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Die 5G-Ära kommt – und China ist vorne mit dabei

2019-07-24 10:58:00 Source: Author:
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Von Liu Shaohua, Lei Jieru und Zhuge Qiaoxi*

 

Am 30. Mai 2019 nutzte die BBC zum ersten Mal das kürzlich in Betrieb genommene 5G-Netzwerk für Live-Übertragung. „Dies ist das Gerät, mit dem wir die erste 5G-Sendung in Großbritannien ermöglicht haben“, sagte der 61-jährige BBC-Reporter Rory Cellan-Jones begeistert vor der Kamera und zeigte auf ein Gerät „made in China“. In den sozialen Medien posteten zahlreiche britische Netizens Screenshots der Meilenstein-Sendung, die zeigten, dass die 5G-Netzwerkgeschwindigkeit Höchstwerte von 980 Megabits (Mbit) pro Sekunde erreichte.

 

Dabei sind Liveübertragungen nur eine der einfacheren Anwendungen der neuen 5G-Technologie. Wir erleben derzeit gerade den Eintritt der fünften Generation von Mobilfunknetzen in eine entscheidende Phase der globalen Kommerzialisierung, ganz vorne mit dabei: China. Das Land hat einen Wettbewerbsvorteil, was die zukunftsweisende Technologie angeht. Am 6. Juni erteilte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie die ersten kommerziellen 5G-Lizenzen an die drei großen Telekommunikationsunternehmen des Landes, nämlich China Telecom, China Mobile und China Unicom, sowie an die China Broadcasting Network Corporation. Damit fiel der offizielle Startschuss für die 5G-Ära in China.

 

Was wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film anmutet, könnte dank 5G-Technologie in absehbarer Zeit Realität werden: Wenn Sie morgens aufwachen, schnurren die Fenstervorhänge automatisch auseinander. Ihre intelligente Matratze zeigt Ihnen die Werte Ihrer Schlafqualität der vergangenen Nacht an. Das Duschwasser ist bereits auf Ihre bevorzugte Wohlfühltemperatur vorgewärmt und die Kaffeemaschine hat schon eine Tasse Ihres Lieblings-Cappuccinos für Sie aufgebrüht. Ihr selbstfahrendes Auto wartet derweil vor der Haustür auf Sie, sobald Sie das Haus verlassen …

 

 

 

Am 27. Juni 2019 fand in Shanghai der Mobile World Congress 2019 statt. Es ist die bisher

 größte internationale Veranstaltung, die sich auf das Thema 5G fokussiert.

  

Was ist 5G?

 

5G ist die Abkürzung für das Mobilfunknetz der fünften Generation. Viele Menschen wissen bereits, dass die neue Technik schnellere Download-Geschwindigkeiten und flüssigeres Streaming verspricht. In der Tat besticht 5G nicht nur durch eine größere Bandbreite, sondern auch eine geringere Verzögerungszeit, die für viele Hightech-Anwendungen wie autonomes Fahren von großer Bedeutung ist. Wenn ein automatisiertes Fahrzeug nicht in der Lage ist, auf Anweisungen rechtzeitig zu reagieren, besteht mit hoher Geschwindigkeit ein großes Unfallrisiko. Nach Einschätzung von Experten beträgt die Reaktionsentfernung bei der Bremssteuerung eines automatisierten Wagens im 5G-Netz nur 2,8 Zentimeter, während sie im 4G-Netzwerk bei gleicher Geschwindigkeit bei 1,4 Metern liegt.

 

Experten vergleichen die neue Mobiltechnologie im Vergleich zu ihren Vorläufergenerationen mit einer kontinuierlichen Erweiterung des Datenhighways. Die 5G-Technologie macht nicht nur die Datenstraße breiter, sondern bietet gleichzeitig auch Umgehungsstraßen an, um die Kapazitäten voll auszulasten. Während das 4G-Netzwerk vor allem Menschen enger miteinander verbunden hat, schickt sich das 5G-Netzwerk an, die Verbindung zwischen Menschen und den Dingen in ihrem Alltag sowie die Verbindung zwischen Gegenständen untereinander zu intensivieren, so dass eine Ära der Netzwerke entsteht, in der alle - Menschen und Gegenstände – eng miteinander verbunden sind.

 

Derzeit laufen in mehreren chinesischen Provinzen Testphasen für 5G-Netzwerke. In mehr als 20 Provinzen konnten bereits erfolgreich Verbindungen zwischen 5G-Mobiltelefonen hergestellt werden. Darüber hinaus kam die neue Technik in China auch bei der Live-Übertragung der großen CCTV-Frühlingsfestgala 2019 und den Jahrestagungen des Nationalen Volkskongresses (NVK) und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volks (PKKCV) im März in Beijing zum Einsatz. Bis zur landesweiten Anwendung dürfte allerdings noch einige Zeit ins Land gehen.

 

Ein neues Handy wird nötig

 

Während neue 5G-Mobiltelefone durchaus in der Lage sind, 4G-Signale zu empfangen, gilt das umgekehrt nicht. Die bisherigen 4G-Geräte werden keine 5G-Signale empfangen können. Daher werden Verbraucher wohl oder übel neue Endgeräte benötigen, um sich mit dem Netzwerk der neuen Generation zu verbinden. Eine neue SIM-Karte oder gar eine neue Telefonnummer, wie es noch beim Übergang von 3G zu 4G der Fall war, ist dagegen zum Glück nicht nötig. Hier bleiben den Verbrauchern also weitere Umstände erspart.

 

Viele chinesische Handyhersteller haben bereits eigene 5G-Modelle entwickelt. Im Februar dieses Jahres wurde in Barcelona das weltweit erste faltbare 5G-Handy, das Huawei Mate X, vorgestellt und auf den Markt gebracht. Ihm folgten Produkte auch anderer chinesischer Mobiltelefonhersteller wie ZTE, OPPO und Xiaomi.

 

„In der zweiten Jahreshälfte wird eine kleine Anzahl von 5G-fährigen Handys auf den Markt kommen, große Umsätze erwarten wir allerdings erst für das kommende Jahr“, sagte Zhang Yunyong, Direktor des China Unicom Research Institute, auf den Jahrestagungen von NVK und PKKCV im März dieses Jahres. Schon in naher Zukunft also könnten Nutzer 5G-Dienste mit großer Bandbreite, guter Qualität und Leistung sowie intelligenter Technik genießen, erklärte Zhang.

 

Ein wichtiger Punkt in den Augen vieler Endverbraucher ist natürlich auch der Preis der neuen Dienste. Dazu erklärt Cao Lei, Leiter der Abteilung für technologische Strategien von China Telecom: „Beim technologischen Übergang von 2G über 3G bis 4G konnten wir nach der Einführung einen zunehmenden Trend zu sinkenden Gebühren beobachten. Das entspricht dem Gesetz der Skalenwirtschaft. Es braucht allerdings eine gewisse Zeit, um die Stückpreise zu senken.“

 

Fest steht, dass die höhere Konnektivität und die geringere Latenz von 5G-Netzwerken das Leben der Menschen sowie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung umkrempeln werden. In einem Bericht mit dem Titel „Der Beitrag der 5G-Industrie zur Wirtschaft“ der Chinesischen Akademie für Informations- und Kommunikationstechnologie heißt es, die kommerzielle 5G-Anwendung in China werde zwischen 2020 bis 2050 eine direkte Wirtschaftsleistung von 10,6 Billionen Yuan erzeugen. Darüber hinaus dürfte sie mehr als drei Millionen neue Arbeitsplätze schaffen, so die Prognose.

 

Vorteile kommerzieller 5G-Anwendung im Alltag

 

Am 18. Januar dieses Jahres führten das Mengchao Hepatobiliary Hospital der Fujian Medical University und das Beijinger PLA General Hospital (PLAGH) gemeinsam die weltweit erste Fernoperation mit 5G-Technologie durch. Zwei Monate später schlossen das PLAGH Beijing und ihre rund 3000 Kilometer entfernte Schwesterklinik in der Provinz Hainan, die ebenfalls dem PLAGH untersteht, erfolgreich die weltweit erste Fernoperation an einem Gehirn ab. Die Operation des Patienten, der an schwerem Parkinson litt, wurde mithilfe der 5G-Technologie ferngesteuert.

 

Am 14. Mai führte das West China Hospital in Chengdu in der Provinz Sichuan gemeinsam mit seiner Zweigstelle, nämlich dem Longquan-Krankenhaus, sowie dem Zentralkrankenhaus der Stadt Suining eine demonstrative Operation im Rahmen der fiberoptischen Bronchoskopie durch. Es war die erste Zusammenarbeit zwischen chinesischen Medizinern an mehreren Standorten unter Nutzung eines 5G-Netzwerkes. Mit wachsender Verbreitung dürfte die 5G-Technologie immer häufiger im Bereich medizinischer Diagnosen und Behandlungen Anwendung finden, so dass bestehende Schwierigkeiten der chinesischen Bevölkerung in Bezug auf medizinische Behandlung teilweise überwunden werden können.

 

5G im OP

 

„Wie geht es dem Patienten?“, fragt der Arzt mit aufgezogener VR-Brille seinen Fachkollegen. Der Kollege auf dem Bildschirm vor ihm, der in Wirklichkeit in weiter Ferne ist, antwortet: „Die Lebensfunktionen sind jetzt stabil, die Herzfrequenz beträgt 75 Schläge pro Minute, und der Blutdruck liegt bei 110/65mmHg.“

 

Was wir erleben, ist eine nachgestellte Operation im Erste-Hilfe-Zentrum des zweiten angegliederten Krankenhauses der Zhejiang University School of Medicine. Mit 5G-Technologie werden hier Ultraschall- und Überwachungsbilder sowie verschiedene medizinische Daten in Echtzeit aus dem Krankenwagen in die Notaufnahme eines Krankenhauses übertragen, so dass die Ärzte im Erste-Hilfe-Zentrum die Möglichkeit haben, den Zustand des Patienten durch eine VR-Brille in voller Dimension zu überwachen und die nötigen Rettungsmaßnahmen anzuleiten.

 

„Mit einer 5G-VR-Brille können Experten genau sehen, was sich Tausende Kilometer entfernt von ihnen ereignet. Dadurch können sie das medizinische Personal vor Ort rechtzeitig unterstützen“, sagt Li Qiang, Vizedirektor der Abteilung für Notfallmedizin am zweiten angegliederten Krankenhaus der Zhejiang University School of Medicine.

 

5G im Klassenzimmer

 

Doch die Anwendungsgebiete der neuen Technologie reichen noch weiter. Die 5G-Technologie kann auch dazu beitragen, Kindern in armen Bergregionen neue Lernhorizonte zu eröffnen.

 

„Warum schmecken Kartoffeln aus Höhenregionen besser als die hier angebauten?“ Diese Frage stellt die Biologielehrerin Cheng Yamei ihren Eleven an der Tianfu-Mittelschule Nr. 7 in der Stadt Chengdu in der südwestlichen Provinz Sichuan. Sie ruft einen Schüler auf, um eine Antwort zu bekommen, nur dass der ausgewählte Junge nicht im Klassenzimmer der Tianfu-Mittelschule sitzt, sondern in einer kleinen Schule im Autonomen Bezirk Liangshan der Yi-Nationalität, die Hunderte Kilometer entfernt liegt. Die 5G-Technologie ermöglicht es ihm und seinen Klassenkameraden, die allesamt aus einer unterentwickelten Region stammen, am Unterricht durch hochqualifizierte Lehrkräfte aus der Stadt teilzunehmen. Der aufgerufene Schüler gab schließlich eine Antwort auf die gestellte Frage: „Feuchtigkeit und Umfeld“.

 

„Ich hätte nie gedacht, dass ich auf diese Weise einmal Unterricht in Biologie und anderen Naturwissenschaften haben könnte. Als ich die VR-Brille trug, hatte ich das Gefühl, in einer völlig anderen Welt zu sein“, sagt Aer Axia, Schüler der entlegenen Liangshan-Schule. „Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Stunde und bin sehr neugierig, was die Lehrer in Chengdu uns noch so beibringen werden“, sagt er.

 

Die 5G-Technologie schlägt hier also eine Brücke zwischen Schülern an verschiedenen Orten und ermöglicht so die gemeinsame Nutzung hochwertiger Bildungsressourcen. „In Zukunft werden wir 5G-Cloud-Klassen eröffnen, damit arme oder abgelegene Gebiete an unseren städtischen Bildungsressourcen teilhaben können. So sollen noch mehr Schüler Zugang zu hochwertigem Unterricht bekommen. Wir wollen auf diese Weise die Armutsbekämpfung durch Bildung voranbringen“, sagt Chen Gang, Direktor der Tianfu-Mittelschule Nr. 7.

 

Die kommerzielle Anwendung der 5G-Technologie und die Entwicklung der 5G-Industrie werden eine Revolution in Wirtschaft und Gesellschaft sowie in der Produktion und dem Leben der Menschen auslösen. Auch dürften sie die Entwicklung einer intelligenten Gesellschaft merklich fördern. Das Universum an neuen Möglichkeiten, das die 5G-Technologie eröffnet, weckt Zukunftshoffnungen.

 

Die Welt an Chinas Früchten teilhaben lassen

 

In der 3G-Ära führte China noch ausländische Standards für Mobilfunknetze ein, während in der 4G-Ära der von China selbst entwickelte Standard zu einem wichtigen globalen Maßstab wurde. In der 5G-Ära wird China nun selbst eine weltweit führende Rolle in Bezug auf Technologie, Standards, Anwendung und Entwicklung der Branche spielen.

 

Am 22. Mai 2019 gab EE, einer der größten britischen Mobilfunkanbieter, bekannt, am 30. Mai 5G-Dienste in sechs britischen Städten zu eröffnen. Es handelte sich um den ersten offiziell eingeführten 5G-Dienst Großbritanniens. Auch der Mobilfunkbetreiber Vodafone startete Anfang Juli seinen 5G-Dienst in sieben britischen Städten. In seinem Netzwerk setzt Vodafone dabei auf Equipment des chinesischen Telekommunikationsanbieters Huawei.

 

Huawei hat auch bereits 5G-Bereitstellungsverträge mit mehreren Mobilfunkanbietern in Spanien unterzeichnet. Darüber hinaus gründete das chinesische Unternehmen das weltweit erste offene Entwicklungszentrum für 5G-Dienste in Südkorea. Bis heute haben viele Länder in Europa, dem Nahen Osten, Asien und Amerika Kooperationsabkommen für die kommerzielle 5G-Anwendung mit chinesischen Hightech-Konzernen wie Huawei geschlossen.

 

Bei der Förderung der 5G-Technologie zeigt sich China stets offen für internationale Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen. 2013 gründete China die IMT-2020 5G-Fördergruppe, zu deren Mitgliedern ausländische Unternehmen wie Ericsson, Nokia, Qualcomm, Intel und Rohde & Schwarz gehören. Auf der Plattform dieser Fördergruppe arbeiten chinesische und ausländische Unternehmen gemeinsam daran, technologische Forschungen und Experimente sowie Produkttests durchzuführen. Darüber hinaus formulieren sie auch gemeinsam Technologie- und Teststandards.

 

Dank der Zusammenarbeit mit ausländischen Herstellern für Systemausrüstungen, Chips, Terminals und Testinstrumente, und auch dank eigener Innovationen spielt China heute eine führende Rolle bei der Entwicklung der 5G-Technologie und hat sich in diesem Bereich Wettbewerbsvorteile gesichert. Unter den von den globalen Unternehmen gemeinsam entwickelten internationalen Standards für 5G-Technologie entfallen mehr als 30 Prozent der essentiellen Patente auf chinesische Firmen. Chinas Technologie und Produkte im Bereich 5G sind ausgereift und die wichtigsten Glieder der 5G-Industrie wie Systemausrüstungen, Chips und Terminals haben im Wesentlichen die kommerzielle Phase erreicht. Die Grundlage für die kommerzielle Anwendung der 5G-Technologie wurde damit erfolgreich geschaffen.

 

Im April 2019 veröffentlichte das Defense Innovation Board des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums einen Bericht mit dem Titel „Das 5G-Ökosystem: Risiken und Chancen für das Verteidigungsministerium“. Darin weisen die Autoren darauf hin, dass China eine weltweit führende Rolle bei der Entwicklung der 5G-Technologie spiele. Gegenwärtig gebe es in China 350.000 5G-Basisstationen, was dem Zehnfachen der 5G-Basisstationen in den USA entspreche. Das chinesische Unternehmen Huawei habe bereits mehr als 10.000 Basisstationen an Kunden im Ausland ausgeliefert. Zudem steige diese Zahl stetig.

 

Chinas Ministerium für Industrie und Informationstechnologie betonte erst kürzlich, dass China in- und ausländische Unternehmen stets willkommen heiße, sich aktiv am Aufbau und der Förderung von 5G-Netzen in China zu beteiligen und an den Früchten der 5G-Entwicklung in China teilzuhaben. In den letzten Jahren haben sich chinesische Unternehmen sehr aktiv an der Formulierung internationaler Telekommunikationsstandards, dem Aufbau von Netzwerken und der Förderung dieser Industriebranche beteiligt und große Beiträge für die Entwicklung der internationalen Mobilfunkbranche geleistet. China ist immer bereit, seine Erfolge im Bereich der 5G-Technologie mit der übrigen Welt zu teilen.

 

*Liu Shaohua, Lei Jieru und Zhuge Qiaoxi sind Journalisten der überseeischen Ausgabe von „People’s Daily“. 

 

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