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Umfrage: Corona fördert grünen Lebensstil in China und stärkt das Umweltbewusstsein

2020-08-28 10:47:00 Source:China heute Author:
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Die Waldfarm Saihanba rund 300 Kilometer nördlich von Beijing war einst karges Ödland. Mittlerweile befindet sich hier der größte künstlich angelegte Wald der Welt. Für stressgeplagte Hauptstädter ist er ein beliebtes Naherholungsziel.

 

Von Zhang Li*

 

Die Corona-Epidemie geht auch an unserem Konsumbewusstsein und Einkaufsverhalten nicht spurlos vorbei. Vor Corona hatten wir uns bequem eingerichtet in unserem Alltag, auch wenn unser Lebenswandel und unsere Konsumgewohnheiten nicht selten hohe Kohlenstoffemissionen nach sich zogen. Doch vor dem Hintergrund der Epidemie gelangen immer mehr Menschen zu der Erkenntnis, dass viele dieser Annehmlichkeiten durchaus verzichtbar sind. Die Probleme unserer Erde sind eng mit dem Leben jedes einzelnen verbunden. Keiner von uns darf sich also seiner Verantwortung entziehen und nur auf sich selbst bedacht sein.

 

Die chinesische Umweltschutz-NGO Friends of Nature führte am 22. April, dem diesjährigen Tag der Erde, eine Umfrage durch, um herauszufinden, wie die Chinesen die Corona-bedingten Verhaltensveränderungen im Alltag beurteilen, und wie die Menschen in China in Zukunft kohlenstoffarm leben wollen.

 

An der Befragung, die sich über einen Monat erstreckte, nahmen mehr als 11.000 Eltern mit Kindern jünger als 15 Jahren, Studierende und Berufstätige aus China teil. Das Ergebnis: Die Epidemie hat die Lebenseinstellung vieler Chinesen verändert. „Körperliches Wohlbefinden“ sei einem der wichtigsten Anliegen geworden. Mehr als die Hälfte der Befragten drückte zudem ihre Bereitschaft aus, durch kohlenstoffarmes Konsumverhalten den Umweltschutz und die Klimasicherheit zu unterstützen. Die Studie ergab aber auch, dass sich die Menschen in China bei der Umsetzung eines kohlenstoffarmen Lebensstils mit zahlreichen Schwierigkeiten und Unsicherheiten konfrontiert sehen.

 

Änderung des Lebensstils

 

Der globale Kampf gegen Corona ist noch immer in vollem Gange. Ausmaß und Auswirkungen der weltweiten Gesundheitskrise gehen längst deutlich über den Bereich öffentliche Gesundheit hinaus. Wie hat die Krise das Verhalten der Chinesen verändert? Und wollen die Menschen in China diesen kohlenstoffarmen Lebensstil auch dann fortsetzen, wenn neue Konjunkturpläne zur Ankurbelung der Wirtschaft in vielen Ländern umgesetzt werden? Auch diesen Fragen ging die Friends-of-Nature-Studie nach.

 

Die Befragten - Eltern, Studierende und Berufstätige - gehören der Gruppe der wichtigsten Konsumenten und zentralen Entscheidungsträger in den kommenden 20 Jahren an. Die Umfrage zeigt, dass sich der Lebensstil dieser zentralen Gruppe während der Epidemie entscheidend gewandelt hat.

 

Während der Corona-Krise begannen mehr als 70 Prozent der Befragten, aus gesundheitlichen Gesichtspunkten wieder selbst zu kochen. Auch empfanden die Befragten die eigene Zubereitung von Mahlzeiten als wesentlich umweltfreundlicher, da sie zum Beispiel die Umweltverschmutzung durch Plastik-Einweggeschirre reduziere. Fast 40 Prozent der befragten Chinesen gaben an, eigenes Geschirr für das Verpacken von Lebensmitteln mitzubringen.

 

Auch im Bereich der Fortbewegung waren Veränderungen zu beobachten. Mehr Berufstätige und Studierende entschieden sich, zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. In Bezug auf den Konsum gaben mehr als 90 Prozent der Teilnehmer an, im Vergleich zu vor der Epidemie wesentlich seltener einzukaufen. 63,1 Prozent waren der Ansicht, dass sie durch die Reduzierung der Einkaufshäufigkeit entdeckt hätten, dass einige Waren nicht unbedingt nötig seien und es gut sei, die Dinge effektiv zu nutzen und nichts zu vergeuden. 

 

Auch bei der Frage, was im Leben wirklich wichtig sei, haben sich die Prioritäten verschoben. So erklärten 76,6 Prozent der befragten Chinesen, dass sie den Themen Gesundheit und medizinische Versorgung nun mehr Aufmerksamkeit schenkten. 53,9 Prozent der Teilnehmer lagen Themen im Bezug auf die Veränderung der natürlichen Umwelt und Wildtiere am Herzen, was darauf hindeutet, dass der Natur- und Umweltschutz an Rückhalt in der chinesischen Gesellschaft gewinnt. Mehr als 90 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass die Umwelt und das Klima eng mit unserem Leben verbunden seien.

 

Angesichts der Corona-Epidemie sind neue Lebens- und Arbeitsmodelle wie Homeoffice, kontaktlose Dienstleistungen und die Reduzierung von Reisen im Aufwind. Dies zeigt die starke Fähigkeit der Menschen, sich in kürzester Zeit einem umweltfreundlichen und kohlenstoffarmen Entwicklungsmodell von Wirtschaft und Gesellschaft anzupassen. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage geben eine Idee davon, wie die Zukunft menschlichen Zusammenlebens nach der Epidemie idealerweise aussehen könnte. Diese Zukunft bezieht sich dabei nicht nur auf die Erwartungen der Menschen an ein besseres Leben, sondern auch auf die Gesundheit und Nachhaltigkeit der Erde.

 

Umweltfreundlicheres Leben nach Corona?

 

Laut Umfrage der NGO hat die aktuelle Coronakrise mehr als 98 Prozent der chinesischen Befragten stärker für „unsichtbare“ Herausforderungen sensibilisiert. Dazu zählen die vom Klimawandel verursachten extremen Wetterbedingungen oder Infektionskrankheiten, welche die Lebenssicherheit der Menschen bedrohen; Umweltverschmutzung, welche die eigene Gesundheit und die der Familie beeinträchtigt; und Ressourcenknappheit, welche sich auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt. Jede der oben genannten Aspekte wurde jeweils von mehr als 70 Prozent der Befragten als zentrale unsichtbare Bedrohung eingestuft.

 

In Bezug auf die Wahrnehmung der Beziehung zwischen Mensch und Natur stimmten mehr als 60 Prozent der chinesischen Befragten der Aussage zu, die Ressourcen der Erde seien begrenzt. 79,5 Prozent waren der Ansicht, Menschen hätten nicht das Recht, aus eigenen Interessen heraus die Umwelt zu schädigen. Immer mehr Chinesen finden also, dass nicht der Mensch, sondern ein intaktes Ökosystem im Mittelpunkt stehen sollte. Dieser Denkansatz ist letztlich eine wichtige Grundlage für die Schaffung einer schönen Umwelt und für mehr Klimaschutz.

 

Die Umfrage offenbarte allerdings auch unzulängliche Kenntnisse in Bezug auf Umwelt- und Klimafragen. Fast 50 Prozent der Befragten war nicht bewusst, dass der Anstieg des Energie- und Lebensmittelverbrauchs die Umwelt beeinflussen kann. Was die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Umwelt betrifft, gibt es große Unterschiede in den Einstellungen. Einige Grundkenntnisse zur CO2-Reduktion müssen also noch weiter verbreitet werden, so das Fazit der Autoren.

 

Darüber hinaus hatten die Befragten Schwierigkeiten bei der Beurteilung kohlenstoffarmer Produkte. Dies sei der Hauptgrund, weshalb sie sich nicht für einen kohlenstoffarmen Verbrauch entschieden, urteilen die Macher der Studie. Einige Befragte waren außerdem der Ansicht, dass kohlenstoffarme Produkte zu teuer seien.

 

Die Corona-Epidemie hat die Welt entschleunigt, unser gesamtes Leben ist merklich langsamer geworden. Die als positiv erlebten Veränderungen in den Bereichen Essen, Verkehr und Konsum haben bewiesen, dass wir durchaus in der Lage sind, einen Lebensstil zu praktizieren, der besser für uns und unseren Heimatplaneten ist. Ein Wandel hin zu kohlenstoffarmem Konsumbewusstsein und -verhalten und in der Folge damit zu einem besseren Leben erfordert letztlich aber die gemeinsame Anstrengung von uns allen, auch nach Corona.

 

*Zhang Li ist Journalist von „China Environment News“.

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