Von Zou Lei*
Am 5. November 2019 öffnete Chinas zweite Internationale Importmesse (CIIE) im National Exhibition and
Convention Center in Shanghai ihre Pforten. Auf der Eröffnungszeremonie hielt Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine Grundsatzrede mit dem Titel „Öffnung und Zusammenarbeit zum Teilen des gleichen Schicksals“.
Am 5. November 2019 öffnete Chinas zweite Internationale Importmesse (CIIE) ihre Pforten. Die Veranstaltung stellt ein wichtiges Signal Chinas in Bezug auf seine neue Runde der Öffnung nach außen dar. Mit dem Großevent setzt die Volksrepublik ihre Marktöffnung fort und ergreift zudem konkrete Maßnahmen, um den Aufbau einer offenen Weltwirtschaft voranzutreiben und die wirtschaftliche Globalisierung zu unterstützen.
Die Prinzipien der Öffnung und Kooperation ziehen sich dementsprechend auch wie ein roter Faden durch die Grundsatzrede, die Chinas Staatspräsident Xi Jinping auf der Eröffnungszeremonie der Messe am 5. November hielt. In seiner Rede zeigte Xi der Weltwirtschaft die Richtung auf, um aus der derzeitigen, schwierigen Situation herauszufinden. Xi Jinping bekräftigte Chinas feierliches Versprechen zum weiteren Ausbau der Öffnung, „um anderen Ländern mehr Markt-, Investitions- und Wachstumschancen zur gemeinsamen Entwicklung zu bieten“.
Öffnung auf höherem Niveau
In den vergangenen 40 Jahren der Reform und Öffnung hat China seine Integration in den Prozess der wirtschaftlichen Globalisierung aus eigenem Antrieb beschleunigt. Tiefe und Breite seiner Öffnung nach außen wurden dabei ständig ausgebaut. Angesichts der merklichen Veränderungen des äußeren Umfeldes, mit denen sich die Volksrepublik konfrontiert sieht, betonte Xi Jinping in seiner Rede auf der CIIE: „An einem neuen historischen Ausgangspunkt stehend wird China seine Tür noch weiter öffnen. (...) Wir werden konsequent die Öffnung nach außen als grundlegende Staatspolitik betrachten und daran festhalten, Reform, Entwicklung und Innovation durch noch mehr Öffnung zu fördern, um die Öffnung auf höherem Niveau nachhaltig voranzutreiben.“
Für die neue Runde der Öffnung nach außen, die nun auf höherem Niveau vonstattengehen soll, stellt die CIIE also ein Schlüsselprojekt dar. Die internationale Messe dient nämlich dazu, den Umfang der Öffnung auszubauen, die Öffnungsbereiche zu vermehren und das Öffnungsniveau zu erhöhen, um so die Kanäle der Öffnung ständig zu erneuern, die Standortverteilung zu optimieren und die Qualität der Öffnung zu steigern.
Die CIIE 2019 zeigt, dass Chinas Öffnung und seine Kooperation mit dem Ausland einen tief greifenden Wandel erlebt haben. Es hat ein Übergang von der früheren Integration in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung und in bestehende Handelsnetze hin zum aktiven Angebot chinesischer Lösungskonzepte stattgefunden, was eine gravierende Veränderung darstellt.
Während in der Vergangenheit dem Export von Waren „Made in China“ höhere Priorität beigemessen wurde, praktiziert China heute eine aktive Importpolitik und strebt eine ausgeglichene Entwicklung von Im- und Export an. Beim Einführen ins Inland wurde früher großes Gewicht auf die Anziehung auswärtiger Investitionen gelegt, während China heute auf eine Kombination aus ersterem und der Steigerung der Importe setzt. Umgekehrt lassen sich auch beim „Ins-Ausland-Gehen“ tiefe Veränderungen beobachten. Früher legte China vor allem Wert auf die Erschließung des Weltmarktes, während heute dem Bedarf des inländischen Marktes gleiche Beachtung geschenkt wird. Während in der Vergangenheit der Warenimport die Hauptrolle bei den Einfuhren spielte, wird heute eine koordinierte Entwicklung von Waren- und Dienstleistungshandel gefördert. Auch die Struktur der nach China exportierenden Länder hat sich verändert. Während früher die Industrienationen sowie die rohstoffproduzierenden Länder die Hauptrolle in diesem Gefüge spielten, treten heute Industrie-, Entwicklungs- und unterentwickelte Länder gleichsam auf den Plan. Aufgrund all dieser Veränderungen zeichnet sich immer deutlicher ein Bild der Öffnung Chinas im neuen Zeitalter ab.
Staatspräsident Xi Jinping erklärte diesbezüglich: „Chinas Öffnung richtet sich nach allen Seiten und deckt verschiedenste Bereiche ab. Dadurch wird die Herausbildung eines allseitig ausgerichteten neuen Gefüges der umfassenden Öffnung beschleunigt.“ Um diese neue Öffnung nach außen in einem weiteren Schritt auszubauen, setzt die Volksrepublik alles daran, ihren Markt weiter zu öffnen, das Öffnungsgefüge weiter zu vervollkommnen, das Geschäftsumfeld weiter zu optimieren, die multilaterale Zusammenarbeit zu vertiefen und die Umsetzung der Seidenstraßeninitiative voranzubringen.
Die CIIE dient in erster Linie dazu, diese wichtigen Öffnungsmaßnahmen aktiv umzusetzen. Des Weiteren schlüpft sie in die Rolle eines Katalysators und bildet gleichzeitig auch eine Plattform, die den Außenhandel, die Anziehung auswärtiger Investoren und die Investitionen ins Ausland verbindet. Dadurch wird es leistungsstarken Unternehmen aus verschiedenen Ländern ermöglicht, die großen Chancen des chinesischen Marktes beim Schopfe zu packen. Außerdem bildet die Messe einen wichtigen Träger zur Aufwertung der Seidenstraßeninitiative hin zu einer noch hochwertigeren Entwicklung, damit die Früchte der Öffnung und Zusammenarbeit zwischen China und dem Ausland allen Völkern entlang den Routen zunehmend zuteil werden.
Chinas Konsumption fördert die Fluktuation internationaler Produktionsfaktoren
In seiner Grundsatzrede betonte Xi Jinping: „China hat eine Bevölkerung von nahezu 1,4 Milliarden Menschen und verfügt über die weltweit größte Menschengruppe mittleren Einkommens. Der Umfang des chinesischen Marktes ist riesig und sein Potenzial enorm. Insofern bietet dieser in Zukunft bisher unbekannte Möglichkeiten.“
Seit dem Eintritt der chinesischen Wirtschaft in die Phase der hochwertigen Entwicklung bilden Inlandsnachfrage und -konsum den Hauptmotor für Chinas Wirtschaftswachstum. Chinas Bevölkerung sehnt sich nach einem besseren Leben. China ist heute einerseits der weltweit wichtigste Produktionsstandort und reift andererseits zum weltweit größten und am schnellsten wachsenden Konsummarkt. Hier zeichnet sich also ein Doppelcharakter ab: China ist sowohl Weltfabrik als auch Weltmarkt. Diese Veränderungen führen dazu, dass China seine Importe noch aktiver ausbaut und seine Produktion und Konsumption unter Zuhilfenahme der globalen Ressourcen auf ein neues Niveau hebt, damit durch Öffnung und Kooperation eine hochwertige Entwicklung und ein hoher Lebensstandard erreicht werden.
Die CIIE in Shanghai dient zweifelsohne zum weiteren Ausbau der Importe, liefert aber zugleich auch eine chinesische Vision für eine bessere globale Ressourcenverteilung. Derzeit und in Zukunft läuft der Ausbau der Einfuhren darauf hinaus, durch die Nutzung globaler, hochwertiger Ressourcen den wachsenden Bedarf des chinesischen Konsummarktes zu decken. Dazu betonte Chinas Staatspräsident: „China wird den Im- und Export, den Waren- und Dienstleistungshandel, den bilateralen Handel und die gegenseitigen Investitionen sowie auch die koordinierte Entwicklung von Handel und Produktion vorantreiben und eine geordnete und freie Fluktuation von inländischen und internationalen Produktionsfaktoren sowie eine hocheffiziente Ressourcenallokation und die tief greifende Integration der Märkte fördern.“
Die CIIE ist zudem auch als offene und importfördernde Plattform anzusehen, auf der globale Ein- und Verkäufe getätigt werden. Sie umfasst den Waren- und Dienstleistungshandel und präsentiert sowohl verschiedenste hochwertige Alltagskonsumgüter als auch zahlreiche industrielle Spitzenprodukte, die zur Niveauhebung und Transformation der Produkte „Made in China“ beitragen. Durch ihre Plattformeffekte und ihr grünes Licht für Importe wird die präzisere Ankoppelung der chinesischen Nachfrage an das internationale Angebot durch die CIIE beschleunigt. Viele hochwertige ausländische Waren und Dienstleistungsgüter, die bislang in China noch wenig bekannt waren, finden somit neue Chancen und Kunden. Die Bedürfnisse der chinesischen Verbraucher individualisieren, diversifizieren und differenzieren sich zunehmend und sie können dank der gezielten Anstrengungen heute noch besser befriedigt werden.
Eine offene Weltwirtschaft aufbauen
Derzeit durchläuft die Weltwirtschaft einen tief greifenden Wandel. Protektionismus und Unilateralimus sind auf dem Vormarsch, die wirtschaftliche Globalisierung stößt auf Probleme und der Multilateralismus sowie das freie Handelssystem stoßen auf Gegenwind. Instabile und unwägbare Faktoren nehmen zu und die Risiken und Herausforderungen verschärfen sich. Xi Jinping betonte vor diesem Hintergrund: „Kein Land vermag es, die Probleme, mit denen sich die Weltwirtschaft in ihrer Entwicklung konfrontiert sieht, im Alleingang zu lösen. (...) Wir sollten eine noch aufgeschlossenere Haltung einnehmen und weitere Öffnungsmaßnahmen ergreifen, den Kuchen des Weltmarktes vergrößern und die Mechanismen der globalen Teilhabe konsolidieren sowie der globalen Zusammenarbeit neues Leben einhauchen. Je mehr Triebkraft wir der Weltwirtschaft durch unsere gemeinsamen Anstrengungen verleihen, desto besser; je intensiver wir Hindernisse verringern, desto förderlicher.“
Die CIIE ist für die Volksrepublik im neuen Zeitalter ein neuer Ansatzpunkt zum Ausbau der Öffnung ihres inländischen Marktes und für andere Länder eine neue große und offene Kooperationsplattform größter Inklusivität. Wie bereits erwähnt, dient die Messe auch als Kanal, der dem Handel zügig grünes Licht gibt, wodurch die Volksrepublik auf globaler Ebene ihre Gesamtnachfrage und den Gesamtumfang ihres Handels erweitert. Dadurch wird auch dem Wachstum der Weltwirtschaft neuer Schub verliehen. Durch Wort und Tat zur gemeinsamen Entwicklung übernimmt China seine gebührende Verantwortung und seine Pflichten im globalen Wandel. Dies zeigt auch, dass die Volksrepublik beim Aufbau einer offenen Weltwirtschaft von der Rolle eines integrativen Teilnehmers zum aktiven Erbauer und Schrittmacher gereift ist.
In den kommenden 15 Jahren werden Chinas Waren- bzw. Dienstleistungsimporte Schätzungen zufolge jeweils die Marke von 30 bzw. 10 Billionen US-Dollar knacken, wodurch verschiedenen Ländern große, stabile und nachhaltige Möglichkeiten für den Ausbau ihrer Exporte nach China geboten werden. Diese Länder können so beachtliche Exporteinnahmen erwirtschaften, die langfristige Entwicklung relevanter Industriezweige vorantreiben und die Beschäftigung nachhaltig ausbauen. Kurzum, ihrer Bevölkerung wird größeres Wohlergehen beschert.
Für die Industrienationen verspricht Chinas weitere Öffnung Zugang zu einem breiten Markt für High-End-Industrie und zukunftsweisende Dienstleistungen. Die Entwicklungsländer können neben traditionellen Kooperationsbereichen wie Mineralien, Ressourcen und Getreide neue Marktfelder und Geschäftschancen auf dem diversifizierten chinesischen Markt finden. Die unterentwickelten Länder erhalten die Chance, sich in die globale Wertschöpfungskette zu integrieren, durch Exportsteigerung ihre Fähigkeiten zur selbstständigen Entwicklung zu stärken und damit auch zur Verwirklichung der UN-Agenda 2030 beizutragen.
Nicht zuletzt bildet die CIIE einen wichtigen Vorstoß der Volksrepublik zur Umsetzung des Konzeptes der Zusammenarbeit zum gemeinsamen Gewinnen. Das Großevent entspringt zwar diesem chinesischen Konzept, richtet sich jedoch an die ganze Welt. Die Messe fungiert letztlich also als öffentliches Gut im Interesse aller Seiten. Es gibt guten Grund, zu erwarten, dass diese öffentliche Plattform für die internationale Gemeinschaft einen neuen und noch größeren Beitrag zum Aufbau einer offenen Weltwirtschaft und einer weltweiten Schicksalsgemeinschaft leisten wird.
*Der Autor ist Direktor des Forschungszentrums für Öffnungsstrategie an der Parteischule des Parteikomitees der Stadt Shanghai.