiete kenne er nur aus dem Fernsehen, gesteht er. „Es ist das erste Mal, dass ich so ein Skigebiet in echt sehe“, sagt er begeistert.

 

Seine Begeisterung teilt auch Gray Faith Venessa, Direktorin der Jubilee Praise & Worship Center Church in Liberia. „Ich hätte nie gedacht, dass es direkt vor den Toren Beijings ein so wunderbares Skigebiet gibt“, schwärmt sie. „Die Durchschnittstemperatur in meinem Heimatland beträgt 25 Grad. Mal ein Skigebiet mit eigenen Augen zu sehen, das war für mich bisher nur ein schöner Traum. Nun ist daraus Realität geworden. Ich freue mich schon auf die feierliche Eröffnung der Winterspiele 2022. Ich hoffe, dass ich dann wieder hierher kommen kann“, sagt sie.

 

Im Hinblick auf die bevorstehende Winterolympiade 2022 sagt Mouanhiabee Mouaxeng, der für die Im- und Exportgesellschaft des Ministeriums für Industrie und Handel von Laos tätig ist, China und Laos hätten in den letzten Jahren im Bereich Handel eng zusammengearbeitet. „Insbesondere der Aufbau der neuen Seidenstraße hat die Distanzen zwischen unseren Ländern schrumpfen lassen“, sagt er. Er sei der chinesischen Regierung sehr dankbar für ihre starke Unterstützung für die wirtschaftliche Entwicklung seines Heimatlandes und er plane, bei der Eröffnung der Winterspiele wieder nach Chongli zu kommen. „Ich möchte die Eröffnungsfeierlichkeiten einfach live miterleben“, sagt er.

 

Bei ihrem Besuch machen sich die Teilnehmer auch mit dem Betrieb, der Wartung und dem Management des Skigebiets vertraut. Für viele von ihnen ist die Exkursion ins Beijinger Umland eine wertvolle Gelegenheit und ein unvergessliches Erlebnis. Viele der Teilnehmer betonen, dass sie Chinas nützliche Entwicklungserfahrungen sowie die modernen Geschäfts- und Managementmodelle, die sie hier kennen gelernt haben, in die eigene Heimat zurücktragen wollen.

 

Zhang Gao, stellvertretender Generalmanager der Betriebs- und Serviceabteilung des Skigebiets Forlong, sagt im Interview mit „China heute“: „Wir empfangen hier jedes Jahr mehrere Exkursionsgruppen für Feldforschungen, überwiegend Ausländer.“ In der Vergangenheit seien die meisten Besucher Skibegeisterte gewesen. „Seit etwa zwei Jahren kommen aber auch immer mehr Ski-Neulinge als Touristen zu uns, oder eben offizielle Besuchergruppen“, sagt er. Zurzeit zähle Chongli sieben große Skigebiete. „Von der Größe und Ausstattung her stehen sie den bekannten Skigebieten in Europa und den USA kaum in etwas nach. Jedes Jahr empfangen wir hier auch viele ausländische Touristen“, so Zhang.

 

 

 

Einstimmung auf die bevorstehenden Spiele: Eine riesige Skulptur weist im Bezirk Chongli schon heute auf die kommende Winterolympiade im Jahr 2022 hin. Teil davon ist auch das offizielle Olympialogo, das rechts im Bild zu sehen ist.

 

 

Von Chinas Erfahrungen lernen

 

50 Teilnehmer aus 26 Entwicklungsländern auf vier Kontinenten sind über das Masterprogramm nach China gekommen, um hier nützliche Entwicklungserfahrungen und -modelle kennen zu lernen, die für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Heimatländer von Interesse sind. Tief beeindruckt zeigen sich viele der Teilnehmer insbesondere von den Erfolgen in den Bereichen Armutsüberwindung und Entwicklungspraxis des Dorfs Shangwopu.

 

Andrews Keitisha Martha aus dem Bildungsministerium von Grenada sagt: „Mit Unterstützung von Regierung und Unternehmen ist diesem armen Bergdorf in kürzester Zeit eine große Transformation gelungen. Nur wenn Regierung, Firmen und die Menschen vor Ort eng zusammenarbeiten, lassen sich im Kampf gegen die Armut die nötigen Triebkräfte freisetzen. Es sind wertvolle Erfahrungen, die wir hier kennen lernen, von denen auch Grenada lernen sollte.“

 

Kazombo Carolyn, Lehrer an einer Mittelschule in Malawi, sagt: „Mein Heimatland sollte von Chinas Erfahrungen im Aufbau der ländlichen Gebiete lernen. Chinas Privatunternehmen haben hier große Beiträge im Kampf gegen die ländliche Armut geleistet. In Malawi hingegen beteiligen sich private Firmen nur sehr selten an staatlichen Projekten zur Armutsüberwindung.“

 

Auch Abudu Micheal Saeed, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Handels- und Entwicklungsministerium Ghanas, sieht Armutsüberwindung nicht als reine Regierungsaufgabe. „Durch die Beteiligung von Unternehmen kann hier einfach mehr bewegt werden“, findet er. Es lohne sich für alle unterentwickelten Länder, von Chinas Erfahrungen zu lernen.

 

Eine langfristige Perspektive bieten

 

Während ihres Besuchs in Chongli trafen sich die Teilnehmer auch zu einem Gedankenaustausch mit Guo Meihong, der geschäftsführenden Vizepräsidentin der Forlong Group. Dabei sprachen sie über verschiedene Themen wie die Entwicklung des Unternehmens und die Instandhaltungspläne für das Skigebiet nach der Olympiade.

 

Davies Ozobia Samuel, PR-Manager der Rocker Commercial Bank in Sierra Leone, ist sehr daran interessiert, wie sich ein fester Kundenstamm aufbauen lässt und sich langfristig ausreichende kommerzielle Gewinne etwa im Bereich Hotellerie in Chongli einfahren lassen. Dies, so erklärt Guo Meihong, sei tatsächlich eine Herausforderung, mit der sich alle Unternehmen, die in die Eis- und Schneeindustrie in Chongli investiert haben, auseinandersetzen müssten. „Wir haben diesbezüglich große Anstrengungen unternommen. Gegenwärtig haben wir ein Marketingmodell entwickelt, das verschiedene Bereiche wie Unterhaltung, Tourismus und wissenschaftliche Exkursionen integriert. Seit wir dieses umsetzen, haben wir selbst im Sommer einen festen Kundenstamm“, sagt Guo. Sie sei sicher, dass Chongli dank den Olympischen Winterspielen vielen Menschen auf der ganzen Welt in guter Erinnerung bleiben werde. „Dank dem Ausbau der örtlichen Infrastruktur wie Auto- und Hochgeschwindigkeitsbahnen sowie auch Flugverbindungen wird die wirtschaftliche Entwicklung Chonglis sich auch nach der Olympiade beschleunigen“, ist sie sich sicher.

 

„Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Investitionen tatsächlich Gewinne abwerfen?“, möchte Gayflor Sr Edwink, Finanzanalyst des Gesundheitsministeriums von Liberia, wissen. Auch hierauf hat Guo Meihong eine Antwort parat. Staatspräsident Xi Jinping habe im März vergangenen Jahres das Ziel ausgegeben, 300 Millionen Chinesen für den Schnee- und Eissport zu begeistern. „Dies bietet der Eis- und Schneeindustrie sowie verwandten Branchen beispiellose Entwicklungschancen. Dank dieser Perspektiven hat unser Unternehmen bereits in diesem Jahr Gewinne erzielt, obwohl es gerade einmal auf eine dreijährige Firmengeschichte zurückblicken kann“, sagt sie. Laut ihr war das Skigebiet Forlong im ersten Jahr nur eine halbe Saison für die Öffentlichkeit zugänglich, doch es kamen dennoch insgesamt rund 50.000 Besucher. „Im zweiten Jahr haben wir 150.000 Gäste empfangen, Einnahmen und Ausgaben hielten sich damals die Waage. Für dieses Jahr erwarten wir, dass die Besucherzahl 300.000 übersteigen wird. Damit werden wir definitiv in die Gewinnzone kommen“, so Guo.

 

„Wir wollen, dass sich die Chongli Four Seasons Town in einen Touristenspot von Weltrang verwandelt, der dem schweizerischen Davos, Venedig oder Cannes das Wasser reichen kann“, beschreibt sie den ambitionierten Plan. „Danach werden wir das Recht für die öffentliche Stadtverwaltung an die Regierung zurückgeben, so dass die Erfolge der Kleinstadt noch mehr Menschen zugutekommen“, sagt sie zum Abschluss.

 

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