World Manufacturing Convention 2019: Die Messe wurde am 20. September 2019 in der Ausstellungshalle für die integrierte Entwicklung des Jangtse-Deltas in Hefei, Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Anhui, eröffnet.

Von Ye Wei, Shen Jiaxuan und Xu Haiyan*

Am 20. August dieses Jahres fand eine Sitzung zur Förderung der integrierten Entwicklung des Jangtse-Deltas statt, der auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping beiwohnte. Xi betonte dabei, dass die Region des Jangtse-Deltas angesichts der schrumpfenden globalen Nachfrage ihre Vorteile in Bezug auf Talente und Fachkräfte, Hochtechnologie und fortschrittliche Fertigungsindustrie sowie auch bezüglich ihrer kompletten Industrieketten in Zukunft noch besser nutzen müsse, um neue Entwicklungswege zu erkunden.

Die Region des Jangtse-Deltas umfasst die Millionenmetropole Shanghai sowie die ostchinesischen Provinzen Jiangsu, Anhui und Zhejiang. Als einer der größten städtischen Ballungsräume Chinas spielt sie eine entscheidende Rolle für die Wirtschafts- und Handelsentwicklung, nicht nur in China sondern auch weltweit.

Am 1. Dezember 2019 veröffentlichten das Zentralkomitee der KP Chinas und der Staatsrat gemeinsam einen Plan für die integrierte Entwicklung der Region. Damit wurde dieses Vorhaben zur nationalen Strategie erklärt. 

Die in dem Plan vorgesehenen Maßnahmen zielen darauf ab, administrative Hindernisse abzubauen und die politische Koordination zu verbessern, um so in einem noch breiteren Bereich den freien Fluss von Produktionsfaktoren zu ermöglichen sowie die Stärken jedes einzelnen Ortes in der Region voll zu entfalten. 

Durch eine rationalere Arbeitsteilung und stärkere Synergien soll die qualitativ hochwertige Entwicklung noch stärker gefördert werden. Darüber hinaus soll die angestrebte Entwicklung sich auch positiv auf die Nachbarregionen auswirken, so dass in Zukunft noch mehr Städte von der Zugkraft des Jangtse-Deltas profitieren.

Stichwörter Interkonnektivität und gemeinsame Entwicklung

Derzeit bieten die Umstrukturierung von Industrieketten und die Transformation traditioneller Industrien auf der ganzen Welt neue Möglichkeiten für eine sprunghafte Entwicklung. Das Jangtse-Delta übernimmt eine Führungsrolle beim Aufbau eines neuen Musters für gemeinsame Entwicklung. Grundlage bildet dabei der Aspekt der Interkonnektivität.

Eine führende Rolle kommt hierbei der Stadt Shanghai zu. Die Metropole hat über die Jahre solide Fortschritte bei der koordinierten industriellen Entwicklung gemacht und ist zu einem Vorreiter in Sachen Innovation in der gesamten Region geworden. Die Stadt beschleunigt den Bau einiger großer Industrieprojekte mit vielversprechender Perspektive, die weitreichende Vorteile versprechen. Darüber hinaus fördert Shanghai durch eine Verbindung der Lieferketten in der Region Synergieeffekte, alles mit dem Ziel, die qualitativ hochwertige Entwicklung zu fördern.

Im Juli dieses Jahres schloss die Shanghai Electric Group, einer der führenden chinesischen High-End-Gerätehersteller, den Bau ihrer Forschungszentrale in Nantong in der benachbarten Provinz Jiangsu ab. Es ist der erste regionale Hauptsitz des Unternehmens außerhalb von Shanghai. Durch die Nutzung regionaler Forschungs- und Industrieressourcen wird die Produktionskapazität in Shanghai und Nantong stark erhöht. 

Als einer der führenden chinesischen Gerätehersteller wurde die Shanghai Electric Group in die Liste der globalen Top 500 unter den Fertigungsunternehmen aufgenommen. Darüber hinaus hat die amerikanische Zeitschrift „Fortune“ die Unternehmensgruppe unter die Top 500 chinesischer Unternehmen gewählt. Das US-Fachmagazin „Engineering News-Record“ führt die Firma auf Platz 100 unter den 250 größten internationalen Auftragnehmern des Jahres 2018. 

Die Unternehmensmarke wurde für das Jahr 2019 mit 81,276 Milliarden Yuan bewertet. Neben dem regionalen Hauptsitz in Nantong hat die Firma in den vergangenen Jahren noch zehn weitere Basen für fortschrittliche Fertigung im Jangtse-Delta errichtet. Heute befinden sich mehr als 50 Prozent der Lieferanten des Unternehmens in der Region. Allein in der Stadt Wuxi (Provinz Jiangsu) gibt es mehr als 500 Unternehmen, die Shanghai Electric langfristig beliefern.

Als großer High-End-Gerätehersteller konzentriert sich die Shanghai Electric Group auf Energieausrüstungen, industrielle Anlagen und integrierte Dienstleistungen. Das Unternehmen bemüht sich darum, seinen Kunden weltweit umweltfreundliche, intelligente und vernetzte Technologien sowie Servicelösungen anzubieten. Zheng Jianhua, Parteisekretär und CEO des Unternehmens, sagt, man wolle in naher Zukunft den Aufbau einer großen Innovationsbasis im Jangtse-Delta in Angriff nehmen. „Wir werden den Anteil unserer Lieferanten in der Region von 50 auf 70 Prozent steigern. Darüber hinaus möchten wir noch größeren Wert auf die Errichtung einer Innovationsbasis in der Region legen, um die Bildung einer Innovationskette im Jangtse-Delta voranzutreiben und die Innovationsfähigkeit unseres Unternehmens weiter zu stärken.“

Auch der in Shanghai ansässige Chiphersteller Huahong investiert kräftig in der Region. Er steckte zehn Milliarden US-Dollar in den Aufbau einer Basis zur Chipherstellung in der Stadt Wuxi, Provinz Jiangsu. Das Unternehmen unternimmt zudem große Anstrengungen, um seine Produktionskapazität zu erhöhen und mehr zukunftsträchtige Produkte aus den Bereichen Mobilkommunikation, Internet der Dinge, Smart-Home-Geräte und Fahrzeuge mit neuer Energie herzustellen. Als eine der wirtschaftlich dynamischsten Regionen Chinas spielt das Jangtse-Delta eine führende Rolle in Branchen der fortschrittlichen Fertigungsindustrie wie etwa bei der Herstellung von Biopharmazeutika, integrierten Schalkreisen und High-End-Geräten.

Als staatliches Unternehmen mit fortschrittlicher Chipherstellungstechnologie nutzt auch Huahong die Chancen, welche die integrierte Entwicklung des Jangtse-Deltas bietet, um seinen Einfluss in den Nachbargebieten zu erweitern. Im September 2019 nahm die Firma ihre Niederlassung in Wuxi in Betrieb, wodurch die Produktionskapazitäten und die Wettbewerbsfähigkeit Wuxis im Bereich der Halbleiterindustrie stark stiegen. 

Shanghai legt großen Wert auf die Entwicklung von Schlüsseltechnologien und setzt sich für technologische Durchbrüche ein. Dies wird eine solide Grundlage für die landesweite industrielle Innovation sowie auch für die qualitativ hochwertige Entwicklung von Chinas Fertigungsindustrie schaffen.

Industriecluster von Weltrang aufbauen

Das Jangtse-Delta ist auch führend, was Chinas Automobilindustrie angeht. Dank seiner soliden industriellen Grundlage spielt der Automobilsektor eine zentrale Rolle für die Förderung der integrierten Entwicklung der Region.

Der Entwicklungsplan für die Region sieht vor, die Entwicklung der Industriekette für intelligente Fahrzeuge zu beschleunigen. Das Jangtse-Delta soll in Zukunft eine führende Rolle beim Testen solcher Fahrzeuge sowie auch bei der Kommerzialisierung automatisierter Fahrtechnologien spielen.

Das von der Regierung unterstützte Innovationszentrum für autonomes Fahren und vernetzte Fahrzeuge in Shanghai hat Lizenzen zum Testen von intelligenten Fahrzeugen an das Unternehmen Allride in der Provinz Jiangsu und den chinesischen Automobilhersteller Geely in der Provinz Zhejiang vergeben. Die Testergebnisse beider Firmen werden in der gesamten Region anerkannt. Darüber hinaus führte das Innovationszentrum im Juli dieses Jahres ein Bewertungssystem für intelligente Fahrzeuge an ausgewählten Teststandorten ein und erweiterte seine technischen Dienstleistungen auf Orte wie Suzhou, Hefei und Shaoxing.

Die integrierte Entwicklung der Region hat auch dem Unternehmen SAIC Motor neue Chancen geboten. Laut Unternehmenspräsident Wang Xiaoqiu leite die Firma die Ausarbeitung eines Plans für die Gründung eines nationalen Innovationszentrums für automatisierte und vernetzte Fahrzeuge in Shanghai. „Wir werden unsere industriellen Stärken nutzen, um mehrere Demonstrationszentren in der gesamten Region zu errichten, in denen Robotaxis, automatisierte Fahrzeuge für den Innenraumbetrieb, autonome Busse für bestimmte Streckenabschnitte und andere Anwendungsszenarien unter realen Bedingungen erprobt werden. Darüber hinaus beschleunigen wir die Kommerzialisierung von Innovationsergebnissen der intelligenten Fahrtechnik, um die Entwicklung intelligenter Verkehrsmittel im Jangtse-Delta zu fördern“, sagt er.

Die Luftfahrtindustrie formt eine weitere Triebkraft für die integrierte Entwicklung der Region. Im Juni dieses Jahres initiierte die Commercial Aircraft Corporation of China Ltd. (COMAC) bei einem Treffen im Shanghaier Bezirk Songjiang die Kooperation der gesamten Industriekette entlang des sogenannten „G60-Korridors für technologische Innovationen“. Dieser Korridor wurde entlang der Schnellstraße G60 zwischen Shanghai und der südwestchinesischen Stadt Kunming (Provinz Yunnan) errichtet. Neue Städte des Jangtse-Deltas, die einen freien Fluss von Produktionsfaktoren für technologische Innovationen aufweisen und ein starkes Potenzial zur Ressourcenallokation besitzen, liegen entlang dieses Korridors. Derzeit wurden mehr als 1000 Unternehmen in die Industriekette von COMAC aufgenommen. Mehr als einhundert davon sind als wichtige Partner anerkannt. Diese Industriekette dürfte die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit sowie den globalen Einfluss des Industrieclusters der Zivilluftfahrt entlang des G60-Korridors stark erhöhen.

Seit der Umsetzung der nationalen Strategie für die integrierte Entwicklung des Jangtse-Deltas im vorigen Jahr wurden außerdem mehr als 30 institutionelle Innovationen eingeführt. Es wurden mehr als 120 Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet, über 60 Kooperationsplattformen gegründet sowie über 50 Pläne und gezielte politische Maßnahmen ausgearbeitet. All dies dürfte dafür sorgen, dass sich die integrierte Entwicklung der Region in Zukunft weiter beschleunigen wird.

Ressourcen integrieren, Effizienz erhöhen

Im Oktober 2019 initiierte die chinesische Regierung einen Gesamtplan für den Bau einer Demonstrationszone für integrierte grüne Entwicklung im Jangtse-Delta. Laut Plan soll diese Demonstrationszone eine Fläche von 660 Quadratkilometern bedecken. Ziel ist es, in Zukunft auf einer Gesamtfläche von 2300 Quadratkilometern eine umweltfreundliche und koordinierte Entwicklung zu fördern, die die Bezirke Qingpu in Shanghai, Wujiang in Suzhou (Provinz Jiangsu) und Jiashan in Jiaxing (Provinz Zhejiang) umfasst. 

In die Zone werden neue Technologien, Industriebranchen und Geschäftsmodelle eingeführt, um ein innovatives Ökosystem auf Weltniveau aufzubauen. Derzeit werden vor Ort wirksame institutionelle Regelungen in Bezug auf Verwaltung, Umweltschutz und den freien Fluss von Produktionsfaktoren ausgearbeitet und erprobt, um ein neuartiges Governance-Modell zu entwickeln, das dem freien Fluss von Produktionsfaktoren und der Arbeitsteilung förderlich ist.

Die Integration von Ressourcen wird die institutionelle Innovation beflügeln und die Effizienz im Prozess der integrierten Entwicklung erhöhen. Wang Zhen, Vizepräsident der Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften, weist darauf hin, dass das Jangtse-Delta die regionale Zusammenarbeit auf Grundlage einer effektiven Arbeitsteilung weiter stärken sollte. „Auf Basis der gemeinsamen Bewältigung technologischer Schlüsselprobleme sollte eine Reihe integrierter Kooperationsplattformen errichtet werden, damit ein neuer Kooperationsmechanismus geschaffen werden kann“, sagt Wang. Um technologische Durchbrüche zu erzielen, sollten die Ressourcen von Forschungsinstituten großer Unternehmen, nationalen Akademien, Universitäten und Hochschulen sowie Ingenieurszentren auf nationaler Ebene integriert werden, damit große Unternehmen eine führende Rolle bei der technologischen Innovation spielen könnten, sagt er.

Die Alibaba Group nutzt ihre Stärke in der digitalen Wirtschaft und beteiligt sich ebenfalls aktiv an der integrierten Entwicklung des Jangtse-Deltas. Tao Xuefei, Vizepräsident der Alibaba Group, sagt: „Wir haben vorläufige Forschungsdurchbrüche in Bezug auf die Interkonnektivität des öffentlichen Verkehrs für zehn Großstädte in der Region, für Blockchain-basierte juristische Dienstleistungen und für die Digitalwirtschaft erzielt.“ In Zukunft wolle Alibaba eine noch größere Rolle beim Aufbau der neuen digitalen Infrastruktur und der Verbesserung der überregionalen koordinierten Governance spielen, so Tao.

Ende August 2020 wurde in Shanghai eine Entwicklerallianz der Demonstrationszone für integrierte grüne Entwicklung des Jangtse-Deltas ins Leben gerufen. Auch Alibaba ist Mitglied dieser Allianz. Wang Kai, Präsident der China Academy of Urban Planning and Design, sagt: „Das Jangtse-Delta ist eine der am weitesten entwickelten Regionen Chinas. Die Allianz, die ihren Sitz in dieser Region hat, zielt darauf ab, Zentralen einiger großer innovativer Unternehmen im Kernbereich dieser Region zu errichten, um die lokal verfügbaren Ressourcen zu nutzen und die Entwicklung der Region voranzubringen.“

Um die Entwicklung des Jangtse-Deltas weiterhin zu fördern, dürften in Zukunft noch mehr Innovationsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört ein System für umfassende Konsultation und die gemeinsame Verwirklichung von Großprojekten, auch ein Bewertungssystem für Talente in der gesamten Region ist bereits in Planung.

*Ye Wei ist Journalistin von „Xinmin Evening News”, Shen Jiaxuan und Xu Haiyan sind Journalistinnen von „Xinhua Daily“.