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Baumwolle aus Xinjiang: Was hinter der hohen Produktion und Qualität steckt

2023-05-29 16:58:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Zhao Yang
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Das Autonome Gebiet Xinjiang der Uiguren im Nordwesten Chinas gilt als das größte Baumwollanbaugebiet Chinas. 2022 wurde in dieser Region eine Gesamtproduktion von 5,39 Millionen Tonnen erreicht, was mehr als 90 Prozent der landesweiten Baumwollproduktion entspricht. Von den rund 7,07 Millionen Hektar Gesamtanbaufläche der Region sprießen heute auf mehr als 2,67 Millionen Hektar Baumwollpflanzen. Umso wichtiger ist es also, eine qualitätsvolle und rationale Entwicklung dieser Nutzpflanze zu fördern, sowohl aus strategischer Warte als auch mit Blick auf die Ernährungssicherheit des Landes. 

 

   

 

Start der Frühjahrsaussaat: Landmaschinen bei der Arbeit auf einem Baumwollfeld in Xinjiang  

 

Moderne Technologie hilft bei der Baumwollproduktion 

 

Wir schreiben Anfang Mai. In der Stadt Changji in der Autonomen Präfektur Changji der Hui-Nationalität in Xinjiang haben die Landwirte gerade die zwölftägige Aussaat abgeschlossen. Auf einem 133 Hektar großen Testfeld werden hier verschiedene Kulturpflanzenarten parallel angebaut, darunter Baumwolle, Weizen, Mais, Reis, Wassermelonen und Erdnüsse. Das Modellprojekt ist das Ergebnis jahrlanger Forschungsarbeit und Analysen der Experten aus dem Forschungszentrum für Landwirtschaft Westchina, das der Chinesischen Akademie der Agrarwissenschaften (CAAS) untersteht.  

 

Auf gut der Hälfte des Testfeldes in Changji sprießen Baumwollpflanzen. Laut Gao Lei, dem Direktor des genannten Forschungszentrums, bietet Xinjiang dank des vorteilhaft warmen Klimas ausgezeichnete Bedingungen für den Anbau von Baumwolle. Bereits seit der Jahrtausendwende gilt Xinjiang als Chinas Hauptanbaugebiet für Baumwolle. Zurzeit unterhält die CAAS verschiedenste Versuchsprojekte vor Ort. Dazu zählen etwa Pilotfelder zur Aufzucht hochwertiger neuer Sorten mit hohen Erträgen, die Entwicklung neuer grüner Technologien für kohlenstoffarmen Baumwollanbau sowie die Herstellung krankheitsresistenter Pflanzen und Stoffe.  

 

Die CAAS greift der Region schon seit Jahrzehnten bei der landwirtschaftlichen Entwicklung technisch unter die Arme. „Trotz der günstigen klimatischen Bedingungen hielt man in Xinjiang lange an traditionellen Methoden zur Bestellung der Felder und zum Anbau der Pflanzen fest.“ Experten hätten daraufhin einerseits ausgezeichnete Sorten in Xinjiang eingeführt, die sich schon andernorts in China bewährt hätten, so Gao Lei. Viele davon seien vor allem resistent gegen Trockenheit und Krankheiten. Parallel dazu widmen sich die Experten andererseits der technologischen Forschung zur dichteren Bepflanzung der Felder. Ziel sei es, durch unterschiedliche Maßnahmen die Produktion rasch zu steigern, sagt Gao. Und es sind schon viele Erfolge zu verbuchen: Auf jedem Mu (1 Mu = 1/15 Hektar) sprießen heute bis zu 16.000 Sämlinge, die einen Ertrag von mehr als 400 Kilogramm Baumwolle pro Mu liefern. Damit ist die angestrebte stabile Produktion Realität geworden. 

 

Neben dem Streben nach hohen und stabilen Erträgen bleibt auch die Verbesserung der Qualität der Baumwollfasern eine Herzensangelegenheit der Agrarexperten. Hierfür führt Gao ein Beispiel an und erklärt, dass die Länge der Baumwollfasern, die für die Herstellung von knitterfreien, weichen Hemden notwendig sind, etwa 30 Millimeter betragen muss. Früher fehlte es jedoch an Sorten mit einer entsprechenden Faserlänge, sodass das Angebot die Nachfrage nicht decken konnte. „Die CAAS unternimmt vor diesem Hintergrund große Anstrengungen, um noch mehr hochwertige und ertragsreiche Baumwollsorten zu züchten“, so Gao. Nennenswert sei hier etwa die Sorte „Zhongmian 113“, sagt der Experte, die sich durch eine Faserlänge von bis zu 33,6 Millimetern und eine Stärke von 32,8 cN/tex (Maßeinheit für die Faserbruchfestigkeit) auszeichne.   

 

Zehn örtliche Versuchsbasen stehen unter der gemeinsamen Verwaltung des Forschungszentrums. Sie formen ein offenes, gemeinsames Experimentcluster und zwar mithilfe von wissenschaftlicher und technologischer Unterstützung. Die dortigen Wissenschaftler unternehmen nun alle Anstrengungen, um ein umfassendes landwirtschaftliches Forschungs- und Testplateau aufzubauen, das wissenschaftliche Experimente, die Förderung und Demonstration neuer Technologien sowie die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse und Ausbildung einschließt und all diese Aspekte miteinander verbindet. 

 

   

 

Üppiger Sommerwuchs: Dieses Baumwollfeld in Xinjiang erstrahlt in den Sommermonaten in sattem Grün.  

 

Spitzenbaumwolle dank ausgezeichneter Sämlinge  

 

Als „Star der Baumwollszene wurde die Sorte „Zhongmian 113“ am Weltbaumwolltag im Namen Chinas ausgestellt. Auf der CCIA Xinjiang High Quality Cotton Auction 2021 wechselten 5000 Tonnen der hochwertigen Sorte für bis zu 2500 Yuan pro Tonne den Besitzer.  

 

Lü Dianhu, Manager der Firma Xinjiang Fenghui Cotton Industry, ist für die Sorte voller lobender Worte. „Zhongmian 113 ermöglicht es uns, den Länge- bzw. Stärkestandard der örtlichen Baumwollen von 28 bzw. 30 Millimetern zu überschreiten. Hinzu kommt, dass diese Sorte äußerst ertragsreich ist. Die Stadt Changji wurde so von einem suboptimalen zu einem hochwertigen Baumwollgebiet aufgewertet.“ 2019 bauten die örtlichen Landwirte die Premiumsorte in Zusammenarbeit mit der CAAS bereits auf über  66,7 Hektar Testfeldern an, die von der lokalen Regierung als Demonstrationszonen für hochwertige Baumwollsaat gefördert wurden.  

 

Der Baumwollbauer Jiang Daozhi bewirtschaftet eine Plantagenfläche von rund 267 Hektar. Auf Rat der Firma Fenghui begann auch er 2020, auf einem Teil seiner Ackerflächen „Zhongmian 113“ anzubauen. Mithilfe der Expertise der CAAS-Experten erzielte Jiang beste Ernteerträge. Er zeigt sich begeistert. 2022 baute er nur noch die besagte Premiumsorte an. Als Folge ist die durchschnittliche Pro-Mu-Produktion seiner Farm von zuvor unter 450 Kilogramm auf 550 Kilogramm gestiegen, was für eine Einnahmesteigerung von etwa 1000 Yuan pro Mu gesorgt hat. Anfang 2023 hat Jiang der Firma Fenghui angeboten, den Anbau von „Zhongmian 113“ fortzusetzen. Laut Lü hat die Firma bis Ende 2022 den Anbau von „Zhongmian 113“ auf 520 Hektar in der Umgebung gefördert und damit einen großen Beitrag zur Produktions- und Einkommenssteigerung der örtlichen Baumwollfarmen geleistet.  

 

Die Firma Fenghui, Gründungsjahr 2005, ist seit fast 20 Jahren in der Baumwollindustrie tätig. Sie engagiert sich vor allem in den Bereichen Einkauf, Verarbeitung und Handel. Laut Lü kann chinesische Baumwolle in Sachen Qualität auf dem Weltmarkt durchaus mithalten. Das größte Problem bestehe letztlich in der Vielfalt der Sorten. „Die Vermischung mehrerer Baumwollsorten mit unterschiedlichen Qualitäten zur Erntezeit führt zu großen Abweichungen in der Färbungsrate des Gewebes“, sagt er. 

 

Hierfür hat Fenghui das Modell „eine Fabrik, ein Produkt“ eingeführt, was in Sachen gemischte Baumwollernte, -lagerung und -verarbeitung für Verbesserung sorgen soll. Durch die Verarbeitung von nur zwei oder drei Sorten pro Fabrik und die individuelle Verarbeitung jeder Sorte lasse sich die Effizienz rasch steigern, erklärt Lü. „Wir begleiten die Baumwollbauern von der Auswahl der anzubauenden Sorten über die Anpflanzung bis hin zur Ernte. Die Baumwolle wird dabei in der Fabrik in getrennten Stapeln gelagert.“ Die Produkte, die aus den von Fenghui gelieferten Baumwollfasern hergestellt würden, seien sehr gefragt auf dem Markt, so der Manager. „Viele Kunden kommen sogar direkt zu uns, um die wahre auszusuchen und abzuholen.“ Wie aus den Terminkursen hervorgeht, liegt der Tonnenpreis für Produkte der Firma Fenghui teils mehr als 500 Yuan über dem allgemeinen Herstellerpreis. Im laufenden Jahr rechnet die Firma mit einem Betriebsgewinn von knapp zehn Millionen Yuan. 

 

   

 

Gute Erträge: Die frisch geerntete Baumwolle wartet hier in einer Fabrik in Xinjiang auf ihren Abtransport.  

 

Für mehr Ernährungssicherheit 

 

Um zur nationalen Ernährungssicherheit beizutragen, hat Xinjiang nun einen neuen Ansatz vorgestellt: „Überschuss in der Region und Versorgung des Staates“. 

 

Aufgrund der großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sowie Winter und Sommer ist das Anbausystem „zwei Ernten pro Jahr“ in Südxinjiang trotz der großen örtlichen Zahl an Sonnenstunden noch Zukunftsmusik. Möglich ist jedoch, drei Ernten in zwei Jahren einzufahren. Dementsprechend fördert ein Expertenteam der CAAS im Moment energisch das Projekt „Getreide- und Baumwollfruchtfolge“. Hierzu erklärt Gao: „Das Modell, bei dem zwischen zwei Saisons des Baumwollanbaus eine Saison Winterweizen gepflanzt wird, stellt zusätzliche Nahrungsmittelrationen für etwa 20 Millionen Menschen sicher.“ Er sagt, das Projekt sei vom Staat genehmigt worden und es liefen bereits Pilotversuche auf 667 Hektar Ackerland. 

 

2022 lag die Getreideproduktion in Xinjiang mit 497 Kilogramm pro Mu um 110 Kilogramm über dem Landesdurchschnitt. Der durchschnittliche jährliche Getreidetransfer in andere Landesteile betrug in den letzten drei Jahren 2,315 Millionen Tonnen, was landesweit Platz 7 bedeutet. Wu Kongming, Mitglied der Parteigruppe des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten sowie Präsident der CAAS, wies auf der Konferenz zur Förderung der Wissenschafts- und Technologiehilfe für Xinjiang darauf hin, dass es darauf ankomme, integrierte Innovationen und technologiebasierte Flankierung energisch vorzunehmen und ein flächendeckendes Technologiesystem zur Verbesserung der Produktion aufzubauen und dieses stetig zu verfeinern. All dies werde dazu beitragen, die Produktion von Lebensmitteln und wichtigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Xinjiang auf ein neues Niveau zu heben und dadurch einen größeren Beitrag zur Gewährleistung einer stabilen und sicheren Versorgung mit Lebensmitteln und wichtigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu leisten.  

 

Und hierbei kommt der CAAS eine wichtige Rolle zu. Konkret gesagt nimmt die Organisation in der Region wissenschaftlich-technologische Innovationen in vier Problemfeldern ins Visier, nämlich in den Bereichen Wasserknappheit, Einschleppung fremder Organismen, Durchbrüche in Schlüsseltechnologien bei großen Agrargeräten und Technologieangebote für die grüne Entwicklung. Überdies legt man den Fokus auf sechs Industriezweige, nämlich Getreide, Baumwolle, Viehzucht, Forstwirtschaft und Obst, moderne Saatgut-Industrie und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Hier will man gezielt technologische Unterstützung bieten. Unerlässlich ist es außerdem, einen hochqualifizierten Talentpool zu schaffen, um die Region zu einem Gebiet mit starker Landwirtschaft  aufzuwerten.  

 

Statistiken zufolge sind in Xinjiang derzeit mehr als 1000 Experten in 115 Arbeitsgruppen aus 20 CAAS-Instituten im Einsatz.  

 

Im Zuge der Außenöffnung, der großangelegten Entwicklung von Chinas westlichen Gebieten und der Seidenstraßeninitiative ist Xinjiang inzwischen zu einem wichtigen Tor der chinesischen Öffnung avanciert. Dabei profitiert die Region von ihrer günstigen geographischen Lage, die sich insbesondere dafür anbiete, die Zusammenarbeit mit Zentralasien und den Teilnehmerländern der Seidenstraßeninitiative noch weiter auszubauen, sagt Gao.  

 

Fest steht: Die CAAS hat bereits ein eigenes Agrarforschungszentrum für die Region Zentralasien und zentralasiatische Länder wie Usbekistan, Kasachstan und Kirgisistan eingerichtet. Geplant ist zudem, ein internationales gemeinsames Labor für Zentralasien aufzubauen und ein Programm zur internationalen Rekrutierung von Mitarbeitern aus Übersee für das Forschungszentrum in Xinjiang zu starten. Laut Gao wird das Forschungszentrum in Xinjiang im Juli dieses Jahres ein internationales Seminar über Innovation und Zusammenarbeit zwischen China und Zentralasien im Bereich der Agrarwissenschaft und -technologie veranstalten. Dabei werden mehr als 30 renommierte Experten aus dem Ausland erwartet. Ziel sei es, sich über Baumwolle, Forstwirtschaft und Obstanbau sowie landwirtschaftliche Anlagen auszutauschen und voneinander zu lernen. Und nicht zuletzt zielt die Veranstaltung auch darauf ab, einen regelmäßigen Austauschmechanismus mit den zentralasiatischen Ländern zu etablieren. 

 

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