Von Laurence Coulton
Direkte Hilfe, Kredite und eine Politik der Nichteinmischung sollen die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit in ungeahnte Höhen treiben. Staatspräsident Xi Jinping hat weitere 60 Milliarden Dollar an finanzieller Unterstützung für die Entwicklung Afrikas zugesagt und in einer Grundsatzrede bei der Eröffnungsfeier des Forums für China-Afrika-Kooperation (FOCAC) am 3. September in Beijing erneut die partnerschaftliche Haltung Chinas in seinen Beziehungen zum afrikanischen Kontinent betont.
Xi begrüßte die Prinzipien der Aufrichtigkeit, der echten Ergebnisse, der Freundschaft und des guten Willens, die die chinesisch-afrikanischen Beziehungen weiterhin untermauern, und skizzierte Chinas Position in seinen Beziehungen zu den afrikanischen Ländern.
Prinzip der Nichteinmischung
"Wir verfolgen in unseren Beziehungen zu Afrika das Prinzip der Nichteinmischung in fünf-Aspekten: Keine Einmischung in die Wahl des Entwicklungsweges der afrikanischen Länder, der ihren nationalen Gegebenheiten entspricht. Keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten afrikanischer Länder. Wir werden den afrikanischen Ländern nicht unseren Willen aufzwingen und nicht nach egoistischen politischen Gewinnen bei der Investition und Finanzierung von Kooperationen mit Afrika streben", sagte Xi.
Laut Li Wentao, stellvertretender Direktor des Afrika-Instituts an den China Institutes of Contemporary International Relations, ist der „Fünf Aspekte der Nichteinmischung“-Ansatz eine aktualisierte und extrapolierte Version der bisherigen Politik der Nichteinmischung Chinas.
"Xi hat die Haltung Chinas in seiner Zusammenarbeit mit den afrikanischen Ländern als direkte Reaktion auf internationale Missverständnisse über die Art der chinesisch-afrikanischen Beziehungen weiter verdeutlicht", sagte Li.
60 Milliarden Dollar Finanzhilfe
Sich an die in der Großen Halle des Volkes versammelten Staatschefs und Spitzenpolitiker richtend sagte Xi, dass die 60 Milliarden Dollar aus 15 Milliarden Dollar an Zuschüssen, zinslosen und vergünstigten Darlehen, 20 Milliarden Dollar an Kreditlinien, einem Spezialfonds für Entwicklungsfinanzierung in Höhe von zehn Milliarden Dollar und einem mit fünf Milliarden Dollar ausgestatteten Spezialfonds für die Finanzierung von Importen aus Afrika bestehen sollen. Chinesische Unternehmen sollen zudem dazu ermutigt werden, in den nächsten drei Jahren mindestens zehn Milliarden Dollar in Afrika zu investieren.
"China hat sein Versprechen von 2015, Afrika mit insgesamt 60 Milliarden Dollar zu unterstützen, eingehalten", sagte Xi über die auf dem FOCAC-Gipfel in Johannesburg vor drei Jahren eingegangenen Verpflichtungen und fügte hinzu, dass "die Finanzierung entweder bereits durchgeführt oder [zumindest] arrangiert wurde".
Woodajeneh Selamawit Kassa, eine äthiopische Journalistin, die direkt vom FOCAC-Medienzentrum in Beijing berichtet, sagte der Beijing Rundschau, dass sie mit Xis Behauptungen einverstanden sei, dass China seine Versprechen von 2015 erfüllt habe.
"Diese Versprechen wurden in vielen Ländern vollständig umgesetzt. Mein Land war ein Nutznießer dieser Projekte; es gab auf einmal Straßen und eine Eisenbahn", sagte sie.
Die von Xi zugesagten 15 Milliarden Dollar für Zuschüsse und zinslose Kredite sollen laut Li zur Verbesserung der Lebensgrundlagen der afrikanischen Bevölkerung verwendet werden – durch den Bau von Bibliotheken, Stadien und anderen öffentlichen Einrichtungen. Die Kreditlinien in Höhe von 20 Mrd. USD sollen entsprechend des jeweiligen Marktumfelds eingesetzt werden und auf dem gesamten Kontinent Gebieten und Branchen mit hohem Potenzial zur Verfügung stehen.
He Rui, Forscher am China Institute of International Studies, sagte, dass ein großer Teil der finanziellen Unterstützung in den Bau von Infrastruktur fließen werde – Straßen, Häfen, Flughäfen und Eisenbahnen. "Damit wird ein Infrastrukturnetz aufgebaut, das zur Vernetzung und Anbindung Afrikas beitragen wird. Allerdings sollte China seine Finanzierungsstrategie je nach den Bedingungen der Länder, in denen es tätig ist, unterschiedlich gestalten.“
"Dies ist nur die erste Phase der chinesischen Investitionen in die afrikanische Entwicklung. Nachdem der Kontinent vernetzt und angebunden ist, können chinesische Investitionen in fortschrittlichere Industrien gelenkt werden, um die Industrialisierung Afrikas zu erleichtern", sagte er.
"Damit ein Land wachsen kann, braucht es Infrastruktur, muss es sich integrieren", sagte Woodajeneh.
Ein ausländischer Reporter filmt einen Teil der Grundsatzrede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping während der Eröffnungsfeier des „FOCAC Beijing Summit 2018“. (Foto: Laurence Coulton/BR).
Acht große Initiativen
Xi skizzierte acht wichtige Initiativen, die in den nächsten drei Jahren mit den Ländern Afrikas in den Bereichen Industrieförderung, Infrastrukturanbindung, Handelserleichterung, Kapazitätsaufbau, Gesundheitswesen, Austausch zwischen den Menschen sowie Frieden und Sicherheit umgesetzt werden sollen.
Sich gegen Unilateralismus und Protektionismus wendend sagte Xi, dass China an einem Weg des Friedens, des Wohlstands, der Offenheit, der umweltfreundlichen Entwicklung und der Innovation festhalten, verschiedene Zivilisationen zusammenbringen und gleichzeitig die Interessen der Entwicklungsländer schützen werde.
"Die Beziehungen zwischen China und Afrika können zum Schrittmacher beim Aufbau einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die gesamte Menschheit werden", sagte er.
Mit Blick auf die Zukunft hält He es für wichtig zu garantieren, dass die von Xi zugesagten 60 Milliarden Dollar sowohl effektiv als auch wissenschaftlich verwendet werden, um eine integrative Entwicklung mit Vorteilen für die Menschen in ganz Afrika zu realisieren.
"In den Jahren seit der Finanzkrise 2008 war die internationale Gemeinschaft von pessimistischen Gefühlen geplagt, wenn es um die Entwicklung Afrikas ging. Doch in letzter Zeit ist ein Anstieg des Optimismus zu verzeichnen, der zum Teil auch auf die fruchtbaren Ergebnisse der chinesisch-afrikanischen Zusammenarbeit zurückzuführen ist", sagte He.
"Wir brauchen immer noch mehr Arbeitsplätze, weil Afrika viele Jugendliche hat und die Arbeitslosigkeit in den afrikanischen Ländern immer noch sehr hoch ist. Ich erwarte also mehr Investitionen und mehr Arbeitsplätze von chinesischen Unternehmen, damit wir eine echte Win-Win-Kooperation zwischen Afrika und China sehen können. Wissenstransfer ist der Schlüssel und der Aufbau von Kapazitäten ist sehr wichtig", sagt Woodajeneh.
"Meine Erwartung ist, dass die Beziehung im Laufe der Zeit stärker werden wird, als sie heute ist... Wir hoffen, dass die Dynamik erhalten bleibt", sagte Ahmed Wakili Bello, ein nigerianischer Journalist, der vom Medienzentrum aus über den Gipfel berichtet.
Als eine Art Demonstration der guten Absichten Chinas gab Xi zudem bekannt, dass die Schulden aus zinslosen Krediten, die China an einige der ärmsten afrikanischen Staaten vergeben hatte, abgeschrieben würden.
"Wir begrüßen die afrikanischen Länder an Bord des Schnellzuges der chinesischen Entwicklung", sagte Xi.
Quelle: german.beijingreview.com.cn vom 04.09.2018