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Weniger Emissionen, mehr Aufforstung: China in Aktion für die grüne Entwicklung

2020-12-30 09:04:00 Source:China heute Author:
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Einst Wüstengebiet, heute Erfolgsbeispiel der Aufforstung: Die Forstfarm Saihanba liegt unweit der chinesischen Hauptstadt Beijing.

 

Von Zhang Hui

 

Am 28. Oktober kam ein Artikel in der britischen Zeitschrift „Nature“ zu dem Fazit, dass der Effekt der Aufforstung in China bei der Kohlenstoffaufnahme unterschätzt wurde. Zu diesem Ergebnis kamen demnach Forscher am Institut für atmosphärische Physik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Die Nachricht sorgte nicht nur in China sondern auch international für ein großes Medienecho. Auch die BBC brachte einen ausführlichen Beitrag zum Thema.

 

Einen Monat zuvor hatte Chinas Staatspräsident Xi Jinping in seiner Rede auf der Generaldebatte der 75. UN-Generalversammlung zugesichert, China werde noch vor 2030 den Höchststand seiner CO2-Emission und bis 2060 Klimaneutralität erreichen. Dieses Versprechen lenkte die globale Aufmerksamkeit auf Chinas Bemühungen zum Umweltschutz in den letzten Jahrzehnten.

 

Auf der fünften Plenartagung des 19. Zentralkomitees der KP Chinas, die am 29. Oktober zu Ende ging, wurden neun Langzeitziele festgelegt, die China bis 2035 erreichen will. Dazu gehört die umfassende Förderung einer umweltfreundlichen Produktions- und Lebensweise. Nach Erreichen des Zenits sollen die Kohlenstoffemissionen demnach kontinuierlich sinken, sodass sich die ökologische Umwelt wesentlich verbessert und das Ziel zum Aufbau eines schönen Chinas grundlegend verwirklicht wird. 

 

Nach Ansicht von He Jiankun, dem stellvertretenden Vorsitzenden von Chinas Nationalem Expertenkomitee für den Klimawandel, wird die Umgestaltung der Industriestruktur, die Herausbildung einer Kreislaufwirtschaft und der Aufbau eines emissionsfreien Energiesystems von entscheidender Bedeutung dafür sein, Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Darüber hinaus seien naturbasierte Lösungen, die sich durch eine schonende Entwicklung von Land- und Forstwirtschaft sowie von Graslandschaften und Feuchtgebieten ergeben, erforderlich, um sicherzustellen, dass jedes Jahr 800 Millionen Tonnen Kohlendioxid absorbiert werden.

 

Große Erfolge bei der Aufforstung

 

Schon 2007 forderte Chinas damaliger Staatspräsident Hu Jintao in seinem Bericht auf dem 17. Parteitag, eine Gesellschaft mit bescheidendem Wohlstand umfassend aufzubauen. Er formulierte dabei erstmals den Begriff der ökologischen Zivilisation. Auf dem 19. Parteitag im Jahr 2017 stellte Xi Jinping in seinem Bericht dann das Konzept auf, „dass klares Wasser und grüne Berge von unschätzbarem Wert sind“. Er rief dazu auf, China solle strengst mögliche Mechanismen für den Umweltschutz etablieren.  

 

Neueste Daten der Staatlichen Forst- und Grünlandverwaltung zeigen, dass Chinas aufgeforstete Gebiete eine Fläche von 80 Millionen Hektar bedecken. Damit ist die Volksrepublik weltweiter Spitzenreiter. Darüber hinaus zeigt Chinas Positionspapier „Aufbau einer Lebensgemeinschaft auf der Erde: China in Aktion“, das gemeinsam vom chinesischen Außenministerium und dem Ministerium für Ökologie und Umwelt auf dem Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen am 21. September veröffentlicht wurde, dass Chinas Waldfläche und Waldbestand seit Ende der 1980er Jahre 30 Jahre in Folge gewachsen sind. Von 2009 bis 2019 hat China insgesamt 71,307 Millionen Hektar Fläche aufgeforstet und war damit weltweit führend bei der Steigerung der Waldressourcen in diesem Zeitraum. Satellitendaten zeigen, dass mehr als ein Viertel der zwischen 2000 und 2017 neu hinzugefügten Grünflächen der Welt in China zu finden waren. Die Volksrepublik hat also den größten Beitrag zur globalen Begrünung geleistet.

 

Ein erfolgreiches Beispiel für die Aufforstung ist die Saihanba Mechanical Forest Farm. Mit einer Waldfläche von annähernd 70.000 Hektar ist sie heute das größte Aufforstungsgebiet der Welt. In den Anfangsjahren nach Gründung der Volksrepublik war Saihanba, das im Autonomen Kreis Wenchang der Mandschuren und Mongolen in Chengde in der nordchinesischen Provinz Hebei liegt, aus historischen Gründen wie Überweidung, Ackerbau und Feuerkatastrophen lange ein ödes und karges Gebiet.

 

Um die ökologische Umwelt in China zu verbessern, rief der Vorsitzende Mao Zedong alle Chinesen auf, sich an der Aktion zur Begrünung des Landes zu beteiligen. Diesem Aufruf folgend wurde 1962 die Saihanba Mechanical Forest Farm ins Leben gerufen. Mehr als 100 gebildete Jugendliche aus dem ganzen Land kamen im Anschluss hierher, um die groß angelegte Aufforstung in Angriff zu nehmen. Die üppigen Wälder, die hier heute zu sehen sind, stehen in starkem Kontrast zu den alten Sandstürmen, in welche die weitläufige Ödnis damals oft gehüllt war. Heute ist Saihanba ein attraktives Reiseziel für Touristen und ein grünes Paradies für verschiedenste Tierart.

 

Die Kohlenstoffsenkung bezieht sich auf Prozesse, Abläufe bzw. Mechanismen, bei denen pflanzliche Photosynthese genutzt wird, um Kohlendioxid in der Atmosphäre aufzufangen und es in Vegetation und Boden zu binden, um so den Treibhauseffekt zu mindern. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Maßnahmen wie Aufforstung, Waldbewirtschaftung und Wiederherstellung von Vegetation erforderlich. Dem „Nature“-Artikel zufolge gibt es in China zwei Regionen, deren Kapazität zur Kohlenstoffsenkung von Experten unterschätzt wurde: Zum einen sind dies die Provinzen Yunnan und Guizhou sowie das autonome Gebiet Guangxi in Südwestchina, zum anderen die nordostchinesischen Provinzen Jilin und Heilongjiang.

 

Nehmen wir etwa Guizhou als Beispiel: Hier waren im Jahr 1962 nur rund 10,7 Prozent der Gesamtfläche von Wald bedeckt. Dank groß angelegter Aufforstungsmaßnahmen stieg dieser Prozentsatz bis 1979 auf 18,4. Nach der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik legte China immer größeren Wert auf die Verbesserung seiner ökologischen Umwelt, sodass auch die Provinz Guizhou ökologisch weiter saniert wurde. In den letzten Jahren gingen hier Wirtschaftsentwicklung und Umweltschutz Hand in Hand und eine Reihe von Schwerpunktprojekten wurde realisiert, darunter die Rückführung von Ackerland in Waldfläche, der Schutz natürlicher Wälder und die Eindämmung der Wüstenbildung. Dank solcher Maßnahmen konnte Guizhous Waldfläche bis 2018 auf zehn Millionen Hektar anwachsen, die Waldbedeckungsrate stieg auf 57 Prozent.

 

Umweltfreundliche Lebensweise unter Anleitung des neuen Entwicklungskonzepts

 


 

Grüne Mobilität auf der Internationalen Automobilausstellung 2020 in Beijing: Hier zeigte unter anderem der chinesische Automobilhersteller BYD seine Elektroautos.


China misst Umweltschutz und Wirtschaftsentwicklung gleichermaßen Bedeutung bei. Im August 2005, als Xi Jinping, damals Sekretär des Parteikomitees der Provinz Zhejiang, das Dorf Yucun im Kreis Anji dieser Provinz inspizierte, stellte er zum ersten Mal das Konzept „Klares Wasser und grüne Berge sind so wertvoll wie Berge aus Gold und Silber“ auf. Auf der fünften Plenartagung des 18. Zentralkomitees der KP Chinas wurde die grüne Entwicklung neben der innovativen, koordinierten, offenen und an Teilhabe orientierten Entwicklung als eines der fünf Entwicklungskonzepte festgelegt. Und am 18. Mai 2018 erläuterte Xi in seiner Rede auf der Nationalen Umweltschutzkonferenz die Beziehungen zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Schutz der Ökosysteme. Er sagte, dass der Schutz der ökologischen Umwelt den Schutz der Produktivkräfte und die Verbesserung der ökologischen Umwelt die Entwicklung von Produktivkräften bedeute. Dadurch zeigte er einen neuen Weg auf, um die gegenseitige Förderung von Wirtschaftsentwicklung und Umweltschutz zu verwirklichen.

 

Nehmen wir also das Dorf Yucun als Beispiel: In den 1990er Jahren stützte dieser Ort, der auf drei Seiten von Bergen umgeben ist, seine wirtschaftlichen Gewinne auf die Ausbeutung lokaler Ressourcen sowie die Entwicklung stark verschmutzender Industrien wie der Zementherstellung. Luft und Gewässer waren stark belastet, was die Lebensqualität der lokalen Bewohner beeinträchtigte.

 

Angesichts der Problemlage führte die Kreisverwaltung Anjis eine neue Entwicklungsstrategie ein, mit dem Ziel, die ökologische Umwelt zu verbessern. In den mehr als zehn Jahren seit Xis Inspektion hat das Dorf seine Minen und Zementwerke geschlossen und auch seinen Industriepark verlagert. Zudem wurde die örtliche Industriestruktur umgestaltet. Heute legt der Ort großen Wert auf die Entwicklung des ländlichen Tourismus und hat Kapazitäten, einige tausend Touristen pro Tag zu empfangen. 2018 erreichte das jährliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen auf diese Weise rund 40.000 Yuan und lag damit annähernd 14.000 Yuan über dem Provinzdurchschnitt.

 

Das Konzept der grünen Entwicklung hat auch Chinas Armutsüberwindung gefördert. Ein neuer Weg zur Armutsüberwindung, der sich auf den Schutz der ökologischen Umwelt, die Entwicklung grüner Industrien und ökologische Umsiedlungsmaßnahmen stützt, wurde erkundet. Durch Einführung einer Reihe von Umweltausgleichsmaßnahmen hat sich der Umweltschutz allmählich zu einer profitablen Branche entwickelt. Nach Angaben der Nationalen Forst- und Grasverwaltung besuchten 2018 mehr als 1,6 Milliarden Touristen Chinas Waldlandschaften, was Einnahmen von fast 1,5 Billionen Yuan generiert hat. Laut einem Bericht der „People‘s Daily“ von August 2020 profitierten landesweit mehr als 1,1 Millionen Armutshaushalte vom Waldtourismus. Ihr Jahreseinkommen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3500 Yuan. Dank der Entwicklung des Waldtourismus konnten sich also viele arme Menschen aus der Not befreien, das entspricht 17 bis 20 Prozent aller registrierten Armen in China.

 

Nehmen wir hier noch einmal die Forstfarm Saihanba als Beispiel: Einst Wüstengebiet in unmittelbarer Nähe Beijings, bedeckt Saihanba heute eine stattliche Waldfläche von 74.700 Hektar, die Waldbedeckungsrate ist auf 80 Prozent gestiegen. Die Waldressourcen der Farm haben einen geschätzten Wert von über 15,3 Milliarden Yuan. Auch die Zahl der Touristen, die den Saihanba National Forest Park besuchen, stieg, und zwar von 90.000 im Jahr 2001 auf 600.000 im Jahr 2017. Das direkt aus dem Tourismus erwirtschaftete Jahreseinkommen kletterte im selben Zeitraum von 1,04 Millionen auf 62 Millionen Yuan. Darüber hinaus wurden jedes Jahr rund 25.000 Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung geschaffen und die Sozialleistungen erreichten drei Milliarden Yuan. Dies hat die Entwicklung der lokalen Wirtschaft stark angekurbelt und große Beiträge für die Armutsüberwindung geleistet.

 

Laut Einschätzung der Chinesischen Akademie für Forstwirtschaft kann das Waldökosystem in Saihanba jedes Jahr 747.000 Tonnen Kohlendioxid aufnehmen und 545.000 Tonnen Sauerstoff freisetzen, wodurch der jährliche Sauerstoffbedarf von 1,99 Millionen Menschen gedeckt wird. Als Lebensraum für 261 Arten von Landwirbeltieren, 32 Fisch- und 660 Insektenarten sowie 179 Makropilzen und 625 Pflanzenarten bildet die Forstfarm heute einen reichen natürlichen Genpool.

 

In den letzten Jahren hat sich die Forstfarm ständig darum bemüht, einen neuen marktorientierten Mechanismus zu etablieren, um ihre ökologischen Ressourcen in wirtschaftliche Gewinne umzumünzen. In dieser Hinsicht ist der Kohlenstoffemissionshandel ein neuer Versuch, den die Forstfarm in den letzten Jahren unternommen hat. Hierbei berechnen die Aufforstungs- oder Waldschutzunternehmen zunächst die Kapazität eines Waldes zur Kohlenstoffaufnahme. Nach strenger Überprüfung werden dann entsprechende Emissionskapazitäten andernorts zum Verkauf angeboten. Kohlenstoffemittierende Unternehmen kaufen eine bestimmte Menge solcher Quoten, um ihre Emissionen auszugleichen.

 

Im August 2016 wurde Saihanbas erstes Handelsprojekt für Kohlenstoffemissionen vom Staat genehmigt. Mit rund 183.000 Tonnen ist es das landesweit größte Waldprojekt dieser Art. Im ersten Halbjahr 2017 eröffnete Saihanba ein Konto bei der Beijing Environmental Exchange Bank und begann mit dem Handel in diesem Bereich. Laut dem Verantwortlichen der Forstfarm wird die erste Phase des Projekts 30 Jahre dauern und Emissionsausgleichkapazitäten in Höhe von mehr als 4,7 Millionen Tonnen erzeugen. „Nach Abschluss der ersten Projektphase wird unsere Farm Einnahmen in Höhe von mehr als 100 Millionen Yuan generieren“, sagt er.

 

China beteiligt sich also heute aktiv an der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Klimawandel, um seinen globalen Verpflichtungen nachzukommen und seine Versprechen einzuhalten. 1992 unterzeichnete China das UN-Rahmenübereinkommen zum Klimawandel. Darüber hinaus hat die Volksrepublik 1998 das Kyoto-Protokoll und 2016 das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Chinas jüngstes Engagement zeigt sich in der eingangs erwähnten Rede von Staatspräsident Xi Jinping auf der Generaldebatte der 75. Tagung der UN-Generalversammlung im vergangenen September mit den dort formulierten Zusagen. Sie haben das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft in die Bewältigung des Klimawandels erheblich gestärkt.

 

China ist nach wie vor die weltweit größte Quelle menschgemachter CO2-Emissionen. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, müssen neben der Verbesserung der ökologischen Umwelt auch die Transformation der Industriestruktur und der Aufbau eines neuen Energiesystems gefördert werden. In dieser Hinsicht hat China in den vergangenen Jahren bereits große Fortschritte erzielt.

 

Das Konzept der grünen Entwicklung hat in den Herzen der Chinesen längst tiefe Wurzeln geschlagen. Darüber hinaus wurden viele gesetzliche Vorschriften zur Emissionsreduzierung und zur Förderung der grünen Entwicklung ausgearbeitet und umgesetzt. Dank dieser Anstrengungen erstrahlt über vielen chinesischen Städten, die zuvor smoggeplagt waren, heute an immer mehr Tagen im Jahr blauer Himmel. Dies hat das Vertrauen der Chinesen in Chinas planmäßiges Erreichen der Kohlenstoffneutralität gestärkt. 

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