China hat weitere amerikanische Schatzpapiere im Volumen von 15,2 Milliarden US-Dollar abgestoßen. Damit will das Land Analysten zufolge seine Devisenbestände breiter streuen. Es handele sich um eine rein marktbasierte Entscheidung. 

Menschen passieren am 21. Mai 2020 am Gebäude des US-Finanzministeriums in Washington in den Vereinigten Staaten. (Foto: Ting Shen/Xinhua) 

China hat seine Bestände an amerikanischen Schatzanleihen im März den vierten Monat in Folge um mehr als 15,2 Milliarden US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit Juni reduziert. Experten zufolge beabsichtige das Land damit, die Verluste durch den Preisverfall bei Schatzanleihen zu verringern und langfristig zur Diversifizierung seiner Devisenbestände beizutragen.

China könnte seine Bestände an US-Staatsanleihen noch weiter abbauen, wenn die hohe Inflation in den USA anhält, die drastische Straffung der Geldpolitik fortgesetzt wird und sich die wirtschaftlichen Aussichten der USA verschlechtern, so die Experten. Sie forderten eine Umstrukturierung der Auslandsanlagen und eine breitere Streuung der Devisenreserven, um Risiken besser abzuwehren.

Die Reduzierung sei eine marktbasierte Entscheidung, sagte Zhou Maohua, ein Analyst für Makroökonomie der Everbright Bank, am Dienstag und merkte an, dass ausländische Investoren dazu neigen, amerikanische Staatsanleihen zu verkaufen, wenn deren Anleihemarkt heftig schwankt. Es werde erwartet, dass Chinas moderate Reduzierung dazu beiträgt, Verluste kurzfristig zu reduzieren und Chinas Devisenbestände langfristig zu diversifizieren und zu stabilisieren, sagte Zhou.

Im Vergleich zu anderen ausländischen Inhabern von Schulden der USA war Chinas Reduzierung moderat. Im Vergleich dazu hat Japan im März amerikanische Schatzanleihen im Wert von 73,9 Mrd. US-Dollar abgebaut und damit die größte Reduzierung unter den ausländischen Inhabern vorgenommen.

Die globalen Zentralbanken bauen ihre Dollarreserven ab, und der zunehmende Unilateralismus, Handelsprotektionismus und geopolitische Konflikte haben diesen Trend in den letzten Jahren noch beschleunigt, sodass die globale Hegemonie des Dollars in Gefahr ist, so Zhou.

Die Verringerung der chinesischen Bestände unterstreicht, dass sich der Widerstand des Landes gegen die Hegemonie des Dollars als Reservewährung verstärkt hat, sagte Tian Yun, ehemaliger Vizedirektor der Beijing Economic Operation Association, am Dienstag.

Kurzfristig könne China weiterhin amerikanische Staatsanleihen kaufen, da es kaum andere Möglichkeiten gebe, seine enormen Devisenreserven zu investieren; langfristig sollte das Land jedoch die Umstrukturierung seiner Devisenbestände beschleunigen, so Tian. Er schlug vor, dass China seine Goldreserven aufstocken, den Yuan an kritische Rohstoffexporte wie Seltene Erden binden und den Umfang der Yuan-Abwicklung und der Yuan-Preisgestaltungsmacht beim Import von Rohstoffen aus anderen Ländern erhöhen sollte.

Ähnlich äußerte sich Yu Yongding, ein prominenter Wirtschaftswissenschaftler an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, auf dem Tsinghua PBCSF Chief Economists Forum am Samstag.

Yu schlug vor, dass die Behörden die Bestände an amerikanischen Staatsanleihen reduzieren und die Bestände an anderen Formen von Vermögenswerten erhöhen sollte, die Investitionen in Ländern, die strategische Ressourcen produzieren, steigern und ausländische Investoren in China streng schützen sollten und gleichzeitig auf die Sicherheit der massiven, auf US-Dollar lautenden Vermögenswerte Chinas aufmerksam machten.