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Wertvolle Erfahrungen: Die globale Bedeutung der chinesischen Wirtschaftsentwicklung

2019-10-28 15:32:00 Source: Author:
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Von Cai Fang*

 

In den 70 Jahren seit ihrer Gründung hat sich die Volksrepublik China von einem einst armen Agrarland zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickelt. Unser Land hat nicht nur der eigenen Bevölkerung ein wohlhabendes Leben ermöglicht, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Wirtschaftswachstum geleistet. 

 

 

Hingucker im Großformat: Vor der Gedenksäule für den Sieg der chinesischen Nation im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression in Chongqing prangte am 14. September 2019, einen Tag nach dem chinesischen Mondfest, eine

 riesige Nationalflagge und zog zahlreiche Schaulustige an.

Warum sind Chinas Entwicklungserfahrungen wichtig?

 

Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 hat die Volksrepublik China hinsichtlich ihrer Wirtschaftsentwicklung einen eigenständigen Weg eingeschlagen. Auf der ökonomischen Grundlage, die in den ersten 30 Jahren gelegt wurde, setzte das Land in den darauf folgenden 40 Jahren die Reform- und Öffnungspolitik um. Dabei wurden institutionelle Barrieren der Planwirtschaft beseitigt und wirksame marktwirtschaftliche Anreizmechanismen geschaffen. Darüber hinaus wurde die Umverteilung von Ressourcen gefördert und eine umfassende Beteiligung an der globalen Arbeitsteilung ermöglicht. Dank diesen Bemühungen hat China ein noch nie da gewesenes Wirtschaftswunder geschaffen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung der Welt geleistet.

 

Dass China heute eine derart wichtige Rolle in der Weltwirtschaft spielt, ist vor allem der Reform und Öffnung der letzten vier Jahrzehnte zu verdanken. Darüber hinaus ist dies auch untrennbar mit den Untersuchungen verbunden, die in den 30 Jahren vor der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik unternommen wurden.

 

Durch die Gründung der Volksrepublik hat sich China aus seiner halbkolonialen und halbfeudalen Vergangenheit befreit und die Grundlage für eine freie Entwicklung als unabhängiges Land geschaffen. In der Phase vor der Reform und Öffnung in den späten 1970er Jahren wurde zunächst die durch jahrelangen Krieg am Boden liegende chinesische Wirtschaft wieder aufgebaut, der Lebensunterhalt der Bevölkerung stieg stark an und die Sterblichkeitsrate konnte erheblich gesenkt werden. Was das Bevölkerungswachstum betrifft, so entwickelte sich das Land von einer Phase mit hoher Geburten- und Sterblichkeitsrate sowie einer niedrigen natürlichen Zuwachsrate zu einer Phase mit hohen Geburtenzahlen, niedriger Sterblichkeit und hoher natürlicher Wachstumsrate. Dieser Wandel war für China unumgänglich, um in die spätere Phase mit niedriger Geburten- und Sterblichkeitsrate sowie geringer natürlicher Wachstumsrate einzutreten, in der demografische Dividenden für das Wirtschaftswachstum eingebracht werden konnten.

 

Das komplette Industriesystem, das in den ersten 30 Jahren nach Gründung der Volksrepublik aufgebaut wurde, hat die Grundlage für die industrielle Umstrukturierung und die wirksame Ressourcenallokation während der Reform und Öffnung geschaffen. Die neu gegründete Volksrepublik räumte bei der Ausarbeitung ihrer Industrialisierungsstrategie zunächst der Entwicklung der Schwerindustrie Priorität ein, was unter den damaligen historischen Bedingungen eine rationale Entscheidung darstellte. Angesichts der durch die Wirtschaftsblockade der westlichen Länder verursachten Entwicklungsengpässe musste China seine Schwerindustrie vorrangig entwickeln. Jedoch konnte Chinas Wirtschaft in diesen drei Jahrzehnten nicht mit den Industrienationen mithalten, ja das Gefälle zu diesen vergrößerte sich sogar noch weiter.

 

Aufgrund der Zweiteilung des globalen Wirtschaftssystems infolge des Kalten Krieges war die damalige Runde der so genannten Globalisierung auf einen bestimmten Umfang beschränkt. In den 1990er Jahren setzten schließlich die Schwellenländer und viele Länder, die sich von der Planwirtschaft abgewandt hatten, auf eine umfangreiche Öffnungspolitik, um sich an der neuen Runde der wirtschaftlichen Globalisierung zu beteiligen. Dies veränderte das Gefüge der Weltwirtschaft grundlegend. China war ein aktiver Teilnehmer und Nutznießer dieser neuen Runde der wirtschaftlichen Globalisierung und überholte in den vergangenen 40 Jahren viele Industrienationen.

 

Seit dem Eintritt ins 21. Jahrhundert übt die Volksrepublik mit ihrem hohen Wirtschaftswachstum, ihrem wachsenden Wirtschaftsumfang und ihrem größeren Anteil an der Weltwirtschaft einen immer größeren Einfluss auf die Weltwirtschaft aus. Neben dem Beitrag zur Weltwirtschaft in Form von Materialproduktion hat China auch mit seinen Erfahrungen und Entwicklungskonzepten, die bei der Reform und Öffnung gewonnen und entwickelt wurden, sowie seinem zunehmenden Mitspracherecht bei der Ausarbeitung internationaler Regeln und seinen konstruktiven Vorschlägen für Entwicklungsstrategien mehr und mehr öffentliche Güter für die internationale Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.

 

China strebt weder weltwirtschaftliche Hegemonie an, noch exportiert es sein Entwicklungsmodell in andere Länder. Als weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft, das größte Industrieland, die größte Handelsnation und das Land mit den größten Devisenreserven ist China jedoch verpflichtet, den Anforderungen von sich selbst und den Entwicklungsländern, insbesondere denen der Schwellenländer, an die internationalen Wirtschafts- und Handelsregeln Ausdruck zu verleihen, um zur Verbesserung des globalen Governance-Konzepts beizutragen.

 

  

Am 27. August 2019 fanden in Guangzhou die Chinesische Industrie-Internetkonferenz (China Industrial Internet Conference) und die Konferenz für Digitalwirtschaft des Großbuchtgebietes Guangdong-Hongkong-Macao (Guangdong-Hong Kong-Macao Greater Bay Area Digital Economy Conference) statt.

 

Motor und Stabilisator der Weltwirtschaft

 

Laut Zahlen der Weltbank lag Chinas BIP im Jahr 1978 zu konstanten Wechselkurspreisen des US-Dollars von 2010 auf dem 14. Platz der Welt, was nur 1,1 Prozent der Weltwirtschaft und 4,6 Prozent der US-Wirtschaft entspricht. Bis 1990 stieg der Anteil von Chinas BIP an der Weltwirtschaft auf 2,2 Prozent (9,2 Prozent der US-Wirtschaft). Damit rangierte China weltweit auf Platz 10. Im Jahr 2000 machte Chinas BIP dann bereits 4,5 Prozent der Weltwirtschaft und 17,6 Prozent der US-Wirtschaft aus und belegte weltweit den fünften Platz. 2010 wurde China schließlich zur zweitgrößten Volkswirtschaft, wobei sein BIP 9,2 Prozent der Weltwirtschaft und 40,8 Prozent der US-Wirtschaft ausmachte. Und 2017 erreichte Chinas BIP 10,2 Billionen US-Dollar, was 12,7 Prozent der Weltwirtschaft und 58,7 Prozent der US-Wirtschaft entspricht.

 

1990 trug China etwas mehr als zehn Prozent zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Dieser Beitrag blieb nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008 konstant bei 30 Prozent. Im Vergleich zu anderen Regionen der Welt weist Chinas Wirtschaft damit ein stabiles Wachstum auf und spielt eine immer wichtigere Rolle bei der Stabilisierung der Weltwirtschaft.

 

Aus offiziellen Statistiken geht außerdem hervor, dass die Weltwirtschaft ohne Chinas hohes Wirtschaftswachstum eine völlig andere Entwicklung erfahren hätte. Seit 1990 wären die Schwankungen der jährlichen Wachstumsrate des weltweiten BIP ohne China deutlich ausgeprägter ausgefallen. Während die chinesische Wirtschaft ständig wächst und sich weiter stabilisiert, wird auch ihr stabilisierender Einfluss auf das Weltwirtschaftswachstum immer größer.

 

Das schnelle Wirtschaftswachstum der Schwellen- und Entwicklungsländer, das größtenteils von China angeführt wurde, lässt die Theorie der globalen wirtschaftlichen Konvergenz Wirklichkeit werden. Von 1978 bis 2017 stieg der Anteil der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen am globalen BIP von 21,3 Prozent auf 35,3 Prozent, während der Anteil Chinas am gesamtwirtschaftlichen Volumen der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen von 5,3 Prozent auf 36 Prozent stieg. Zu konstanten Preisen hat sich das gesamtwirtschaftliche Volumen aller Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen in diesem Zeitraum vervierfacht. Darunter lag Chinas Beitrag bei 43,6 Prozent.

 

Infolge der globalen wirtschaftlichen Annäherung stieg auch das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Menschen in den Entwicklungsländern erheblich. Die Zahl der in absoluter Armut lebenden Bevölkerung und die weltweite Armutsquote gingen in beispiellosem Maße zurück. Mit der Einkommenserhöhung der Stadt- und Landbewohner nach der Reform und Öffnung hat China zahlreiche Menschen aus der Armut befreit und einen großen Beitrag zur weltweiten Armutsüberwindung geleistet. Nach Berechnungen der Weltbank ist die Zahl der in absoluter Armut lebenden Menschen von 1981 bis 2015 weltweit um 1,14 Milliarden gesunken. Dies bedeutet, dass mehr als 60 Prozent der in absoluter Armut lebenden Menschen aus ihrer Notlage befreit worden sind. Darunter machte Chinas Beitrag zur weltweiten Armutsüberwindung 76,2 Prozent aus.

 

Gründe für Chinas Erfolg

 

Vor der Reform und Öffnung unterhielt China keine engen Beziehungen zu westlichen Ländern und internationalen Organisationen. Es erkundete seinen eigenen Weg zur eigenständigen Entwicklung. Nach der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik 1979 etablierte die Volksrepublik dann Kooperationsbeziehungen zu internationalen Organisationen, indem sie sich am internationalen Handel beteiligte, ausländische Investitionen einführte und chinesische Unternehmen dazu ermutigte, ins Ausland zu gehen.  

 

Jedoch übernahm China von Anfang an weder alte Dogmen noch bestehende Modelle, kopierte weder vorgefasste Entwicklungswege noch so genannte Konsense. Stattdessen führte das Land schrittweise Reformen nach dem Prinzip der integrierten Entwicklung durch, um seine Produktivität, nationale Stärke und den Lebensunterhalt der Bevölkerung zu verbessern.

 

Dieser Entwicklungsweg chinesischer Prägung ist keineswegs ein Weg, der nur für China furchtbar ist. Blickt man auf Chinas Reform- und Öffnungsprozess zurück, lassen sich die Logik hinter der chinesischen Entwicklung sowie drei zentrale Schritte zur Schaffung der notwendigen Entwicklungsbedingungen erkennen:

 

Der erste Schritt war die Einführung eines geeigneten Anreizmechanismus. Nach ihrer Gründung setzte die Volksrepublik, wie bereits erwähnt, darauf, zunächst ihre Schwerindustrie vorrangig zu entwickeln. Um den Preis für landwirtschaftliche Erzeugnisse auf niedrigem Niveau zu halten, praktizierte China damals ein staatliches Monopol für den An- und Weiterverkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Ziel war es, durch die Schere zwischen den höheren Preisen für Industrieprodukte und niedrigeren Preisen für landwirtschaftliche Produkte Startkapital für die Industrialisierung des Landes zu schaffen. Darüber hinaus wurden landesweit Volkskommunen gegründet und ein System zur Registrierung der Haushalte eingeführt, um Produktionsfaktoren und Arbeitskräfte für die Landwirtschaft zu erhalten. Dieses System führte jedoch zu einer Fehlallokation von Ressourcen und einer niedrigen Effizienz in der landwirtschaftlichen Produktion. Der Mangel an Anreizen beeinträchtigt die wirtschaftliche Entwicklung bis zur Einführung der Reform und Öffnung beträchtlich.

 

Vor diesem Hintergrund begrüßte die Bevölkerung, insbesondere im ländlichen Raum, jede Reform, die versprach, die landwirtschaftliche Produktivität zu erhöhen. Nachdem die dritte Plenartagung des XI. Zentralkomitees der KP Chinas die ideologische Grundlage und das politische Umfeld für die Reform geschaffen hatte, wurde das System der vertragsgebundenen Verantwortlichkeit auf Basis einzelner Haushalte landesweit eingeführt. Ein leistungsorientiertes Bewertungssystem und steigende Absatzpreise für Agrarprodukte fanden großen Zuspruch bei Chinas Bauern. Als Ergebnis konnte die landwirtschaftliche Produktivität in kurzer Zeit erheblich gesteigert werden. Einem großen Teil der Landbevölkerung gelang es, sich aus der Armut zu befreien, und die Versorgung mit Agrarprodukten verbesserte sich maßgeblich.

 

Der zweite Schritt war die wirtschaftliche Umstrukturierung zur Umverteilung von Ressourcen. Durch die Verbesserung des Anreizmechanismus wurde die Initiative der Bauern für die landwirtschaftliche Produktion voll zur Geltung gebracht und die Produktivität stark erhöht. Infolgedessen gingen die Arbeitsstunden pro Flächeneinheit erheblich zurück, was zu mehr überschüssigen Arbeitskräften in der Landwirtschaft führte. Im Rahmen des Vertrags über die Verantwortlichkeit auf Basis einzelner Haushalte erhielten die Bauern das Recht, die Produktionsfaktoren, insbesondere ihre eigene Arbeitskraft, selbstständig zuzuweisen. Nach den Regeln des Arbeitsmarktes flossen die überschüssigen Arbeitskräfte in andere Sektoren und Regionen ab.

 

Dank der schrittweisen Beseitigung institutioneller Hindernisse für die Mobilität der Arbeitskräfte verbanden sich die persönliche Motivation der Bauern zur Einkommenserhöhung und die Triebkraft zur Umverteilung von Ressourcen, was die Verlagerung von Arbeitskräften in großem Umfang förderte. Darüber hinaus wurden auf der makroökonomischen Ebene die Regulierung und Optimierung der Industriestruktur vorangetrieben. Während der Reform und Öffnung stieg Chinas Gesamtproduktivität um das 17-Fache. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs (44,9 Prozent) entfiel auf die Umverteilung von Arbeitskräften vom primären in den sekundären und tertiären Sektor.

 

Der dritte Schritt war die umfassende Teilnahme an der globalen Wertschöpfungskette. Chinas Wirtschaftsreformen gingen mit einer Politik der Öffnung Hand in Hand. 1979 genehmigte die chinesische Zentralregierung die Gründung erster Sonderwirtschaftszonen. Danach erfolgte eine schrittweise Öffnung der Küstenstädte, der Küstenprovinzen und schließlich des gesamten chinesischen Marktes. 1986 beantragte China die Wiederherstellung seines Status als Unterzeichnerland des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens und 2001 trat China der WTO bei.

 

Das wachsende Handelsvolumen, die Einführung ausländischer Investitionen und die boomende Exportwirtschaft in den Küstengebieten schufen viele Arbeitsplätze für die überschüssigen Arbeitskräfte vom Land. Eine Industriestruktur, die sich den komparativen Vorteilen der Ressourcen anpasste, wurde gebildet. Darüber hinaus bildete China internationale Wettbewerbsfähigkeit in der Fertigungsindustrie heraus.

 

In den letzten 40 Jahren, die seit der Einführung der Reform und Öffnung vergangen sind, verzeichnete Chinas Wirtschaft eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 9,5 Prozent. Mit dieser Leistung hat China einen großen Beitrag für die globale wirtschaftliche Annäherung und den Aufstieg der Entwicklungsländer geleistet. Dank der Beteiligung der Entwicklungsländer an dieser Runde der wirtschaftlichen Globalisierung konnten die Schwellenländer große Entwicklungserfolge erzielen. Auch die Weltwirtschaft zeigt zum ersten Mal in der Geschichte einen Trend zu größerer Ausgeglichenheit. Chinas Weg der Reform und Öffnung weist nicht nur eigene Merkmale auf, sondern entspricht auch dem allgemeinen Entwicklungstrend.

 

Neue Beiträge zum globalen Wirtschaftswachstum

 

In diesem Jahr feiert die Volksrepublik ihr 70-jähriges Bestehen. Es waren 70 Jahre der Erforschung und Innovation. Gleichgültig, ob in Bezug auf Rückschläge oder große Erfolge – es handelte sich doch stets um wertvolle Erfahrungen, die China heute mit anderen Entwicklungsländern teilt. Aufgrund seiner bisherigen reichen Erfahrungen wird China seine Entwicklung in Richtung seiner abgesteckten Ziele und auf dem Weg der Reform und Öffnung fortsetzen und in Zukunft noch größere Beiträge für die Welt leisten. 

 

Erstens bilden Kontinuität und Optimierung eine wichtige Triebkraft für das Wirtschaftswachstum. Nachdem Chinas Wirtschaft den Lewis-Wendepunkt durchlaufen hatte, verringerten sich die demografischen Dividenden und die Phase der dualen wirtschaftlichen Entwicklung geht nun allmählich zu Ende. Das Wirtschaftswachstum wird in Zukunft stärker von Produktivitätssteigerung abhängen, die wiederum auf qualifizierten Arbeitskräften, einem auf Marktregeln basierenden Wettbewerb und technologischer Innovation fußt.

 

Um die Falle des mittleren Einkommens zu überwinden, muss China seine Reformen wirtschaftlicher Institutionen in jeder Hinsicht vertiefen. Die Fortschritte bei der Reform werden das potenzielle Wirtschaftswachstum erhöhen. Die Reformpolitik wird dafür sorgen, dass Chinas potenzielle Wachstumsrate in absehbarer Zeit weiterhin den globalen Durchschnitt und das Niveau der Länder mit hohem Einkommen, darunter auch die USA, übertreffen wird.

 

Zweitens ist eine Erweiterung der Reform, Öffnung und Entwicklung auf noch mehr Regionen und Sektoren nötig. China hat seine Reform- und Öffnungspolitik stufenweise, und zwar zunächst in den Küstengebieten entfaltet, so dass diese Gebiete ein hohes Wirtschaftswachstum erzielten, was jedoch für eine wachsende regionale Entwicklungskluft im Land gesorgt hat.

 

Zwei Mechanismen könnten nun dafür sorgen, dass sich diese Lücke allmählich schließt: Der erste ist der Marktmechanismus. Die boomende Fertigungsindustrie in den Küstengebieten führte zu einem hohen Arbeitskräftebedarf und zog zahlreiche Wanderarbeiter aus ländlichen Gebieten Zentral- und Westchinas an. Dadurch hat sich das Einkommen der ländlichen Bevölkerung merklich erhöht und die Gesamtproduktivität wurde stark gesteigert.

 

Der zweite Mechanismus basiert auf staatlichen Maßnahmen und Strategien zur Wirtschaftsankurbelung. Darunter hat die Initiative für eine regional koordinierte Entwicklung, zu der etwa die Strategie für eine groß angelegte Erschließung der westlichen Gebiete gehört, stark zur Verbesserung der Infrastruktur und des Geschäftsumfeldes in Chinas zentralen und westlichen Gebieten beigetragen.

 

Seit die chinesische Wirtschaft den Lewis-Wendepunkt überschritten hat, ist der Mangel an Arbeitskräften in den Küstengebieten zu einem wachsenden Problem geworden, was dazu geführt hat, dass die arbeitsintensive Fertigungsindustrie zunehmend ihre komparativen Vorteile verliert. Die zentralen und westlichen Gebiete haben nun gute Voraussetzungen, um die verlagerten Industrien aus den Küstengebieten aufzunehmen. Ein Wanderungsmodell für inländische Arbeitsteilung, das auf den komparativen Vorteilen der Küsten-, Zentral- und Westregionen basiert, nimmt derzeit Gestalt an.

 

Gleichzeitig setzt China auch auf eine regional integrierte Entwicklung wie den Aufbau des Großbuchtgebiets Guangzhou-Hongkong-Macao und die integrative Entwicklung der Jangtse-Region. Diese Pläne, die bereits tatkräftig umgesetzt werden, zielen darauf ab, die Vorteile der Fertigungsindustrie aufrechtzuerhalten. Da Chinas arbeitsintensive Industrien ihre komparativen Vorteile allmählich verlieren, muss darüber hinaus ein Wanderungsmodell innerhalb der internationalen Arbeitsteilung herausgebildet werden. Dies bedeutet, dass einige Branchen der chinesischen Fertigungsindustrie in Nachbarländer oder afrikanische Staaten, in denen es reichlich Arbeitskraft gibt, verlagert werden sollten. Die Seidenstraßeninitiative legt großen Wert auf den infrastrukturellen Aufbau. Auf dieser Grundlage wird die Verlagerung einiger Industriebranchen gefördert. Die Initiative stimmt damit mit dem Wanderungsmodell überein und hat sich in der chinesischen Praxis bereits als erfolgreich erwiesen.

 

Nicht zuletzt werden Chinas Reform und Öffnung durch das Konzept der gemeinsamen Entwicklung vertieft. Alle Länder bemühen sich um wirtschaftliche Entwicklung, wobei die Entwicklung natürlich kein Selbstzweck ist, sondern das Wohlergehen der Menschen im Auge hat. Denn letztlich muss eine Reform- und Öffnungspolitik, welche die wirtschaftliche Entwicklung fördert, von der Bevölkerung anerkannt und begrüßt werden. Dies ist letztlich auch das Patentrezept für Chinas Erfolge der letzten vier Jahrzehnte.

 

*Cai Fang ist Vizepräsident der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. 

 

 

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