Das medizinische Team des Xuanwu Hospital der Capital Medical University bei einem Besuch in Guinea (Foto: Interviewpartner)
Seidenstraßenkrankenhäuser, ein Segen für Afrika
Ling Feng, eine der Gründerinnen und Gründer des Physician Volunteer Committee der Chinese Medical Doctor Association und Leiterin der Neurochirurgie am Xuanwu Hospital der Capital Medical University, ist eine erfahrene Expertin auf dem Gebiet der Neurochirurgie in China. Sie hat die ganze Welt bereist, um Patienten aus verschiedensten Ländern zu behandeln. Dank der vielfältigen Erfahrungen, die sie dabei sammeln konnte, ist Ling zu einem tieferen Verständnis des chinesischen Konzepts der sogenannten „großen Liebe“ in Bezug auf ihre Berufsgruppe gelangt. Die Ärztin aus Leidenschaft ist überzeugt: Chinas Mediziner sollten ihr Wissen und die fortschrittlichen Behandlungsmethoden aus dem Reich der Mitte gezielt dafür einsetzen, noch mehr Patienten aus aller Welt zu helfen. Das baue wichtige Brücken zwischen China und der Welt, findet sie.
Ling selbst geht dabei mit gutem Beispiel voran: Zwischen 2014 und 2018 war sie selbst mehrmals in Afrika, besuchte dort insgesamt sieben Länder. Dabei erkannte die Ärztin nach und nach, dass die teils rückständige medizinische Versorgung vor Ort nicht nur auf einen Mangel an modernen Einrichtungen und Geräten zurückzuführen war, sondern auch auf ein Fehlen an Fachkräften in den entsprechenden Bereichen.
Weil die Behandlung neurologischer Leiden ein hohes Maß an medizinischer Versorgung erfordert, entscheiden sich mehr als die Hälfte der Betroffenen in Afrika für eine Behandlung im Ausland. Aufgrund der komplexen und wechselhaften Krankheitsbilder geraten die Patienten auf dem Weg dorthin allerdings oft in lebensbedrohliche Situationen. In Afrika selbst hingegen gebe es fast keine medizinischen Geräte und Fachärzte für derartige Erkrankungen, erklärt Ling, weshalb die Behandlungskosten sehr hoch seien. „Die meisten Menschen warten deshalb zu Hause einfach auf den Tod”, beschreibt die Ärztin die Tragödie.
Eine von vielen BRI-Kliniken in Afrika: Die Eröffnung des Seidenstraßenkrankenhauses in Addis Abeba. (Foto: Interviewpartner)
Das brachte Ling auf die Idee, eine Klinik für Allgemeinmedizin in Afrika zu gründen. Mit Unterstützung des chinesischen Handelsministeriums, des chinesischen Außenministeriums und des Xuanwu-Krankenhauses wurde 2019 das erste Seidenstraßenkrankenhaus in Äthiopien eröffnet. Im April desselben Jahres rekrutierte die engagierte Ärztin zudem ein medizinisches Inspektionsteam für Schlaganfallhilfe aus China, bestehend unter anderem aus Fachkräften der Abteilungen für Neurochirurgie, Neurologie und Gefäßultraschall des Xuanwu-Krankenhauses. Dieses Team reiste anschließend in viele BRI-Partnerländer, um dort Schlaganfall-Screenings durchzuführen.
Unter Lings Förderung erreichte das neue Krankenhaus sowohl in Sachen medizinische Ausstattung als auch Know-how höchste Standards in Äthiopien. Von den insgesamt 80 Betten sind 20 speziell für die kostenlose medizinische Behandlung von Einheimischen reserviert. Viele Menschen kommen von weit her, um die medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.
Das beherzte Engagement von Ling und anderen chinesischen Ärzten vor Ort rückte schnell in den Fokus örtlicher Medien, die ausführlich über das Projekt berichteten. Dank der lokalen Regierung könne die medizinische Versorgung aus China immer mehr Menschen vor Ort zugutekommen, gab Ling Feng in einem Interview zu Protokoll. Bescheidene Worte, die großes Lob ernteten, sowohl vom stellvertretenden Premierminister Äthiopiens und als auch von den Menschen vor Ort.
Schaffung einer Gesundheitsgemeinschaft
Um mehr Menschen in Afrika rechtzeitige medizinische Hilfe zukommen zu lassen und den Patienten lange Wege und zusätzliche Kosten zu ersparen, wählte Ling Äthiopien als Standort für das erste Seidenstraßenkrankenhaus aus, da das Land über geografische Vorteile verfüge, wie sie sagt. Ling war schon immer der Meinung, dass sich Ärzte nicht von großen Entfernungen abschrecken lassen sollten. Worauf es ankomme, sei, dass alle Patienten rechtzeitig behandelt werden könnten, sagt sie.
Ling Feng (Zweite von rechts) im Gespräch mit lokalen Fachkollegen. (Foto: Interviewpartner)
Und Ling ließ Worten während ihrer medizinischen Mission in Afrika persönlich Taten folgen. In der ersten Woche nach der Klinikeröffnung leitete sie
Statistiken zufolge hat China in diesem Jahrzehnt Partnerschaften mit 20 Krankenhäusern in afrikanischen Ländern geschlossen, 30 Zentren für Traditionelle Chinesische Medizin im Ausland eingerichtet und die Krankenhausallianz im Rahmen der Seidenstraßeninitiative ins Leben gerufen.
Auch mit Ländern in Mittel- und Osteuropa arbeitet die Volksrepublik im medizinischen Bereich mittlerweile vermehrt zusammen, etwa bei der Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten, der Vorsorge und Behandlung chronischer Leiden sowie auch bei Impfkampagnen. Mit Ländern in Südostasien wie Myanmar, Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand führt China derweil gemeinsame Präventionsprojekte zur Bekämpfung von Arzneimittelresistenzen bei Malaria durch. Und in Zentralasien wurde eine Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Tuberkulose angestoßen. In Xinjiang wird derzeit ein medizinisches Dienstleistungszentrum für die terrestrische Seidenstraße eingerichtet. Durch die geografische Lage Xinjiangs, das an acht Länder grenzt, und das relativ hohe medizinische Niveau wird so ein internationales Medizinzentrum geschaffen, das vor allem umliegenden Ländern zugutekommt.
Im vergangenen Jahrzehnt hat China im Rahmen der BRI die „Medizinische Seidenstraße“ genutzt, um ein dichtes Gesundheitsnetz für die Partnerländer zu knüpfen und chinesische Krankhäuser für die Menschen vor Ort zu errichten. In Afrika sind Chinas Ärzte längst zu einer lebendigen Visitenkarte des Landes geworden, zu einem Symbol dafür, dass Mitgefühl keine Landesgrenzen kennt. Die Zusammenarbeit und Unterstützung im medizinischen Bereich macht damit der ursprünglichen Intention der Seidenstraßeninitiative alle Ehre: nämlich Chinas Entwicklungsfrüchte mit der restlichen Welt zu teilen.