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„Chinas Importmesse kommt genau zur rechten Zeit“ - Interview mit China-Kenner Peter Tichauer

2018-11-03 17:59:00 Source:China heute Author:
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Von Verena Menzel 

 

Es ist ein Großevent mit Signalcharakter: Vom 5. bis zum 10. November hat China in die südostchinesische Wirtschaftsmetropole Shanghai zur ersten Internationalen Importmesse (China International Import Expo, kurz CIIE) geladen. 

Es ist nicht nur das erste Mal, dass die Volksrepublik eine internationale Ausstellung dieser Art veranstaltet, auf der ausschließlich ausländische Importwaren präsentiert werden, sondern auch weltweit die erste Expo dieser Art auf Staatsebene. 

Entsprechend groß ist das Interesse: Insgesamt 2800 Unternehmen aus über 130 Ländern und Regionen nehmen an dem Messeevent teil, 12 Länder haben einen eigenen Länderpavilion eingerichtet, darunter auch Großbritannien und Deutschland. Parallel zu den Ausstellungen findet zudem das hochkarätige besetzte Internationale Handels- und Wirtschaftsforum Hongqiao statt, auf dem sich Experten aus aller Welt über Wege und Chancen der weiteren Öffnung und Innovation des Welthandels und der weltweiten Investitionen austauschen. 

Die Veranstaltung der Importmesse wird auch als wichtiges Signal Chinas gewertet, die Öffnung des heimischen Marktes weiter voranzutreiben. 

Was bedeutet Chinas Bekenntnis zu noch mehr Marktöffnung für ausländische Unternehmen? Wie hat sich ihre Situation über die Jahre verändert? Und in welchen Bereichen bieten sich für die kommenden Jahre besonders viele Chancen, wo liegen Herausforderungen? 

Wir haben mit dem deutschen China-Experten Peter Tichauer gesprochen, lange Jahre Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins „China Contact“ und seit März 2018 Leiter der Presse- und PR-Abteilung des Sino-German Ecopark in Qingdao sowie Chefredakteur der neu gegründeten Zeitschrift „China insight“. 

Zu den Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten sagt er: „In den Anfangsjahren der Reform- und Öffnungspolitik waren vor allem Investitionsgüter für China als Importe interessant, heute geht es dagegen auch um Konsumgüter und Lebensmittel.“ Dies sei vor allem dadurch zu erklären, dass die Kaufkraft chinesischer Konsumenten über die Jahre stark gestiegen sei. 

Besondere Chancen für ausländische Unternehmen sieht der Deutsche für die kommenden Jahren in den Bereichen hochwertige Konsumgüter, umweltfreundliche Ausrüstungen für Industrie und Haushalt und „intelligente“ Produkte. 

Doch gelte es in der Wirtschaftszusamnenarbeit auch, noch immer einige Hürden zu überwinden. „Lebensmittel beispielsweise müssen zertifiziert werden, ehe sie in chinesische Geschäfte gelangen. Und diese Zertifizierungsvorschriften sind zum Teil für ausländische Firmen recht kompliziert und nicht mit den europäischen Vorschriften konform“, so Tichauer. Dies stelle noch immer eine Herausforderung für ausländische Lebensmittelhersteller dar. „Hier gilt es sicherlich, die Bemühungen zur Harmonisierung weiter zu verstärken, was natürlich nicht heißt, dass die Standards allein vom Westen definiert werden.“ 

Ein weitere Herausforderung bleibe für viele ausländische Unternehmen, einen verlässlichen Vertriebspartner zu finden und im Einzelhandel in China gelistet zu werden, sagt Tichauer. 

Bei solchen und anderen Problemen greift der Sino-German Ecopark Qingdao deutschen Firmen bei ihrem Gang nach China und der Entwicklung der hiesigen Geschäfte als Anlaufstelle unter die Arme. 

Dabei legt das deutsch-chinesische Kooperationsprojekt in der ostchinesischen Hafenmetropole besonderen Wert auf die Förderung grüner Industrien und des Umweltschutzes. „Der Qingdaoer Ökopark möchte durch deutsch-chinesische Zusammenarbeit ein Muster für nachhaltige und umweltfreundliche Entwicklung aufbauen. Dabei geht es nicht nur um industrielle Ansiedlungen. Vielmehr entsteht hier ein umweltfreundliches urbanes Zentrum der Zukunft. Deutsche Umweltunternehmen können durch Kooperation und Einsatz ihrer Produkte deren Zuverlässigkeit demonstrieren und sich auf diese Weise den chinesischen Markt erschließen.“ 

Die ab diesem Jahr jährlich stattfindende CIIE dürfte für Kooperationen in Zukunft als wichtige Plattform fungieren. 

„Gerade angesichts der jüngsten Handelskonflikte ist es wichtig für China, den Import weiter zu stärken“, sagt Tichauer. Aber nicht nur deshalb. Die Nachfrage nach hochwertigen Produkten unter Chinas Konsumenten steige weiter, so der Deutsche. Gleichzeitig strebten Chinas Unternehmen nach weiterer Modernisierung. In beiden Bereichen spiele der Import eine Schlüsselrolle. 

Der Handelskonflikt mit den USA liefere für China letztlich auch einen Impuls, die eigene Innovation noch stärker voranzutreiben und den Binnenkonsum zu stärken. „Insofern kommt die Messe genau zur rechten Zeit“, so der China-Kenner. „Sie hilft, den Markt in dem Sinne weiter zu öffnen, dass Lieferanten die Möglichkeit haben, neue Absatzkanäle zu erschließen.“ 

Vieles spricht also dafür, dass sich die Ausstellung als neue wichtige Plattform im internationalen Messekalender etablieren dürfte. Noch vor Abschluss der Veranstaltung haben jedenfalls Medienberichten zufolge zahlreiche Unternehmen bereits ihre Teilnahme für das kommende Jahr zugesichert. 

 

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