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Grüne Entwicklung auf dem Qinghai-Tibet-Plateau: Bio-Gemüse auf 4500 Metern Höhe

2022-01-10 13:38:00 Source: Author:
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Von Li Yuan

 

Der Kreis Gar in der westtibetischen Präfektur Ngari liegt mehr als 4500 Meter über dem Meeresspiegel. Das Klima hier ist kalt und trocken. Über Jahrhunderte war der Boden unfruchtbar, das Ökosystem fragil. Die Region galt als „leblose Zone“. Die Wende kam in den 1980er Jahren. Damals wurde eine großangelegte Aufforstungsaktion gestartet. Dank des großen Engagements der Einheimischen sieht man hier nun statt kargem Ödland vielerorts sattes Baumgrün. Die Straßen in Gar sind zu Alleen geworden. Und dank moderner Agrartechnologie landet hier heute sogar Obst und Gemüse aus lokalem Anbau auf den Tellern – ein Novum in der Geschichte des Hochkreises.

 

2020 wurde die Präfektur Ngari wegen ihrer großen Errungenschaften bei der grünen Entwicklung vom chinesischen Umweltministerium zum nationalen Demonstrationsgebiet für den Aufbau einer ökologischen Zivilisation ernannt.



 Der grüne Traum der lokalen Bewohner im Kreis Gar ist in Erfüllung gegangen.


Das grüne Wunder auf dem Hochplateau

 

Die junge Tibeterin Degyi ist in Gar geboren und aufgewachsen. Sie zeigt sich tief beeindruckt von den großen Veränderungen der letzten Jahre. „Früher gab es hier nur wenige Obst- und Gemüsesorten. Frischware war eine Seltenheit“, erinnert sie sich.

 

Die niedrigen Temperaturen und der geringe Sauerstoffgehalt verhinderten lange den Anbau von Feldfrüchten, so dass man auf Lieferungen aus anderen Regionen angewiesen war. Die Preise lagen entsprechend hoch. Um das Problem zu lösen, wurde im Juli 2017 ein Öko-Landwirtschaftspark im Kreis errichtet.

 

In den Gewächshäusern des Parks setzt man heute auf moderne Anbautechniken. Als wir die Anlage besuchen, hängen die reifen Tomaten an den dichten Reben und auch das Blattgemüse gedeiht üppig. Shi Peineng, Landwirtschaftstechniker aus Shaanxi, zeigt auf die Wassermelonen und sagt: „Dies ist eine Art, die aus dem Landesinneren stammt. Die Früchte, die wir hier ernten, sind sogar süßer als dort, weil es hier mehr Sonnenstunden gibt.“

 

Liu Jiang, ein Verantwortlicher des Öko-Landwirtschaftsparks, bestätigt, dass in den mehr als 40 Gewächshäusern flächendeckend moderne Agrartechniken zum Einsatz kommen. „Wir haben außerdem Experten aus anderen Regionen ins Boot geholt, die uns in Sachen Obst- und Gemüseanbau beraten“, sagt er. Heute gedeihen im Park mehr als 20 Gemüse- und gut ein Dutzend Obstsorten. „Im Sommer decken unsere Produkte 40 Prozent des lokalen Bedarfs, im Winter immerhin 10 Prozent“, erklärt Liu. Heute hätten die Einheimischen so mehr Auswahl und könnten ihren Grundbedarf mit lokalen Produkten decken.

 

In Ngari verdunstet im Jahr dreißigmal mehr Wasser als Niederschlag fällt. Die Luft ist extrem trocken. Um Feuchtigkeit und Wärme zu speichern, wurden die Gewächshäuser halbunterirdisch in den Lehmboden gebaut und mit bogenförmigen Dächern aus Kunststofffolie abgedeckt. Bei der Bewässerung wird das Dach entfernt, um der darüber liegenden Sprüheinrichtung Platz zu machen.

 

Neben traditionellen Plastikgewächshäusern sind moderne Gewächshäuser aus Glas ein weiteres Highlight des Parks. Darin werden verschiedene neuartige Anbaumethoden wie dreidimensionale Hydroponik in Rohren und die Aufzucht von Kulturpflanzen an Wandvorrichtungen verwendet. Das ermöglicht fast ganzjährig den Anbau verschiedener Gemüsearten, außer in den kalten Wintermonaten.

 

An die Glasgewächshäuser grenzt außerdem ein Blumengewächshaus an. Auf hunderten Quadratmetern wetteifern hier Blumen und Blüten in Sachen Schönheit. Eine Szenerie, die man an einem so hoch gelegenen, derart sauerstoffarmen Ort kaum erwartet hätte.

 

Der 38-jährige Monam Gyaincain, der in der Nähe des Landwirtschaftsparks wohnt, arbeitet in einem der Wassermelonen-Gewächshäuser. Die Arbeit bringt ihm 200 Yuan am Tag, wie er erzählt. „Damit bin ich sehr zufrieden“, sagt er. „Sechs, sieben Monate im Jahr kann ich hier arbeiten. Mein ältester Sohn bekommt den Schulbesuch finanziert und meine Frau kümmert sich um unseren jüngsten Spross zu Hause. Meine Arbeitsstelle liegt zudem ganz in der Nähe von unserem Zuhause. Das Leben hat sich durch diesen Job für uns alle stark verbessert“, so sein Fazit.

 

Im Landwirtschaftspark wird das Kooperationsmodell „Unternehmen + Genossenschaften + Bauern und Hirten“ praktiziert, bei dem die Unternehmen Kapital und technische Unterstützung bereitstellen, während die Genossenschaften die Beteiligung von Hirten und Bauern organisieren, die für ihre Arbeit ordentlich entlohnt werden. Die Beschäftigungschancen im Landwirtschaftspark haben auch dazu beigetragen, viele Einheimische aus der Armut zu holen.



Durch die Beschäftigung im Öko-Landwirtschaftspark konnten viele Einheimische ihr Einkommen

 stark steigern und sich erfolgreich aus der Armut befreien. 


Das Ödland wird grün

 

„Wir haben hier nur zwei Jahreszeiten – Winter und Vorwinter“, scherzt Xiong Yinglong, Direktor des Begrünungsbüros der Kreisverwaltung von Gar. Vor fünf Jahren begann er, die Anpflanzung von Pappeln vor Ort anzuleiten. Doch in der rauen Natur der Region sei es schwierig, die Bäume am Leben zu halten. „Das ist schwieriger, als Kinder großzuziehen“, sagt er.

 

Die Einheimischen hier arbeiten schon seit Jahrzehnten an ihrem grünen Traum. 1989 setzte die Präfekturregierung von Ngari die Bekämpfung von Sandstürmen in Shiquanhe, einer Gemeinde des Kreises Gar, auf ihre Agenda. 1994 wurde im Becken des Shiquanhe-Flusses ein Projekt zur Bekämpfung von Sandstürmen und Wüstenbildung gestartet. 2005 lud man Forstexperten aus der Provinz Shaanxi ein, um die Einheimischen bei ihren Aufforstungsanstrengungen fachmännisch anzuleiten. Seit 2016 hat die Kreisverwaltung von Gar zudem wiederholt landesweit renommierte Forstexperten und -techniker eingeladen, Untersuchungen vor Ort durchzuführen und detaillierte Aufforstungspläne zu erstellen. Auch entsendete man heimische Techniker in andere Regionen mit ähnlichen Naturbedingungen, darunter Qinghai, Gansu, Shaanxi und die Innere Mongolei, um den Austausch mit Experten und Betreibern großer Forstbetriebe zu suchen und Erfahrungen zu sammeln. Nach vielen Versuchen gelang es auf diese Weise schließlich, verschiedene Baumarten erfolgreich in Ngari anzupflanzen.

 

Die Bemühungen trugen also die erhofften Früchte. Allein im Becken des Shiquanhe-Flusses stehen nun mehr als 8,85 Millionen Bäume und es sprießen über 400 Hektar Grasland. Mittlerweile gibt es 3500 Hektar neue Waldfläche. Die Präfekturregierung hat das Erfolgsmodell mittlerweile auf alle städtischen und ländlichen Gebiete in ihrem Verwaltungsbereich ausgeweitet. Außerdem ermutigt sie örtliche Einrichtungen und Privatleute, möglichst viele Bäume und anderes Grün anzupflanzen.

 

Wälder und Grasflächen müssen aufmerksam bewirtschaftet werden, damit sie langfristig gedeihen. Das hat man in Ngari verstanden und reiche Erfahrung damit. So setzt man hier etwa auf den Einsatz von Wachstumsergänzungsmitteln, das Einwickeln von Stämmen mit Steppdecken und das Abdecken von Pflanzen mit Plastikfolien.

 

Das neue Grün lockt auch weiteres Leben an. Während in der Vergangenheit an den Ufern des Shiquanhe selbst Spatzen eine Seltenheit waren, planschen heute sogar Braunkopfmöwen anmutig im glitzernden Nass inmitten der atemberaubenden Höhenlandschaft. Der grüne Traum der Einheimischen ist also in Erfüllung gegangen.

 

Grüne Entwicklung

 

Durch die Aufforstung hat sich auch das lokale Klima verbessert. In Shiquanhe beispielsweise gab es 1994 gerade einmal 83 frostfreie Tage, 2021 waren es schon 170. Die jährliche Niederschlagsmenge stieg von 76,5 auf 153,3 Millimeter. Die Luftqualität entsprach im vergangenen Jahr an 99 Prozent der Tage dem nationalen Standard.

 

Die spürbaren Verbesserungen des Ökosystems haben eine solide Grundlage für die sozioökonomische Entwicklung der Region geschaffen. Heute kommen frische Bio-Erzeugnisse des Öko-Landschaftsparks in Gar auf den Markt und das ehemalige Ödland am Fuß des Yanwei-Gebirges hat sich in eine geschäftige Stadt verwandelt. Zahlreiche Touristen aus allen Landesteilen kommen zum Berg Kangrinboqe, um die wunderschöne Landschaft zu bewundern.

 

„Ngari verzeichnet ein stetiges Wirtschaftswachstum. Die Menschen hier führen ein friedliches Leben und haben es zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Die Flüsse sind klar, der Himmel ist blau und die Böden sind sauber“, freut sich Norbu Wanglag, stellvertretender Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Präfekturregierung.

 

Ngari hat sich zum Ziel gesetzt, das Qinghai-Tibet-Plateau zu einer ökologischen Sicherheitsbarriere Chinas aufzubauen. Auch soll das Lebensumfeld der Einheimischen durch den Aufbau eines besseren Ökosystems verbessert und die Region zu einer nationalen Demonstrationszone für ökologische Zivilisation gemacht werden.

 

„Als Staatspräsident Xi Jinping Anfang vergangenen Jahres die Provinz Qinghai inspizierte, sagte er, dass eine gute ökologische Umwelt eine unschätzbare Ressource und ein unschätzbarer Schatz unserer Nation ist. Die Einheimischen hier in Ngari, die unterschiedlichen ethnischen Gruppen angehören, werden sich stets an seine Worte erinnern und ihr Bestes geben, um neue Fortschritte bei der Entwicklung hoher Qualität und dem Umweltschutz auf dem Plateau zu erzielen“, sagt Zhu Zhongkui, Sekretär des Parteikomitees der Präfektur Ngari. „Ngari wird seinen Beitrag für den Aufbau eines modernen sozialistischen Landes leisten“, verspricht er zum Abschluss.

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