China schreibt trotz US-Zölle weiter Erfolgsgeschichten

Während die US-Zollpolitik derzeit das Land selbst und Teile der Welt ins Chaos stürzt, beeindruckt China konstant mit guten wirtschaftlichen Ergebnissen, wie zuletzt während der Maifeiertage wieder deutlich wurde. Wie gelingt dem Land trotz der geopolitischen Unsicherheiten eine solch widerstandsfähige und solide wirtschaftliche Entwicklung? 
 

Ein Blick auf den Yangpu International Container Port in der Stadt Danzhou in der südchinesischen Provinz Hainan. (9. Januar 2025, Xinhua) 

Die jüngsten Entwicklungen belegen eindrucksvoll, dass sich Chinas Wirtschaft nicht nur von der Pandemie erholt hat, sondern sogar stärker aus dieser Krise herausgekommen ist.

Während viele Industrienationen noch mit den Nachwehen der Pandemie und mit der aktuellen geopolitischen Instabilität zu kämpfen haben, demonstriert die Volksrepublik eine beeindruckende Widerstandskraft – sowohl im Tourismussektor als auch angesichts der protektionistischen Maßnahmen, die quasi täglich aus Washington verhängt werden.

Der Tourismus boomt wie nie zuvor: Allein während der Goldenen Woche zum Nationalfeiertag im Oktober 2024 verzeichnete China 765 Millionen Inlandsreisen, mit denen Einnahmen in Höhe von 701 Milliarden Yuan (87 Milliarden Euro) generiert wurden – ein klares Signal, dass das Land als Reiseziel wieder vollständig zurück ist.

Diese Dynamik setzte sich während der gerade beendeten Maifeiertage fort, als 314 Millionen Inlandsreisen gezählt wurden. Die dadurch generierten Einnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar um 8 Prozent auf 180 Milliarden Yuan (22 Milliarden Euro). Bei den Museumsbesuchen wurde mit über 60 Millionen sogar ein neuer Allzeitrekord aufgestellt. Die Umsätze bei Einzelhandels- und Gastronomiebetrieben stiegen während der Maifeiertage landesweit um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Kontinuierlich hat China in den letzten Jahrzehnten ein landesweites Infrastrukturnetz auf Land, in der Luft und auf Wasser gebaut, das Reisen in mittlerweile fast jeden Teil des Landes einfach und bequem macht. Kein Wunder also, dass im Mai neben den „üblichen Verdächtigen“ wie Shanghai oder Beijing insbesonders kleinere abgelegene landschaftlich reizvolle Orte beliebt waren. Vom 29. April bis zum 6. Mai wurden insgesamt 151 Millionen Fahrgastfahrten auf dem nationalen Bahnnetz durchgeführt, was einem Anstieg von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Allein am ersten Feiertag wurden 23,12 Millionen Fahrgäste befördert, was einen neuen Tagesrekord darstellt. An diesem Tag verkehrten 13.752 Züge auf dem Netz – so viele wie noch nie zuvor in Chinas Geschichte.

 

Ausländische Touristen füllen am Pudong International Airport in Shanghai Einreisekarten aus. (26. Januar 2025, Xinhua) 

Für ausländische Reisende machen es in vielen Fällen zudem die Visaerleichterungen einfach, das in den sozialen Medien beliebte Schlagwort „China Travel“ selbst zu erleben. Die 240-stündige Visafreiheit und die Steuerrückerstattung für Einkäufe ausländischer Touristen haben den Einreisetourismus rund um den Feiertag umfassend angekurbelt. Etwa 380.000 ausländische Staatsangehörige reisten während der fünf Feiertage zum 1. Mai visafrei ein, ein Anstieg von 72,7 Prozent. Daten der Reiseplattform Trip.com haben gezeigt, dass die Reisebuchungen nach China in diesem Zeitraum um 130 Prozent gestiegen sind. In der Folge gaben internationale Reisende während dieser Feiertage 128 Prozent mehr aus als im Vorjahr.

Diese Zahlen sind kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter politischer Maßnahmen und einer robusten Konsumnachfrage. China hat frühzeitig erkannt, dass eine Inlandsnachfrage unerlässlich für verlässliches Wirtschaftswachstum ist und in den letzten Jahren durch etliche Programme wie etwa die Inzahlungnahme von Konsumgütern Anreize geschaffen, die den Binnenkonsum befeuern. Im Ergebnis sind die Einzelhandelsumsätze im ersten Quartal um 4,6 Prozent gestiegen.

China zeigt Resilienz gegen US-Zölle 

Doch die eigentliche Überraschung liegt in der beeindruckenden Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft gegen die jüngste Zolloffensive der USA. Seit Februar diesen Jahres hat die US-Administration die ohnehin schon sehr hohen Zölle auf chinesische Elektroautos, Halbleiter und Stahlprodukte erhöht. Trotz dieses Gegenwinds konnte China jedoch ein Exportwachstum von 6,9 Prozent und ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von insgesamt 5,4 Prozent im ersten Quartal 2025 erzielen!

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in Chinas strategischer Neuausrichtung: Chinas Außenhandel mit den USA ist im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent gewachsen. In diesem Zeitraum verzeichnete der Handel mit ASEAN-Staaten ein kräftiges Plus von 7,1 Prozent. Auch mit Anrainerstaaten der Neuen Seidenstraßeninitiative (BRI) floriert der Handel, im letzten Jahr um 6,4 Prozent, genauso wie mit den Volkswirtschaften, die Teil von Freihandelsabkommen wie RCEP sind. Gleichzeitig treibt die Regierung die technologische Souveränität voran – mit milliardenschweren Investitionen in Schlüsselindustrien wie Halbleiter und Elektromobilität. Messen wie die „Auto Shanghai“ oder die 137. „Canton Fair“ haben jüngst wieder eindrucksvoll bewiesen, welch große Anziehungskraft Chinas Markt auf internationale Investoren und Unternehmen hat. Bei über 70 Prozent der 1.366 neu vorgestellen Automodelle in Shanghai handelte es sich um „New Energy Vehicles“, was Chinas Status als Zentrum der Elektromobilität unterstrich. Autobauer wie Volkswagen oder BMW haben Chinas Führungsrolle in diesem Sektor längst erkannt und verfolgen die Strategie „in China, für China“.

 

Ein Blick auf den Standard-Güterbahnhof des Horgos-Hafens in der nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Region Xinjiang. (25. Dezember 2024, Xinhua) 

Die klare Botschaft, die sich aus all diesen Entwicklungen ableiten lässt, ist, dass China gelernt hat, auf die Handelsbedrohungen der USA zu reagieren. Durch die Stärkung des Binnenmarktes, die Diversifizierung der Exportziele und gezielte industriepolitische Maßnahmen beweist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, dass sie nicht nur kurzfristige Schocks übersteht, sondern langfristig gestärkt daraus hervorgeht. Während andere Nationen mit Rezessionsängsten kämpfen, zeigt China mit einem stabilen BIP-Wachstum, wie moderne Wirtschaftspolitik auch in diesen stürmischen Zeiten funktioniert.

Diese Entwicklung sollte auch in den USA als Weckruf verstanden werden. Anstatt China mit Zöllen zu begegnen, wäre es klüger, das riesige Potenzial Chinas zu nutzen, um gemeinsam voranzukommen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

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