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Stimmen von der CIFTIS 2021: Dienstleistungshandel schlägt nicht nur wirtschaftliche Brücken

2021-10-13 10:49:00 Source: Author:
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Von Zhou Lin

 

Die globale Pandemie hat dem Wunsch der internationalen Gemeinschaft nach Austausch und Zusammenarbeit ganz offensichtlich keinen Abbruch getan. Das zeigt sich bei einem Rundgang über die China International Fair for Trade in Services 2021, Chinas größte Dienstleistungshandelsmesse, ausgerichtet in Beijing. Auf der diesjährigen CIFTIS lobten viele ausländische Aussteller besonders Chinas verbessertes Geschäftsumfeld und die hochwertige Öffnungspolitik des Landes. Gleichzeitig erörterten sie Möglichkeiten der weiteren Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit mit dem Ziel, neue Wachstumsimpulse für den Dienstleistungshandel zu setzen.

 

Die Rede Xi Jinpings, die der chinesische Staatspräsident zur Eröffnung der Messe hielt, wurde von den Ausstellern im In- und Ausland aufmerksam verfolgt und gelobt, nicht zuletzt da sich Xi klar für mehr Öffnung und Win-Win-Zusammenarbeit im Dienstleistungshandel mit Partnern aus aller Welt stark machte.



Es kann losgehen: Der deutsche Stand im Länderpavillon des China National Convention Center

 ist für die Begrüßung der Besucher bereit. 


Chancen trotz Corona

 

„Mit Chinas Idee des Aufbaus einer Schicksalsgemeinschaft der Menschheit stimmen wir eindeutig überein. Dies ist auch eine Vision Argentiniens. Und ich hoffe, dass wir sie gemeinsam verwirklichen werden“, erklärt der argentinische Botschafter in China, Sabino Vaca Narvaja, im Interview mit „China heute“ am Rande der Eröffnungsfeier des argentinischen CIFTIS-Standes. „Die Pandemie hat gezeigt, dass es viele traditionelle Industrien gibt, die durch die Dienstleistungsindustrie neu integriert bzw. aufgewertet werden können. Gleichzeitig hat uns Corona auch die Anpassungsfähigkeit vieler Dienstleistungsanbieter vor Augen geführt. Die Anbieter sind in der Lage, Lösungen für Probleme zu präsentieren, die es vorher so nicht gab“, lobt Narvaja. All dies sei für ihn ein lebendiger Ausdruck des alten chinesischen Sprichwortes der „Suche nach Chancen in der Krise“.

 

Die Pandemie, so betont der Diplomat, werde eines Tages verschwinden, die in Coronazeiten erworbenen Fähigkeiten jedoch hätten auch nach der Pandemie bestand, da sie eine Schlüsselrolle bei der Wiederbelebung der Weltwirtschaft spielten. Hier sei Argentinien ein gutes Beispiel: „Wir haben die Zeit der Pandemie genutzt, um unsere Softwaredienste und virtuellen Dienstleistungen zu verbessern. Ich glaube, dass in der Zeit nach Corona die Zahl der argentinischen Dienstleistungsanbieter noch zunehmen und die Qualität der Dienstleistungen weiter steigen wird.“

 

In Bezug auf die Zusammenarbeit zwischen Argentinien und China im Bereich des Dienstleistungshandels erklärt Narvaja mit einem Lächeln, viele Chinesen assoziierten Argentinien wohl vor allem mit hochwertigen Lebensmitteln wie Fleisch, Wein und Meeresfrüchten. Was viele nicht wüssten, sei, dass Argentinien auch im Dienstleistungssektor äußerst wettbewerbsfähig und innovativ sei. „Unsere Kultur begünstigt die Anpassung an Veränderungen und Innovationen“, so der Diplomat. Zudem habe die argentinische Regierung eine spezielle Anreizpolitik formuliert, um Talente zu ermutigen, innovative Technologien in Produktivität umzumünzen.

 

„Anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas hat die chinesische Regierung angekündigt, die technologische Innovation zu einem der Schlüsselelemente ihrer Regierungsführung zu machen. Das ist für die künftige Entwicklung Chinas von entscheidender Bedeutung“, sagt Narvaja. China sei schon heute weltweit das Land mit den meisten Patentanmeldungen im Technologiebereich. Und auch die argentinische Regierung arbeite konkret an der Schaffung eines günstigen Umfeldes für wissenschaftliche Forschung. Über die Jahre habe Argentinien mit China eine intensive Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Technologie aufgebaut. „Auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt haben Argentiniens Nationale Kommission für Raumfahrtangelegenheiten und Chinas Behörde für Mess- und Kontrollsysteme für Satellitenstarts bereits im Jahr 2012 ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Darin verständigten sich die beiden Seiten auf eine enge Zusammenarbeit im Bereich Weltraumforschung in der Deep-Space-Station im argentinischen Neuquén.“

 

Mit besonderem Interesse habe Narvaja Xi Jinpings Ankündigung verfolgt, eine Pilotzone für den digitalen Handel und die Beijinger Börse einzurichten. Das sei eine Entscheidung, die die digitale Entwicklung in China mit Sicherheit weiter vorantreiben und insbesondere Innovationen bei kleinen und mittleren Unternehmen fördern dürfte, so der Botschafter.

 

Chinas Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig

 

„Der Austausch zwischen Unternehmen kurbelt nicht nur das Wirtschaftswachstum an, sondern fördert letztlich auch den zwischenmenschlichen und gedanklichen Austausch und kann auf diese Weise gegenseitigen Nutzen bringen und zum Aufbau gegenseitigen Vertrauens beitragen“, sagt derweil Hagardon Gareth, wirtschaftlicher Berater und Leiter der Wirtschaftsabteilung der irischen Botschaft in China. Irland und China verfügten über ein großes Potenzial für die weitere Vertiefung ihrer Zusammenarbeit im Bereich des Dienstleistungshandels, so der Wirtschaftsexperte.

 

Irland ist der diesjährige Ehrengast der CIFTIS. Kein Wunder also, dass das Land diesmal gleich mit vier staatlichen Einrichtungen auf der Messe vertreten ist: Bord Bia, Enterprise Ireland, Investment Development Agency Ireland und Tourism Ireland. Die vier Stände präsentieren die verschiedenen Wirtschaftszweige des Landes in all ihren Facetten. Schließlich hofft Irland, die wertvolle Chance des Auftrittes als Gastland möglichst gut nutzen zu können. Man wolle den Charme und die Vorzüge Irlands zeigen. Das Land stehe schließlich nicht nur für malerische Landschaften, hochwertige Agrarprodukte und einzigartige Kulturerlebnisse, sondern habe auch gute Investitionsmöglichkeiten, einen vielversprechenden Hightech- und Innovationssektor und erstklassige Hochschulbildung zu bieten.

 

Die CIFTIS habe eine globale Plattform für den Austausch von Dienstleistungen geschaffen, die Irland eine wertvolle Gelegenheit biete, seine Unternehmen und Produkte zu präsentieren, lobt Hagardon Gareth. Gleichzeitig sei die Messe eine gute Gelegenheit, die ohnehin bereits engen Beziehungen und die gute Zusammenarbeit mit den chinesischen Unternehmen weiter zu stärken, so der Wirtschaftsfachmann.

 

EU-Mitglied Irland verfügt über einen traditionell starken Dienstleistungssektor. Vor allem die Dienstleistungsexporte stellen einen wichtigen Motor für das Wirtschaftswachstum des Landes dar. Nach Angaben der irischen Botschaft in China erreichten die Dienstleistungsexporte Irlands 2020 einen Gesamtwert von 262 Milliarden US-Dollar und lagen damit an vierter Stelle unter den OECD-Ländern. Der gesamte bilaterale Dienstleistungsverkehr zwischen Irland und China hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Aussichten für die weitere Zusammenarbeit im Dienstleistungssektor sind also denkbar vielversprechend.

 

„Die Weltwirtschaft erholt sich allmählich von der Corona-Pandemie, und die digitalen Aspekte des Dienstleistungsverkehrs treten immer deutlicher zum Vorschein“, sagt Gareth. Irland verfüge über einen starken Finanztechnologie-Sektor sowie auch über viele hervorragende internationale Finanzdienstleister. Man habe sich zum fünftgrößten Finanzdienstleistungszentrum in Europa gemausert und sei heute zudem der achtgrößte Exporteur von Finanzdienstleistungen weltweit. Irlands Stärken in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Innovation, fortschrittliche Fertigung und Dienstleistungen machten das Land außerdem zu einem günstigen Ziel für ausländische Direktinvestitionen, auch von führenden chinesischen Hightech-Unternehmen wie Huawei, TikTok-Eigentümer ByteDance und WuXi Biologics. „Dies hat eine solide Grundlage für die kontinuierliche Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen China und Irland geschaffen“, so sein Fazit.

 

China ist mittlerweile eines der fünf wichtigsten Exportziele für irische Lebensmittel. „Wir beobachten derzeit deutliche Veränderungen im Einkaufsverhalten chinesischer Verbraucher. Ein gesunder Lebensstil und die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln rücken zunehmend in den Vordergrund“, sagt Gareth. Hier könne der irische Lebensmittelsektor mit seinen traditionellen Stärken wie natürlichen Zutaten, hervorragender Produktqualität und strengen Kontrollen der Lebensmittelsicherheit punkten. Vor einiger Zeit startete die irische Regierung das sogenannte Origin-Green-Programm, das die Branche dazu verpflichtet, sich messbare Nachhaltigkeitsziele zu setzen und diese streng einzuhalten. So soll einerseits die Umwelt geschont und andererseits sollen den Verbrauchern sichere Lebensmittel geboten werden. Die Perspektiven für Irlands künftige Zusammenarbeit mit China im Lebensmittelsektor bewertet Gareth alles in allem durchweg positiv.



Der Ausstellungsbereich des Shougang-Parks auf der CIFTIS 2021 in Beijing 


Den internationalen Freundeskreis erweitern

 

Viele internationale Organisationen und Institutionen waren in diesem Jahr erstmals auf der CIFTIS vertreten. Auch für Deutschland gab es in diesem Jahr eine Premiere: erstmals war das Land mit einem eigenen Länderpavillon präsent. Dafür hat sich Germany Trade & Invest, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes, mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der sieben Bundesländer Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen zusammengetan, um erstmals alle Teilnehmer unter einem Dach zu vereinen. Dennis Wilkens, Leiter der Region China von Germany Trade & Invest, erklärt im Interview, man hoffe, die CIFTIS umfassend als Plattform dafür nutzen zu können, die Kooperationsfelder zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen zu erweitern und der Weltwirtschaft für die Zeit nach der Pandemie neue Impulse zu geben.

 

Ikhtiyar Atalizada, der seit mehr als einem Jahrzehnt in China lebt und arbeitet, ist als Vertreter des Wirtschaftsministeriums der Republik Aserbaidschan auf der Messe. Die CIFTIS sei jedes Jahr ein Pflichttermin in seinem Kalender und in diesem Jahr sei er besonders beeindruckt, verrät der Aserbaidschaner. „Die Pandemie scheint an Chinas Wirtschaft fast spurlos vorübergegangen zu sein. Die chinesische Volkswirtschaft hat sich als sehr widerstandsfähig erwiesen. Ich glaube, dass sie sich auch in Zukunft auf eine robuste Verbrauchernachfrage und umfangreiche Investitionen in den Überseemärkten stützen kann und so der Weltwirtschaft starke Impulse verleihen wird.“

 

Asraf Imteyaz von der Vereinigung des nepalesischen Kunsthandwerks erzählt uns, dass er und sein Team bereits zum dritten Mal an der CIFTIS teilnehmen. Drei Jahre in Folge habe man das nepalesische Kunsthandwerk zudem auf der China International Import Expo (CIIE) in Shanghai präsentiert. „Handarbeiten aus Nepal sind weltberühmt. Zu unseren Verkaufsschlagern auf dem chinesischen Markt zählen Alpaka-Wandteppiche und handgefertigte Schals“, sagt Imteyaz und deutet auf einen farbenfrohen und kunstvoll gemusterten riesigen Wandteppich im Hintergrund. „Auf den drei großen chinesischen Messen in Beijing, Shanghai und Guangzhou finden unsere Produkte besten Absatz. Und wir konnten bereits zahlreiche Verträge mit chinesischen Geschäftspartnern unterzeichnen“, freut sich der Nepalese.

 

Der italienische Geschäftsmann Andrea Giovannini arbeitet für die International Health and Environment Industry Association. Er habe einst an der Beijing Foreign Studies University internationale Wirtschaft und Handel studiert und sei sehr optimistisch, was den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel in China angehe. „Im Bereich der Gesundheits- und Umweltindustrie hat unsere Organisation die Zusammenarbeit der chinesischen Städte Qingdao und Chongqing mit Dänemark und anderen europäischen Ländern gefördert, jeweils mit proaktiver Unterstützung der jeweiligen Regierungen. Das hat mich nur umso mehr in meinem Eindruck bestärkt, den richtigen Beruf gewählt zu haben“, sagt der Italiener und lacht.

 

Am 3. September fand im Rahmen der CIFTIS auch das Forum über neue Trends bei der Öffnung und Entwicklung des Dienstleistungsverkehrs statt. Dabei wurde der Jahresbericht 2020 über die Entwicklung des chinesischen Dienstleistungshandels vorgestellt. Das Papier zeigt, dass die Zahl der Handelspartner Chinas im Dienstleistungsbereich weiter gestiegen ist. Allein in der Periode des 13. Fünfjahresplans (2016-2020) unterzeichnete China insgesamt 14 bilaterale Kooperationsabkommen über den Handel mit Dienstleistungen, und zwar mit insgesamt sieben Ländern, nämlich Brasilien, Japan, Uruguay, Russland, Argentinien, Panama und Portugal. Zudem vereinbarte die Volksrepublik die „BRICS Trade in Services Cooperation Roadmap“ sowie das „China-CEEC Cooperation Agreement on Trade in Services“ und setzte beide Vereinbarungen in Kraft. 2020 betrieb China damit Dienstleistungshandel mit insgesamt 240 Ländern und Regionen in aller Welt. Es waren 42 Länder und Regionen mehr als noch 2015. Der chinesische Handelskreis und die Zusammenarbeit des Landes mit der Welt wachsen und gedeihen also weiter.

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