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Wieder mehr wilde Pandas: Schutzmaßnahmen für pelziges Nationalmaskottchen tragen Früchte

2021-11-24 11:29:00 Source: Author:
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Von Gao Fuhua

 

Als der chinesische Hobbyfotograf Cui Jianguo in diesem Juli in der südwestchinesischen Provinz Sichuan auf Fototour unterwegs war, machte er eine unvergessliche Begegnung. Im Kreis Baoxing der Stadt Ya’an stieß er auf einen Riesenpanda in freier Wildbahn, der gerade auf einem Baum spielte. Cui hielt die possierliche Szene mit der Handykamera fest und stellte den Clip online. Wenig später ging das Panda-Video viral.

 

Ya’an gilt als „Heimat der Pandas“. Hier ist nicht nur der Ort, an dem der Große Panda einst entdeckt und benannt wurde, sondern heute findet sich hier auch der Giant Panda Nationalpark. Ein Teil der berühmten Sichuan Giant Panda Sanctuaries, die von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen wurden, findet sich ebenfalls hier. Auf einen Pandabären zu treffen, ist in Ya’an also keine Seltenheit. Die Bären, deren natürliche Lebensräume sich über acht örtliche Kreise und Bezirke erstrecken, sind für die Einheimischen hier fast schon zum alltäglichen Anblick geworden.



 Pelziges Nationalmaskottchen: Dank gezielter Schutzmaßnahmen

 ist der Riesenpanda heute nicht mehr vom Aussterben bedroht. 


Ein französischer Missionar macht eine besondere Entdeckung

 

Die Entdeckung des Riesenpandas und seine wachsende Bekanntheit in der Außenwelt ist vor allem dem Franzosen Pere Armand David zu verdanken. Am 28. Februar 1869 trat der Missionar im Kreis Baoxing seine Tätigkeit in der örtlichen katholischen Kirche an. Da er von Kindesbeinen an großes Interesse für Insekten und Pflanzen besaß, kam der 36-Jährige damals mit einer weiteren Mission im Gepäck: Das Nationalmuseum für Naturgeschichte in Paris hatte ihn beauftragt, botanische und zoologische Proben in China zu sammeln. Man war auf der Suche nach neuen Arten, von denen man in Europa bisher nur wenig wusste.

 

In seinen zwölf Jahren in China unternahm David drei ausgedehnte Expeditionen. Die ersten beiden führten ihn nach Nordchina und in die Innere Mongolei, die dritte nach Baoxing (das damals noch Muping hieß). David vermerkte damals in seinem Tagebuch: „Obwohl die Region unweit von Chengdu liegt, ist sie aufgrund der hohen Berge seit jeher weitgehend von der Außenwelt isoliert. Die Berge und Flusstäler sind von dichtem Urwald bedeckt, was beste Lebensbedingungen für verschiedene Arten von Wildtieren bietet.“

 

Während seiner Expeditionen in Baoxing stieß David eines Tages auf ein großes Säugetier mit weißem Fell am Körper und schwarzen Gliedmaßen. Er durchsuchte die Aufzeichnungen existierender Säugetierarten, konnte aber kein solches Tier finden. Er taufte seine Neuentdeckung kurzerhand „Schwarz-Weiß-Bär“, später nannte er sie in Panda um. Dieser Name hat sich bis heute gehalten.

 

Ein Schutzgebiet für den Riesenpanda

 

Seit Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 hat die chinesische Regierung den Schutz der heimischen Riesenpandas stetig verstärkt. Heute gibt es allein in Ya’an sieben Naturschutzgebiete, die in erster Linie dem Pandaschutz dienen. Seit 1998 ist die Rodung der natürlichen Wälder hier verboten, sodass sich der Lebensraum der Pandabären über die Jahre wieder erweitert hat. 2003 wurde der Wildtierpark Bifengxia in Ya’an zur weltweit größten Basis für halbwilde Riesenpandas aufgebaut.

 

Darüber hinaus schlugen die Stadtregierung Ya’an und das Institute of Mountain Hazards and Environment in Chengdu der Provinzregierung vor, einen Riesenpanda-Nationalpark zu errichten, der Ya’an und einige benachbarte Gebiete umfassen sollte. Das Naturschutzgebiet sollte zum Schutz des Großen Pandas dienen, die Tierart noch bekannter machen und zu einem grünen Freizeitziel reifen.

 

Ende 2005 beantragte China bei der UNESCO die Listung der Sichuan Giant Panda Sanctuaries als Weltnaturerbe. Chef-Begutachter David Shepherd schrieb daraufhin: „Zwei Davids treffen sich nach 100 Jahren am Berg Jiajin im Kreis Baoxing. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Schätze der Natur und des Menschen zu schützen, damit der Große Panda einen artgerechten Lebensraum findet und in harmonischer Koexistenz mit dem Menschen fortbestehen kann.“

 

Am 12. Juli 2006 wurde schließlich auf der 30. UNESCO-Welterbekonferenz einstimmig beschlossen, die Schutzgebiete für den Großen Panda in Sichuan in die Liste des Welterbes aufzunehmen. Es dreht sich hier um das weltweit größte Schutzgebiet für Wildtiere sowie das erste Schutzgebiet seiner Art in China, das den Sprung in die Liste des Weltnaturerbes geschafft hat. 52 Prozent des Schlüsselbereichs des Gebiets befinden sich in Ya’an.

 

Am 5. Dezember 2016 wurde ein Pilotprogramm für den Bau eines Riesenpanda-Nationalparks genehmigt, der sich heute von Sichuan bis in die Provinzen Shaanxi und Gansu erstreckt. Dieser 27.000 Quadratkilometer große Panda-Nationalpark umfasst 40,8 Prozent der Landfläche von Ya'an, was 23 Prozent der gesamten Fläche des Nationalparks entspricht.

 

Zurück in die Wildnis

 

Das Nationale Naturschutzgebiet Liziping im Kreis Shimian der Stadt wurde 2014 Chinas erste Basis für das Auswilderungstraining der in den Naturschutzgebieten geborenen und aufgewachsenen Riesenpandas. Von den mittlerweile elf ausgewilderten Tieren wurden neun in Liziping ausgewildert.

 

Laut der vierten Populationszählung der Riesenpandas im Jahr 2015 leben in diesem schmalen Landstrich heute wieder mehr als 30 wilde Pandabären. Mit der Ankunft neuer ausgewilderter Artgenossen steigt die Zahl stetig. Experten erwarten, dass sich durch die Auswilderung der Genpool wieder erweitert und die Population über die Jahre dauerhaft anwachsen wird.

 

Mit der Panda-Auswilderung in Liziping befasst sich auch Yang Zhisong, Professor am College of Life Sciences der China West Normal University. Yang, der erste Leiter des Teams zur Überwachung der Riesenpandas während ihrer schrittweisen Auswilderung, hat sein Büro für das Projekt eigens vom Universitätscampus in die Bergregion verlegt. „Die meiste Zeit verbringe ich tatsächlich mittlerweile hier in Liziping“, sagt er.

 

Um sicherzustellen, dass die in die Freiheit entlassenen Tiere ungestört vom Menschen leben können, wurden sogar einige Einheimische umgesiedelt. „Die Heimat der Pandas liegt in der Wildnis und ihre Rückkehr in die Natur ist unser ultimatives Ziel“, sagt Yang. „Alle von uns ausgewilderten Exemplare sind in gutem Zustand. Wir haben mit unserer Arbeit also das erreicht, was wir wollten“, freut er sich.

 

Eine Panda-Erfolgsgeschichte

 

Spricht man über die Geschichte des Panda-Schutzes in China, kommt man an einem weiteren Namen nicht vorbei: Cui Xuezhen. Cui stammt ursprünglich aus der Küstenstadt Ningbo in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Nachdem er 1969 sein Studium an der Beijing Forestry University (damals Beijing Forestry Institute) abgeschlossen hatte, kam er nach Baoxing. Mittlerweile arbeitet er hier seit mehr als drei Jahrzehnten. Über die Jahre hat er mehr als 50 schwerkranken wilden Pandas das Leben gerettet.

 

Unter ihnen fand sich etwa die Bärin Basi, der älteste in Gefangenschaft lebende Riesenpanda der Welt, die 2017 im hohen Alter von 37 Jahren starb. Das Maskottchen der Asienspiele 1990 in Beijing „Pan Pan“ wurde der Pandadame nachempfunden. „Ich habe mich lebenslang nur einer Sache gewidmet, nämlich dem Schutz der Riesenpandas“, sagt Cui.

 

Heute leben in China wieder mehr als 1800 Exemplare in freier Wildbahn. Riesenpandas gelten damit nicht mehr als vom Aussterben bedroht, sondern zählen zur Gruppe der leicht gefährdeten Tierarten.

 

Laut Cui senkte die International Union for Conservation of Nature (IUCN) im September 2016 die Bedrohungsstufe des Großen Pandas offiziell herab. Menschliche Einflüsse wie Rodungen, Landgewinnung, Siedlungsbau, die Erschließung von Bodenschätzen oder die Realisierung von Verkehrs- und Wasserbauprojekten hätten die Pandas einst an den Rand des Aussterbens geführt. „China hat daraufhin größte Anstrengungen unternommen, um den Panda als Art zu erhalten“, sagt Cui. Die chinesische Regierung habe das Gesetz für Wildtierschutz, die Verordnungen über Naturschutzgebiete sowie andere relevante Gesetze und Vorschriften auf den Weg gebracht. Auch wurde eine Reihe nationaler Schutzmaßnahmen ergriffen, etwa das Wildereiverbot, die Umsetzung des Projektes zum Schutz des natürlichen Lebensraums der Riesenpandas, der Aufbau eines Netzwerks von Panda-Naturschutzreservaten und die Rückführung von Acker- in Forstflächen. „Dass der Riesenpanda heute nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, spiegelt die Verbesserung der ökologischen Umwelt und die Erfolge des chinesischen Pandaschutzprogramms“, sagt der Wissenschaftler.

 

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