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Güterzugverbindung China-Türkei: Highlight der chinesisch-türkischen Partnerschaft

2021-09-23 12:51:00 Source: Author:
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Von Abdulkadir Emin Onen – Botschafter der Türkei in China

 

Der China-Europa-Güterzugexpress stellt eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Integration des eurasischen Schienenverkehrs dar. Diese interkontinentale Eisenbahnverbindung wurde während der Coronapandemie sogar noch wichtiger, als die Güterzüge aufgrund der begrenzten Luft- und Seetransportmöglichkeiten eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der internationalen logistischen Lieferketten spielten. Als Teil der Seidenstraßeninitiative, welche die Türkei von Anfang an aktiv unterstützt hat, konnte die Schienenverbindung zwischen China und Europa in den letzten zehn Jahren bemerkenswerte Fortschritte verbuchen. Und auch die Entwicklungsperspektiven für nahe Zukunft sind vielversprechend.

 

Dank ihrer einzigartigen geografischen Lage schlug die Türkei schon in der Antike eine wichtige Brücke zwischen Europa und Asien. Beweis hierfür sind nicht zuletzt die historische Seidenstraße und andere überregionale Handelsrouten aus früheren Tagen wie die Gewürzstraße. Die strategisch günstige Lage der Türkei an der Schnittstelle zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten ebnet bis heute den Weg für die Rolle des Landes als regionaler Verkehrsknotenpunkt. In den letzten Jahren hat die Türkei als Konnektivitätsdrehscheibe sogar noch an Bedeutung und die diesbezügliche Entwicklung an Dynamik gewonnen.

 

Unter Leitung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan wurden in der Türkei in den letzten Jahren massive Infrastrukturprojekte angestoßen, so etwa der Bau von Autobahnen, Luft- und Seehäfen sowie Hochgeschwindigkeitsbahnen. Dies hat erheblich zur Verbesserung der Konnektivität in Eurasien beigetragen. Der neue Flughafen in Istanbul beispielsweise, einer der größten der Welt, kann jährlich 200 Millionen Passagiere abfertigen. Zudem befindet sich derzeit die Hochgeschwindigkeitsstrecke Edirne-Kars, die einen schnelleren und billigeren Transport von China und Zentralasien nach Europa ermöglichen soll, in Bau. Die Yavuz-Sultan-Selim-Brücke über den Bosporus, der Eurasia- und der Marmaray-Tunnel, die Orhan-Gazi-Brücke über den Golf von Izmit sowie einige Logistikzentren und Kommunikationsinfrastrukturen sind ebenfalls Kernstücke dieses kombinierten Verkehrsnetzes.



 

Am 23. Dezember 2020 wurde der Güterzugexpress zwischen Xi’an und Istanbul dem Verkehr übergeben.

 Unser Bild zeigt die Eröffnungszeremonie, an der Vertreter aus China und der Türkei teilnahmen.


Ein besonderer Schwerpunkt liegt für die Türkei nun auf der Umgestaltung des Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes im Land. Ziel ist es, bis 2023 weitere 5500 Kilometer an Hochgeschwindigkeits- und Schnellbahnstrecken zu errichten. Die Türkei ist eines von nur acht Ländern weltweit mit einem eigenen Netz an Hochgeschwindigkeitsbahnen. Einige der Streckenverbindungen zwischen großen Städten (z.B. die Route Ankara-Eskişehir-Konya) sind bereits in Betrieb, andere (Ankara-Istanbul) stehen kurz vor der Fertigstellung. Parallel dazu werden im ganzen Land verschiedene Logistikzentren aufgebaut, um die Vorteile schneller Bahnverbindungen auch für den Warentransport nutzbar zu machen.

 

Insgesamt konzentriert sich die Türkei bei ihrer Strategie der regionalen Verkehrsintegration auf den Aufbau einer modernen Seidenstraße mit zuverlässigen und belastbaren Alternativrouten sowie die Förderung intermodaler Transportmöglichkeiten, insbesondere auf der transkaspischen internationalen Transportroute, besser bekannt als Mittlerer Korridor. Im Vordergrund stehen außerdem Modernisierung und Ausbau der nationalen Verkehrsinfrastruktur, die Beseitigung bestehender Engpässe, insbesondere an den Grenzübergängen, die Vereinfachung von Verfahren und die Beseitigung administrativer Hürden sowie auch die Verbesserung der Verwaltungskapazitäten in Bezug auf Logistik und den Betrieb des Korridors. Nicht zuletzt sollen die Zusammenarbeit und Koordination mit den Transitländern verstärkt werden.

 

Einige der eingangs erwähnten jüngsten Mega-Projekte werden mit chinesischen Investitionen realisiert, auch weitere sind schon in Planung. Die Türkei hat bereits mit der Umsetzung konkreter Projekte in den Bereichen Verkehr, Logistik, Energie und Handel zur Wiederbelebung der alten Seidenstraße begonnen. Weitere Entwicklungen in diesem Bereich werden die geografischen Vorteile der Türkei noch besser zur Geltung bringen. Alle diese von der Türkei initiierten Projekte dürften sich problemlos in das Großprojekt zum Aufbau des Mittleren Korridors integrieren, der eine kostengünstige und sichere Route von Asien nach Europa formen wird.

 

Der China-Europa-Express auf der Schiene hat ebenfalls vom kontinuierlichen Aufbau und der Verbesserung der Eisenbahnstrecken sowie der zugehörigen Einrichtungen und Dienstleistungen profitiert. Die Aufnahme einer direkten Güterzugverbindung zwischen der Türkei und China im Dezember 2020 ist das jüngste und wichtigste Beispiel für diese Entwicklung. Der Zug folgt dem Mittleren Korridor über die Eisenbahnlinie Baku-Tbilis-Kars (BTK-Linie). Die Strecke ist fast 8700 Kilometer lang, passiert zwei Kontinente, zwei Meere und fünf Länder. In weniger als zwei Wochen gelangt auf diesem Wege Fracht von Istanbul bis ins chinesische Xi'an. Was einst ein ferner Traum war, ist heute Wirklichkeit. Schon in naher Zukunft sollen regelmäßig und noch häufiger wöchentliche Güterzüge zwischen der Türkei und China verkehren.

 

Xi'an, das östliche Ende der alten Seidenstraße und einst Chinas kaiserliche Hauptstadt, war in der Geschichte lange ein Ort des Zusammentreffens und des Verschmelzens der Kulturen, des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Austausches zwischen Türken und Chinesen sowie vielen anderen Völkern. Schon unsere Vorfahren wussten, wie wichtig sichere und stabile Transportwege für die Förderung wirtschaftlicher Aktivitäten sind. Deshalb schufen sie eine Straße, die den Transport von Waren zwischen Asien und Europa ermöglichte. Heute, Jahrhunderte später, treten wir in ihre Fußstapfen und bauen eine neue Seidenstraße auf, wobei wir uns die Möglichkeiten neuer Technologien und der Modernisierung zunutze machen.




 Am 23. Dezember 2020 rollt der erste Güterzug aus Xi’an in Richtung Istanbul, 

das Wirtschaftszentrum der Türkei. 


An dieser Stelle möchte ich kurz auf die jüngsten Entwicklungen eingehen und einige Schlaglichter auf die türkische Initiative zum Aufbau des Mittleren Korridors werfen, von der Experten erwarten, dass sie in Zukunft eine noch größere Rolle bei der Förderung der eurasischen Konnektivität spielen wird. Sie dürfte als zuverlässige Alternative zu bestehenden Verbindungen dienen, und zwar unter anderem aus folgenden Gründen:

 

Zunächst einmal führt die Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes nach Osten zu einer kontinuierlichen Zunahme des Gütertransports zwischen Asien und Europa. Die Pandemie hat an diesem Trend keineswegs etwas geändert, sondern ihn sogar noch verstärkt. So erreichte beispielsweise das bilaterale Handelsvolumen zwischen der Türkei und China im Jahr 2020 26 Milliarden US-Dollar – eine der höchsten Zahlen im bilateralen Handel zwischen europäischen und asiatischen Ländern.

 

Außerdem sei darauf hingewiesen, dass eine verstärkte Nutzung der Eisenbahnverbindungen zwischen der Türkei und China die wirtschaftlichen Aktivitäten in ganz Eurasien stimulieren dürfte, was wiederum den türkisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen zugutekommt. Türkische und chinesische Produkte können über die Güterzüge leichter ausgeliefert werden. Hochwertige türkische Marken und Produkte, die in vielen Teilen der Welt schon heute sehr gefragt sind, werden so auf dem riesigen chinesischen Markt noch leichter erhältlich sein. Insbesondere können sie so auch vermehrt Einzug auf Chinas E-Commerce-Plattformen halten. Wir ermutigen türkische und chinesische Geschäftsleute daher, die Güterzüge zwischen der Türkei und China besser zu nutzen, denn sie haben ein neues Handelstor zwischen beiden Ländern aufgestoßen.

 

Zweitens dient die Türkei mit ihren 84 Millionen Einwohnern nicht nur als regionales Verkehrsdrehkreuz, sondern auch als Brücke zwischen drei Kontinenten sowie einer Reihe von Märkten, nämlich auf dem Balkan, im Kaukasus, in Zentralasien, im Nahen Osten und in Nordafrika. Die Zollunion der Türkei mit der EU ermöglicht einen direkten Zugang zum EU-Markt. Und Freihandelsabkommen mit 28 Ländern schaffen freien Zugang zu Märkten mit fast einer Milliarde Menschen.

 

Drittens sind die wichtigsten Infrastrukturanlagen für die Inbetriebnahme des Mittleren Korridors bereits fertiggestellt. So etwa besagte BTK-Eisenbahn mit einer Gesamtlänge von 840 Kilometern. Sie wurde 2017 vollständig in Betrieb genommen. Eine direkte Eisenbahnlinie verbindet nun also Beijing mit London, über das Kaspische Meer und den Bosporus. Im November 2019 wurde die Trasse zum ersten Mal von einem chinesisch-europäischen Güterzug befahren. Die BTK-Linie hat eine jährliche Anfangskapazität von einer Million Passagieren und 6,5 Millionen Tonnen Fracht. Bis 2034 soll diese auf drei Millionen Passagiere und 17 Millionen Tonnen Fracht anwachsen.

 

Viertens bietet der Mittlere Korridor klare Chancen: Er stellt eine ergänzende Route zu den bestehenden nördlichen und südlichen Streckenalternativen dar und ergänzt den Wirtschaftskorridor China-Zentralasien-Westasien im Rahmen der Seidenstraßeninitiative. Er formt eine verlässliche Alternativroute als Teil des China-Europa-Express. Sich ausschließlich auf eine einzelne Route zu verlassen, wäre schließlich kein nachhaltiger Ansatz. Die Blockade des Suez-Kanals im März dieses Jahres hat nur einmal mehr gezeigt, wie wichtig alternative Routen für die Weltwirtschaft sind. In der Tat besteht einer der Hauptgedanken der neuen Seidenstraße darin, gangbare alternative Transportrouten zu schaffen. Die Nutzung des Mittleren Korridors in beiden Richtungen zwischen Europa und Asien folgt genau dieser Logik. Dieser Korridor bietet eine schnellere und kürzere Verbindung zum Balkan sowie nach West- und Nordeuropa. Außerdem herrschen auf besagter Route in den Wintern günstige klimatische Bedingungen, was insbesondere für den Transport von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen vorteilhaft ist.

 

Fünftens und letztens besteht seitens der Türkei und Chinas ein starker politischer Wille, die Zusammenarbeit im Bereich der Konnektivität zu verstärken. Das haben die Staatsoberhäupter beider Länder – Erdoğan und Xi Jinping – an verschiedener Stelle unterstrichen. Die Türkei war folglich einer der ersten Unterstützer der Seidenstraßeninitiative. Die Initiative des Mittleren Korridors formt letztlich eine natürliche Ergänzung für dieses Großprojekt. 2015 unterzeichneten die Türkei und China eine gemeinsame Absichtserklärung, um beide Initiativen noch stärker aufeinander abzustimmen. Beide Länder verbinden ähnliche Vorstellungen von der Vertiefung der regionalen Wirtschaftszusammenarbeit durch Verkehrskorridore in Eurasien. Die zuständigen türkischen und chinesischen Behörden planen, in absehbarer Zeit eine hochrangige gemeinsame Arbeitsgruppensitzung zu diesem Zweck einzuberufen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der rasche globale Wandel durch den Aufstieg des asiatischen Kontinents sowie die großen Konnektivitätsprojekte, die gerade im Gange sind, gekennzeichnet ist. Die Vertiefung der türkisch-chinesischen Zusammenarbeit in den Bereichen Verkehr und Logistik wird ohne Zweifel zu mehr Wohlstand und Stabilität in ganz Eurasien führen. Schon heute trägt die bilaterale Kooperation reiche Früchte. Die kürzlich in Betrieb genommene Direktgüterzugverbindung zwischen der Türkei und China ist eines der erfolgreichsten Beispiele für diese erfolgreiche Zusammenarbeit. Weitere Chancen und Möglichkeiten sind in greifbarer Nähe, solange wir nur die gemeinsamen Anstrengungen weiter verstärken und Schulter an Schulter für unsere gemeinsamen Interessen eintreten.

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