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Frisches Bio-Gemüse für Chinas Metropolen: Junges Gründerteam aus Hongkong entwickelt grüne Anbautechnik

2021-07-13 13:15:00 Source: Author:
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Von Zhou Lin

 

Im Gewächshaus der Demonstrationsbasis für moderne Landwirtschaft im südchinesischen Jiangmen in Guangdong sprießen verschiedene Gemüsesorten dicht an dicht. Salat, Sellerie, Gurke, Kürbis, Aubergine, Tomate und noch einige andere handelsübliche Gemüseklassiker sind hier zu finden. Sie alle werden hydroponisch angebaut, das heißt in speziellen Wasserbehältnissen mit Nährlösung. Sogar einige seltene Sorten wie die Herzförmige Houttuynie, Zitronenbasilikum und Perilla sind hier zu finden. Doch das ist längst noch nicht alles: Das moderne Gewächshaus schafft auch ein ideales Umfeld für die Fischzucht. Und all dies funktioniert über ein ausgeklügeltes mechanisches Kreislaufsystem. Dieses ermöglicht es, dass das Wasser aus dem Hydroponik-Gerät nach unten rieselt und dann zwischen Fischteich und Rohrtrog zirkuliert.




Dreiköpfiges Gründerteam: Die Jungunternehmer Victor Lo, Fung Leung und 

Mandy Tam aus Hongkong in ihrem Bio-Gewächshaus. 


Aus einer Idee wird Wirklichkeit

 

„Bei der Fischzucht wird das Wasser nicht gewechselt und beim Gemüseanbau kein Düngemittel verwendet. Damit ist das von uns entwickelte System für die Symbiose von Fisch und Gemüse ein typisches zirkuläres Landwirtschaftsprojekt“, sagt Fung Leung, Mitbegründer des Bio-Gewächshauses vor den Toren Hongkongs. Das System sei in der Lage, das nährstoffreiche Wasser aus der intensiven Fischzucht in Nähstoffe umzuwandeln, die das Gemüse im Gewächshaus speisen und das Wachstum der Hydroponikkulturen fördern, erklärt der junge Gründer. „Alle hier im Gewächshaus angebauten Gemüsesorten sind frei von Pestizidrückständen. Kämen Pestizide oder Düngemittel zum Einsatz, würden die Fische rasch sterben“, erklärt Leung den Bio-Ansatz.

 

Das umweltfreundliche Hightech-Landwirtschaftsprojekt wurde von den drei jungen Gründern Victor Lo, Fung Leung und Mandy Tam aus Hongkong auf die Beine gestellt. Sie alle kamen in den neunziger Jahren zur Welt und haben sich als Schüler an der Hong Kong Island School kennen gelernt. Danach zog es sie zum Studium an unterschiedliche Universitäten, an die Chinese University of Hong Kong, die Hong Kong Polytechnic University bzw. die Hong Kong Shue Yan University. Ihr Studienplan sah jeweils vor, im Abschlussjahr soziale Praxisaktivitäten durchzuführen. Hierbei kam ihnen die Idee zur Entwicklung eines symbiotischen Systems für die Fisch- und Gemüsezucht. Im Team sind die Aufgaben klar verteilt: Mandy Tam ist zuständig für die Fischzucht, Victor Lo für den Gemüseanbau und Fung Leung für Forschung und Entwicklung sowie das Design des Wasserkreislaufsystems.

 

Die Dachterrasse wurde bald zu klein

 

„Um dieses Bio-Pflanzungssystem zu konzipieren und in die Praxis umzusetzen, haben wir 2014 zunächst eine Dachfarm in Hongkong eröffnet. Doch mit wachsendem Betriebsumfang wurde der Raum auf der Dachterrasse schnell zu klein für weitere Experimente“, erinnert sich Leung. Deshalb begaben sich die drei Freunde 2016 auf die Suche nach einem geeigneten Landwirtschaftspark für ihr Projekt, und zwar auf dem chinesischen Festland. Nachdem sie bereits mehrere Städte im Großbuchtgebiet Guangdong-Hongkong-Macao besucht hatten, wurden sie schließlich auf die Demonstrationsbasis für moderne Landwirtschaft in der Stadt Jiangmen aufmerksam. Die lokale Landwirtschaftsbehörde zeigte sich schnell angetan vom Projekt der drei Hongkonger Studenten und griff ihnen unter die Arme, indem sie ihnen ein 200 Quadratmeter großes Gewächshaus kostenlos zur Verfügung stellte sowie 50.000 Yuan aus dem örtlichen „Bürgermeisterfonds“ für eine Existenzgründung bereitstellte.

 

„Jiangmen verfügt über beste geografische Bedingungen, eine fortschrittliche Infrastruktur für die landwirtschaftliche Entwicklung sowie eine komplette landwirtschaftliche Industriekette“, sagt Leung. „Darüber hinaus haben wir hier die Chance, von den Anbauerfahrungen lokaler Landwirtschaftstechniker zu lernen“, fügt er hinzu.

 

Laut ihm ist die „Fisch-Gemüse-Symbiose“ eine Spitzentechnologie in der modernen landwirtschaftlichen Produktion, die sich durch ihren organischen ökologischen Kreislauf, hohe Erträge und den geringen Energieverbrauch auszeichnet. „Obwohl diese Anbautechnik in den USA und Australien bereits entwickelt wurde, konnte sie aufgrund geografischer und klimatischer Besonderheiten sowie Unterschiede bei der Pflanzung und Zucht der örtlichen Gemüse- und Fischarten in China lange nicht effektiv angewendet werden“, erzählt Leung.

 

Um zunächst Daten zu sammeln und das Kreislauf-Landwirtschaftsprojekt erfolgreich auf China zu übertragen, investierten die drei jungen Menschen all ihre Zeit und Energie in den Aufbau eines eigenen Gewächshauses in Jiangmen. Jeden Tag experimentierten sie mit der Fischzucht und dem Gemüseanbau. Und ihre harten Anstrengungen sollten Früchte tragen: Schon bald konnten sie erste technische Durchbrüche erzielen. In den letzten fünf Jahren hat das Dreierteam mehr als 5100 Datensätze zur Wasserqualität gesammelt und mehr als 220 Gemüsesorten angebaut. Darüber hinaus beantragten die jungen Gründer vier nationale Erfindungspatente sowie drei nationale Gebrauchsmusterpatente. Das von ihnen durchgeführte Projekt hat nicht nur die bestehenden Lücken in den grundlegenden Anwendungsdaten in Bezug auf die Fisch-Gemüse-Symbiose in Südchina geschlossen, sondern auch ein Produktionssystem mit völlig selbständigen geistigen Eigentumsrechten etabliert. Und dieses bildet heute die wissenschaftliche Grundlage für die Industrialisierung der neuen Technologie im Land.




Perfekte Symbiose zwischen Fisch und Pflanze: Victor Lo (links) und Mandy Tam

 fangen Fische aus dem Teich ihres Gewächshauses. 


Gründer witterten früh Geschäftschancen

 

„In den letzten fünf Jahren haben wir die rasante Entwicklung der Stadt Jiangmen und des Großbuchtgebiets Guangdong-Hongkong-Macao selbst miterlebt“, sagt Leung. „Die Verkehrsbedingungen hier sind günstiger als in Hongkong und der Austausch zwischen dem Festland und Hongkong und Macao hat sich stetig vertieft, was unsere Transportkosten deutlich gesenkt hat“, berichtet er. „In unserem intelligenten Gewächshaus mit einer Fläche von 800 Quadratmetern, das wir 2019 errichtet haben, werden heute jährlich 400 Tonnen Gemüse produziert. Darüber hinaus haben wir in der Kreisstadt Kaiping in Jiangmen noch eine weitere Basis für moderne Landwirtschaft mit einer Fläche von rund 27 Hektar (400 Mu) aufgebaut, deren Jahresproduktion 8800 Tonnen erreicht. Nun wird unser Gemüse in Hongkong sowie in vielen anderen Städten im Großbuchtgebiet verkauft, darunter auch Zhuhai und Zhongshan.“

 

Sichere Nahrungsmittelversorgung ist eines der größten Anliegen der Stadtbewohner der Region. Die Menschen wünschen sich hohe Lebensqualität. „Hongkongs Grundlage für landwirtschaftliche Entwicklung ist schwach, sodass die Grundbedürfnisse der Bewohner für ein hochwertiges Leben schwer befriedigt werden können“, sagt Gründerin Mandy Tam. „Die riesigen Geschäftsmöglichkeiten haben unser dreiköpfiges Team inspiriert, uns mit dem Anbau von Bio-Gemüse zu beschäftigen“, sagt sie.

 

Gründer Leung fügt hinzu: „Jede Stadt im Großbuchtgebiet hat ihre eigenen Besonderheiten und Stärken. Jiangmen beispielsweise hat reiche Erfahrungen im Bereich Landwirtschaftsentwicklung und verfügt über eine komplette Agrarindustriekette. Darüber hinaus kann die Stadt in Bezug auf Landfläche und Arbeitskräfte punkten.“ Hongkong dagegen besitze starke Finanzierungskapazitäten und eine große Nachfrage nach hochwertigem Gemüse. „Die koordinierte Entwicklung und intensive Zusammenarbeit der Städte im Großbuchtgebiet sowie der Aufbau eines Mechanismus zur Förderung unternehmerischer Innovation stimmen uns äußerst optimistisch für die Zukunft“, sagt der Jungunternehmer. 

 

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