Gemeinsam für eine grüne Vision und neue Entwicklungschancen

Die Welt befindet sich derzeit in einer neuen Phase des Wandels und der Unruhe. Herausforderungen wie geopolitische Konflikte und der Klimawandel überlagern sich, während Unilateralismus und Protektionismus Auftrieb erhalten. Das globale Governance-System leidet unter wachsenden Defiziten. Inmitten dieser Unsicherheit gewinnt das Bekenntnis zum Multilateralismus sowie zur internationalen Zusammenarbeit mehr denn je an Bedeutung.

In den vergangenen Jahren hat sich die US-Regierung wiederholt aus multilateralen Abkommen zurückgezogen. Das Übereinkommen von Paris und weitere internationale Regelwerke gerieten dadurch unter erheblichen Druck und die globale Transformation zu einer grünen Wirtschaft wurde empfindlich gestört. Im Gegensatz dazu hält China Wort und handelt entschlossen. Das doppelte Kohlenstoffziel Chinas – CO-Peak bis 2030 und Kohlenstoffneutralität bis 2060 – ist integraler Bestandteil der nationalen Entwicklungsstrategie, wobei politische Stabilität, Kontinuität und Berechenbarkeit gewahrt bleiben. In den letzten zehn Jahren unterstützte ein durchschnittlicher jährlicher Energieverbrauchszuwachs von drei Prozent ein Wirtschaftswachstum von über 6 Prozent. Gleichzeitig hat China die weltweit größte und vollständigste Produktionskette für erneuerbare Energien aufgebaut. Im Jahr 2024 überstieg der Absatz von Elektrofahrzeugen erstmals zwölf Millionen Einheiten. China hält somit das zehnte Jahr in Folge die globale Spitzenposition. Die installierte Gesamtleistung von Wind- und Solarenergie übertraf 1,35 Milliarden Kilowatt, womit China seine internationalen Zusagen mehr als sechs Jahre vorzeitig erfüllt hat. Zudem lieferte China über 80 Prozent der weltweit eingesetzten Photovoltaikmodule und 70 Prozent der Windkraftanlagen, und das in mehr als 200 Länder und Regionen. Diese Daten unterstreichen Chinas Entschlossenheit und konkrete Leistungsfähigkeit mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung.


 Generalkonsul Huang Yiyang spricht auf der „First Sino-European Corporate ESG Best Practice Conference” in Frankfurt. (Foto: Chinesisches Generalkonsulat in Frankfurt am Main) 

Im Bereich ESG – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – zeigen China und Europa zahlreiche Übereinstimmungen. Chinas doppeltes Kohlenstoffziel korrespondiert stark mit dem Europäischen Green Deal und den Klimaneutralitätszielen der EU. Europa verfügt über umfassende Erfahrungen in der Normen- und Regulierungsarbeit, während China kontinuierlich Innovationen in der Marktpraxis vorantreibt. Im Jahr 2024 stieg das bilaterale Handelsvolumen zwischen China und Europa trotz globaler Herausforderungen um 1,6 Prozent, allen voran die Zusammenarbeit im Bereich neue Energien war besonders dynamisch. Die EU ist ein Hauptabnehmer chinesischer Elektrofahrzeuge und kaufte im vergangenen Jahr fast ein Drittel der chinesischen Ausfuhren. Chinesische Unternehmen wie CATL und BYD bauen ihre lokale Produktion in Europa aus, während Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW ihre Kooperationen mit chinesischen Partnern vertiefen, um gemeinsam an der Entwicklung nachhaltiger, intelligenter Mobilitätslösungen zu arbeiten. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in den nächsten zehn Jahren weiter stark wachsen wird. Daher sollten China und Europa aus strategischer Perspektive heraus gemeinsam ein offenes, stabiles industrielles Kooperationsökosystem aufbauen und ihre Rolle als zentrale Säulen globaler Klimaschutzmaßnahmen entschlossen wahrnehmen.


  Gemeinsam mehr erreichen: Gruppenfoto der ersten Konferenz für die besten ESG-Praktiken chinesischer und europäischer Unternehmen (Foto: Chinesisches Generalkonsulat in Frankfurt am Main) 

Unternehmen sind seit jeher Träger der ESG-Prinzipien und die Hauptakteure der grünen und kohlenstoffarmen Transformation. Im September 2024 organisierte das chinesische Generalkonsulat in Frankfurt am Main mit großem Erfolg die erste Sino-European Corporate ESG Best Practice Conference. Über 500 Gäste nahmen teil, mehr als 80 Unternehmen reichten über 100 Fallbeispiele ein und die Veranstaltung fand breite Anerkennung. Im Juni des laufenden Jahres wird die zweite Konferenz in Stuttgart stattfinden, mit starker Unterstützung des Landes Baden-Württemberg, der Industrie- und Handelskammer Stuttgart sowie der Messe Stuttgart. Das Interesse von Unternehmen ist groß, auch die Stuttgarter Philharmoniker werden vor Ort auftreten. Thematisch liegt der Fokus auf zukunftsweisenden Bereichen wie künstlicher Intelligenz und Smart Cities. Ziel ist der Aufbau einer hochwertigen Plattform für den offenen Dialog zwischen Politik und Wirtschaft.


 Dialogrunde beim „China Day“ im Rahmen der 27. Euro Finance Week in Frankfurt (Foto: Chinesisches Generalkonsulat in Frankfurt am Main) 

In unserer heutigen Welt zählen Gewissheiten als rares Gut. China und Europa tragen als zwei stabile Kräfte der internationalen Ordnung besondere Verantwortung. Sie können und sollten Führung übernehmen – durch konkretes Handeln und eine vertrauensbildende Partnerschaft. Zusammenarbeit ist eine Notwendigkeit, im grundlegenden Interesse beider Seiten und im Einklang mit den Erwartungen der internationalen Gemeinschaft. Mit Blick in die Zukunft liegt es an China und Europa, gemeinsam die historische Chance der grünen Transformation zu nutzen, ihre Zusammenarbeit auf eine neue Stufe zu heben und den Grundstein für weitere 50 Jahre vertrauensvoller, stabiler Partnerschaft zu legen. Gemeinsam können beide Seiten einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung der internationalen Lage und zur Förderung nachhaltiger globaler Entwicklung leisten. 

 

*Huang Yiyang ist Generalkonsul der Volksrepublik China in Frankfurt am Main.

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