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Langlauf in China: Auf lange Sicht mit großem Potential

2021-11-30 10:56:00 Source: Author:
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Von Wang Jing* 

  

Ursprünglich stammt er aus Nordeuropa, seit den Winterspielen 1924 ist er olympische Disziplin und heute hat er sich mit zwölf Wettbewerben zur umfangreichsten Wettbewerbssportart bei den olympischen Winterspielen gemausert – die Rede ist vom Langlauf. China kam spät zu dieser Sportart, leistungsmäßig hinkte man der Weltspitze lange hinterher, etwa den traditionell langlaufstarken nordischen Nationen. Bei den kommenden Spielen in Beijing wird China aber bei allen Langlaufwettbewerben mit am Start sein. Die Olympiade im eigenen Land gilt auch als Chance, die Sportart in der Volksrepublik langfristig bekannter zu machen. 

  

Nachdem Beijing 2015 den Zuschlag für die Winterolympiade 2022 erhalten hatte, setzten sich die Verantwortlichen das ehrgeizige Ziel, als Gastgeberland in allen Wettbewerben an den Start zu gehen. Die Allgemeine Sportverwaltung Chinas (General Administration of Sport of China) ließ ihre Scouts landesweit ausschwärmen, um Skitalente ausfindig zu machen. Während einige wettkampferfahrene Athleten noch konkurrenzfähig sind und teilnehmen werden, holen auch die Nachwuchstalente im Land auf. Bei den nationalen Meisterschaften, die in den letzten beiden Saisons ausgetragen wurden, traten neben Athleten aus den drei nordöstlichen Provinzen Heilongjiang, Liaoning und Jilin, die aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen traditionell Hochburgen des Wintersports sind, auch vermehrt Teams aus anderen Provinzen und Regionen an, etwa aus Tianjin, Tibet, Guizhou, Yunnan und Shandong. 

  

In der Wintersaison 2019/2020 nahm Chinas Langlaufnationalmannschaft insgesamt an 13 Wettbewerben des Langlauf-Weltcups des Internationalen Skiverbandes (FIS) teil. Das Team setzte sich das Ziel, mindestens zwei Athleten, im Idealfall einen Mann und eine Frau, unter den Top 30 in den Sprint- und Distanzwettbewerben zu platzieren – mit Erfolg. Beim Weltcuprennen im finnischen Ruka schaffte es das chinesische Team in der Frauenstaffel prompt unter die besten Acht, was ein historischer Durchbruch war. Dank der guten Leistungen rückte China in der Nationenrangliste in der Saison 2019/2020 von Platz 18 auf Platz 14 vor. 

  

Die chinesischen Langlaufmeisterschaften 2020/2021 endeten auf der Baiyin National Cross-Country Training Base in der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Es waren nicht nur die ersten Schneemeisterschaften des Landes im Jahr 2021, die Wettbewerbe wurden auch zu einem wichtigen Test für die Nationalmannschaftsmitglieder für die Olympiateilnahme 2022. Die Meisterschaften stärkten die Moral der Athleten und verschafften ihnen wichtige Wettkampferfahrung. 

  

„Es waren fast 200 Athleten aus 23 Mannschaften am Start. Frühere Landesmeisterschaften haben teils weniger als 23 Athleten insgesamt angezogen“, sagt Zhang Bei, heute Leiterin der Langlauf-Nationalmannschaft. Bei den Landesmeisterschaften 2019 habe die Teilnehmerzahl fast 400 betragen. „Ohne COVID-19 hätte es auch noch mehr Wettbewerber gegeben“, fügt sie hinzu. 

 

  

 

Startschuss für das Vasaloppet China Skifestival 2019 in der Jingyuetan National Scenic Area in der Stadt Changchun in der nordostchinesischen Provinz Jilin. 

  

Hightech-Training 

  

Die Langlauf-Nationalmannschaft begann im März 2020 mit ihrer intensiven Olympiavorbereitung in einer Skibasis in Chengde in der Provinz Hebei. 200 Tage vor der Eröffnung der Winterspiele war das Sommertraining 2021 zweifellos eine wichtige Vorbereitungsphase. 

  

Das Sommertraining fand auf Chinas längster geschlossener Langlaufstrecke in Chengde statt. Die im März 2021 fertiggestellte Strecke verfügt über eine zweischichtige Dachmembran, ein spezielles Bodenkühl- sowie ein hochmodernes Belüftungssystem. So ist das ganze Jahr über ausreichend Schnee nach Wettbewerbsbedingungen garantiert. Die 2,2 Kilometer lange Strecke bietet ideale Temperatur und Luftfeuchtigkeit für das Langlauftraining. 

  

Die Anlage wurde auf natürlichem Gelände errichtet, was sie für Skifahrer anspruchsvoller macht. Sachverständige der FIS lobten die Strecke explizit. Ihr Betrieb wird die jährliche Trainingszeit für die chinesische Nationalmannschaft von derzeit fünf Monaten auf mindestens acht, in Zukunft sogar auf noch mehr Monate verlängern. 

  

Die Trainingsbasis in Chengde ähnelt in Bezug auf Klima und Höhe der im Olympia-Austragungsort Zhangjiakou. Dies ist nicht nur für die Vorbereitung der Athleten förderlich, sondern auch für ihre körperliche Erholung. Da die Strecke neu in Gebrauch ist, steht sie noch nicht für das Training in allen vier Jahreszeiten zur Verfügung. Auf der Trainingsstrecke in Chengde sind jedoch neue Schneekanonen im Einsatz, die selbst bei höheren Temperaturen arbeiten können. 

  

„Die neue Strecke verlängert nicht nur die Trainingszeit für unsere Nachwuchstalente und gibt ihnen so die Möglichkeit, ihre körperliche Fitness und Kraft zu trainieren. Sie bietet erfahrenen Skifahrern zudem die Chance, ihre sportliche Leistung aufrechtzuerhalten“, sagt Zhang. Da das Langlaufteam nun über einen festen Trainingsplatz verfüge, könnten regelmäßige Leistungstests stattfinden, um die Fortschritte der Sportler zu überprüfen. Außerdem werde ein systematischer Trainingsmodus erreicht. 

  

Um die Intensität des Trainings zusätzlich zu erhöhen, haben die Langlaufteams auch das Rollskilaufen in ihren Trainingsplan integriert. „Die Rollskilaufstrecke in Chengde ist acht Kilometer lang, rechnet man Berg- und Abfahrtslängen hinzu, sind es sogar zehn Kilometer. Durch die Kombination aus Rollskitraining und dem Training auf der Loipe lernen die Athleten, sich an die Schwierigkeiten verschiedener Veranstaltungsorte anzupassen“, sagt Nationaltrainerin Zhang. 

  

Darüber hinaus gelang es, die FIS-Meisterschaften vor Ort nach China zu holen, sodass chinesische Athleten systematisch trainieren und bei international besetzten Wettbewerben an den Start gehen konnten, ohne in Coronazeiten außer Landes zu reisen. „Wettkämpfe helfen den Athleten natürlich, ihre persönlichen Defizite auszumachen, sodass wir gezielte und personalisierte Trainingspläne entwickeln können“, sagt Zhang. 

  

Die Strecke in der Chengde-Basis entstand auf dem Gelände eines früheren Skigebiets, auf dem das natürliche Gelände den technischen Standards der FIS entspricht. In Zukunft werden auch Videoüberwachungssysteme auf der Dachmembran über der Strecke installiert und es kommt Highspeed-Fotografie zum Einsatz, um die Leistung der Athleten noch besser nachzuverfolgen und ihnen zu helfen, sich weiter zu verbessern. 

  

Auswahl der Crème de la Crème  

  

Langläufer treten gegen ihre Ausdauer an. Kontinuierliches körperliches Training ist da besonders wichtig, da es Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen erfordert. Dies war deshalb auch ein Schwerpunkt des Trainings der chinesischen Athleten in Vorbereitung auf die bevorstehenden Wettbewerbe in Beijing. 

  

Klettern ist einer der Schlüssel für Erfolge im Langlauf. Ein Drittel der Gesamtlänge der Olympiastrecke führt bergauf. Rund die Hälfte der gesamten Wettkampfzeit verbringen Skifahrer mit Klettern. Bei den diesjährigen Landesmeisterschaften gibt es deshalb Kletterrennen als besondere Prüfung der Fähigkeiten der Athleten. 

  

Laut Zhang ist das Abschneiden im Klettern der wichtigste Bewertungsmaßstab für die Fähigkeiten eines Skifahrers, da der Sport eine starke Lungenfunktion und große Kraft erfordert. Die Ergebnisse des Kletterwettbewerbs hätten die Effizienz des Sommertrainings eindrucksvoll bewiesen, freut sie sich. 

  

Im Mai startete die FIS Cross-Country Skiing China City Tour 2021/2022 in der Stadt Altay im Autonomen Gebiet Xinjiang der Uiguren im Nordwesten Chinas. Nach dem Stopp in Altay wird die Tour noch bis Ende des Jahres alle vier Wochen stattfinden. Die Ergebnisse aus den fünf leistungsstärksten von insgesamt acht Rennen dienen als Grundlage für die Berechnung der Olympiaqualifikation. Ziel der acht Rennen sei es nicht nur, Punkte zu sammeln, sondern auch den Athleten zu helfen, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, Mängel zu beheben und eine Grundlage für die nächste Stufe des gezielten Trainings zu schaffen, erklärt die Nationaltrainerin. Zhang sagt, dass die Nationalmannschaft sich der Förderung eines gesunden Wettbewerbs unter den Skifahrern verschrieben habe. „Eine gute Leistung in einem einzigen Wettbewerb hat noch nichts zu bedeuten. Nur Athleten, die stabile Leistungen zeigen, werden im Namen des Landes als Crème de la Crème an den Winterspielen in Beijing teilnehmen“, sagt sie. 

  

*Wang Jing ist Senior Reporterin bei „China Sports Daily“. 

 

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