Laut UNO wird bis 2050 jeder sechste Mensch weltweit über 65 Jahre alt sein. Und auch in China stehen die demografischen Zeichen auf Alterung. Chinas Babyboomer – die Generation des Geburtenhochs in den 1960er und 1970er Jahren – gehen allmählich in Rente, der Anteil der älteren Bevölkerung wächst. Bis Ende 2024 erreichte die Zahl der Chinesinnen und Chinesen „60 plus“ 310 Millionen, das sind 22 Prozent der Gesamtbevölkerung. Grund genug, um unsere dritte Ausgabe in diesem Jahr dem Schwerpunktthema „Silberwirtschaft“ zu widmen, also all den Branchen, die sich um die Bedürfnisse, Gewohnheiten und den Konsum der älteren Semester in der Gesellschaft drehen.
Forscher Lin Bao vom Institut für Bevölkerungs- und Arbeitsökonomie der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften nimmt in seinem Gastbeitrag Chinas Rezepte zur Bewältigung des demografischen Wandels genauer unter die Lupe. Er zeigt, dass die wachsende Überalterung Wirtschaft und Gesellschaft in China zwar vor große Herausforderungen stellt, andererseits aber auch Chancen für Transformation und Wachstum birgt. Unsere Redaktion hat ein innovatives Seniorenpflegezentrum in der Provinz Hebei besucht, das auf eine Mixtur aus Hightech und Herzlichkeit setzt. Zudem haben wir uns angesehen, wie weit der chinesische Markt für Pflegeroboter fortgeschritten ist. Die Gastautorinnen Chen Yang und Zhai Wang beschäftigen sich mit dem Thema lebenslanges Lernen. Denn von Beijing bis Berlin entdecken immer mehr Senioren den Besuch verschiedenartiger Bildungseinrichtungen als wertvolle Chance, um geistig fit zu bleiben. Im Fokus des Beitrags dabei: Chinas Seniorenuniversitäten. Außerdem fühlen wir Chinas neuem Trend der Seniorenreisen auf der Schiene nach.
Auch Deutschland stellen die demografischen Veränderungen vor große Herausforderungen, insbesondere im Bereich Pflege. Nils Bergemann hat mit mehreren Chinesinnen gesprochen, die als Pflegefachkräfte nach Deutschland ausgewandet sind. Sie berichten exklusiv von ihren Erfahrungen.
In diesem September gedenkt die Welt zudem „80 Jahre Kriegsende“ – im chinesischen Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression sowie im weltweiten Krieg gegen den Faschismus. Gleichzeitig jährt sich der Gründungstag der Vereinten Nationen zum achtzigsten Mal. Wir haben Thomas Rabe getroffen, den Enkel des berühmten John Rabe, der während der Schrecken des Nanjing-Massakers gemeinsam mit anderen Ausländern durch die Einrichtung einer Schutzzone über eine Viertelmillion Chinesen vor dem Tod bewahrt hat. Wir zeichnen die bewegende Geschichte von vier Generationen der Familie Rabe und ihre tiefe Verbundenheit zu China nach. He Jianhua, Forscher an der Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften und Vorsitzender der Shanghai UN Research Association, analysiert, warum wir die große Völkerfamilie der Vereinten Nationen unbedingt bewahren und schützen sollten.
Marieke Bossek, die Geschäftsführerin des German Centre Taicang und zugleich Mitglied des Aufsichtsrats der Firma German Centre for Industry and Trade Taicang, spricht im Interview mit „Dialog: China – Deutschland“ über die Investitionslaune deutscher Firmen in China. Trotz der Herausforderungen neuer Zölle wackle die Investitionsstrategie deutscher Unternehmen vor Ort nicht, sagt sie.
Auch die Kultur kommt in dieser Ausgabe nicht zu kurz: Am Beispiel der heute 28-jährigen Carolin Bernhard zeigen wir die große Wirkkraft von Austauschprogrammen, wie etwa im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen dem südostchinesischen Quanzhou und Neustadt an der Weinstraße. Außerdem tauchen wir ein in die Geschichte einer alten chinesischen Handwerkskunst – die Papierdrachenherstellung, und zeigen, wie sich Drachen vom antiken Erkundungsgerät zum modernen Freizeitvergnügen entwickelt haben.
Unser Redaktionsteam wünscht Ihnen eine spannende Lektüre!