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Seidenstraßeninitiative: Drittmarkt-Kooperation soll neue Triebkräfte liefern

2018-10-08 11:46:00 Source:China heute Author:
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Von Wu Sike*  

   

Der Begriff Drittmarkt steht für durch bilaterale Zusammenarbeit erschlossene Märkte einer Drittseite. Die Drittmarkt-Kooperation ist ein von China initiiertes innovatives Modell für internationale Zusammenarbeit. Es sieht vor, dass die chinesischen Unternehmen ihre Stärken im Bereich Produktionskapazitäten noch besser entfalten, während die Unternehmen der Industrienationen fortschrittliche Technologien liefern. Die Entwicklungsländer stellen unterdessen mit ihrem starken Bedarf an Industrialisierung als Drittmärkte Standorte zur Verfügung.  

 

  

Chinas Staatspräsident Xi Jinping traf sich am 9. Januar 2018 mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron

in Beijing. Nach der Zusammenkunft wurde in ihrer Anwesenheit eine Reihe von Kooperationsabkommen

in verschiedenen Bereichen zwischen den beiden Ländern unterzeichnet.

 

 

Das Modell wurde bereits vor mehr als zwei Jahren aus der Taufe gehoben. Seither findet es weltweit ein positives Echo und weist eine gute Entwicklungstendenz auf. Insbesondere im Rahmen des Aufbaus des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße und der maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts („Ein Gürtel und eine Straße“) wird es schon jetzt in vielen Fällen erfolgreich angewendet.   

   

Was die Drittmärkte in anderen Entwicklungsländern angeht, so entspricht verstärkte Zusammenarbeit dem Entwicklungstrend. Denn die Vorteile des von China vorgebrachten Modells liegen auf der Hand: In einem ersten Schritt verbinden sich Chinas starke Produktionskapazitäten mit den High-End-Technologien und fortschrittlichen Konzepten der entwickelten Länder. Beide Seiten arbeiten dann Hand in Hand, um dem Drittland in einem zweiten Schritt preiswerte und hochqualitative Produkte und Dienstleistungen zu liefern. Daraus ergibt sich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. 

 

   

 

Am 28. Juli 2017 fuhr ein Güterzug vom Hauptbahnhof der Stadt Linfen, Provinz Shanxi, in Richtung München ab.   

 

 

Das Modell der Drittmarkt-Kooperation verspricht insbesondere für die Umsetzung der Seidenstraßeninitiative große Vorteile und es wird von vielen Ländern eindeutig begrüßt. Aber es ist letztlich nicht nur für den Aufbau der Seidenstraßeninitiative von Bedeutung, sondern hilft auch, Chinas Industrie auf einen mittleren bzw. hohen Leistungsstand zu bringen, die wirtschaftliche Entwicklung und Industrialisierung der Entwicklungsländer zur fördern und neuen Spielraum für die Industrienationen zur Verwirklichung von Zusammenarbeit zum gemeinsamen Gewinnen zu schaffen.   

   

Neue Triebkräfte für das globale Wirtschaftswachstum  

   

Noch immer entwickelt sich die Weltwirtschaft unausgeglichen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst und die sozialen Konflikte verschärfen sich. Instabilität und Unwägbarkeit beeinträchtigen die Entwicklung der wirtschaftlichen Globalisierung und viele Länder stehen an einem Scheideweg. Hinzu kommt, dass das traditionelle Denkmuster des Nullsummenspiels die Reform des Systems des globalen Regierens und damit letztlich auch die wirtschaftliche Prosperität der Welt behindert.   

   

Die Zusammenarbeit für den Markt der Drittseite stellt vor diesem Hintergrund eine effektive Maßnahme dar, um diesen Problemen etwas entgegenzusetzen. Das Kooperationsmodell sieht vor, dass auf Grundlage der Gleichberechtigung, Souveränität und gemeinsamen Teilhabe an den Entwicklungsfrüchten Herausforderungen durch die Konsultation aller drei Seiten gemeinsam bewältigt werden. Gemeinsam gilt es, die notwendigen wirtschaftlichen Maßnahmen zu treffen, das gegenseitige Vertrauen und Verständnis zu vertiefen und Verantwortung zu schultern, um ein Vorbild in der internationalen Zusammenarbeit zu geben. Das Drittmarkt-Modell ergänzt und vervollkommnet das System des globalen Regierens und bereichert die bestehenden Modelle der internationalen Zusammenarbeit.   

   

Die rasante Entwicklung der vergangenen mehr als 30 Jahre hat China zu dem Land der Welt mit den vollständigsten Industriezweigen gemacht. Heute steht die Volksrepublik im Zentrum der globalen Wertschöpfungskette. Dennoch bewegt sich Chinas Industrialisierung noch immer auf einem mittleren Leistungsstand und die Leistungsfähigkeit vieler Industrien harrt einer Niveauhebung.   

   

Im Vergleich dazu steht der Industrialisierungsprozess vieler Entwicklungsländer noch völlig am Anfang, weshalb dort großer Bedarf an infrastrukturellen Einrichtungen und industriellem Know-how besteht. Doch es fehlt diesen Ländern an den nötigen Geldmitteln und Technologien.   

   

Die Drittmarkt-Kooperation bietet diesen Ländern die Chance, hochwertige technische Ausrüstungen und moderne Fertigungsstraßen mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis einzuführen, wodurch gleichzeitig die fachliche Ausbildung von technischem und Verwaltungspersonal vorangetrieben wird. So wird nicht nur der eigene, sich aus der Industrialisierung ergebene Bedarf dieser Länder gedeckt, sondern auch das Niveau der sozioökonomischen Entwicklung insgesamt erhöht.   

   

Es ist allgemein bekannt, dass sich die Industrienationen derzeit mit der „Aushöhlung“ ihrer Industrien und einer unzureichenden Nachfrage auf dem Weltmarkt konfrontiert sehen. Sie verfügen zwar über fortschrittliche Technologien und Schlüsselanlagen, können aber den Markt der Dritten Welt nicht effektiv erschließen, weil ihre Produktionskapazität begrenzt ist. Hinzu kommen die hohen Kosten und eine schwache endogene Wirtschaftstriebkraft.   

   

Das von China initiierte Modell zur Zusammenarbeit mit Drittmärkten verbindet das Angebot und die Nachfrage von Ländern in verschiedenen Entwicklungsstadien, fördert die Integration unterschiedlicher Stufen der industriellen Produktion dieser Länder und bündelt gleichzeitig die neuen Triebkräfte des Wirtschaftswachstums. Daraus entsteht eine Win-win-Situation, die allen Beteiligten Vorteile bietet.   

   

Die Zusammenarbeit Chinas mit Industrienationen zur Erschließung der Märkte anderer Entwicklungsländer ermöglicht es der Volksrepublik, ihre guten Produktionskapazitäten und technischen Anlagen mit den Schlüsseltechnologien und fortschrittlichen Ausrüstungen der Industrienationen zu verbinden. Auf der Grundlage dieser Verbindung fördert die Zusammenarbeit schließlich die Urbanisierung und Industrialisierung der Entwicklungsländer. Das Ergebnis ist eine rationale und hocheffiziente Standortverteilung der industriellen Produktion, gleichzeitig wird die Zusammenarbeit im Rahmen der gesamten Produktions- und Wertschöpfungskette intensiviert und die chinesische Industrie auf einen mittleren bis hohen Leistungsstand gebracht.  

   

Die enge Interessengemeinschaft weiter ausbauen  

   

Das von China geschaffene innovative Modell zur Zusammenarbeit mit Drittmärkten befriedigt also den Bedarf verschiedener Länder in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und findet von daher sowohl bei Industrienationen als auch bei Entwicklungsländern ein positives Echo.   

   

In den vergangenen gut zwei Jahren verständigte sich China mit mehr als zehn Industrienationen, darunter Frankreich, Südkorea, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Singapur, Belgien und Portugal, auf Drittmarkt-Kooperationen. Dabei liegt der Fokus auf den sich gegenseitig ergänzenden Stärken etwa in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Umweltschutz und Finanzwesen. Zudem wurden bereits einige Mechanismen der Zusammenarbeit entfaltet. Auch konnte eine Reihe von Kooperationserfolgen erzielt werden. Damit legte das neue Modell einen guten Start hin.  

   

Besonders zu erwähnen ist, dass große Durchbrüche bei Kernenergie und Hochgeschwindigkeitsbahnen erzielt wurden. Die China General Nuclear Power Corporation (CGN) und Electricite De France (EDF) investierten gemeinsam in das Hinkley Point Nuclear Power Project sowie in die Follow-Up-Projekte Sizewell C (SZC) und Bradwell B (BRB) in Großbritannien. Insbesondere im Bradwell B kommen die von China selbst entwickelten Schlüsseltechnologien für Kernenergie dritter Generation zum Einsatz. Daraus ergibt sich ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit im Rahmen des Drittmarkt-Modells.  

  

Im Juni 2016 veröffentlichten China und Deutschland eine gemeinsame Erklärung anlässlich der 4. Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen. Darin heißt es: „Beide Seiten unterstützen die China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC) und Siemens bei der Zusammenarbeit im Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge sowie bei der gemeinsamen Entwicklung von Drittmärkten.“  

   

Im Rahmen der Drittmarkt-Kooperation wurden auch in Bereichen wie Eisenhütten und Energie, beides Stärken der chinesischen Industrie, beachtliche Erfolge erzielt.   

   

Die Praxis hat bewiesen, dass Drittmarkt-Kooperationen durchaus durchführbar sind und große Entwicklungsperspektiven versprechen. Derzeit unternehmen die verschiedenen Seiten große Anstrengungen, langfristige und reguläre Arbeitsmechanismen zu etablieren. Dafür wird ein Netzwerk gebildet, das auf sechs Säulen fußt, nämlich auf der Regierung, den Unternehmen, den Finanzinstitutionen, den Handelskammern, den Denkfabriken und den Botschaften bzw. Konsulaten. Über dieses Netzwerk sollen die Informationen von Politik, Gesetzen und Projekten geteilt und konkrete und detaillierte Roadmaps erstellt sowie Schwerpunktarbeiten und Durchführungspläne festgelegt werden. Darüber hinaus ist auch geplant, Dienstleistungs- und Austauschplattformen für die Drittmarkt-Kooperation aufzubauen.  

   

Seit dem Abklingen der internationalen Finanzkrise befindet sich die Weltwirtschaft in einer Phase der tief gehenden Regulierung. In einem schwächelnden globalen Umfeld und vor dem Hintergrund eines schwachen inländischen Wirtschaftswachstums versuchen verschiedene Länder, Durchbrüche bei der Regulierung ihrer Wirtschaftsstruktur sowie bei der industriellen Transformation zu erzielen.   

   

Die Industrienationen treiben unter Zuhilfenahme ihrer Stärken in Technik und Innovation die Durchführung der Strategie der „Re-Industrialisierung“ voran. Die aufstrebenden Wirtschaften setzen derweil auf eine Effizienzerhöhung und die Förderung neuer Industrien sowie eine Steigerung der Kapitaleffizienz, eine Erhöhung des technischen Gehalts und eine Verbesserung der Wertschöpfung in traditionellen Industriezweigen. Gleichzeitig wird die globale Wertschöpfungskette durch strategische Regulierung und technische Innovationen umgestaltet.   

   

Mit der Drittmarkt-Kooperation wird der bilaterale Mechanismus durch einen multilateralen ersetzt. Diese neue Art der Kooperation ermöglicht es nicht nur, Risiken vor der Inangriffnahme des Projekts ausreichend und fair zu bewerten, sondern auch die Effizienz der Nutzung von Geldmitteln, vorzüglichen Produktionskapazitäten, technischen Schlüsselanlagen sowie Schlüsseltechnologien zu erhöhen. Dadurch lässt sich die Integration der multilateralen Märkte vertiefen.   

   

Kurzum: Die Drittmarkt-Kooperation sorgt dafür, dass sich der Kuchen der gemeinsamen Interessen vergrößert, woraus eine Win-win-Situation entsteht, die allen Beteiligten Vorteile bringt. Auch stellt sie eine innovative Maßnahme zur Förderung des Aufbaus der neuen Seidenstraßen und der internationalen Kooperation im Bereich der Produktionskapazitäten dar. Die Umsetzung dieser Maßnahme ermöglicht es nicht nur, die Weltwirtschaft effektiv aus der Stagnation zu führen, sondern auch die Ressourcenallokation zu optimieren, die globale Arbeitsteilung umzugestalten und die Erneuerung des Systems des globalen Regierens voranzutreiben, wodurch die Interessen aller Beteiligten noch enger verbunden werden und eine echte Schicksalsgemeinschaft entsteht.  

   

Glänzende Kooperationsperspektiven  

   

Im Rahmen des Aufbaus der Seidenstraßeninitiative verfügt die Drittmarkt-Kooperation über breite Perspektiven. Zum einen kann China gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern seine Kapital- und Technikressourcen auf dem Drittmarkt noch effektiver nutzen, was die Vertiefung der Marktintegration vor Ort fördert und eine Win-win-Situation schafft. Zum anderen haben die Länder entlang den Routen der neuen Seidenstraße hinsichtlich des Marktes jeweils ihre ganz eigenen Stärken. Chinas Stärke hinsichtlich Technik und Geldmitteln verbindet sich somit mit der Stärke der Industriestaaten im Bereich der Technologie und durch diese Verbindung lässt sich schließlich der große Bedarf auf den Märkten der Entwicklungsländer decken. Durch dieses Beziehungsgeflecht kann der Gewinn maximiert werden.   

   

Zur Unterstützung des Aufbaus der Seidenstraßeninitiative wurden die Asiatische Infrastruktur-Investmentbank (kurz AIIB) und der Seidenstraßenfonds gegründet, wodurch die Geldmittelversorgung für die Erschließung und Entwicklung der Drittmärkte gewährleistet werden soll. Beim Gipfel des Forums der Seidenstraßeninitiative im Mai 2017 kündigte Chinas Staatspräsident Xi Jinping an, weitere Finanzmittel für den Aufbau der Seidenstraßeninitiative zur Verfügung zu stellen, indem der Seidenstraßenfonds um 100 Milliarden Yuan (12,6 Milliarden Euro) aufgestockt wird. Zudem spornt China seine Finanzinstitutionen an, RMB-Fondsgeschäfte im Ausland zu entfalten. Der Umfang dieser Geschäfte soll auf 300 Milliarden Yuan (37,8 Milliarden Euro) anwachsen. Chinas staatliche Entwicklungsbank und die chinesische Import- und Exportbank stellen zudem jeweils 250 Milliarden Yuan (31,5 Milliarden Euro) bzw. 130 Milliarden Yuan (16,3 Milliarden Euro) als spezielle Darlehen bereit, um die Zusammenarbeit in Bereichen wie Infrastruktur, Produktionskapazitäten und Finanzwesen im Rahmen des Aufbaus der Seidenstraßeninitiative zu unterstützen.   

   

Die Drittmarkt-Kooperation richtet ihren Fokus auf globale Probleme, nämlich in erster Linie auf die fehlende Triebkraft zur Wiederbelebung der Weltwirtschaft, und treibt die Verbindung der Süd-Nord- sowie der Süd-Süd-Kooperation voran. Diese Zusammenarbeit wird die traditionelle Produktions- und Wertschöpfungskette umkrempeln, die bisher vor allem dadurch gekennzeichnet war, dass ressourcenreiche Länder Rohstoffe lieferten, Verarbeitung und Fertigung in China stattfanden und die Produkte in den Industriestaaten in Europa und Amerika verbraucht wurden.   

   

Das neue Kooperationsmodell verbindet die Bedürfnisse der Länder in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und treibt die Integration der High-End- mit der Low-End-Industrie bzw. der Industrie des mittleren Leistungsstandes voran. Zudem bündelt das Modell die latenten Wachstumstriebkräfte der Weltwirtschaft, d.h. es liefert einerseits neue Wachstumstriebkräfte und schafft andererseits neue Chancen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern für das gemeinsame Gewinnen. So gesehen besitzt das Modell vielversprechende Entwicklungsperspektiven.   

   

Die Entwicklungsländer haben großen Nachholbedarf, was den Infrastrukturaufbau betrifft. Die Seidenstraßeninitiative bietet einen guten Rahmen, dieses Problem zu lösen. Sie bildet eine grundlegende wirtschaftliche Triebkraft für die Kooperation. Im Bereich der Kernenergie arbeitet China mit Frankreich, im Bereich der Hochgeschwindigkeitsbahnen mit Deutschland und im Bereich Erdölprojekte mit Kanada zusammen. All diese Kooperationen sind Paradebeispiele für die Drittmarkt-Kooperation und zeigen deutlich die zukünftige Entwicklungsrichtung auf. Chinas eigene Wirtschaftsentwicklung und das Fortkommen des Aufbaus der Seidenstraßeninitiative liefern die nötige Garantie für Kapital, Fachkräfte und teilweise auch Technologie für die künftige Zusammenarbeit.   

   

China wird gemeinsam mit den entwickelten Ländern sowie internationalen Organisationen fortschrittliche Konzepte und öffentliche Güter anbieten. Durch die Kooperation von leistungsstarken Unternehmen und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Regierungen lassen sich zahlreiche neue Chancen beim Schopfe packen und es wird eine gute Ausgangsbasis geformt, um Drittmärkte zu erschließen, neue Kooperationsspielräume zu schaffen und neue Wachstumstreiber herauszubilden. Zudem unterstützt China die internationale Zusammenarbeit durch seine Weisheit und eigene Lösungskonzepte.  

   

*Autor Wu Sike ist ein erfahrener Diplomat und Chinas ehemaliger Sonderbeauftragter für Nahostfragen.    

   

  

 
 
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