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Dreiklang zur Förderung der chinesisch-deutschen Beziehungen

2022-11-07 16:54:00 Source:german.china.org.cn Author:Wu Jiang
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Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich. Der kurze Antrittsbesuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz in China hat diesen berühmten Satz von Max Weber noch einmal bestätigt. 

 

In den vergangenen Jahrzehnten hat es im Vorfeld eines China-Besuchs eines deutschen Bundeskanzlers noch nie so viele Spekulationen wie in der letzten Zeit gegeben. Als dieser Besuch bestätigt wurde, häufte sich in Deutschland sehr viel Kritik, die sowohl aus den oppositionellen Parteien als auch von den Koalitionspartnern kam. Schließlich handelt es sich um eine neue politische Konstellation in Deutschland. Vor allem die Dreier-Koalition hat das außenpolitische Brett gegenüber China noch einmal  dicker gemacht. Auch der SPD-Bundeskanzler hat sich darauf umstellen und die chinakritischen Stimmen berücksichtigen müssen. Dass es doch mit einem kurzen, aber erfolgreichen Antrittsbesuch in China geklappt hat, ist vor allem auf Leidenschaft, Augenmaß und Verantwortungsgefühl zurückzuführen. Dieser Dreiklang von Max Weber gilt nicht nur als Schlüsselqualifikationen für einen guten Politiker, sondern auch als Geheimtipp für 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und Deutschland.

 

Ohne Leidenschaft kann man keine Politik machen, jedenfalls keine gute. Leidenschaft nicht im Sinne von Emotionen, sondern im Sinne von Sachlichkeit: leidenschaftliche Hingabe an eine „Sache“. Hinter dem kurzen Besuch von Scholz verbergen sich 50 Jahre Bemühungen von beiden Seiten, darunter nicht nur die von der Politik und Wirtschaft, sondern auch von der Wissenschaft und Gesellschaft. Ohne Leidenschaft hätten China und Deutschland 1972 keine diplomatischen Beziehungen aufnehmen können. Ohne Leidenschaft wäre China auch nicht jahrelang der wichtigste Handelspartner für Deutschland geworden. Auch in einer Krisenzeit halten sich die beitragenden Persönlichkeiten von beiden Seiten an folgendes Motto: Positiv denken, aktiv handeln und beharrlich bleiben. Diese bindende Kraft ist die beste Garantie für die Hingabe an die weitere Pflege der bilateralen Beziehungen zwischen China und Deutschland und hat den China-Besuch von Scholz in diesem 50. Jubiläumsjahr möglich gemacht. Kein Wunder, dass der deutsche Bundeskanzler vor dem China-Besuch von der These überzeugt war: China bleibt auch unter veränderten Vorzeichen ein wichtiger Wirtschafts- und Handelspartner für Deutschland und Europa. Die Entkoppelung wäre keine gute Lösung für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen.

 

Augenmaß im Sinne von der Fähigkeit, die Realitäten mit innerer Sammlung und Ruhe auf sich wirken zu lassen, also Augenmaß im Sinne von der Distanz zu den Dingen und Menschen. Nicht nur zwischen China und Deutschland, sondern weltweit haben sich seit Jahren große Veränderungen vollzogen. Es fällt den bilateralen Beziehungen immer schwerer, sich von Dingen und Menschen zu distanzieren. Aber wenn man ein Land nicht selbst vor Ort kennenlernt, ist man leichter von den (meistens übertriebenen) Medienberichten abhängig, auch wenn dieses Land sich in direkter Nachbarschaft befindet. Mit dieser zwölfstündigen Reise trat Scholz in die Fußstapfen von Helmut Schmidt. Mit Augenmaß und Weitblick hat der alte SPD-Kanzler schon vor langer Zeit ein gutes Beispiel gezeigt, wie Deutschland mit den Aufwärtsentwicklungen von China umgehen sollte: China als Nachbar.

 

Wie lassen sich Leidenschaft und Augenmaß miteinander verbinden? Max Weber führt einen dritten wesentlichen Begriff ein: Verantwortungsgefühl. Dazu gehört nicht nur, Dialoge zu führen und umstrittene Probleme nicht auszuklammern, sondern auch, das Gegenüber nicht nach eigenen Maßstäben zu messen.

 

Der Antrittsbesuch von Scholz zählt sicher zu den wichtigsten Momenten der chinesisch-deutschen Beziehungen, die für immer bleiben. Leidenschaft, Augenmaß und Verantwortungsgefühl - dieser Dreiklang sollte als Kompass für die weiteren 50 Jahre der chinesisch-deutschen Beziehungen gelten. Für diejenigen, die sich nicht in den vergangenen 50-jährigen bilateralen Entwicklungen auskennen, wäre dieser Besuch ein Weckruf: Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere die Geschichte (Kurt Tucholsky).

 

Autorin: Frau Prof. Dr. WU Jiang, Institutsleiterin der School of German Studies, Direktorin des Forschungszentrums für Deutschlandstudien, Beijing Foreign Studies University. 

 

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