Gute zwischenstaatliche Beziehungen hängen von Völkerfreundschaft ab und Völkerfreundschaft von Völkerverständigung, so sagt man in China. Auf dieses Sprichwort ist Chinas Staatspräsident Xi Jinping mehrfach eingegangen, um die Wichtigkeit von interkulturellem Austausch und Völkerverständigung zu unterstreichen. Beides sieht Chinas Staatschef als entscheidend für die Entwicklung zwischenstaatlicher Beziehungen.
Unsere Welt erlebt derzeit einen Jahrhundertwandel. Die Nachwehen der Pandemie und die geopolitischen Veränderungen erschweren die Erholung der globalen Wirtschaft. Das strategische gegenseitige Vertrauen zwischen den Großmächten bröckelt. All dies zieht den internationalen Austausch stark in Mitleidenschaft. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, Fremdheit zu überwinden und durch Dialog Konsens zu erreichen. In diesem Punkt besteht für Du Zhanyuan, Mitglied des Ständigen Ausschusses der PKKCV und Präsident der China International Communications Group (CICG), kein Zweifel. Wir haben mit dem Experten für internationale Kommunikation und Verständigung am Rande der zwei Tagungen in Beijing gesprochen.
Du Zhanyuan, Mitglied des Ständigen Ausschusses des 14. PKKCV-Landeskomitees und Präsident der China International Communications Group (Foto: Duan Wei)
Koexistenz und Integration: Wie lassen sich Völkerverständigung und interkulturelles Verständnis über gesellschaftlich-kulturellen Austausch erreichen?
Die Weltgemeinschaft zählt mehr als 200 Länder und Regionen, über 2500 ethnische Gruppen und verschiedene Religionen. Unterschiede in den historischen Hintergründen, nationalen Gegebenheiten, ethnischen Identitäten sowie Sitten und Gebräuchen hätten letztlich ganz unterschiedliche Zivilisationen hervorgebracht, betont Du Zhanyuan. Umso wichtiger seien vor diesem Hintergrund das interkulturelle Miteinander, Völkerverständigung und die Verstärkung von Austausch und gegenseitigem Lernen, so Du. „Gegenwärtig gewinnt der Jahrhundertwandel, in dem unsere Welt begriffen ist, weiter an Fahrt. Daher brauchen wir mehr denn je Austausch und gegenseitiges Verständnis“, betont der CICG-Chef im Interview.
Es sei vonnöten, eine freundschaftliche Brücke des Austauschs und der Integration zu schlagen, durch die friedliche Koexistenz aller Zivilisationen. „Und das gelingt nur, wenn man Respekt vor der kulturellen Vielfalt hat und den Austausch und Dialog sowie das friedliche und harmonische Miteinander aller Zivilisationen ganz bewusst fördert“, so sein Appell. Es dürfe in der Weltgemeinschaft keine Privilegierung oder Herabsetzung irgendeines Kulturraumes geben. „Wenn uns das gelingt, wird unsere Welt zu einem farbenfrohen Ort werden, dann stehen wir vor einer vielversprechenden, breiten Zukunft“, ist sich Du sicher.
Einen Schlüssel sieht der CICG-Chef darin, mit einer offenen Haltung die von China vorgeschlagenen Initiativen voranzubringen, allen voran die Globale Entwicklungsinitiative sowie die Globale Sicherheitsinitiative. „Wir sollten unser Augenmerk auf die Themen unser Zeit lenken, nämlich Frieden und Entwicklung“, so das PKKCV-Mitglied. Die Menschheit habe ausgezeichnete Zivilisationsleistungen hervorgebracht. Es gelte nun, von den Errungenschaften aller Nationen und Länder zu lernen, daraus Ideen zu schöpfen, die das Leben der Menschen verbessern. „Was wir brauchen, sind Erkenntnisse, die allen Seiten Vorteile bringen, die für alle einen Gewinn darstellen“, sagt Du. Es gelte, Entwicklungswege einzuschlagen, die zur harmonischen Koexistenz aller Völker beitragen. „Wir brauchen also eine Mentalität der Geschlossenheit und Zusammenarbeit“, so Du weiter. Man müsse dem Wunsch aller Völker nach Frieden und Wachstum Rechnung tragen. „Dafür sollte sich die Menschheit zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenschließen und nach dem größten gemeinsamen Nenner suchen. Für eine noch bessere Welt müssen wir letztlich alle fest an einem Strang ziehen.“
Gemeinsamkeiten und Individualität: Wie lässt sich Chinas Weg zur Modernisierung gegenüber der Weltgemeinschaft besser präsentieren?
In der Praxis sei es China gelungen, mit seinem ganz eigenen Modernisierungspfad eine Alternative zum westlichen Modernisierungsmodell zu liefern. Du betont: „Chinas Weg hat sich in der Praxis als gangbar bewährt. In Theorie und Praxis hat unser Land damit neue, innovative Wege für den Modernisierungsprozess aufgezeigt. Das bietet insbesondere den Entwicklungsländern eine nagelneue Wahlmöglichkeit, um unabhängig und eigenständig eine Modernisierung zu erreichen.“
Von großer Relevanz sei es nun, Chinas Erfahrungen bei der Modernisierung gut zu kommunizieren und sie der Welt besser bekannt zu machen. Du sagt: „Wir müssen die Geschichten dahinter gut erzählen, bestehende Vorurteile auflösen und der Welt so zu einem besseren Verständnis nicht nur Chinas, sondern auch der KP Chinas verhelfen.“
Du Zhanyuan erklärt, wie dies seiner Meinung nach am besten gelingen kann: „Erstens müssen wir selbst das Wesen und die Eigenschaft unseres Modernisierungswegs gründlich begreifen. Dafür ist es wichtig zu verstehen, dass es sowohl Gemeinsamkeiten zum westlichen Modell gibt, als auch klare chinesische Modernisierungsmerkmale, die auf den speziellen Gegebenheiten unseres Landes fußen“, so das PKKCV-Mitglied.
Um die Menschen mit der Botschaft der chinesischen Modernisierung vertraut zu machen, gelte es zweitens, erfolgreiche Beispiele noch anschaulicher und verständlicher zu vermitteln. „Wir müssen direkte Einblicke in den Modernisierungsprozess geben und diese in multimedialer Weise und über verschiedenste Kommunikationskanäle aufarbeiten, um sie so einem breiten Publikum mit unterschiedlichem Kulturhintergrund zugänglich zu machen. Dafür wird es entscheidend sein, unsere Kommunikation an unterschiedliche Kulturkontexte anzupassen. Nur so werden wir die Menschen auch wirklich erreichen“, sagt der Kommunikationsexperte. Ziel sei es, einen Rundum-Blick auf den chinesischen Weg der Modernisierung zu geben. „Das heißt, quasi aus 360-Grad-Perspektive alle Facetten zu beleuchten“, so der CICG-Chef.
Drittens müsse man sich vergegenwärtigen, dass Chinas Modernisierungsweg eine schöpferische Transformationsleistung und eine innovative Weiterentwicklung darstelle. „In diesem Kontext sollte man den Geist der Öffnung und Toleranz pflegen und auf für alle offene, transparente Dialogplattformen hinarbeiten. Hier denke ich etwa an internationale Konferenzen, Seminare und kulturelle Austauschaktivitäten, im Rahmen derer sich alle Seiten über ihr Verständnis und ihre Ansichten zur Chinesischen Modernisierung, wie wir sie nennen, austauschen können. So haben wir die Chance, kulturelle Barrieren abzubauen, und geben der Weltgemeinschaft gleichzeitig die Möglichkeit, auf Chinas Kultur und Entwicklungspfad einzugehen.“
Innovation und Integration: Wie lassen sich Chinas Kompetenzen im Bereich internationale Kommunikation im Zeitalter der künstlichen Intelligenz noch weiter verbessern?
Derzeit nimmt eine neue Runde der wissenschaftlich-technologischen Revolution und des industriellen Wandels weltweit intensiv Gestalt an, getragen durch künstliche Intelligenz. Diese ziehe auch einen Wandel der öffentlichen Meinungsbildung mit sich, betont Du Zhanyuan. Gleiches gelte für die Medienformen sowie Art und Weise für internationale Kommunikation. Technologie sei stets ein „zweischneidiges Schwert“, sagt Du, das treffe auch auf die internationale Kommunikation zu. Einerseits gelte es, die Anwendung neuer Technologien großzuschreiben und mithilfe von KI frischen Wind in Chinas Außenkommunikation zu bringen. „Die Geltung von Greshams Gesetz in der internationalen Medien- und Öffentlichkeitswelt als Folge des technologischen Wettbewerbs dürfen wir doch auch nicht zulassen“, mahnt der Experte.
Als Organisation, die sich der internationalen Kommunikation und Chinas Außendarstellung verschrieben hat, sei die China International Communications Group neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. „Wir arbeiten stets aktiv darauf hin, verschiedenste smarte Technologien wie Big Data, das Internet der Dinge, 5G, intelligente Roboter oder auch Computer Vision in die Szenarien der internationalen Kommunikation mit einzubinden.“ Zur Vermittlung des China-Bildes in der internationalen Gemeinschaft in der Ära der intelligenten Kommunikation spiele dies schließlich eine Schlüsselrolle, so Du.
„Unser Ziel ist es auch, Chinas Übersetzungskapazität mithilfe neuer Technologien auszubauen. Unser Anspruch ist es, der Weltöffentlichkeit eine reiche Palette mehrsprachiger Werke zu präsentieren und dabei auch den Aufschwung neuer Übersetzungsarten wie Fernübersetzung oder Online-Simultandolmetschen zu unterstützen.“
Die Kommunikationsgruppe mit Sitz in Beijing habe im Geist der integrierten Entwicklung ihre Fühler mittlerweile in viele Bereiche ausgestreckt, sagt der CICG-Chef, darunter Medienkommunikation, Kulturvermittlung und gesellschaftlich-kultureller Austausch, natürlich stets gepaart mit smarten technologischen Neuerungen. Im Arbeitsalltag der CICG hätten intelligente Technologien längst einen festen Platz. „Ob bei der Optimierung von Arbeitsprozessen, der Umgestaltung unserer Plattformen oder der Umstrukturierung unseres Management - bei uns kommt in fast allen Bereichen heute schon smarte Technik zum Einsatz. So gelingt es uns, die Effizienz der internationalen Vermittlung und Verbreitung kontinuierlich zu steigern.“
Mit Sorgfalt und Augenmaß: Wie lässt sich mehr echte China-Kompetenz im Ausland schaffen?
Im Moment beherrschten noch immer Meinungsforschungsinstitute, Forschungseinrichtungen, Medien- und Industrieorganisationen aus westlichen Ländern das Feld, wenn es um China-Kompetenz gehe, räumt Du ein. Das hätten die einflussreichsten globalen Meinungsumfrageprojekte in Bezug auf China gezeigt. Mehr als 70 Prozent der weltweiten Informationen im Internet lägen nur in englischer Sprache vor. „Für die meisten Menschen im Ausland sind westliche Medien noch immer das wichtigste Fenster nach China. Über sie machen die Menschen sich ein Bild von unserem Land“, sagt der CICG-Chef. Gleichzeitig erwarte die Weltgemeinschaft aber im Allgemeinen für die Zukunft, dass sich China stärker in die globale Governance einbringe und eine wichtigere Rolle in der internationalen Ordnung spiele. Viele Menschen seien gespannt darauf, in Zukunft mehr chinesische Stimmen zu wichtigen internationalen Themen zu hören, so Du.
Es sei vor allem wichtig, die internationale Kommunikation in verschiedenen Formen und über unterschiedliche Plattformen zu entfalten. So könne der Informationsbedarf des internationalen Publikums über das ganze Spektrum der China-Berichterstattung hinweg gedeckt werden.
Zuallererst sei hierfür entscheidend, inhaltlich innovativer zu werden. „Wir müssen nicht nur unsere eigenen Geschichten rund um Chinas Modernisierung gut erzählen, sondern auch über Inhalte aus aller Welt berichten. Schließlich sind wir eine Weltgemeinschaft, sind in unserem Schicksal eng verbunden“, betont der CICG-Chef. Man müsse sich dabei insbesondere auf Themenbereiche, die der internationalen Gemeinschaft am Herzen liegen, fokussieren. Dazu zählten beispielsweise Global Governance, wirtschaftliche Erholung, Klimawandel, Umweltschutz, technologische Fortschritte, KI und humanitäre Themen. „Hier müssen wir noch zielgerichteter und diversifizierter kommunizieren“, empfiehlt Du.
Zweitens sei es notwendig, die Ausdrucksweise der Kommunikation zu verfeinern. Hier spielten insbesondere sprachliche Aspekte eine wichtige Rolle. „Um China-Interessierten und der gesamten Weltgemeinschaft Chinas Geschichten in leicht verständlicher Weise näherzubringen, müssen wir unsere Inhalte möglichst flexibel an die Zielsprache anpassen. Wir sollten das ausländische Publikum da abholen, wo es steht, sprich seine Sprache sprechen. Dabei dürfen wir nicht nur blanke Zahlen und Fakten liefern, sondern müssen auch unter die Haut gehen, Emotionen rüberbringen.“
Auch was die Mittel und Methoden der internationalen Kommunikation angeht, plädiert der Kommunikationsexperte für mehr Erneuerung. „Wir müssen verstärkt in Richtung Mobilität, Visualisierung, Lebensnähe, Digitalität und smarte Technik zielen. Unsere Aufgabe ist es, kontinuierlich mehr Reichweite zu schaffen, unsere Inhalte besser zu vermitteln und die Leute inhaltlich an die Hand zu nehmen. Was wir letztlich brauchen ist mehr Einflusskraft und größere öffentliche Vertrauenswürdigkeit beim weltweiten Publikum.“
Die chinesische Zivilisation sei eine der Blüten im bunten Garten der Weltkulturen, sagt Du zum Abschluss. Ziel müsse es sein, den Menschen Chinas Kultur, Chinas Weg und Chinas Ansätze besser verständlich zu machen und für mehr Anerkennung in der Weltgemeinschaft zu sorgen. „Hierfür müssen wir uns weiterhin ordentlich ins Zeug legen und dafür sorgen, dass unser internationales Mitspracherecht unserer Landesstärke und internationalen Stellung gerecht wird.“ Ein gutes äußerliches Umfeld sei für Chinas Modernisierungsvorhaben und die Schaffung einer modernen chinesischen Zivilisation unverzichtbar.