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Das Nandagang-Feuchtgebiet: Welterbe und Zugvogelparadies

2024-10-08 13:54:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Guo Tianxiao*
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In Cangzhou, Hebei, erstrecken sich Tausende von Hektar Feuchtgebiet wie grüner Seidenstoff übers Land. „Das Nandagang-Feuchtgebiet ist ein ausgezeichneter Lebensraum für Vögel. Während der Zugsaison kommen hier mehr als 100.000 Zugvögel an, um zu rasten und zu fressen.“ Wir sind unterwegs mit Wang Lijun, einem Verantwortlichen des Verwaltungsbüros des Feucht- und Vogelschutzgebietes Nandagang. Mit jedem Schritt, den wir auf seinen Fersen haften, werden die Schönheit und Besonderheit dieses Feuchtgebietes offenkundiger. 

 

Während der 46. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees wurden die Zugvogelschutzgebiete entlang der Küste des Gelben Meeres und des Bohai-Golfs (Phase II) in die Welterbeliste aufgenommen. Wichtiger Bestandteil davon ist auch das Nandagang-Zugvogelschutzgebiet, das heute die erste Weltnaturerbe-Stätte in der Provinz Hebei zählt und immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. 

 

  


So sehen es die Zugvögel: Das Nandagang aus der Vogelperspektive 

 

Ein Paradies für Zugvögel 

 

Die Küstensteifen des Gelben Meeres und des Bohai-Golfs, an denen sich das Nandagang-Feuchtgebiet befindet, sind ein zentraler Knotenpunkt der ostasiatisch-australischen Flugroute der Zugvögel. Auf dieser Route bewegen sich weltweit gesehen die meisten gefährdeten bzw. stark gefährdeten Vogelarten. Die Raststätten entlang der Routen bieten Millionen von Wasservögeln unverzichtbare Brut-, Rast- und Überwinterungsstätten. 

 

Der Grund, warum ausgrechnet Nandagang bei Vögeln so beliebt ist, liegt in den einzigartigen natürlichen Bedingungen des Biotops: Mit einer Gesamtfläche von etwas mehr als 3800 Hektar verfügt das Gebiet über das am besten erhaltene typische Sumpf-Feuchtgebietsökosystem im Golf von Bohai. Es ist daher nicht nur ein wichtiger Rastplatz und Durchgangsort für Zugvögel auf der genannten Route, sondern auch ein dauerhafter Lebensraum und Brutplatz für viele seltene Wasservögel. 

 

Im Herbst haben viele Zugvögel Nandagang bereits wieder verlassen. Dennoch kann man immer noch eine Vielzahl von Vögeln bei der Nahrungssuche und beim Ausruhen in den Flüssen, Teichen und Schilfgürteln beobachten, die sich dieses reichhaltige Zuhause friedlich teilen. Experten gehen davon aus, dass jedes Jahr bis zu 100.000 Vögel dieses Areal durchqueren und sich dort aufhalten, viele davon seltene oder gefährdete Arten. 

 

Den jüngsten Beobachtungsdaten zufolge gibt es im Nandagang-Feuchtgebiet insgesamt 271 Vogelarten, von denen 16 Arten unter nationalem Schutz der Stufe 1 und 52 Arten unter nationalem Schutz der Stufe 2 stehen. „Der Anstieg der Zahl der Zugvogelarten bedeutet, dass immer mehr Tiere vom Nandagang-Feuchtgebiet profitieren – ein Zeichen für die weitere Steigerung des ökologischen Werts des Feuchtgebiets“, folgert Wang. 

 

  


Auf Nahrungssuche: Diese Reiher haben sich zum Fischen am Ufer versammelt. 

 

Erfolgreiche Welterbe-Bewerbung 

 

„Unsere Erwartungen seit 2019 haben sich endlich erfüllt!“ Als Wang Lijun von der erfolgreichen Bewerbung um die Anerkennung als UNESCO-Welterbe erfuhr, konnte er seine Begeisterung kaum verbergen. 

 

2019 wurde das Zugvogelschutzgebiet entlang der Küste des Gelben Meeres und des Bohai-Golfs (Phase I) in die Welterbeliste aufgenommen. Um den systematischen Schutz weiter zu verstärken, hat China eine gemeinsame Bewerbung um die Aufnahme in die UNESCO-Liste einer Reihe von Zugvogelschutzgebieten in den Provinzen Liaoning, Hebei und Shandong sowie in der Stadt Shanghai auf den Weg gebracht. Eine wichtige Vorbereitung für jede Welterbe-Bewerbung sind der Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten. 

 

Wang Lijun schildert uns die Situation vor der Wiederherstellung des Nandagang-Feuchtgebiets: „Am Ende des Wasserkreislaufs des Feuchtgebiets liegt ein Zuchtteich. Kontinuierliche Maßnahmen zur Landgewinnung hatten damals zur Verstopfung der Wasserwege, zu einer Verschlechterung der Wasserqualität, zur Verkleinerung des ursprünglichen Feuchtgebiets und damit auch zum Schrumpfen des Lebensraums und der Nahrungsflächen für Vögel geführt. In Verbindung mit dem damals geringen Bewusstsein der Fischer für den Umweltschutz führte die Teichwirtschaft also zur Zerstörung der örtlichen Ökosysteme.“ 

 

Obwohl Cangzhou eine Erschließung des örtlichen Feucht- und Vogelschutzgebiets schon seit 2015 nicht mehr erlaubt, stockten damals die Schutzanstrengungen, da sie bei den Menschen auf Unverständnis stießen. „Als wir den Ortsansässigen davon abrieten, in den nahegelegenen Teichen Aquakultur zu betreiben, stießen wir auf taube Ohren. ‚Der Schutz ist eure Sache, die Aquakultur unsere‘, hieß es.“ Wang Lijun erinnert sich noch deutlich an die Diskussionen von damals. „Die Menschen fragten, was wichtiger sei: Menschen oder Vögel“, erzählt er. 

 

Die Wende setzte dann im Jahr 2020 ein. In jenem Jahr startete das Renaturierungsprojekt für Nandagang und war seither in vollem Gange. Durch Maßnahmen wie die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und die ökologische Umgestaltung von Hängen wurde der Deich auf einer Länge von gut 4,5 Kilometern saniert, rund 180 Vieh- und Geflügelzüchter entlang des Flusses und in der Nähe der Feuchtgebiete wurden umgesiedelt. Letztlich konnten rund 110 Hektar Land erfolgreich renaturiert werden. 2023 wurde das Projekt als nationales Vorzeigeprojekt für den Schutz und die Wiederherstellung der Meeresumwelt ausgezeichnet.  

 

Um die Vogelarten und ihre dynamischen Veränderungen im Feuchtgebiet besser zu erfassen, hat das Schutzgebiet eigens eine integrierte wissenschaftliche Forschungs- und Überwachungsplattform eingerichtet. Über sie können Vögel beobachtet, gehört und gezählt werden, was solide wissenschaftliche und technische Unterstützung für den Umweltschutz vor Ort bietet. 

 

„Nandagang ist schön, aber auch fragil“, mahnt Wang. Ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt – menschliche Aktivitäten stellten stets eine Bedrohung für die Schönheit des Feuchtgebiets dar. „Wir müssen daher vorbeugen und bei der Wiederherstellung, Qualitätsverbesserung und dem Schutz der Ökosysteme ständig am Ball bleiben, um dieses Naturerbe gut zu schützen.“ 

 

Kein Ende, sondern ein Neuanfang 

 

Es ertönt heller Vogelgesang, bevor das Federgetier fast simultan wie auf Kommando vom Boden in die Lüfte aufsteigt. Die spektakuläre Szene mutet wie ein sorgfältig choreografierter Tanz an. Begleitet wird das Naturschauspiel vom rhythmischen Klicken der Kameraauslöser der Hobbyfotografen. 

 

Zhao Tian, ​​​​ein begeisterter Vogelbeobachter, war schon so oft hier im Schutzgebiet, um Naturaufnahmen zu machen. Seit seiner Pensionierung sind die Vogelbeobachtung und das Fotografieren der Tiere seine größten Hobbys. „Auch wir Vogelfreunde sind natürlich stolz auf die erfolgreiche Welterbe-Bewerbung“, sagt der Rentner. 

 

Eine erfolgreiche Bewerbung als Welterbe ist jedoch kein Ergebnis, sondern ein Neuanfang. Denn es ist alles andere als einfach, die Visitenkarte „Welterbe“ dauerhaft zu schützen und sie sinnvoll zu nutzen. 

 

„Unser Feuchtgebiet besser zu schützen, den Zugvögeln einen besseren Lebensraum zu bieten, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Früchte des Umweltschutzes besser zu genießen und die natürliche Schönheit des Weltnaturerbes zu erleben – all dies ist der Kompass für unsere zukünftigen Bemühungen“, sagt Wang Lijun. 

 

Das Projekt zum Schutz und zur Wiederherstellung der marinen Ökosysteme des Feuchtgebiets für das Jahr 2025 sei bereits in Planung, verrät er, um die Umwelt und die Ökosysteme des Weltnaturerbes kontinuierlich zu verbessern. 

 

„Derzeit bereiten wir uns aktiv auf den Aufbau eines Feuchtgebietsmuseums vor. Es wird Dinge wie Ausstellungen, die Sensibilisierung für Umweltthemen und die Wissensvermittlung unter einen Hut bringen. Unser Ziel ist es, die Ergebnisse der Renaturierung in hochwertige ökologische Produkte umzuwandeln, sie mit der Öffentlichkeit zu teilen und das öffentliche Bewusstsein für den Umweltschutz weiter zu schärfen“, so Wang. „Umweltschutz bedeutet letzten Endes eben Heimatschutz“, sagt er zum Abschluss. 

 

*Die Autorin ist Reporterin bei hebei.com.cn. 

 

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