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„Ein gemeinsamer organisatorischer Kraftakt“ - Corona-Charterflüge bringen deutsche Manager zurück nach China

2020-07-29 16:04:00 Source:China heute Author:
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Erinnerungsfoto nach der Landung: Am 30. Mai traf der erste AHK-Charterflug in der nordostchinesischen Hafenstadt Tianjin ein. Die Lufthansa-Maschine brachte rund 200 deutsche Managerinnen und Manager, Angestellte und deren Angehörige zurück nach China. 


 

Von Verena Menzel

 

Geht es der Wirtschaft gut, wird sich alles andere schon finden. Dies schien über Jahrzehnte die Losung, auf der sowohl die nationale Entwicklung einzelner Länder als auch die wirtschaftliche Globalisierung fußte. Dann kam das Jahr 2020 und mit ihm die Coronakrise. Sie brachte diese scheinbare Selbstverständlichkeit plötzlich ins Wanken. Die Pandemie hat ein neues Spannungsfeld erzeugt zwischen Wirtschaftsentwicklung und Gesundheitsschutz, in dessen Sog alle Länder derzeit nach der richtigen Balance und einer gangbaren neuen Normalität suchen. Was es nicht einfacher macht, ist, dass wir in einer wirtschaftlich eng verflochtenen Welt leben, in der rasche gemeinsame Antworten und Lösungswege gefragt sind, will man die gemeinsame Bedrohung erfolgreich meistern. Plötzlich stehen die Bedürfnisse einer globalisierten Wirtschaft den Erfordernissen des lokalen Gesundheitsschutzes gegenüber. Hier ein neues Gleichgewicht zu finden, erfordert Fingerspitzengefühl und vor allem eine funktionierende internationale Abstimmung.

 

Wie schwierig sich dieser Balanceakt gestaltet und wie in der aktuellen Krise dennoch unkonventionelle Lösungswege gefunden werden können, zeigt sich am Beispiel der deutsch-chinesischen Wirtschaftszusammenarbeit. 

 

Einreisebeschränkungen „größter Kopfschmerz deutscher Unternehmen“

 

Deutschland und China sind ökonomisch eng miteinander verflochten. Das beweist unter anderem die Vielzahl deutscher Firmen in China, rund 5000 Betriebe sind es momentan. Doch die Coronakrise stellt den bilateralen Wirtschaftsaustausch derzeit auf eine harte Probe. Angesichts der Pandemie haben deutsche Firmen in China nicht nur mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Es sind vor allem auch bestehende Reisebeschränkungen, die die Firmen vor große Probleme stellen, weiß Jens Hildebrandt, der Leiter der Deutschen Auslandshandelskammer in Beijing. „Aus Blitzumfragen von Februar, April und Ende Juni dieses Jahres unter unseren Mitgliedsunternehmen wissen wir, dass Reisebestimmungen, insbesondere internationale Einreisebeschränkungen, deutschen Unternehmen derzeit am meisten Kopfschmerzen bereiten“, sagt er.

 

Denn China legt den Gesundheitsschutz derzeit schwer in die Waagschale. Das Land hat sich praktisch für eine Null-Fälle-Politik entschieden. Corona-Neuinfektionen sollen möglichst vermieden werden, notfalls eben auch auf Kosten der Wirtschaft. Angesichts der wachsenden Fallzahlen weltweit legt China seit einigen Monaten deshalb einen besonderen Fokus auf den epidemiologischen Schutz der Landesgrenzen. Die Einschleppung von Infektionen aus dem Ausland soll mit allen Kräften verhindert werden. Kein Wunder, sitzt doch das Trauma von Wuhan denkbar tief. Volle Notkrankenhäuser, weitläufige Lockdowns, Ärzte und Pflegekräfte am Rande der Entkräftung - die Bilder aus dem einstigen Epizentrum der Epidemie sind noch frisch in Chinas Köpfen. Wuhan soll sich nicht wiederholen, da sind sich die Chinesen einig.

 

Vor dem Hintergrund zahlreicher positiv getesteter Einreisender und voller Quarantänehotels entschied sich Chinas Regierung Ende März zu einem rigorosen Schritt: die Einreise von Ausländern wurde generell ausgesetzt, selbst bereits erteilte Visa wurden bis auf Weiteres eingefroren. Das habe letztlich auch die deutsche Wirtschaft in China stark getroffen, sagt Jens Hildebrandt. „Plötzlich saßen viele Mitarbeiter deutscher Unternehmen in Deutschland fest und konnten nicht nach China zurückkehren“, schildert er die Lage. „Es waren nicht nur Arbeitnehmer von ihren Unternehmen getrennt, sondern auch Familien. Auch Spezialisten, die hier in China vor Ort für kurzfristige Einsätze gebraucht werden, um beispielsweise Maschinen zu reparieren, konnten nicht mehr ins Land.“

 

Gemeinsame Charterflüge als weltweite Premiere

 

Viele deutsche Firmen wandten sich vor diesem Hintergrund an die örtliche Auslandshandelskammer, die in China die Interessen von rund 2300 Mitgliedsunternehmen vertritt. Man entschloss sich, die Situation und die daraus entstandenen Schwierigkeiten gemeinsam mit der deutschen Botschaft dem chinesischen Außenministerium vorzutragen. Im Mai schlug dieses schließlich vor, gemeinsam ein Fast-Track-Verfahren zur Rückkehr deutscher Manager und dringend benötigter Fachkräfte sowie ihrer Familien auf Basis von Charterflügen auf die Beine zu stellen. „Dieses Charter-Pilotprojekt war eine weltweite Premiere“, erinnert sich Hildebrandt. Gemeinsam mit den chinesischen Behörden und der Unterstützung der deutschen Botschaft machte sich die AHK an die Organisation dieses ungewöhnlichen Projekts. Als Fluglinie holte man die deutsche Lufthansa mit ins Boot.



Versüßung der Quarantänezeit: AHK-Mitarbeiter bereiten Begrüßungsbeutel mit Sponsorengeschenken für die Ankömmlinge aus Deutschland vor. „Die Gestaltung der Quarantäne war bei der Umsetzung der Charterflüge ein großes Thema“, sagt AHK-Chef Jens Hildebrandt.

 

Bis allerdings die erste Maschine in China landen konnte, war es noch ein „ziemlich holpriger Weg“, erinnert sich Hildebrandt. „Schließlich haben wir hier gemeinsam mit den chinesischen Behörden ein Verfahren getestet, dass es so noch nie gab.“ Entsprechend hoch sei anfangs die Skepsis einiger lokaler Behörden gewesen, die für den Seuchenschutz in ihrem Zuständigkeitsbereich haften. „Das chinesische Außenministerium hat uns von Anfang an sehr unterstützt und großes Verständnis dafür gezeigt, dass die ausländische Wirtschaft ihre Leute zurück im Land braucht. Auf der anderen Seite waren da die lokalen Behörden, die natürlich stets die Gesundheit ihrer Bevölkerung im Auge haben. Epidemiologische Bedenken mussten also gegenüber wirtschaftlichen Bedenken abgewogen werden.“ 

 

Gelöst wurden die Probleme schließlich durch die gemeinsame Ausarbeitung eines mehrstufigen Sicherheitsplans mit der chinesischen Seite. Für die Charterflüge wurde ein klar definierter Ablauf festgelegt, der den epidemiologischen Anforderungen entsprach. „Vor dem Abflug in Deutschland führen wir ein zentrales COVID-19-Testing am Flughafen Frankfurt durch. Nach der Ankunft am Zielort wird dann noch einmal auf COVID-19 getestet und auch ein Antikörpertest durchgeführt. Dann müssen die Ankömmlinge zwei Wochen in Quarantäne. Während dieser Zeit wird dann nochmals auf das Coronavirus getestet. So wird sichergestellt, dass wirklich alle Passagiere mehrfach getestet sind“, beschreibt Hildebrandt das Verfahren.

 

Obligatorische Quarantäne sorgt für Unsicherheiten

 

Insbesondere länderspezifische Quarantänevorschriften sorgen in Coronazeiten bei vielen Reisenden, ob nun privat oder geschäftlich unterwegs, für einige Unsicherheit. Das gilt vor allem dann, wenn die obligatorische Insolationszeit nicht zu Hause, sondern in einer allgemeinen Quarantäneeinrichtung verbracht werden soll. „Die Gestaltung der Quarantäne war bei der Umsetzung der Charterflüge tatsächlich ein großes Thema“, sagt auch Hildebrandt. „Man muss sich vorstellen, dass die Leute zwei Wochen ihr Hotelzimmer nicht verlassen dürfen. Das stellt natürlich eine psychische Belastung für die Passagiere dar. Wenn da die Rahmenbedingungen nicht stimmen, sei es, was die Hygiene im Hotel oder die Qualität des Hotelessens angeht, verstärkt sich dieser psychische Druck natürlich zusätzlich.“

 

Die Koordination mit den lokalen Behörden, Coronatests und Quarantänegestaltung - „es war insgesamt ein organisatorischer Kraftakt“, sagt der Chef der AHK Nordchina. Doch dank des großen Einsatzes aller Beteiligten auf beiden Seiten konnten zwischen Ende Mai und Ende Juli bereits fünf Charterflüge erfolgreich auf chinesischem Boden landen. An Bord waren rund 1000 Manager, Angestellte deutscher Unternehmen und Familienangehörige, darunter auch zahlreiche Kinder.  



  Andreas Krause von M.A.i Automation Technology. Eigentlich wollte der Deutsche schon im März seine neue Stelle als Produktionsmanager in der Nanjinger Niederlassung des deutschen Unternehmens antreten. Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

 

Unter den Passagieren fand sich auch Andreas Krause. Der deutsche Manager wollte eigentlich schon im März seine neue Position als leitender Produktionsmanager der Nanjinger Niederlassung von M.A.i Automation Technology antreten, ein führender deutscher Anbieter in der Automationsindustrie mit Mutterkonzern im bayerischen Kronach. Der Deutsche ist mit einer Chinesin verheiratet, war schon zuvor rund 15 Jahre in China bei einem deutschen Maschinenbauunternehmen im Großraum Guangzhou tätig und besitzt eine chinesische Greencard. Seine Frau reiste bereits zum chinesischen Frühlingsfest Ende Januar nach China. Eigentlich wollte Krause Ende Februar nachkommen, doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Alle Versuche von ihm und seiner neuen Firma, einen Platz auf einem der wenigen Linienflüge zu ergattern, scheiterten. Nicht nur der Antritt seiner neuen Stelle, auch das ersehnte Wiedersehen mit der Familie lag also coronabedingt für unbestimmte Zeit auf Eis. Schließlich erfuhr der Deutsche vom Charterflug-Programm der AHK und bewarb sich um einen Platz an Bord. Am 8. Juli landete er schließlich mit der insgesamt dritten AHK-Maschine im ostchinesischen Qingdao.

 

Wir erreichen Krause per Telefon in der Hotelquarantäne. Für 14 Tage darf er das Hotelzimmer nicht verlassen. „Aber es gibt glücklicherweise einen Balkon, damit man mal frische Luft schnappen kann“, sagt er. Die Mahlzeiten werden vor die Tür gestellt, kontaktlose Lieferung also. Zweimal am Tag, vormittags und nachmittags, kommen Mitarbeiter in Schutzmontur, um die Körpertemperatur zu messen. Bereits bei der Charterflug-Registrierung wurden die Passagiere über die Abläufe und obligatorischen Tests während der Quarantänezeit genau informiert. Die ausführliche Aufklärung vorab soll dazu beitragen, Bedenken und Unsicherheiten zu nehmen. „Mir wurde auch schon vor dem Flug mitgeteilt, in welchem Hotel wir untergebracht sein würden und wie der Ablauf am Flughafen geplant war. Das hat mir das Vertrauen gegeben, dass alles sehr gut organisiert sein würde, was sich dann auch so bewahrheitet hat“, sagt Krause.

 

Als Mittler und kommunikative Anlaufstelle vor Ort: Mitarbeiter des Sino-German Ecopark Qingdao betreuen die deutschen Gäste im Quarantänehotel.

 

Über 400 Deutsche AHK-Passagiere sind hier in dem Hotelkomplex direkt an der Küste in der Qingdaoer Vorstadt zeitgleich untergebracht. Wenn Krause und seine rund 200 Mitreisenden von Flug Nummer 3 in einigen Tagen aus der Quarantäne entlassen werden, rücken auch schon die Passagiere der nächsten Maschine nach. „Das ist organisatorisch eine riesige Herausforderung“, sagt Zhao Wei, Mitarbeiter des Sino-German Ecopark, Leiter des Deutsch-Chinesischen Treffpunktes Qingdao und mitverantwortlich für die Betreuung der deutschen Quarantäne-Gäste. Er und sein über zehnköpfiges deutsch- und englischsprachiges Team stehen den Gästen während des gesamten Aufenthaltes als Ansprechpartner zur Verfügung, kommunizieren per Zimmertelefon, Handy und WeChat mit ihnen, fungieren als sprachliche und kulturelle Mittler. Jeder Mitarbeiter ist dabei zuständig für rund 20 Zimmer.

 

„Die Gäste tragen vielfältige Fragen und Anliegen an uns heran. Da ist es schon wichtig, dass wir als Mittler und kommunikative Anlaufstelle vor Ort sind“, beschreibt Zhao die Rolle des Deutsch-Chinesischen Ökoparks. Mit 400 ausländischen Gästen in einem Hotel sei das normale Personal kommunikativ einfach überfordert, so Zhao. Es mangele an Dolmetschern und fremdsprachigen Mitarbeitern. Hier helfe der Ökopark mit seinem Know-how aus.

 

Destination Qingdao

 

Die ersten beiden AHK-Charterflüge Ende Mai und Anfang Juni hatten noch die Städte Tianjin und Shanghai angesteuert. Dass die Organisatoren mittlerweile auf Qingdao als Destination umgeschwenkt sind, habe neben der günstigen Verkehrslage auf halber Strecke zwischen Beijing und Shanghai auch mit der langjährigen deutsch-chinesischen Kooperationstradition der Stadt zu tun. Über 200 deutsche Unternehmen haben sich in der Küstenmetropole niedergelassen. Die Stadtverwaltung fördert die Zusammenarbeit mit Deutschland in vielen Bereichen wie Wirtschaft, Kultur und Sport. 



Destination Qingdao: Am 8. Juli landete die dritte AHK-Maschine in der ostchinesischen Küstenstadt. Mit an Bord war auch Manager Andreas Krause. „Alles war bestens vorbereitet und wurde auch hervorragend durchgeführt“, so sein Fazit.

 

Daneben gebe es aber auch noch einen ganz praktischen Grund, sagt Zhao, das gute Klima der Stadt nämlich. „In den Zimmern chinesischer Quarantänehotels muss aus Sicherheitsgründen die zentrale Klimaanlage ausgeschaltet werden.“ Das seien die Lehren, die man weltweit aus dem Corona-Ausbruch auf dem Kreuzfahrtschiff vor der Küste Japans gezogen habe, wo sich damals fast die Hälfte der Passagiere mit dem Virus angesteckt hätte. Qingdao mit seinem vergleichsweise kühlen Küstenklima sei von daher in der heißen Jahreszeit für die deutschen Quarantänegäste besser geeignet als Anlaufstellen in Südchina oder im Ballungsraum Beijing-Tianjin. 

 

Manager Krause zeigt sich insgesamt sehr zufrieden mit der Quarantäneunterbringung und der gesamten Organisation vor Ort. „Alles war bestens vorbereitet und wurde auch hervorragend durchgeführt, auch seitens aller beteiligten Behörden. Die gesamte Organisation wurde dem Namen ,Fast Track’ wirklich gerecht“, so sein Fazit.

 

Warum die Präsenz vor Ort wichtig ist

 

Der organisatorische und zeitliche Aufwand ist enorm, Flugtickets und Unterbringungen haben ihren Preis. Warum nehmen Unternehmen und Mitarbeiter in Zeiten von Onlinearbeit, Homeoffice und Videokonferenzen überhaupt derart große Kosten in Kauf, um persönlich vor Ort in China sein zu können?

 

„Den persönlichen Kontakt vor Ort können Sie durch nichts ersetzen“, sagt Chinakenner Krause. „In Onlinemeetings hat man immer nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung, in das man versucht, das Wichtigste hineinzupacken. Doch oft fehlen online wichtige Seiteninformationen, und die sind oft entscheidend, um ein gemeinsames Ergebnis zu erzielen. Von daher war es für uns als Unternehmen für die Wiederaufnahme des normalen Geschäftsbetriebes absolut wichtig, dass ein solcher Charterflug angeboten wurde. Das haben mir auch andere deutsche Manager, mit denen ich im Flieger saß, bestätigt.“



Nanjinger Niederlassung von M.A.i Automation Technology: Für den führenden deutschen Anbieter in der Automationsindustrie mit Stammsitz im bayerischen Kronach ist China ein wichtiger Markt. In Nanjing beschäftigt das Unternehmen rund 100 Mitarbeiter.

 

Auch AHK-Chef Hildebrandt betrachtet die Präsenz vor Ort für deutsche Wirtschaftsvertreter als unerlässlich. „Bestimmte Geschäftsmeetings lassen sich einfach nicht gut in die virtuelle Welt übertragen. Das funktioniert zwar gut, wenn man sich kennt und den anderen versteht, aber nicht für neue Geschäfte oder Situationen, wo es Probleme zu lösen gilt. Zudem stammen die meisten deutschen Unternehmen hier in China aus den Bereichen Automotive und Maschinenbau. Und da spielen physisch-haptische Arbeitsprozesse eine zentrale Rolle. Da wird Personal vor Ort benötigt, das Maschinen wartet und repariert. Solche Dinge kann man einfach nicht online abliefern.“

 

Charterflüge als „Testballon“ für andere Länder?

 

Jens Hildebrandt sieht das deutsch-chinesische Charterflug-Projekt auch als möglichen „Testballon“ für andere Länder, die ihre Staatsbürger in geordnetem Rahmen nach China zurückbringen wollen. Zhao Wei vom Qingdaoer Ökopark zeigt sich zuversichtlich, dass die gemeinsam organisierten Charterflüge in Zukunft auch als Schablone für andere Reisende in Coronazeiten dienen könnten. „Tatsächlich gibt es zur Zeit auch Überlegungen und Planungen der chinesischen Außenhandelskammer in Berlin, ähnliche Charterflüge in die umgekehrte Richtung zu organisieren. Wir in Qingdao sind jedenfalls grundsätzlich gerne bereit, unsere Erfahrungen zu teilen, insbesondere was die kommunikative Betreuung ausländischer Gäste während der Quarantänezeit angeht.“

 

Von deutscher Seite jedenfalls ist das Interesse an Folgeflügen weiter groß, wie Hildebrandt betont. „Eine Anfrage von Anfang Mai hat ergeben, dass zur Zeit etwa 2000 bis 2500 Arbeitnehmer und Spezialisten plus Familienangehörige dringend zurück nach China möchten. Der Bedarf ist also noch lange nicht gedeckt. Das Charterflug-Programm ist zwar ein wichtiger Schritt, um die Geschäftstätigkeiten deutscher Unternehmen in China zu normalisieren und Arbeit und Produktion wieder aufzunehmen, aber letztlich ist es langfristig auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wichtiger wäre es, den normalen Linienflugverkehr wieder aufzunehmen und die Ausstellung von Visa zu beschleunigen, um wieder eine gewisse Normalität im wirtschaftlichen Austausch herzustellen“, sagt er.

 

Zhao Wei vom Qingdaoer Ökopark gibt zu bedenken: „Das große Problem ist es, das ausländische Passagieraufkommen im Einklang mit dem Seuchenschutz zu stemmen. Hier müssen die Städte, die diese Gäste empfangen, gut vorbereitet sein und alle Fragen des Gesundheitsschutzes gut lösen.“ Das fange schon vor dem Abflug in den Ursprungsländern an, wo vorab auf Corona getestet werden müsse. Dass so viel Bedarf an den Charterflügen besteht, wertet er als ein positives Zeichen, dass sich die deutsch-chinesische Wirtschaft generell erhole. 

 

Mit Blick auf das weltweite Infektionsgeschehen wird es also auch in Zukunft wichtig sein, den Spagat zwischen Wirtschaftsentwicklung und Gesundheitsschutz immer wieder neu auszutarieren. Das von deutscher und chinesischer Seite gemeinsam realisierte Charterflugprogramm jedenfalls ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich länderübergreifend flexible und innovative Lösungen finden lassen, um wirtschaftliche Interessen und lokalen Gesundheitsschutz unter einen Hut zu bringen. Gerade in Zeiten einer globalen Herausforderung wie COVID-19 ist es schließlich zentral, verschiedene Interessen und Bedürfnisse gut auszubalancieren und durch gemeinsame Lösungen dazu beizutragen, diese schwierige Zeit zu überstehen.

 

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