Voraussichtlich wird es nur 22 Jahre gedauert haben bis China sich von einer „alternden“ zu einer „gealterten“ Gesellschaft gewandelt hat. Experten auf dem „Tsinghua PBCSF Global Finance Forum“ forderten angesichts dieser raschen Alterung daher, dass das unzureichende Altersfürsorgesystem schnell verbessert werden müsse.
Senioren zeigen im Oktober 2020 Grußkarten, die sie in einer Wohngemeinde in der nordwestchinesischen Stadt Xi’an erhalten haben. In der Gemeinde wurde am Freitag das Doppelneun- oder Chongyang-Festival gefeiert, an dem Senioren geehrt werden. (Foto: Xinhua, Zhang Bowen)
Experten zufolge könnte die Bevölkerungsalterung dazu führen, dass China im Jahr 2022 mehr Sterbefälle als Geburten zu verzeichnen haben wird - zwölf Jahre früher als von der UNO vorhergesagt. Sie schlugen vor, angesichts des derzeitigen unzureichenden Altersfürsorgesystems die kommerziellen Versicherungen zur Unterstützung älterer Menschen auszubauen.
Der Anteil der über 65-jährigen Chinesen an der Gesamtbevölkerung habe im vergangenen Jahr wahrscheinlich 14 Prozent überschritten. Dies sei ein wichtiger Indikator und bedeute, dass das Land formell zu einer alternden Gesellschaft geworden sei, erklärte Zheng Bingwen, Direktor des Zentrums für internationale Studien zur sozialen Sicherheit an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
Zheng wies auf dem „Tsinghua PBCSF Global Finance Forum“ am Sonntag darauf hin, dass China im Jahr 2000, als der Anteil der älteren Bevölkerung sieben Prozent erreicht hatte, den Status einer alternden Gesellschaft erreicht habe, und dass die chinesische Gesellschaft nur 22 Jahre gebraucht habe, um vom Status „alternd" in den Status „gealtert" überzugehen. Das ist ein viel kürzerer Zeitraum im Vergleich zu einigen entwickelten Ländern wie Frankreich, den USA und Japan, die 115 Jahre, 69 Jahre bzw. 26 Jahre für den Übergang benötigt hatten.
Da China im Jahr 2035 voraussichtlich überaltert sein wird, wenn mehr als 20 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein werden, warnte Zheng vor der zunehmenden Belastung der jungen Chinesen durch die Unterstützung der älteren Menschen.
„Chinas Abhängigkeitsquote lag im Jahr 2020 bei 17,9 Prozent, was bedeutet, dass etwa sechs junge Menschen benötigt werden, um einen alten Menschen zu unterstützen. Im Jahr 2050 könnte das Verhältnis jedoch 43 Prozent übersteigen, was bedeutet, dass jeder alte Mann nur noch 1,3 Unterstützer haben wird", erklärte Zheng den Ernst der Lage.
Angesichts des derzeitigen unzureichenden und unausgewogenen Alterssicherungssystems empfahlen Experten der Öffentlichkeit, der einzigartigen Rolle der kommerziellen Versicherungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, da diese sich sehr schnell entwickeln würden.
Zhou Yanli, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der chinesischen Aufsichtsbehörde für das Bank- und Versicherungswesen (CBIRC), sagte, China habe ein Alterssicherungssystem aufgebaut, das hauptsächlich aus drei Säulen bestehe: der Grundrente für Arbeiter und Einwohner in Städten, der Rentenversicherung für Angestellte von Unternehmen und regierungsnahen Einrichtungen und der gewerblichen Kapitalversicherung.
„Das System stützt sich hauptsächlich auf die Grundrente, die die Landbevölkerung nicht abdecken kann. Die Rentenversicherung der Unternehmen und regierungsnahen Einrichtungen hat ebenfalls nur einen sehr begrenzten Umfang, und die gewerbliche Kapitalversicherung als dritte Säule hat gerade erst begonnen, sich zu entwickeln", so Zhou.
Pan Yanhong, Vorsitzender der China Pacific Life Insurance, sagte, die Entwicklung der dritten Säule habe sich unter dem Umstand beschleunigt, dass Chinas Finanzlücke bei den Renten in den kommenden fünf bis zehn Jahren voraussichtlich acht bis zehn Billionen Yuan erreichen wird. „Die Regierung hat das Top-Down-Konzept für den Aufbau der dritten Säule im Jahr 2021 eingeführt. Die chinesischen Versicherungsaufsichtsbehörden haben außerdem Pilotprojekte für Finanzprodukte der kommerziellen Kapitallebensversicherung gefördert, die den Markt für die private Altersvorsorge erweitern dürften", berichtete Pan.
Quelle: german.china.org.cn vom 19. April 2022