Chinesische Studierende auf der Abschlussfeier an der Columbia University in New York. (Foto vom Mai 2019, Xinhua)
Einem aktuellen Bericht des Wall Street Journal zufolge sind die an chinesische Staatsangehörige erteilten US-Studentenvisa in der ersten Jahreshälfte 2022 um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Niveau vor der Pandemie zurückgegangen.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 stellten die USA 31.055 F-1-Visa an chinesische Staatsangehörige aus. Im Jahr 2019 waren es im Vergleichszeitraum noch 64.261, wie aus Daten des US-Außenministeriums hervorgeht. F-1-Visa ermöglichen es Ausländern, in den USA zu studieren.
Die Herbert Business School der University of Miami, die im Academic Ranking of World Universities 2021 weltweit auf Platz 26 in Business Administration steht, verzeichnete in diesem Jahr einen Rückgang der chinesischen Doktoranden um 30 Prozent.
"Auf dem Höhepunkt vor vier Jahren hatten wir 300 chinesische Studenten", sagt John Quelch, Dekan der Business School, gegenüber China Daily. In diesem Jahr sind nur etwa 140 chinesische Studenten an der Universität eingeschrieben.
Seit mehr als einem Jahrzehnt ist China das wichtigste Herkunftsland bei den internationalen Studenten in den USA. Die chinesischen Auslandsstudenten tragen entscheidend zu den Studiengebühren-Einnahmen der Hochschulen bei. Viele internationale Studenten zahlen fast den vollen Gebühren-Satz, insbesondere an öffentlichen Universitäten, wo die meisten internationalen Studenten, ebenso wie US-Bürger, die nicht in den USA ansässig sind, als „Nicht-Einwohner“ viel höhere Studiengebühren zahlen als die Studenten im eigenen Land.
317.299 chinesische Staatsangehörige haben sich laut einer Studie von Pew Research aus dem Jahr 2021 im Studienjahr 2020-21 an den US-Hochschulen eingeschrieben. Das entspricht etwa einem Drittel aller in den USA studierenden internationalen Studenten. 15,9 Milliarden US-Dollar trugen chinesische Studierende laut einem Bericht des Institute of International Education's Open Doors im akademischen Jahr 2019 zur US-Wirtschaftsleistung bei.
Einer der Gründe, warum chinesische Studenten anderswo eine höhere Ausbildung suchen, ist die Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und den USA.
"Bis zur endgültigen Entscheidung für eine Graduiertenschule vergehen in der Regel mindestens ein bis zwei Jahre", sagt Herbert Business School-Dekan Quelch. "Ich habe das Gefühl, dass die zunehmende Last der sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China definitiv dazu geführt hat, dass sich mehr potenzielle Studenten und Eltern in China fragen, ob die USA ein gastfreundlicher Ort sind."
Vorurteile wirken sich nachweisbar darauf aus, wo chinesische Studenten studieren. Laut einem Carter Center-Bericht aus dem Jahr 2021 hatten 62 Prozent der chinesischen Internetnutzer ein negatives USA-Bild. Und im März veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen, dass jüngere Chinesen, die in den 1990er Jahren und später geboren wurden, tendenziell einen negativeren Eindruck von den USA haben als ihre Eltern.
Die New Oriental Education Technology Group, eine in den 1980er Jahren gegründete Sprachschule, veröffentlichte kürzlich eine Studie, aus der hervorging, dass das Interesse chinesischer Studenten an einem Studium in den USA seit 2017 rückläufig ist, obwohl das Interesse der Chinesen an einem Auslandsstudium insgesamt zugenommen hat.
Heute interessieren sich mehr Studenten für Großbritannien als für die USA. Und auch das Interesse an Hongkong und Singapur steigt stetig, heißt es in dem Bericht.
