Deutschland und China: „Es kann nur eine Win-win-Situation sein“

Michael Häckel ist ein umtriebiger Unternehmer, der sich aber auch gewandt auf dem internationalen diplomatischen Parkett bewegt. Er ist Honorarkonsul der Republik Panama, Generalsekretär des Interconsultary Council for Crisis and Disaster Response (ICCDR) innerhalb der UN Agency for Sustainability and Development Goals (UNASDG), in der er auch die Rolle des COO innehat. In seinem Wirtschaftsleben ist er Geschäftsführer und Gründer der HTS Consulting, die einen Schwerpunkt im Tourismus und Gesundheitsmanagement hat. Von daher macht es auch Sinn, dass er sich ebenfalls im Vorstand der Europäischen Agentur für Gesundheit und Wissenschaft (EHA) engagiert. Im Interview mit „Dialog China-Deutschland“ erklärt der umtriebige deutsche Unternehmer und Diplomat, was ihn mit China verbindet.


Montagearbeiten auf der Baustelle des 400-MW-Solarparks Jiugang Baishuiquan Phase II in der Provinz Gansu (Foto: 11. Mai 2024)

Sie bringen sich in wirklich viele Bereiche ein. Was verbindet Sie dabei mit China?

Die UNASDG unterstützt verschiedene Länder bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele, die von der UN vorgegeben worden sind, und da gibt es natürlich viele Anknüpfungspunkte an China. Auch persönlich habe ich zu China ein sehr enges Verhältnis. Ich arbeite sehr eng mit einer bekannten Chinesin und deren Mann, einem bekannten deutschen Unternehmer und deren Förderverein für Wirtschaft und Kultur Europa China e.V. zusammen, bei dem ich jetzt seit einem halben Jahr Vizepräsident bin. Dieser Verein mit Hauptsitz in München bildet seit mittlerweile zwanzig Jahren eine Brücke zwischen unseren Kulturen. Das Ziel ist es, mehr Verständnis füreinander zu schaffen, nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich. Ich werde jetzt mit einer kleinen Delegation China besuchen, wo ich allerdings schon einige Male zuvor war. Als Unternehmer ist einer meiner Schwerpunkte das Gesundheitsmanagement, also Rehabilitation und Prävention. In diesem Zusammenhang habe ich für eine bayerische Klinikgruppe Anfang der 1990er Jahre die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) eingeführt und etabliert. Das Ganze war ein großer Erfolg und ist heute das Deutsche Zentrum für Chinesische Medizin und das ganze Anwendungsspektrum hat Einzug in den Leistungskatalog der deutschen Krankenkassen gehalten.

Gesundheit wäre sicherlich auch ein interessantes Thema für ein Interview gewesen…

Ja, das nimmt in meiner Arbeit sehr viel Raum ein. Ich habe aktuell sechs große Mandate in diesem Bereich.

Bleiben wir aber zunächst bei Deutschland und China. Wie würden Sie aktuell das Verhältnis der beiden Länder beschreiben?

Das Verhältnis ist aus meiner Sicht deutlich zu verbessern. Natürlich hat China eine andere Staatsform, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass uns mit diesem Land sehr viel verbindet. Der Wohlstand hier in Deutschland fußt auf langen Handelsbeziehungen zu China. Ich kenne persönlich sehr viele Unternehmer, die sehr erfolgreich in China unterwegs sind und dort eine zweite Heimat gefunden haben. Auf der anderen Seite haben wir auch sehr viele chinesische Unternehmen, die, sehr erfolgreich, hier in Deutschland tätig sind. Wirtschaft ist immer Völkerverständigung. Solange das auf Augenhöhe geschieht, ist das eine wunderbare Sache, von der beide Seiten profitieren. Ich habe China immer als einen sehr zuverlässigen Partner erlebt. Wenn Sie sich die Entwicklung dort ansehen, dann stellen wir fest, dass es eine Wirtschaftsmacht geworden ist, an der man einfach nicht vorbeikommt. China braucht auch den Westen. Dort leben mehr als eine Milliarde Menschen und Wirtschaft und Handel verbinden uns. Es kann also nur eine Win-win-Situation sein. Ich weiß aus eigenem Erleben, dass wir hier in Bayern ein sehr enges Verhältnis haben. „Bayern International“, eine staatliche Wirtschaftsfördergesellschaft des Freistaats Bayern, unterhält ein eigenes Büro in China. Ich denke, das kann man durchaus als Vorbild nehmen.

In diesen Austausch sind sie ja auch selbst über den eingangs erwähnten Förderverein involviert, richtig?

Ja, denn die chinesische Kultur ist faszinierend. Auch da gibt es ja bereits sehr viel Austausch. Unser Verein hat auch sehr viele Ausstellungen, etwa mit den Terrakottafiguren oder chinesischen Künstlern initiiert, und arbeitet mit Universitäten zusammen. Bei der deutschen Delegation, die jetzt China besucht, sind zwei deutsche Künstler dabei. Ich fühle mich mit dem Verhältnis zwischen Deutschland, Bayern und China auch wirtschaftlich sehr, sehr gut.

Was sind denn aktuell wirtschaftlich die Trends, die das Verhältnis zwischen Deutschland und China weiter positiv beeinflussen könnten?

Die Automobilindustrie würde sich ohne China sehr schwertun. Denn dort wird inzwischen ein sehr erheblicher Anteil der Umsätze generiert. Auch die Zubringerindustrie bezieht sehr viel von dort, bei ständig steigender Qualität. „Made in China“, das kann man inzwischen wirklich so nennen. In einigen Bereichen ist China uns inzwischen schon deutlich überlegen. Und trotzdem sehe ich das nicht als Bedrohung. Es sind große Märkte und ausgleichende Bilanzen. Man muss einfach die unterschiedlichen Mentalitäten berücksichtigen. Das macht den Austausch besonders wichtig. Mit der EHA, der ich ja als Vorstand vorstehe, wollten wir eigentlich im letzten Jahr fünf hochkarätige chinesische Gruppen in Deutschland begrüßen. Wir sind Vertragspartner von vielen deutschen Universitäten, für die wir sehr schöne Programme vorbereitet hatten, akademisch aber auch wirtschaftlich. Leider konnten die Teilnehmer nicht rechtzeitig ihre Visa bekommen. Das war natürlich sehr bedauerlich. Ich hoffe sehr, dass sich das in Zukunft wieder verbessern lässt. Wir brauchen für so etwas natürlich Planungssicherheit. Man muss Vertrauen aufbauen – und das geht nur mit solchen Begegnungsreisen.


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China spielt, sagten Sie vorhin, auch eine Rolle bei Ihren Aktivitäten bei der UNASDG?

Wir haben im Moment sehr viele Projekte, unter anderem auch in Panama. Es gibt viele Gesprächskanäle auch nach China. Da geht es unter anderem um Gesundheit oder auch Umwelttechnologie. Bei der Elektromobilität liegt China im internationalen Vergleich weit vorne. Und es ist das Land, das inzwischen wohl etwa 90 Prozent der Photovoltaikanlagen baut. China liefert eine hohe Qualität im Green Energy Bereich und die Chinesen wissen natürlich sehr genau, dass sie hier auch selbst etwas machen müssen – auch für ihre eigene Bevölkerung.

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