Von Zhou Lin
Im April stehen verschiedenste Blumen in voller Blüte. Es war der Monat, in dem die Weltgartenbau-Expo 2019 in Beijing offiziell ihre Pforten für das Publikum öffnete. Mit dem Thema „Live Green, Live Better“ zielt die Expo nach Angaben der Organisatoren darauf ab, das Konzept der grünen Entwicklung zu verbreiten, die Errungenschaften der ökologischen Zivilisation abzubilden sowie die Entwicklung des Gartenbaus und grüner Industrien zu fördern.
162 Tage lang präsentieren Teilnehmer aus 110 Ländern und internationalen Organisationen ihre Ideen und Konzepte rund um das Thema grüne Entwicklung. Bei der Eröffnungszeremonie des Großevents hielt Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine Grundsatzrede. Dabei betonte er, dass die grüne Entwicklung, die sich der Natur anpasse und dem ökologischen Schutz oberste Priorität einräume, den Weg in die Zukunft weisen müsse. „Die Erde ist unsere einzige Heimat“, so das chinesische Staatsoberhaupt. China sei bereit, mit allen anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um eine schönere Heimat Erde und eine Schicksalsgemeinschaft der Menschheit aufzubauen.
Der Austragungsort der Weltgartenausstellung 2019 befindet sich im Westen des Stadtbezirks Yanqing der chinesischen Hauptstadt, in der Nähe des Guanting-Reservoirs und an den beiden Ufern des Guishui-Flusses. Bis zur Großen Mauer und dem Haituo-Berg sind es nur rund zehn Kilometer. Bei einem Sparziergang durch das von grünen Bergen und klarem Wasser umgebene Expo-Gelände erleben die Besucher nicht nur die Schönheit Chinas, sondern bekommen auch einen Eindruck von der Vegetation vieler anderer Länder auf allen Kontinenten.
Innovatives Design
Der Expo-Park weist ein einzigartiges Gesamtdesign auf. Er umfasst ein Schlüssellandschaftsgebiet (hier liegen der Internationale Pavillon, der China-, der Pflanzen- und der Gartenerlebnis-Pavillon sowie das Guirui-Theater, das als Zentrum für künstliche Aufführungen dient), zwei Achsen (mit Präsentationsflächen zu den Themen chinesischer und internationaler Gartenbau), drei Gürtel (der ökologische Gürtel des Guishui-Flusses für Freizeitgestaltung, der Gürtel für Gartenbauerfahrungen und der Gürtel für die Entwicklung der Gartenbauindustrie) und mehrere weitere weitläufige Ausstellungsbereiche (für internationalen und chinesischen Gartenbau, die Themen Bildung und Zukunft sowie grünes Leben und natürliche Ökologie).
Gleich beim Betreten der Parkanlage fällt den Besuchern ein halbrunder, an einen Jadereif erinnernder Gebäudeumriss ins Auge, der sich zwischen den grünen Bergen und vor klarem Wasser abzeichnet. Die beiden Enden des Daches der Konstruktion wölben sich leicht nach oben, ganz wie die Schwingen eines Vogels, der seine Flügel ausbreitet. Die Rede ist vom China-Pavillon, der unter dem Motto „Life and Beauty, Splendid China“ steht. In ihm werden die ökologischen Errungenschaften dargestellt, die von Chinas 31 Provinzen, autonomen Gebieten und regierungsunmittelbaren Städten erzielt wurden. Auch sind hier die neuesten Gartenbauerrungenschaften wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen zu sehen, wodurch das immaterielle Kulturerbe Chinas abgebildet werden soll, zum Beispiel die Kunst chinesischer Blumenarrangements.
Der Internationale Pavillon, der von 94 architektonischen Sonnenschirmen beschützt wird, erinnert an ein überdimensionales Blumenmeer. Egal, ob aus der Vogelperspektive betrachtet oder beim Flanieren durch den Komplex - die wunderschöne Konstruktion zieht das Auge des Betrachters magisch an, so dass man gar nicht mehr fort möchte. Der Internationale Pavillon wurde nach dem Konzept „All Flowers Bloom Together“ gestaltet. Und ganz im Sinne dieses Mottos werden darin die Gartenkulturen verschiedener Länder präsentiert.
„All Flowers Bloom Together“ – so lautet das Motto des internationalen Pavillons. Hier
werden die Gartenkulturen verschiedener Länder präsentiert.
Die architektonische Gestaltung des Pflanzenpavillons folgt dem Konzept „Rising Horizon“. Auf der Fassade des Gebäudes breiten sich die hängenden Wurzeln nach unten aus, wodurch den Besuchern die sonst im Boden verborgene schlummernde Vitalität der Pflanzen vor Augen geführt wird. Das Ergebnis verströmt eine starke visuelle Kraft, die die Expo-Besucher auf eine Reise in die wunderbare Pflanzenwelt entführt.
Der Bau des Gartenerlebnis-Pavillons basiert auf der Philosophie „Loving Horticulture, Loving Life“. In diesem Pavillon können die Besucher die Anwendung des Gartenbaus in verschiedensten Bereichen wie Nahrungsmittelerzeugung, Kleidung, Wohnen, Unterhaltung und Gesundheit erleben. Der Pavillon wirkt wie ein lebhafter Markt. Darüber hinaus dient er als Ort, der dazu einlädt, in die Natur zurückzukehren und das grüne Leben zu genießen.
Das Guirui-Theater erscheint dagegen wie ein bunter Schmetterling, der sich am Ufer des Guirui-Sees niedergelassen hat und in Richtung des Yongning-Pavillons blickt. Das Theater verfügt über zwei Vorstellungsräume: Der größere zählt 1000 Plätze, während der kleinere 200 Zuschauer fasst. Er bietet also ausreichend Platz für verschiedenste kulturelle Darbietungen.
Grüne Expo mit fortschrittlichen Technologien
Zur Veranstaltung dieser grünen Expo tragen viele fortschrittliche Technologien bei. Beim Flanieren durch die Parkanlagen strömt den Ausstellungsbesuchern überall der Duft der Blumen und Blüten in die Nase. Das Grün bietet ein mannigfaltiges Landschaftsbild. Viele zeigen sich begeistert darüber, wie bei der Gestaltung der Parkanlagen dem Schutz der Ökologie höchste Priorität beigemessen wurde.
Umsäumt wird das Expo-Gelände von 50.000 urwüchsigen Bäumen, hinzu kommen weitere 10.000 Bäume und Sträucher, die eigens für die Expo neu angepflanzt wurden. Durch sie wurde die Reinigungsfunktion der Feuchtgebiete verbessert, so dass eine natürliche Sauerstoffbar und neuer Lebensraum für Zugvögel geschaffen wurden. Eine 20 Kilometer lange Wasserstraße, an deren Ufern Gräser gepflanzt wurden, bildet einen Kreislauf von Wasserressourcen im Expo-Park. Hier wird Regenwasser gesammelt, gefiltert und gereinigt. Und dank der Verwendung von 1024 Stücken Photovoltaik-Glas, Anlagen zur Tropfbewässerung und anderen fortschrittlichen Technologien fungiert das Bauwerk des China-Pavillons wie ein lebendiger, atmender Organismus.
Insbesondere der Internationale Pavillon mit seinen 94 gigantischen Schirmen punktet durch Umweltfreundlichkeit und niedrigen Energieverbrauch. Hier wird das ganze Potential nachhaltiger Technologien wie Sonnenschutz, natürliche Belüftung, photovoltaische Solarstromerzeugung, Verdunstungskühlung, Tropfbewässerung sowie Regenwasserrecycling und -nutzung entfaltet. Im Hochsommer dienen die riesigen und hoch aufragenden Schirme als geräumige Raststätte für Besucher, wo sie vor Hitze geschützt beliebig lange verweilen können.
Die Fassaden des Internationalen Pavillons sind mit Glas versehen. Darüber hinaus gibt es ein Dachfester für natürliche Beleuchtung. Die aufrechten Säulen der architektonischen Schirme tragen dazu bei, Regenwasser zu sammeln und es dann in ein spezielles Reservoir abzuführen. Ist dieses voll, fließt das überschüssige Regenwasser automatisch in einen Entwässerungsgraben. Von dort aus kann es zur Bewässerung der Pflanzen und zur Reinigung der Gehsteige genutzt werden. Das Dach der Sonnenschirme ist mit neuen Photovoltaik-Materialien zur Stromerzeugung ausgestattet, wodurch die Stromerzeugungseffizienz verbessert und gleichzeitig der Energiebedarf für die Innenbeleuchtung und den Betrieb des gesamten Pavillons gedeckt wird.
Die Beijinger Gartenbau-Expo ist also nicht nur grün, sondern auch smart. Fortschrittliche Technologien wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge, 5G und Big Data kommen hier erfolgreich zum Einsatz. Dadurch können Besucher den Charme modernster Hochtechnologien und den Lebenskomfort, den diese schaffen, erleben.
Durch die Parkanlage pendeln hier und da unbemannte Fahrzeuge und Drohnen, die für mehr Sicherheit sorgen und auch Luftaufnahmen anfertigen. Die Laternenpfähle des Geländes dienen nicht nur als LED-Leuchten, sondern verfügen auch über die Funktion der Signalübertragung und können zudem als Bildschirme genutzt werden. Doch das ist noch nicht alles: Auch intelligente Mülleimer, intelligente Schachtabdeckungen, medizinische Fernbehandlung und automatisierte Logistik werden eingesetzt, um die Veranstaltung einer erfolgreichen Expo zu garantieren.
Im China-Pavillon werden die ökologischen Errungenschaften von Chinas Provinzen
und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen vorgestellt.
Pflanzen verbinden China mit der Welt
Mensch und Pflanze bilden eine jahrtausendealte Symbiose. Pflanzen nähren die menschliche Zivilisation, währen die Menschen wiederum für das Wachstum der Pflanzen sorgen. Man kann also getrost sagen, dass sich Menschen und Pflanzen gegenseitig formen und gemeinsam entwickeln.
Im Pflanzenpavillon der Beijinger Expo sind mehr als 600 wertvolle und teils exotische Pflanzenarten ausgestellt, wie Mangroven, Pflanzen des Regenwaldes, Farne, Palmen, Sukkulenten, fleischfressende Gewächse und Moose. Hier bekommen Besucher einen Eindruck der großen Vielfalt des Pflanzenreichs. Es wird gezeigt, wie sich Pflanzen ihrer Umgebung anpassen und wie sie wachsen.
Die künstlichen Mangroven haben sich an die Gezeitenschwankungen angepasst und zu natürlichen Küstenwachen entwickelt. Der Regenwald zeigt derweil den Wettbewerb und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gewächsen sowie auch zwischen Pflanzen und Tieren. Palmen und Farne offenbaren ihre Weisheit bei der Fortpflanzung. Sukkulenten haben durch die Metamorphose von ihren Stielen und Blättern die Fähigkeit entwickelt, sich an äußerst trockene Umgebungen anzupassen. Die fleischfressenden Pflanzen fangen und verdauen unterdessen Insekten, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Und auch die unscheinbaren Moose haben im riesigen Pflanzenreich ihren ganz eigenen, für sie am besten geeigneten Lebensraum gefunden.
Der weltweite Austausch von Pflanzen hat eine Brücke für den Dialog zwischen verschiedenen Zivilisationen geschlagen. Auf der Gartenbauausstellung 2019 in Beijing werden viele Züchtungen gezeigt, für die China unabhängige geistige Eigentumsrechte besitzt, um die wissenschaftlichen Errungenschaften, die China beim Anbau von Pflanzen über die Jahre erzielt hat, darzustellen.
Im 16. Jahrhundert gelangten die Portugiesen über den Seeweg an die Küste Chinas und brachten Zitrusfrüchte in ihre Heimat zurück. Nach Ansicht einiger westlicher Botaniker sind Zitrusgewächse die ersten ausländischen Pflanzen, die aus China nach Europa gelangten. Seither haben immer mehr chinesische Pflanzen über die Ozeane ihren Weg nach Europa und in die USA gefunden.
Ein besonders erfolgreicher grüner Botschafter darunter war und ist der Teestrauch. Seine winzigen Blätter, die ebenfalls aus China stammen, besaßen die Kraft, die Welt zu verändern. Sie wurden einst auf der alten Seidenstraße transportiert und sogar weit über die Weltmeere verschifft, um letztlich in die Salons und auf die Esstische Londons zu gelangen. Sie waren ein wichtiges Bindeglied im Austausch zwischen den Zivilisationen des Ostens und des Westens.
Der Wasserreis gelangte von China aus schon vor mehr als 2000 Jahren erstmals nach Japan und vor rund 1000 Jahren wurde die Reisanbautechnik in den Philippinen eingeführt. Heute bedecken die vielfältigen Kulturen, die sich aus dem Reisanbau entwickelt haben, bereits ein Drittel der Kontinentalfläche der Erde.
Darüber hinaus ist China auch die Wiege der Maulbeere und das erste Land, in dem Seidenraupen gezüchtet wurden. Im zweiten Jahrhundert nach Christus nahmen die Kaufleute strapaziöse Reisen über Berge und Flüsse in Kauf, um mit Seide und anderen Waren zu handeln. Sie stapften durch die Ödnis der Gobi und anderer brütend heißer Wüsten. Ihre Routen entwickelten sich schließlich zur alten Seidenstraße, die die Geschichte der Menschheit maßgeblich geprägt hat.
Im chinesischen Expo-Garten findet sich außerdem ein spezieller Kräutergarten, in dem die Besucher fast alle Arten chinesischer Heilkräuter kennenlernen können. Heilpflanzen wie Basilikum, Kümmel und Kreuzkümmel, die einst in den Gebieten entlang den Routen der alten Seidenstraße angebaut wurden, zeugen von der langen Geschichte des Austausches zwischen der chinesischen und der ausländischen Heilkräuterkunde.
Doch es sind natürlich nicht nur chinesische Gewächse, die großen Einfluss auf die Geschichte der Menschheit ausgeübt haben. Die Beijinger Expo hat es sich zum Ziel gemacht, die Vielfalt der biologischen Zivilisationen möglichst umfassend zu präsentieren. Beispielsweise gelten die Inka-Teerassen in den Anden von Moray als eine der frühesten landwirtschaftlichen Versuchsstätten der Welt. Dort wurden fast 5000 Arten von Kartoffeln und Süßkartoffeln sowie Wurzeln- und Knollenfrüchte angebaut, was erfolgreich das Erbe der Inka-Zivilisation bewahrt hat.
Die Kaffeebohne trat ihren mühsamen und doch legendären Siegeszug in der Welt von der äthiopischen Region Caffa aus an, wo einst die ersten Wildkaffee-Pflanzen angebaut wurden. Ihre Samen wurden von arabischen Nationen in die Länder Asiens, Europas und Amerikas eingeführt, ein Prozess, der die Vielfalt der menschlichen Zivilisationen ebenfalls sehr gut darstellt.
Während der Expo 2019 werden auch mehr als 2500 kulturelle Veranstaltungen auf dem Ausstellungsgelände abgehalten. Zehn mit Pflanzen und Blumen geschmückte „ökologische Festwagen“ laufen während der Expo-Tage zu insgesamt 180 Paraden auf, um die Geschichten von Pflanzen zu erzählen und das grüne Entwicklungskonzept der modernen Zivilisation darzustellen.
Bisherige internationale Gartenbauausstellungen in China
Laut dem International Exhibition Bureau lassen sich Weltausstellungen je nach Art, Umfang und Dauer generell in zwei große Kategorien unterteilen: Zum einen gibt es registrierte umfassende Ausstellungen wie die Shanghai World Expo 2010. Sie ist eine weltweite Ausstellung auf höchstem Niveau. Zum anderen gibt es anerkannte fachbezogene Ausstellung wie die Weltgartenausstellung 2019 in Beijing.
Bis heute hat China insgesamt neun internationale Gartenbauausstellungen ausgerichtet. Sie fanden jeweils in Beijing, Kunming, Shenyang, Xi’an, Jinzhou, Qingdao, Tangshan, Taipei und Taichung statt. Darunter gehören die Ausstellungen in Beijing und Kunming zur Klasse A1, während die anderen zur Kategorie B zählen. Yangzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu wird im Jahr 2021 die nächste internationale Gartenbauausstellung der B-Kategorie auf chinesischem Boden ausrichten.
Internationale Gartenbauausstellungen der Kategorie A1
Die internationale Gartenbauausstellung (A1) ist eine Gartenbauausstellung auf höchstem Niveau, die vom Bureau of International Expositions anerkannt wurde. Nach Kunming in der südwestchinesischen Provinz Yunnan ist Beijing die zweite chinesische Stadt, die eine Ausstellung dieser Kategorie veranstaltet.
Eckdaten zur Weltgartenbau-Expo 2019 in Beijing
Laut offiziellen Statistiken nehmen fast 110 Länder und internationale Organisationen sowie mehr als 120 inoffizielle Aussteller an der diesjährigen Weltgartenausstellung in Chinas Hauptstadt teil. Darüber hinaus haben 31 chinesische Provinzen, autonome Gebiete und regierungsunmittelbare Städte zusammen mit chinesischen Regionen Hongkong, Macao und Taiwan eigene Gärten im Expo-Park angelegt, um ihre Errungenschaften im Bereich Gartenbau zu präsentieren.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Expo-Park gehören neben dem bereits oben erwähnten Schlüssellandschaftsgebiet, zwölf typische Landschaften, der internationale Ausstellungsbereich, der chinesische Ausstellungsbereich, ein Unternehmensausstellungsbereich, der Großmeister-Ausstellungsbereich und ein spezieller Kräutergarten.
Die Weltgartenbauausstellung hat ihre Pforten vom 29. April bis zum 7. Oktober 2019 geöffnet und dauert damit insgesamt 162 Tage. Der Veranstaltungszeitraum erstreckt sich über drei Jahreszeiten, nämlich Frühling, Sommer und Herbst.