Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird am 5. April eine Sitzung abhalten, um die Lage in der Ukraine zu erörtern, wobei der "Butscha-Vorfall" im Mittelpunkt steht. Die Ukraine hat die russischen Streitkräfte beschuldigt, während der Besetzung der Stadt Butscha, nordwestlich von Kiew, eine große Anzahl von Zivilisten getötet zu haben. Westliche Medien, die der ukrainischen Armee in die Stadt folgten, nahmen Fotos und Videos auf, die vertreut liegende Leichen auf den Straßen zeigten. Russland leugnet das kategorisch und legte dem UN-Sicherheitsrat empirische Beweise vor, die zeigen, dass das Video und andere „Dokumentationen“ von der ukrainischen Seite gefälscht worden seien.
Jede Gewalt gegen Zivilisten ist selbstverständlich absolut inakzeptabel und verurteilungswürdig. Die Täter müssen ohne Wenn und Aber zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist tatsächlich auch der Konsens der internationalen Gemeinschaft. Nichtsdestotrotz werden Unruhen und Krieg leider immer von bedrückenden Tragödien und Gewalttaten begleitet, was einer der Gründe ist, warum man Chaos und Krieg entschieden ablehnen und darauf bestehen soll, in jedem Fall für friedliche Lösungen einzutreten und Gespräche zu fördern. Krieg ist unmenschlich und kann keine Lösung sein – niemals. Und obwohl die Wahrheit über Butscha bisher nicht geklärt ist, ist eines absolut sicher: auch wenn Menschen verantwortlich für Gewalt sind, ursächlich für die Tragödien ist letztendlich der Krieg, der Menschen zu Tätern macht - immer. Solange Russland und die Ukraine keinen Waffenstillstand erreichen können, werden die humanitären Tragödien nicht enden.
Höchst bedauerlich ist, dass die USA nach dem "Butscha-Vorfalls" keinerlei Anzeichen gezeigt haben, auf Frieden zu drängen und Gespräche zu fördern, sondern im Gegenteil, die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine verschärfen und zusätzliche Hindernisse für die Friedensgespräche zwischen den beiden Seiten schaffen, indem sie die Sanktionen gegen Russland verschärfen, der Ukraine mehr Waffen zur Verfügung stellen und Russland auf den diplomatischen Kanälen und in der Öffentlichkeit kontinuierlich unter Druck setzen. Insbesondere hat Washington angedeutet, dass es der Ukraine eine Reihe von schweren Waffensystemen zur Verfügung stellen wird. Dass dieses Vorgehen nur zur Verlängerung des Konflikts führen kann, ist sicher einkalkuliert. Das Pentagon selbst gibt an, die Arbeit zur Erfüllung der wichtigsten Sicherheitshilfeersuchen der Ukraine in einem "beispiellosen Tempo" erledigt zu haben. Es bleibt, zu sagen, dass es sehr unverantwortlich ist, die Flammen an diesem Punkt weiter anzufachen.
Es ist nicht schwer, zu verstehen, dass sich hinter der Empörung der USA und des Westens über den "Butscha-Vorfall" nicht weniger als eine tiefe Doppelmoral und ein politischer Zweck verstecken. Die Streitkräfte einiger der Länder, die nun lautstark Klage erheben, haben im Laufe der vergangenen Jahre ungestraft zahlreiche Verbrechen begangen und zahllose Zivilisten getötet. Allein in Afghanistan sind vermutlich bis zu 100.000 afghanische Zivilisten unter US-Schüssen gestorben. Australische Spezialeinheiten haben 39 unbewaffnete afghanische Zivilisten, darunter Jugendliche, barbarisch umgebracht, indem sie ihnen zu "Übungszwecken" die Kehle aufschlitzten. Um die Untersuchung der US-Kriegsverbrechen in Afghanistan durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zu behindern, ging die US-Regierung sogar so weit, die Ausstellung von Visa für Mitarbeiter des IStGH einzuschränken und Sanktionen gegen die hohen Beamten des Gerichtshofs zu verhängen.
"Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit." Diese bekannte Erkenntnis wurde viele Male von amerikanischen und britischen Gesetzgebern und Politikern zitiert, die sich vollkommen bewusst sein sollten, dass die Vermeidung und Ächtung von Tragödien genauso wichtig ist wie das Streben nach "Wahrheit". Egal was die Wahrheit hinter dem "Butscha-Vorfall" ist, niemand kann leugnen, dass Krieg – jeder Krieg – eine böse Quelle für humanitäre Katastrophen ist. Das aktuelle humanitäre Desaster in der Ukraine hat den Druck auf die russisch-ukrainischen Friedensgespräche erhöht und unterstreicht die Notwendigkeit von Waffenstillstands- und Friedensgesprächen. Denn wenn nicht so schnell wie möglich ein Waffenstillstand erreicht wird, werden weitere Katastrophen nicht zu vermeiden sein.
Quelle: german.china.org.cn vom 07. April 2022