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Chinas 14. Fünfjahresplan: Was können ausländische Unternehmen erwarten?

2021-07-13 14:05:00 Source: Author:
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Von Zhang Pingping*

 

Am 11. März hat die vierte Plenartagung des 13. Nationalen Volkskongresses den Entwurf des 14. Fünfjahresplans für die nationale wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung sowie der langfristigen Ziele bis zum Jahr 2035 verabschiedet. Die Veröffentlichung des neuen Fünfjahresplans, der den Beginn des Aufbaus Chinas zu einem in jeder Hinsicht modernen Land einläutet, ist ein Meilenstein. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit, die das Ereignis in der Öffentlichkeit im In- und Ausland auf sich zog.

 

Viele ausländische Firmen in China beschäftigt vor allem eine Frage: Wie wird sich der 14. Fünfjahresplan auf ihre Investitionen und die zukünftige Unternehmensentwicklung im Reich der Mitte auswirken? Wir haben mit Vertretern von L’Oreal, Michelin, Schneider Electric, Safran und der Stellantis Group über ihre Erwartungen an den neuen Fünfjahresplan und die sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten gesprochen.




Riesenreifen: Das Reifenmodell XDR 3 der Michelin Group war auf der dritten 

China International Import Expo (CIIE) in Shanghai zu bewundern.

 Unser Bild entstand am 5. November 2020.


Neue Perspektive für Win-win-Kooperationen

 

Am 1. März, zehn Tage vor der offiziellen Verabschiedung des neuen Fünfjahresplans, veröffentlichte das chinesische Handelsministerium ein Rundschreiben zum Thema „Stabilisierung ausländischer Investitionen bei der Heranbildung eines neuen Entwicklungsgefüges“. Dem Papier zufolge wird China noch im laufenden Jahr seinen 14. Fünfjahresplan für die Nutzung ausländischer Investitionen ausarbeiten. Darüber hinaus kündigte China an, eine Negativliste für den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel in den Pilot-Freihandelszonen des Landes zu formulieren, bestehende Zugangsbeschränkungen für ausländische Investitionen außerhalb dieser Negativliste weiter abzubauen und die Umsetzung der Öffnungsmaßnahmen in Bereichen wie Automobil und Finanzwesen sicherzustellen.

 

Ministerpräsident Li Keqiang erklärte auf einer Pressekonferenz am 11. März, China müsse sich auf einer neuen Entwicklungsstufe positionieren, um sein neues Entwicklungskonzept umzusetzen und ein neues Entwicklungsgefüge zu gestalten. Man werde hierfür den Inlandsmarkt nicht nur weiter ausbauen, sondern ihn auch noch stärker öffnen, so der Ministerpräsident. „Wir werden die Negativliste für ausländische Investitionen in China weiter verkürzen und die Öffnung bestimmter Sektoren einschließlich der Dienstleistungsbranche vorantreiben. Wie ich feststellen konnte, sorgen sich viele ausländische Firmen um Chinas Geschäftsumfeld. Wir müssen deshalb große Anstrengungen unternehmen, um ein marktorientiertes, gesetzesbasiertes und international ausgerichtetes Geschäftsumfeld zu schaffen“, so Li weiter.

 

Kamran-Charles Vossoughi, Präsident und CEO von Michelin Greater China, sieht die verkürzte Negativliste für den Marktzugang ausländischer Investitionen sowie die Formulierung eines 14. Fünfjahresplans für die Nutzung ausländischer Investitionen als besten Beweis für Chinas wachsende Öffnung in den letzten Jahren. „Chinas Markt ist in eine Phase der Entwicklung hoher Qualität eingetreten und das Marktpotenzial hier wird kontinuierlich erschlossen. Das bietet ausländischen Unternehmen mehr Zugangsmöglichkeiten zum chinesischen Markt sowie zur weiteren Entwicklung hier vor Ort“, sagt er. „Chinas Offenheit und beherztes Engagement machen es ausländischen Firmen zunehmend leichter, in China zu investieren, was eine Win-win-Situation für Unternehmen, China und die Welt schafft“, so Vossoughi.

 

Grégoire Olivier, Mitglied des Top Executive Teams und Chief Operating Officer (COO) von Stellantis in China, glaubt, dass die neuen Öffnungsmaßnahmen ausländischen Unternehmen in China spürbar zugutekommen werden. Es sei den politischen Förderungs- und Unterstützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung zu verdanken, dass Stellantis seine Luxuskarossen der Modelle DS 7 und DS 9 nun in Shenzhen produziere. Die Limousinen des Typs DS 9 werden dabei nicht nur in China verkauft, sondern auch ins Ausland exportiert, erklärt der Manager. „Für mich ist dies ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen im Rahmen der chinesischen Öffnungspolitik. Es beweist, dass ausländische Firmen in China ihre gesetzlichen Rechte voll genießen“, sagt Olivier.

 

China hob bereits 2018 seine Beschränkungen für ausländische Kapitalbeteiligungen an Sonderfahrzeugen und mit neuen Energien betriebenen Fahrzeugen (NEV) in der Automobilindustrie auf. 2020 folgte die Abschaffung der Beschränkungen für kommerzielle Fahrzeuge. 2022 sollen auch die Beschränkungen für Passagierfahrzeuge fallen, genauso wie die bisherige Regelung, die ausländischen Autoherstellern die Gründung von mehr als zwei Joint Ventures in China verbietet.

 

Fabrice Megarbane, Präsident und CEO von L’Oreal China, ist der Ansicht, dass mehrere Maßnahmen, darunter das am 1. Januar 2020 in Kraft getretene Gesetz über ausländische Investitionen und der Aufbau der Freihandelszonen, ein hochwertiges Geschäftsumfeld in China geschaffen haben. „Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen China und dem Rest der Welt tragen nicht nur zur Vertiefung der Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit bei, sondern fördern auch Innovationen im Land, sodass Antworten auf globale Probleme gefunden werden. Und das wiederum kommt allen Verbrauchern weltweit zugute“, sagt er.

 

Auch Philippe Bardol, Generaldelegierter und CEO von Safran China, begrüßt die Formulierung des 14. Fünfjahresplans zur Nutzung ausländischer Investitionen. Darüber hinaus werde auch das umfassende Investitionsabkommen zwischen China und der EU, das Ende vergangenen Jahres auf den Weg gebracht wurde, den Zugang für EU-Investoren nach China erleichtern, ein Land, das über einen rasch wachsenden Markt mit 1,4 Milliarden Verbrauchern und ein faireres Wettbewerbsumfeld verfüge, betont Bardol. Besagtes Abkommen werde außerdem die Entwicklung chinesischer Unternehmen, die sich bereits in Europa angesiedelt haben bzw. dies planen, merklich fördern.

 

Grüne und kohlenstoffarme Entwicklung

 

Im Entwurf des 14. Fünfjahresplans wird auch das Erzielen neuer Fortschritte beim Aufbau einer ökologischen Zivilisation als eines der wichtigen Ziele für Chinas wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung genannt, was die Richtung für die weitere Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsstrategie aufzeigt. Christophe Lauras, Präsident der französischen Industrie- und Handelskammer in China, sagt: „Es gibt einen großen Spielraum für eine noch stärkere Zusammenarbeit chinesischer und französischer Unternehmen in den Bereichen nachhaltige Stadtentwicklung, Ressourcenrecycling, Baumaterialien und neue Energien.“

 

Grégoire Olivier hält die Entwicklung der grünen Wirtschaft für einen globalen Trend. „Das große Engagement für den Umweltschutz und die Reduzierung der CO2-Emissionen kommt nicht nur China selbst, sondern letztlich der ganzen Welt zugute“, sagt er. Die Stellantis Group werde Chinas neuen Fünfjahresplan fest verfolgen und China nach Kräften bei der Reduzierung der CO2-Emissionen sowie der Entwicklung einer grünen Wirtschaft unterstützen, so der Unternehmensvertreter.

 

In Bezug auf die grüne Entwicklungsstrategie von L’Oreal sagt Fabrice Megarbane, dass China der erste Markt für sein Unternehmen sei, auf dem man Klimaneutralität realisieret habe. Darüber hinaus habe L’Oreal in China seine erste Wasserrecyclinganlage im asiatisch-pazifischen Raum errichtet.

 

Was die CO2-Emissionen, den Umweltschutz und die ökologische Entwicklung betreffe, so Philippe Bardol, werde Safran größte Anstrengungen unternehmen, um einen Weg zur technologischen Innovation einzuschlagen. „Wir haben 75 Prozent unserer Investitionen für technologische Forschung und Entwicklung direkt oder indirekt auf die Minderung der CO2-Emissionen unserer Produkte ausgerichtet“, unterstreicht er.

 

Kamran-Charles Vossoughi betont derweil, nachhaltige Entwicklung sei mittlerweile zur gemeinsamen Forderung von Land, Unternehmen und Bevölkerung in China geworden. „Michelin setzt entsprechend alles daran, seinen Kunden durch kontinuierliche Innovation umweltfreundliche Lösungen in den Feldern Fortbewegung, Energie und Gastronomie zu bieten.“



 

Schneider Electric präsentierte seine Ausrüstung am 3. Dezember 2020

 auf der International Data Center Exhibition in Shanghai.


Teilhabe an den Dividenden der Digitalwirtschaft

 

Die digitale Transformation der Weltwirtschaft ist ein anhaltender Trend. Unter dem Motto „Beschleunigung der digitalen Entwicklung und Aufbau eines digitalen Chinas“ zielt der 14. Fünfjahresplan auch darauf ab, durch die Entwicklung der Digitalwirtschaft neue Vorteile zu schaffen und den Aufbau einer digitalen Gesellschaft zu beschleunigen. Auch sollte die Schaffung einer digitalen Verwaltung und eines guten digitalen Umfeldes vorangebracht werden.

 

„China verfügt über eine gute Tradition im Bereich Innovationsförderung, einen dynamischen Markt und ein Startup-freundliches Geschäftsumfeld, was zahlreiche innovative und unternehmerische Köpfe angezogen hat“, so Fabrice Megarbane. Er glaubt, dass China sich zu einem globalen Innovationszentrum und einem Labor der Zukunft entwickeln werde. „Dank der engen Zusammenarbeit Chinas mit anderen Ländern, darunter auch Frankreich, werden Innovationen in Hightech-Feldern wie 5G, KI und VR chinesischen und globalen Verbrauchern schon bald direkte Vorteile bringen“, so seine Einschätzung.

 

Safrans Flugmotorenwerk im südwestchinesischen Guiyang in Guizhou werde noch in diesem Jahr in ein neues Werk der „Industrie 4.0“ umziehen, sagt Philippe Bardol. „Dieses neue Werk wird nach den höchsten Industriestandards gebaut und digitale Technologien wie kollaborative Roboter und Smart Data einsetzen, um sich an die digitale Transformation der sich schnell entwickelnden chinesischen Industrie anzupassen“, erklärt er.

 

Auch die Stellantis Group nutzt Chinas führende Position in der globalen Digitalisierung voll aus. Sie hat gleich mehrere Zentren für Forschung und Entwicklung zur Herstellung intelligenter Fahrzeuge errichtet. Grégoire Olivier sagt hierzu: „In der 5G-Technologie ist China Europa bereits eine Generation voraus. Um sich an die rasante Entwicklung der Digitalisierung in China anzupassen, wird Stellantis seine Investitionen in digitale High-End-Technologien weiter erhöhen.“

 

Pang Xingjian, Vizepräsident von Schneider Electric, ist der Ansicht, dass Chinas 14. Fünfjahresplan ausländischen Unternehmen wie seinem, die bereits auf dem chinesischen Markt verwurzelt sind, die weitere Entwicklungsrichtung aufgezeigt hat. „Darüber hinaus werden diese Firmen ermutigt, ihre Investitionen in die Entwicklung der digitalen Wirtschaft zu steigern“, sagt er. Hochtechnologien wie insbesondere 5G, künstliche Intelligenz und Blockchain seien zu einer starken Triebkraft für die Entwicklung von Chinas Digitalwirtschaft geworden. „Schneider wird seine digitale Transformation weiter fördern und die Dividenden der digitalen Wirtschaft mit anderen teilen“, so der Manager.

 

*Zhang Pingping ist Reporter des Nachrichtenportals china.org.cn. 

 

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