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Chinas Artenschutz: Erhaltung der Biodiversität im Rahmen der Vereinten Nationen

2020-10-30 09:12:00 Source:China heute Author:
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Das Naturschutzgebiet Zhalong in der Provinz Heilongjiang bildet einen geeigneten Schutzort für Mandschurenkraniche. 

 

Von Li Nan*

 

Eigentlich waren die Menschen rund um den Globus guter Hoffnung, dass 2020 ein goldenes Jahr für die Biodiversität werden würde. Es sollten entscheidende Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels getroffen werden. Denn schließlich feiern die Vereinten Nationen in diesem Jahr ihren 75. Gründungstag und während der diesjährigen UN-Generalversammlung sollte der erste UN-Gipfel zur Biodiversität auf Ebene der Staats- und Regierungschefs stattfinden. Auch Konferenzen der Vertragsparteien des „UN-Rahmenübereinkommens zum Klimawandel“ sowie des „Übereinkommens über biologische Vielfalt“ waren geplant. 

 

Doch es sollte anders kommen. Denn bereits kurz nach Jahresbeginn prasselte eine Reihe desaströser Ereignisse auf die Welt ein - darunter das Wüten von Waldbränden, Heuschreckenplagen und nicht zuletzt die COVID-19-Pandemie, die Welt noch immer in Atem hält. All das hat die Weltwirtschaft und das gesellschaftliche Leben gezeichnet und ermahnt uns, unsere Beziehung zur Natur erneut zu überdenken und Überlegungen anzustellen, wie unsere Ökosysteme in Zukunft wiederhergestellt und die biologische Vielfalt geschützt werden kann, damit das Wohlergehen der Menschheit und die langfristige Entwicklung unserer Welt gewährleistet werden kann. 

 

Chinas erfolgreiche Praxis wird zum Wegweiser

 

1987 gründete das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, kurz UNEP genannt, eine provisorische Arbeitsgruppe für biologische Artenvielfalt. In einem nächsten Schritt wurde dann dank der gemeinsamen Anstrengungen juristischer und technischer Experten sowie zwischenstaatlicher Verhandlungskommissionen eine erste Vorlage des „Übereinkommens über biologische Vielfalt“ (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) erstellt. Dieser Text wurde auf der UNEP-Konferenz im Juni 1992 allen Mitgliedstaaten zur Unterzeichnung vorgelegt. Am 20. Dezember 1993 trat das Papier offiziell in Kraft. Bisher sind ihm 196 Staaten beigetreten. 

 

In der Übereinkunft ist die Vision formuliert, bis 2050 „die harmonische Koexistenz zwischen Mensch und Natur“ zu verwirklichen. Hierfür wurden gemeinsam drei große Ziele abgesteckt: die Erhaltung der biologischen Vielfalt, eine nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen und ein gerechter Vorteilsausgleich aus der Nutzung genetischer Ressourcen. 

 

Dank des großen Engagements aller Vertragsparteien wurde eine Reihe von Protokollen, Beschlüssen und Strategieplänen erstellt und angenommen. Zudem optimierte man gemeinsam schrittweise die bestehenden Mechanismen für wissenschaftliche und politikbezogene Forschung, für die Umsetzung der gesteckten Ziele, für gemeinsame Informationsteilhabe, die Allokation von Geldmitteln sowie für den Technologietransfer und die Stärkung der Entwicklungsfähigkeiten der Entwicklungsländer.

 

Obwohl die Vertragsparteien des Übereinkommens, dessen Sekretariat und die untergeordneten Institutionen und Organisationen neue Vereinbarungen über die Aufstockung von Finanzmitteln sowie die Verbesserung der Implementierungsmechanismen erzielen konnten, zeichnet sich aus natürlichen Gründen dennoch ein deutlicher Rückgang der biologischen Vielfalt ab. Laut dem vom World Wide Fund of Nature (WWF) veröffentlichten „Living Planet Report 2020“ gab es bei den Wirbeltieren zwischen 1970 und 2016 einen alarmierenden Artenrückgang von 68 Prozent, wobei der Verlust der biologischen Vielfalt in bestimmten Regionen wie Lateinamerika und der Karibik sowie in bestimmten Ökosystemen wie beispielsweise Süßwasserökosystemen besonders gravierend war.

 

Seit seiner offiziellen Unterzeichnung des UNEP-Übereinkommens 1993 beteiligt sich China aktiv an den in diesem Papier vorgesehenen Arbeiten. Während die Volksrepublik ihren Pflichten nachkommt und den Aufbau Chinas zu einem schönen Land vorantreibt, erweitert sie gleichzeitig ihren Freundeskreis durch internationale Zusammenarbeit im Bereich des Artenschutzes und spielt zudem eine immer wichtigere Rolle auf den Global-Governance-Plattformen für den weltweiten Artenschutz. Im kommenden Jahr wird China zudem als Gastgeber der 15. Konferenz des CBD fugieren, die im Mai 2021 in der südwestchinesischen Metropole Kunming, Provinz Yunnan, stattfinden soll. Die Veranstaltung wird unter dem Motto „Ökologische Zivilisation: Gemeinsamer Aufbau einer Lebensgemeinschaft Erde“ stehen.  

 

Am 21. September dieses Jahres veröffentlichten das Außen- und das Umweltministerium Chinas gemeinsam ein Positionspapier mit dem Titel „Chinas Aktionen für den gemeinsamen Aufbau einer Lebensgemeinschaft Erde“ für den anstehenden UN-Gipfel über Biodiversität. In dem Papier fasst China seine erfolgreichen Erfahrungen beim Schutz der biologischen Vielfalt zwischen 2010 und 2020 zusammen, unter den Aspekten der ökologischen Zivilisation, politischer Maßnahmen, der Förderung der nachhaltigen Entwicklung, der gesamtgesellschaftlichen Beteiligung, der globalen Governance für Biodiversität sowie der Stärkung von internationalem Austausch und internationaler Kooperation. Darin spricht sich China erneut entschieden für den Multilateralismus aus und stellt systematisch seine Standpunkte und Auffassungen bezüglich des Global-Governance-Systems für Biodiversität dar. Mit genauen Daten und inspirierenden Fallbeispielen unterstreicht die Volksrepublik in dem Dokument ihre Entschlossenheit, trotz der wechselvollen internationalen Lage die Konzepte der ökologischen Zivilisation und der nachhaltigen Entwicklung hochzuhalten und gemeinsam mit allen Ländern eine Gemeinschaft alles Lebens auf unserem Planten anzustreben. 

 

Chinas erfolgreiche Praxiserfahrungen zeigen, dass wissenschaftlich fundierte und systematische Schutzmaßnahmen die natürliche Artenvielfalt effektiv wiederherzustellen vermögen. Bedrohte Arten wie der Große Panda, die tibetische Antilope, der Nipponibis oder der Davidshirsch werden in China heute erfolgreich geschützt. Nach dem starken Rückgang der Populationen dieser Tierarten steigt die Zahl der Exemplare seit einiger Zeit wieder merklich, was als „Kurve des Lächelns“ beschrieben wird. 

 

Nehmen wir etwa den Davidshirsch als Beispiel, der ursprünglich in den Einzugsgebieten des Gelben Flusses und des Jangtse beheimatet ist. Aufgrund klimatischer Veränderungen sowie menschgemachter Einflüsse stand die Art Anfang des vorigen Jahrhunderts einst kurz vor dem Aussterben. 1985 wurden dann 20 Davidshirsche aus Großbritannien in ihre ursprüngliche Heimat umgesiedelt und ausgewildert. 

 

Dank wissenschaftlicher Forschungen und eines effektiven Schutzes konnten sich die Tiere ihrem Habitat wieder erfolgreich anpassen und begannen, sich in freier Wildbahn zu vermehren. Heute leben in China wieder mehr als 8000 Davidhirsche in freier Wildbahn. Das Projekt zur Auswilderung und Fortpflanzung der Tiere wird von der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur als eines der 15 erfolgreichsten Schwerpunktprojekte für die Einführung von Tierarten bezeichnet. Gegenwärtig verstärkt China in ähnlicher Weise auch den Schutz anderer seltener Arten, darunter der Jangtse-Glattschweinswal, der Sibirische Tiger, der Schneeleopard und das chinesische Pangolin-Schuppentier.

 

Biodiversität ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes der ökologischen Zivilisation. Die Philosophie dahinter setzt auf die Harmonie zwischen Mensch und Natur und unterstreicht die Wichtigkeit einer innovativen, integrierten und grünen Entwicklung. Durch spezielle Strukturen und Institutionen soll dabei die biologische Artenvielfalt effektiv geschützt werden. Als großes Entwicklungsland mit hoher Bevölkerungszahl erforscht China also aktiv neue Wege zur Erhaltung und Entwicklung der Artenvielfalt. Chinas Erfahrungen können dabei anderen Ländern als Referenz dienen.

 

Die Rolle von Unternehmen und gesellschaftlichen Organisationen

 

In Chinas Positionspapier werden die verschiedenen Maßnahmen der chinesischen Regierung eingehend dargestellt. Doch auch Unternehmen und gesellschaftlichen Organisationen wird hohe Anerkennung für ihren Einsatz gezollt.



Im Dezember 2015 trafen Vertreter der Unterzeichner der „Forest Declaration“ in Paris zusammen. (Foto zur Verfügung gestellt vom WWF) 

 

Chinesische Unternehmen haben unter anderem die „Forsterklärung“ (Forest Declaration) unterzeichnet, die darauf abzielt, bis 2030 zu einhundert Prozent eine sogenannte Null-Entwaldung in der Lieferkette von Holzprodukten zu erreichen. Der WWF, sechs NGOs und Branchenvereinigungen sowie neun führende chinesische Forstunternehmen haben die Vereinbarung gemeinsam initiiert und unterzeichnet. Bekanntgegeben wurde das Papier auf einer Sitzung der Chinese Corner am Rande der Klimakonferenz 2015 in Paris. Die Vertreter der beteiligten Unternehmen und Vereinigungen verpflichteten sich durch das Papier, bis 2030 die durch Holzprodukte verursachten umweltbezogenen und gesellschaftlichen Probleme der Waldzerstörung hundertprozentig zu vermeiden, vor allem dadurch, dass bei Produktion und Anschaffung auf umweltbelastende Holzprodukte verzichtet wird.

 

Chinesische Immobilienriesen wie Wanke und die CURA-Allianz sowie auch die chinesische Umweltschutzorganisation SEE FOUNDATION und andere Unternehmen und Organisationen beteiligen sich aktiv an der Umsetzung des Papiers. Die Firmen, die sich zur Null-Entwaldung verpflichtet haben, decken die Hälfte des chinesischen Immobilienmarktes und 30 Prozent des Holzbodenmarktes des Landes ab. 

 

Im Juni 2016 traten weitere 28 chinesische Holzboden-Hersteller der Deklaration bei und arbeiteten entsprechende Aktionspläne aus. Zudem wurden Mechanismen zur Herkunftsverfolgung und Transparenz für Holzprodukte eingeführt. Alle beteiligten Unternehmen sind zugleich auch Mitglieder und Kooperationspartner der Organisation Global Forest & Trade Network-China (GFTNChina). Mittlerweile lässt sich die Herkunft der Holzmaterialien, die von GFTN-China-Mitgliedern angeschafft werden, in über 92 Prozent der Fälle genau nachverfolgen. Durch ihr Handeln gewährleisten die teilnehmenden Unternehmen, dass sich die Anschaffung von Holzmaterialien nicht negativ auf die Waldbestände auswirkt. Die Hälfte der beteiligten Unternehmen besitzt zudem Zertifikate für nachhaltige Produktion und Geschäftsführung. 

 

Auch Chinas Internetunternehmen wurden aktiv. Sie spielen heute eine weltweit führende Rolle bei der Bekämpfung illegalen Onlinehandels mit Wildtieren. Nach dem „Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten wildlebenden Tier- und Pflanzenarten“ (CITES) beläuft sich das jährliche Volumen des illegalen Handels mit derartigen Arten leider noch immer auf 20 Milliarden US-Dollar.

 

Vor dem Hintergrund verstärkter Bekämpfungsmaßnahmen weltweit hat sich der illegale Handel mittlerweile verstärkt ins Internet verlagert. 2017 riefen der WWF, das Netzwerk zur Überwachung des Handels mit Wildtieren (TRAFFIC-the Wildlife Trade Monitoring Network) und der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) im Schulterschluss mit elf chinesischen Internetunternehmen, darunter so große Namen wie Baidu, Alibaba und Tencent, gemeinsam die erste Allianz zur Bekämpfung des illegalen Onlinehandels mit Wildtieren ins Leben.

 

Die Mitglieder der Organisation überwachen auf den jeweils von ihnen betriebenen Plattformen Informationen über den illegalen Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen sowie mit Produkten aus diesen und verhindern die Verbreitung illegaler Onlineinformationen in diesem Bereich. Zudem unterstützt die länderübergreifende Organisation die Arbeit der Vollzugbehörden und leistet ihnen Hilfe für die Ausarbeitung von Richtlinien zum Kampf gegen illegalen Handel mit lebenden Wildtieren und verwandten Erzeugnissen.

 

Im März 2018 traten 21 Internetbranchenriesen in Nordamerika, Asien, Europa und Afrika, darunter eBay, Google und Microsoft, der Initiative bei, woraus eine globale Allianz entstand. Bis März dieses Jahres entfernten bzw. sperrten deren Mitglieder etwa drei Millionen illegale Beiträge über den gesetzwidrigen Handel mit Wildtieren und verwandten Erzeugnissen auf ihren Websites.

 

Das internationale Engagement reicht sogar noch weiter: Mit Unterstützung des chinesischen Umweltministeriums hoben acht Organisationen einschließlich der Pfirsichblütenquellen-Stiftung für Ökoschutz und des WWF eine Bürgerallianz zum Schutz der biologischen Artenvielfalt aus der Taufe. Innerhalb eines Jahres traten ihr mehr als 60 Institutionen bei, woran das große Engagement gesellschaftlicher Organisationen für den Schutz der Biodiversität und die erfolgreiche internationale Zusammenarbeit in diesem Feld abzulesen ist.

 

Die internationale Kooperation weiter verstärken

 

Die Menschheit teilt sich ihren Heimatplaneten mit allen anderen Lebewesen - mit Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, ermahnte die internationale Gemeinschaft, dass COVID-19 gewiss nicht die letzte Pandemie sei, mit der sich die Menschheit auseinandersetzen müsse. Laut einem Bericht des UNEP sind etwa 75 Prozent aller aufkommenden Infektionskrankheiten Zoonosen und stehen damit in engem Zusammenhang mit den Aktivitäten der Menschen. Angesicht der globalen Herausforderungen im Umweltbereich kann kein Land nur auf eigene Interessen bedacht sein. Stattdessen sollten alle Länder die internationale Zusammenarbeit intensivieren. 

 

In Zeiten des Rückgangs der globalen Wirtschaft und der einseitigen Forcierung des Unilateralismus sollte der globalste Konsens erzielt werden, und dieser liegt darin, die Natur zu respektieren, sich ihr anzupassen, sie zu schützen und wiederherzustellen.

 

Im Mai kommenden Jahres werden die Vertragsparteien des „Übereinkommens über biologische Vielfalt“, wie eingangs erwähnt, in Kunming zusammentreffen, um über den „Globalen Rahmen der Biodiversität nach 2020“ zu diskutieren. Dabei werden die Ziele und konkreten Kennziffern des Artenschutzes, die verstärkte Ressourcenmobilisierung, die forcierte Umsetzung der beschlossenen Ziele, eine Rechenschaftspflicht sowie Wege der besseren Durchführung des Übereinkommens erörtert. Die Erwartungen an das Treffen sind denkbar hoch. 

 

Wir sind überzeugt, dass China eine vorbildliche Rolle bei der Weiterentwicklung und Umsetzung des besagten Rahmens spielen, die grüne Diplomatie vollauf entfalten und mit den Unterzeichnerstaaten in Zukunft noch enger zusammenarbeiten wird, um die 15. Konferenz des „Übereinkommens über biologische Vielfalt“ zu einem echten Meilenstein zu machen. 

 

*Li Nan ist Chefprojektkoordinatorin des WWF China und des Übereinkommens über biologische Vielfalt in Beijing.

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