Gute Geschäfte auch in Corona-Zeiten: Die Gitarren aus Zhengan werden ins In- und Ausland versandt.
Von Ma Li
Am Vormittag des 18. Mai machte sich Zheng Chuanjiu, Abgeordneter des Nationalen Volkskongresses, aus Guizhou in Richtung Beijing auf, um an den Jahrestagungen des Nationalen Volkskongresses (NVK) und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) teilzunehmen. Er reiste zunächst von seiner Heimat im Kreis Zhengan der Stadt Zunyi in die Provinzhauptstadt Guiyang. Von dort trat die Delegation der NVK-Abgeordneten dann die Weiterreise in die chinesische Hauptstadt an.
Bevor Zheng seine Heimat verließ, ging er noch einmal in die Werkhalle seiner Gitarrenfirma in der wirtschaftlichen Erschließungszone des Kreises Zhengan, um den Warenversand ein letztes Mal zu prüfen. Danach postete er einen Kommentar im WeChat-Freundeskreis: „Dank der staatlichen Unterstützung können wir auch in Corona-Zeiten jede Woche Produkte in verschiedene Länder versenden.“
Gute Kombination aus Regierungshilfe und Industrieentwicklung
Der Kreis Zhengan liegt in einem tiefen Tal, umgeben von hohen Gebirgen. Wer hätte gedacht, dass sich hier Chinas größter Standort für Gitarrenproduktion befindet? Insgesamt 27 renommierte Unternehmen stellen hier ihre hochwertigen Seiteninstrumente her, insgesamt sechs Millionen Exemplare pro Jahr. Die hochwertigen Instrumente werden in mehr als 30 Länder und Regionen verkauft.
Nachdem der COVID-19-Ausbruch im Land die Produktion für einige Wochen stillgelegt hatte, nahm man bereits Anfang März wieder die Arbeit auf. Doch schon Ende März drohte nahezu 30 Unternehmen der wirtschaftlichen Erschließungszone erneut ein Produktionsstopp. Was war geschehen? „Angesichts der Ausweitung der COVID-19-Pandemie forderten unsere Kunden in Übersee, wenn sie ihre Bestellung nicht ohnehin längst storniert hatten, den Versand erst einmal auf Eis zu legen“, erzählt Zheng Chuanjiu. Dadurch gerieten die örtlichen Gitarrenhersteller in eine wirtschaftlich prekäre Situation. „Eine Versandverzögerung um drei Monate hätte für uns bedeutet, dass sich hier 150.000 Gitarren in unseren Lagern gestapelt hätten. Dadurch wäre die Geldzirkulation von Millionen Yuan zum Stillstand gebracht worden“, so der Unternehmer und NVK-Abgeordnete.
Im kritischen Moment nahm die Lokalregierung die Unternehmen schließlich unter ihre Fittische, wodurch die temporären Schwierigkeiten überwunden werden konnten. Meng Xi, Direktor der wirtschaftlichen Erschließungszone, erklärt: „Die Produktion der Unternehmen durfte einfach nicht zum Stillstand kommen. Sonst hätte das die schwer erkämpften Erfolge der Armutsüberwindung in unserem Kreis wieder zunichte gemacht.“
Erst im März dieses Jahres war Zhengan offiziell der Sprung aus der Armut gelungen. Erfolgreich hatte man das staatliche Etikett des Armutskreises abgestreift. Die Gitarrenproduktion spielte dabei als wichtiger lokaler Industriezweig eine Schlüsselrolle. Ihre Entwicklung hat vielen Einheimischen den Weg aus der Armut geebnet. Insgesamt umfasst die Produktionskette der Branche im Kreis 72 Unternehmen unterschiedlicher Größe, in denen mehr als 14.000 Menschen beschäftigt sind.
Um die Produktionskette zu stabilisieren und die Erfolge der Armutsüberwindung zu konsolidieren, entschied sich die Kreisverwaltung, den örtlichen Gitarrenbauern von April bis Juli finanzielle Unterstützung zu gewähren. Dazu zählte eine Reihe von Fördermaßnahmen, etwa Bürgschaften durch die Kreisverwaltung oder die Vergabe vergünstigter Kredite durch diese. Zudem finanziert die wirtschaftliche Erschließungszone Kampagnen zur Kundenanwerbung und unterstützt den Anschluss an Chinas E-Commerce-Plattformen, um das Onlinegeschäft der Unternehmen anzukurbeln.
Doch auch die Unternehmen selbst legen trotz der kraftvollen Hilfen der Lokalregierung nicht einfach die Hände in den Schoß, sondern finden kreative Wege aus der Krise. So starteten sie etwa Vertriebsaktionen per Livestreaming und veranstalteten ein landesweites Online-Gitarrenfestival, um ihre Verkaufskanäle auszubauen. Alle Betriebe suchten, ganz wie es das chinesische Wort für Krise „weiji“ wörtlich nahelegt, „Chancen“ in der „Krise“ zu finden.
„Mittlerweile ist es den genannten 70 Unternehmen und auch anderen in der Produktionskette angesiedelten Betrieben gelungen, ihre Produktion zu normalisieren“, sagt Meng. Durch die Bestellungen aus dem Inland seien die Produktionsstätten der Branche im Großen und Ganzen wieder ausgelastet, so Meng. „Nachdem nun das Infektionsgeschehen in einigen Ländern abebbt, erholen sich auch die Auslandsbestellungen allmählich und unsere Produkte werden zunehmend wieder ausgeführt.“
Angesichts der negativen Folgen der Coronakrise haben die Lokalregierung und die örtlichen Unternehmen also gemeinsame Anstrengungen unternommen, um dem Abwärtsdruck zu trotzen, Beschäftigung und Industrieproduktion zu stabilisieren und so die Erfolge der Armutsüberwindung zu konsolidieren.
Industrieentwicklung stellt eine grundlegende Politik bei Chinas Armutsüberwindung dar. Derzeit werden 92 Prozent aller chinesischen Armen an den Maßnahmen zur Armutsüberwindung durch industrielle Entwicklung beteiligt. Auch 72 Prozent der bereits aus der Armut befreiten Bevölkerung profitiert von dieser Unterstützungspolitik. In den 52 verbleibenden Armutskreisen werden zurzeit 122 entwicklungsorientierte Industriezweige neu aufgebaut, wodurch mehr als drei Millionen weitere Menschen aus der Armut geführt werden sollen. Bei den aus der Armut geholten Menschen konnte so das jährliche Pro-Kopf-Einkommen im Schnitt um 1700 Yuan gesteigert werden.
Zügige Um- und stabile Neuansiedlung
In traditioneller Tracht: Für den Umzug in ihr neues Zuhause haben die Bewohner des Felsendorfes Atulieer ihr gesamtes Hab und Gut zusammengepackt. (Foto: Ake Jiushe)
Am frühen Morgen des 13. Mai packten Mouse Laluo und seine Frau Jike Jinniu aus dem kleinen Dorf Atulieer ihr Hab und Gut für den Umzug zusammen. Die beiden sind Angehörige der Yi-Nationalität und leben in Sichuan. Jike Jinniu hatte an diesem besonderen Tag extra ihre traditionelle Tracht und Schmuckstücke angelegt, die sie sonst nur an Festtagen trägt. Und der Anlass war letztlich auch denkbar feierlich: Das Ehepaar bezog ein neues Zuhause in einer Neubausiedlung in der nahegelegen Kreisstadt. Insgesamt 84 Haushalte mit 344 Angehörigen aus dem Dorf wurden auf diese Weise umgesiedelt. Für sie alle war im staatlichen Verzeichnis eine offizielle Armutsakte angelegt worden. Über Generationen lebten sie in dieser schwer zugänglichen Bergregion. Nach und nach wurden sie nun in Gebiete mit besseren Entwicklungsperspektiven umgesiedelt.
Atulieer liegt im Sizi-Gebirge, 1700 Meter über dem Meeresspiegel. Es gehört verwaltungsmäßig zum Kreis Zhaojue der Autonomen Präfektur Liangshan der Yi-Nationalität. Die schwierige geographische Lage schnitt die Dorfbewohner lange weitestgehend von der Außenwelt ab. Jedes Mal, wenn sie das Dorf verlassen wollten, mussten sie eine steile, 800 Meter hohe Felsenwand erklimmen, was dem Ort den Spitznamen „Dorf der steilen Felsen“ eingebracht hatte.
2015 sorgte ein Video landesweit für Aufmerksamkeit und machte das verschlafene Dörfchen mit einem Schlag berühmt. In dem Clip war zu sehen, wie Schulkinder auf einer Leiter aus Rotang an einer Felswand entlangkletterten. „Da der Weg so beschwerlich und auch gefährlich war, wohnten die Schulkinder damals meist zehn Tage am Stück in ihrer Schule am Fuß des Gebirges. Danach holten die Eltern sie wieder ab und legten gemeinsam mit ihnen den Weg nach Hause zurück, wo die Kinder dann fünf Tage frei hatten, bevor es wieder zurück ging“, erzählt Dorfvorsteher Pacha Youge. Das Entlangkraxeln an den steilen Felsenblöcken war nicht nur strapaziös, sondern auch gefährlich. „Manche der haltgebenden Fußtritte waren kleiner als Handflächen“, erinnert sich Pacha Youge. „Früher konnten die Dorfkinder erst mit neun Jahren den Unterricht aufnehmen, weil der Schulweg zuvor für sie einfach zu gefährlich war, selbst mit Hilfe der Eltern.“
Um den Schulweg weniger beschwerlich und sicherer zu machen, brachten die Lokalregierungen der Präfektur und des Kreises 2016 stählerne Leitern an und errichteten zudem einen Kindergarten im Gebirge. Auch erschloss man das Gebiet für Touristen, um den Einheimischen neue Einnahmequellen zu eröffnen. „Trotz alledem war es für uns noch immer schwierig, das Dorf zu verlassen“, erzählt Mouse Laluo. „Die Kinder mussten ja weiterhin die hohe Felsenwand hochklettern. Und für uns Erwachsene war es ebenfalls äußerst mühselig, Bedarfsartikel und Lebensmittel ins Dorf zu tragen.“
Die Entscheidung zur Umsiedlung sollte für die armen Bergbewohner schließlich die entscheidende Wende bringen. Insgesamt zählte das Dorf Atulieer einst 164 Haushalte, von denen – wie bereits erwähnt – 84 Haushalte umgesiedelt wurden. Die Wohnraumnorm für Umsiedlungen im Rahmen der Armutsüberwindung sieht vor, dass jeder Bewohner im neuen Zuhause über 25 Quadratmeter Wohnfläche verfügen soll. Dementsprechend wurde Mouse Laluos 4-köpfiger Familie eine neue möblierte 100-Quadratmeter-Wohnung zugeteilt. Dort gibt es nagelneue Möbelstücke wie Betten, Kleiderschränke und einen großen Esstisch. Unweit des neuen Zuhauses befindet sich eine Schule, die die zwei Kinder der Familie nun besuchen. „Das wichtigste ist, dass unsere Kinder in Zukunft ihren Lebensunterhalt nicht mehr wie wir früher der gelben Erde abtrotzen müssen“, sagt Familienvater Mouse Laluo. Heute blickt die Familie mit neuer Hoffnung in die Zukunft.
Dorfvorsteher Pacha Youge erklärt: „Durch den Umzug in die Kreisstadt kommen die Menschen heute in den Genuss besserer öffentlicher Ressourcen wie Bildung und medizinische Dienstleistungen. Erwachsene können einen Arbeitsplatz in der Kreisstadt finden oder Bergtourismus im alten Heimatdorf betreiben.“ Insbesondere diejenigen, die sich im Heimattourismus engagierten, erhielten von der Lokalregierung tatkräftige Unterstützung. Ziel sei es, dass sowohl die verbliebenen Bewohner des Bergdorfes als auch alle Umgesiedelten ein glückliches Leben führen und berufliche Erfüllung finden könnten, so der Basiskader. Mouse Laluo beispielsweise hat mittlerweile eine Arbeit auf einer Baustelle in der Kreisstadt gefunden, seine Frau jobbt in einem Restaurant ganz in der Nähe des neuen Zuhauses.
Kinder spielen auf dem Sportplatz vor ihrem neuen Zuhause in einer Neubausiedlung im Kreis Zhaojue, Provinz Sichuan. (Foto: Ake Jiushe)
„Der Umzug aus dem Gebirge stellt sicherlich nur den ersten Schritt dar. Noch wichtiger ist die Gewährleistung der Lebenshaltung nach der Umsiedlung“, sagt auch Zike Lage, Parteisekretär des Kreises Zhaojue. Der Umzug bilde die Grundlage, danach müsse das Problem der Beschäftigung gut gelöst werden, damit sich die Menschen in der neuen Umgebung einlebten und nicht wieder in die Armut abrutschten. Schrittweise sollen die Menschen so zu moderatem Wohlstand geführt werden, betont der Kader. „In diesem Jahr werden rund 18.000 arme Menschen bei uns auf ähnliche Weise umgesiedelt, wie wir es hier im Falle des Gebirgsdorfes gesehen haben. Im Umland der neuen Ansiedlungsgebiete wird außerdem der Aufbau moderner Landwirtschaftszonen gestartet, in denen die Umgesiedelten eine neue Beschäftigung finden können“, erklärt er weiter. Für diejenigen, die Schwierigkeiten hätten, eine Anstellung zu finden, da sie nicht die nötigen Qualifikationen mitbrächten, seien mehr als 5000 gemeinnützige Arbeitsplätze geschaffen worden, so der Lokalpolitiker.
Auch der Kreis Zhaojue insgesamt, in dem das „Dorf der steilen Felsen“ liegt, leidet unter extremer Armut, weshalb die Armutsüberwindung dort eine besonders harte Nuss darstellt, die es zu knacken gilt. Zurzeit gibt es kreisweit noch immer 55 Armutsdörfer, in denen 33.000 Menschen leben, für die Armutsakten angelegt wurden. Durch die Umsiedlung der armen Bewohner und die industrielle Entwicklung solle der „letzte Kilometer“ auf dem Weg aus der Armut gemeistert werden, betont Zike Lage.
Mit dem Umzug der Bewohner des Felsdorfes ist die groß angelegte Umsiedlung von 1,36 Millionen armen Menschen in ganz Sichuan im Rahmen der Lösung der Schlüsselprobleme bei der Armutsüberwindung bereits in die Schlussphase eingetreten. Durch Umsiedlung als wichtige Form der Armutsüberwindung sollen landesweit 9,6 Millionen Menschen aus ihrer prekären Lebenssituation geholt werden, die es ihnen aufgrund widriger Naturbedingungen unmöglich macht, sich selbst ausreichend zu ernähren.
Armutsüberwindung durch Cloud-Wirtschaft per Livestreaming
Wang Tao lebt eigentlich in Beijing. Zur Armutsüberwindung wurde der Kader jedoch nach Xinjiang entsandt. Am 10. Mai veranstaltete er von Beijing aus eine besondere Werbeaktion zur Absatzförderung hochwertiger Agrarprodukte aus Chinas Autonomem Gebiet der Uiguren.
Verkauf von Agrarerzeugnissen im Livestream: Im Kreis Yunyang der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing wird eine Promotion-Aktion für lokale Erzeugnisse live im Internet übertragen. Dies soll dabei helfen, lokalen Landwirten mehr Einnahmen zu verschaffen und die örtliche Armut zu überwinden.
Kader Wang bekleidet heute einen Posten im Amt für Handel, Industrie und Informatisierung in der Stadt Hetian in Xinjiang. Die Werbeaktion wurde per Livestreaming übertragen und die beworbenen lokalen Spezialitäten wie Pfannkuchen mit Rosenmarmeladefüllung und Rosenmarmelade in Gläsern gingen weg wie warme Semmeln. Insgesamt dauerte das Promotion-Event 90 Minuten und erreichte über eine halbe Million Zuschauer. Wang Tao und sein Team ernteten zudem 78.000 Likes.
Unter dem negativen Einfluss der COVID-19-Epidemie sei der Offline-Umsatz der Hetianer Agrarprodukte zwischen Januar und März stark zurückgegangen, sagt Wang. Die erfolgreiche Promotion per Livestreaming beweise das starke Potential der Onlinewirtschaft, so der Kader. Zurück in Hetian erhielt Wang gutes Feedback von verschiedenen zur Armutsüberwindung gegründeten Unternehmen. Die Manager sagten, dass sich der Umsatz durch die Online-Werbeaktion um 20 Prozent erhöht habe.
Aus dem entlegenen Hetian nahm der Transport der bestellten Waren früher noch eine relativ lange Zeit in Anspruch. Deshalb stellte Wang Verbindung zwischen Unternehmen und den örtlichen Postämtern her. Dank deren Unterstützung konnte das Problem mittlerweile gut gelöst werden.
Wer als Firma vor Ort neue Absatzkanäle wie Livestreaming oder passende Onlineplattformen ausloten möchte bzw. Unterstützung bei der Verbesserung der Logistik braucht, kann sich mit seinen Fragen an die Lokalregierung wenden. Und die unter ihrer Federführung veranstaltete Livestreaming-Promotion findet bei den Unternehmen großen Anklang. „Es geht nicht ausschließlich um Warenabsatz, sondern auch um die Stärkung der Marke Hetian. Wir sind 4500 Kilometer von Beijing entfernt. Doch das Livestreaming überbrückt diese räumliche Distanz und verbindet Hetian mit den Beijinger Konsumenten“, freut sich Wang.
Die Absatzförderung per Livestreaming trägt maßgeblich dazu bei, dass die Agrarprodukte aus Armutsgebieten noch schneller und gezielter ihren Weg zu Kunden in ganz China finden. In Corona-Zeiten gelangen sie beworben per Smartphone-Screen zu Verbrauchern in allen Landesteilen. Heute gibt es chinaweit etwa 10.000 Gemüse-Gewächshäuser und Werkstätten für Armutsüberwindung. Sie können zeitweilig in Studios zur Absatzförderung per Livestreaming umfunktioniert werden. Helfen tun dabei Bürgermeister, Kreis- und Gemeindevorsteher, die bei der Umsetzung unter die Arme greifen. Promotion per Livestreaming ist mittlerweile zu einem wichtigen Instrument der Armutsüberwindung gereift, das dabei hilft, die im Rahmen der Armutsüberwindung hergestellten Produkte gezielt an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Long Shixue, Vizedirektor des International Institute for Urban Development Beijing (IUD) sowie Leiter des Forschungszentrums für koordinierte Armutsüberwindung, Unterstützung und Kooperation, sagt, die Promotion per Livestreaming fördere die so genannte Cloud-Wirtschaft, in der chinesische Agrarprodukte online verkauft würden. Zur weiteren Verbesserung dieses neuen Verkaufsmodells sollte neben der Absatzförderung per Livestreaming auch Wert auf den traditionellen Offlineverkauf gelegt werden. Man hoffe, aus der Kombination von beidem einen Langzeitmechanismus zur Armutsüberwindung herauszubilden.
Laut Statistiken des chinesischen Handelsministeriums belief sich der landesweite Online-Einzelhandel mit Agrarprodukten im vergangenen Jahr auf 397,5 Milliarden Yuan, was einem 1,5-fachen Wachstum gegenüber 2018 entspricht. Mittlerweile hat die Zahl der ländlichen E-Commerce-Händler die Marke von 13 Millionen geknackt. Der neue Trend macht den ländlichen Raum nun auch für Wanderarbeiter, Hochschulabsolventen und ehemalige Armeeangehörige wieder attraktiv. Viele von ihnen zieht es zur Beschäftigung und Existenzgründung vermehrt wieder zurück in die ländliche Heimat. Und diese Rückkehr von Arbeits- und Fachkräften verleiht der Lösung von Schlüsselproblemen der Armutsüberwindung sowie dem Aufschwung des ländlichen Raums wichtige neue Impulse.