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Chemiefirma Oxiranchem: Vom Hochschulunternehmen in die Privatwirtschaft

2019-04-04 15:23:00 Source:CRI Author:
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Von Ma Huiyuan 

  

In den Augen seiner Kollegen ist er ein „ausgeflippter Wissenschaftler“, manche bezeichnen ihn auch als „Großmeister der Chemie“: Die Rede ist von Zhu Jianmin, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Oxiranchem. Zhu ist zudem Mitglied des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV). Im Interview mit „China Today“ sagt er: „Ich habe mich aus Liebe und Leidenschaft unserem Unternehmen verschrieben und möchte meine Arbeit gerne noch lange fortsetzen.“ In 30 Jahren der unermüdlichen Forschung und Suche nach Antworten hätten sich sein persönliches Interesse an Wissenschaft und Technik sowie sein Unternehmungsgeist bereits zu einem Pflicht- und Sendungsbewusstsein entwickelt, sagt der Unternehmer aus Leidenschaft. 

  

 

Zhu Jianmin, Mitglied des Landeskomitees der PKKCV

und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Oxiranchem

 

Dabei sahen die Anfänge seiner Laufbahn alles andere als rosig aus: Im Jahr 1991 wurde der 31-jährige Zhu bei einer Explosion im Labor schwer verletzt. Er verlor sein rechtes Bein und entging nur knapp dem Tode. Dieses traurige Erlebnis bestärkte jedoch nur seinen Willen, die wissenschaftliche Forschung fortzusetzen. Nur ein Jahr später begründete Zhu auf Grundlage seiner Forschungsergebnisse im Bereich Hochtechnologie ein kleines Unternehmen, das an die Chemie-Fachhochschule Shenyang angeschlossen war. Heute ist aus der Firma der erfolgreiche Konzern Oxiranchem erwachsen, der an der chinesischen Börse notiert ist. Er ist heute das landesweit größte Unternehmen mit hervorstechenden Wettbewerbsstärken im Bereich der Verarbeitung von Epoxyethan und zugleich auch der weltweit größte Produzent von Schneidflüssigkeiten zur Herstellung von Silizium-Wafern für Solarbatterien. 

  

Am 1. November 2018 führte Staatspräsident Xi Jinping eine Diskussionsrunde mit privaten Unternehmern. Zhu zeigt sich begeistert von den dabei gesetzten Signalen zur Unterstützung der chinesischen Privatwirtschaft. Er sagt: „Diese bedeutende Veranstaltung hat ein neues Zeitalter für Chinas Privatunternehmen eingeläutet.“ 

  

Ein Hochschullehrer wechselt in die Geschäftswelt 

  

Zhu Jianmin ist in einem Wohnviertel für Armeeangehörige aufgewachsen. Im Jahr 1978 bestand er die Hochschulaufnahmeprüfung und wurde zu einem Studium am Zweigcampus Liaoyang der Shenyanger Chemie-Fachhochschule zugelassen. Es sollte der Beginn einer lebenslangen Verbindung mit dem Fachgebiet werden. „Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich gleich an der nach der Kulturrevolution (1966–1976) wieder eingeführten Hochschulaufnahmeprüfung teilnehmen konnte. Mein Studium begann gerade zu der Zeit, als in China die Reform und Öffnung eingeläutet wurde, und es bestärkte meinen Willen, mich der Wissenschaft und Technik zu verschreiben“, sagt der heutige Unternehmer.  

  

Nach seinem Fachhochschulabschluss bestand Zhu auch die Aufnahmeprüfung für ein Aufbaustudium. Er wurde Aspirant an der Dalian University of Technology. Während des Aufbaustudiums betrieb er intensive Forschungen über Epoxyethan und avancierte zu einem Vorreiter in diesem Fachgebiet. Nach Abschluss des Studiums nahm er zunächst eine Dozentenstelle an der Liaoyanger Fachhochschule für Petrochemie an. „Die Wahl des Forschungsthemas, mit dem wir uns damals befassten, begründete die landesweit führende Position unseres Teams in diesem Bereich“, erinnert sich Zhu zurück. Mit scharfem Geschäftssinn spürte er den großen Wert, der in den fortgeschrittenen Forschungsergebnissen schlummerte. So schlug er den Weg ein, die Ergebnisse in die industrielle Anwendung zu bringen.  

  

In die Geschäftswelt einzusteigen, war der vorherrschende Trend für chinesische Wissenschaftler und öffentlich Bedienstete zu Beginn der 1990er Jahre. Diesem Trend folgend begründete Zhu mit seinen beiden Kollegen Liu Zhaobin und Dong Zhenpeng das Unternehmen Oxiranchem.  

  

Der Schlüssel zum erfolgreichen Übergang von einem Forscherteam zu einem kleinen Unternehmen, das an die Liaoyanger Hochschule angeschlossen war, habe in der wissenschaftlich-technischen Innovation gelegen, die die Firma geschaffen habe, sagt Zhu. Durch sie habe sich die anfangs kleine Firma zu einem landesweit führenden Konzern gemausert. „Wissenschaftlich-technische Innovation ist unserem Unternehmen in Fleisch und Blut übergegangen“, betont der heutige Topunternehmer. 

  

Von der selbstständigen zur integrativen Innovation 

  

„Unser Unternehmen hat eine universitäre Tradition und ist einem Forscherteam entsprungen. In den acht Jahren an der Fachhochschule wurde ein Mitarbeiterkontingent geformt und gestählt. Das hat die Grundlage für unsere durch Lehre und Forschung geprägte Unternehmenskultur geschaffen. Zwei Drittel der Belegschaft sind mit mir bis heute per Du“, erzählt der einstige Hochschuldozent. 

  

In der zweiten Hälfte des Jahres 1999 wurde das Zugehörigkeitssystem der Hochschule reformiert. Zhus Unternehmen stand damit an einem Scheidepunkt: entweder es wurde geschlossen oder in ein Privatunternehmen umgewandelt. „Oxiranchem steht für jede Menge Herzblut und harte Arbeit, die Firma war wie unser eigenes Kind. Ohne Zögern haben wir bei der Hochschule gekündigt und den Gang in die Privatwirtschaft gewagt“, erinnert sich Zhu zurück.  

  

Zu Beginn der Jahrtausendwende wurde das Unternehmen also in einen Privatbetrieb umgewandelt. Nach dem modernen Modell der Corporate Governance wurde das System der Aktienrechte eingeführt. „Dieses System befördert den gemeinsamen Aufbau und die gemeinsame Teilhabe an den Früchten der Entwicklung“, sagt Firmenbegründer Zhu.  

  

Bei der Entwicklung neuer Produkte richtete die umorganisierte Firma ihren Fokus auf die Produktion von speziellen Schneidflüssigkeiten, die für Silizium-Wafer von Solarbatterien benötigt werden, und intensivierte zudem die zukunftsträchtige Forschung über neue Energien. In jenen Jahren nahm gerade der Industriezweig Fotovoltaik einen Aufschwung in China. 2010 verkaufte die Firma 120.000 Tonnen Schneidflüssigkeiten für Silizium-Wafer und sicherte sich einen inländischen Marktanteil von 75 Prozent. 

  

Am 20. Mai 2010 gelang der Firma der Börsengang. Damit wurde Oxiranchem die erste börsennotierte Firma für Epoxyethan-Verarbeitung sowie die zweite Firma aus den alten nordostchinesischen Industriebasen, die an der Börse für neue Wachstumsunternehmen notiert wurde.  

  

Dazu sagt Zhu: „Nach dem Börsengang konzentrierten wir uns auf eine transparente und standardisierte Gestaltung unseres Unternehmens. Zudem legten wir in den darauf folgenden Jahren großen Wert auf die Entwicklung eines Epoxyethan-Derivates, nämlich des Polyethermonomer-Wasserreduzierers. Dieser Stoff ist ein wichtiger Werkstoff, der im Bereich des infrastrukturellen Aufbaus Verwendung findet, insbesondere bei der Herstellung hochwertigen Betons.“ Und er fährt fort: „2014 habe ich an einer Veranstaltung der APEC in Beijing teilgenommen. Ich schenke der von Staatspräsident Xi Jinping formulierten Seidenstraßeninitiative große Aufmerksamkeit. Unsere Produkte stehen in engem Zusammenhang mit infrastrukturellen Aufbauprojekten und finden über die Initiative auch zunehmend den Weg ins Ausland.“ 

  

„Selbstständige Innovation bildet weiterhin die Grundlage unseres Unternehmens“, sagt Zhu. Doch im Zuge der Erweiterung des Produktionsumfangs könne eigene Innovation alleine den Bedarf nicht mehr decken. Deshalb habe man die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen zur gegenseitigen Ergänzung von jeweiligen Stärken aufgenommen. „Wir arbeiten mit inländischen und ausländischen Experten zusammen und stellen unsere Kernkompetenz zur Verfügung“, erklärt Zhu hierzu.  

  

Im Jahr 2018 entwickelte Oxiranchem zusammen mit dem renommierten Professor Zhang Suojiang, Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, ein Verfahren zur industriellen Anwendung in Festkörper verwandelter ionischer Flüssigkeiten. Die Neuerung stellte eine weltweite Pionierleistung dar. Doch noch wichtiger ist, dass dieser technologische Durchbruch den Weg zur Benutzung von Kohlendioxid als Ressource und zur Verwirklichung einer grünen, kohlenstoffarmen und nachhaltigen Entwicklung von Unternehmen geebnet hat. 

  

Für das Unternehmen Oxiranchem ist die Hochschule ein Inkubator und zugleich folgt das Unternehmen dem staatlichen Aufruf, die Berufsausbildung zu fördern. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich die Firma an Lehre und Forschung am Institut für Petrochemie der Open University of China und gründete in Zusammenarbeit mit dem Zweigcampus Liaoyang der Chemie-Fachhochschule Shenyang die Bildungsanstalt „Institut Oxiranchem für Petrochemie“. „Wir und andere Unternehmen brauchen gut ausgebildete Fachkräfte. An der Fachhochschule spricht man mich noch immer mit Lehrer Zhu an“, so der ehemalige Hochschuldozent. 

  

Neue Chancen beim Schopfe packen 

  

„Nach dem XIX. Parteitag der KP Chinas setzte sich unser Unternehmen ein neues Ziel: Bis zum Jahr 2035 wollen wir zu einem Branchenführer auf Weltniveau werden. Weltweit führende Unternehmen sind letztendlich die Stütze für ein global bedeutendes und starkes Land“, sagt Zhu. Zur Diskussionsrunde unter Vorsitz des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping Ende vergangenen Jahres sagt er: „Ich war äußerst beeindruckt davon. Auf dem XIX. Parteitag wurde der Begriff ,Eintritt ins neue Zeitalter‘ unterstrichen. Ich denke, wie gesagt, dass auch diese Diskussionsrunde ein neues Zeitalter eingeläutet hat, nämlich ein neues Zeitalter für die Entwicklung der chinesischen Privatwirtschaft. Wir sehen heute früher nie da gewesene Chancen und wir sollten sie beim Schopfe packen.“ 

  

Aus Zhus Sicht sehen sich Chinas Privatunternehmen mit einer Reihe von Problemen in Bereichen wie Markterschließung, Finanzierung und Transformation konfrontiert. Außerdem träten vor dem Hintergrund des Wandels des internationalen wirtschaftlichen Umfeldes, insbesondere durch die chinesisch-amerikanischen Handelsstreitigkeiten, und der Reform der Angebotsseite neue Herausforderungen auf.  

  

Als Mitglied des PKKCV-Landeskomitees unterbreitete Zhu auf der Jahrestagung im März dieses Jahres zwei Anträge zu Themen der substanziellen Steuerentlastung und Gebührenermäßigung sowie des Aufbaus einer Plattform für Technologietransfer. Er schlug vor, sobald wie möglich Maßnahmen zur Steuerentlastung und Gebührenermäßigung auszuarbeiten und diese bekannt zu geben. „Insbesondere sollten die Mehrwert- und die Körperschaftssteuer für Unternehmen gesenkt werden, damit Firmen wirklich entlastet werden und ein Umfeld für fairen Wettbewerb und nachhaltige Entwicklung geschaffen sowie die gesunde Entwicklung der Privatunternehmen gefördert wird“, sagt Zhu. Der Unternehmer rät für die strategisch bedeutenden und aufstrebenden neuen Industrien sowie die Gebiete der staatlichen Entwicklungsstrategie, denen die strukturelle Reform der Angebotsseite gilt, eine differenzierte und präzise Politik der Steuer- und Gebührenentlastung durchzuführen. 

  

„Während der Diskussionsrunde mit Privatunternehmern nannte Xi Jinping sechs Maßnahmen zur Förderung der Privatwirtschaft, und auf der Zentralen Wirtschaftskonferenz Ende 2018 wurde die Politik zur Unterstützung der privatwirtschaftlichen Entwicklung betont. In seiner Neujahransprache unterstrich Xi Jinping, man müsse erreichen, dass die Privatunternehmen zunehmend ein Gefühl der Teilhabe an den Entwicklungsfrüchten verspürten. Im Hinblick darauf blicken wir voller Zuversicht in die Zukunft“, sagt Zhu zum Abschluss.   

  

 

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