«Wahre Freunde, die einander gut kennen, kann selbst eine grosse Distanz nicht trennen, auch wenn sie zehntausend Kilometer voneinander entfernt sind». Am 14. September 1950 nahmen China und die Schweiz diplomatische Beziehungen auf, und so zählt die Schweiz zu den ersten westlichen Ländern, die die Volksrepublik China anerkannten. Die Freundschaft zwischen den beiden Ländern besteht nun bereits seit 72 Jahren. In den vergangenen sieben Jahrzehnten arbeiten China und die Schweiz stets im Geiste von «Gleichheit, Innovation und Win-Win-Prinzip» zusammen, und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gelten als Pionier und Vorreiter in Hinsicht auf Beziehungen zwischen China und Europa resp. gar dem Westen. Diese Partnerschaft hat auch zahlreiche Premiere erzeugt. Im Jahr 1980 ging das Schweizer Unternehmen Schindler als erstes westliches Unternehmen ein Joint Venture mit chinesischen Partnern ein. 2007 erkannte die Schweiz als erstes kontinentaleuropäisches Land den vollen Marktwirtschaftsstatus Chinas an. 2013 unterzeichnete die Schweiz als erstes Land unter den 20 grössten Volkswirtschaften der Welt ein Freihandelsabkommen mit China, und 2016 schlossen die beiden Länder die erste strategische Partnerschaft im Zeichen der Innovation. Die Beziehungen zwischen China und der Schweiz haben sich bereits zum Vorbild der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Ländern entwickelt, die unterschiedliche Gesellschaftssysteme und Landesgrössen haben und sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden.
WANG Shihting, chinesischer Botschafter in der Schweiz
Unter der Führung von Staatschefs finden Austausche und Kommunikation zwischen China und der Schweiz auf hochrangiger Ebene in hoher Frequenz statt. Im Jahr 2017 stattete Staatspräsident XI Jinping der Schweiz einen Staatsbesuch ab und wurde dabei von der Schweizer Seite mit höchsten protokollarischen Ehren feierlich empfangen. Zwischen 2017 und 2020 haben schweizerische Bundespräsidenten, mehrere Bundesräte und die Nationalratspräsidentin nacheinander China besucht, und die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern traten in eine neue Phase der Entwicklung ein. Seit letztem Jahr hat Herr Staatsrat und Aussenminister WANG Yi drei Telefonate mit Herrn Aussenminister I. Cassis geführt, um die strategische Kommunikation über Themen, um die sich beide Seiten Sorgen machten, aufrechtzuerhalten. Dazu gehören beispielsweise die bilateralen Beziehungen zwischen China und der Schweiz sowie die Lage in der Ukraine etc. Dank der Kontaktpflege auf hochrangiger Ebene haben die beiden Länder einen Konsens über die Festigung des gegenseitigen politischen Vertrauens, die Verstärkung der strategischen Austausche sowie die Intensivierung der Kommunikation und Koordination in internationalen und regionalen Angelegenheiten erzielen können.
Die Zusammenarbeit in Bereichen Wirtschaft, Handel und Finanzwesen zwischen den beiden Ländern erweist sich als ertragreich. China gilt seit sieben Jahren in Folge als der drittgrösste Handelspartner der Schweiz, während die Schweiz die BRI unterstützt und sich proaktiv daran beteiligt. Zudem ist die Schweiz der sechstgrösste Handelspartner Chinas in Europa. Im Jahr 2021 belief sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen China und der Schweiz auf 44.11 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 96.7% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im selben Jahr erteilte China 117 neuen Schweizer Investitionsprojekten eine Genehmigung, wobei die tatsächlich getätigten Schweizer Investitionen 730 Millionen US-Dollar erreichten, was einem Anstieg von 11.9% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Derzeit sind Schweizer Unternehmen in mehr als 2000 Projekten in China mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 8 Milliarden US-Dollar betätigt. Darüber hinaus erfreut sich die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Finanzwesen grosser Popularität, mit bedeutenden Erfolgen in Bereichen wie nachhaltiges Finanzwesen, Vermögensverwaltung und Stock Connect Programme. Während des laufenden Jahres haben bereits fünf chinesische Unternehmen die Emission von Global Depositary Receipts (GDR) an der SIX Swiss Exchange angekündigt, die eine breite Palette von Sektoren wie Maschinenbau, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien abdecken.
Die Schweiz ist das erste kontinentaleuropäische Land, das ein Freihandelsabkommen mit China unterzeichnet hat. Beide Länder haben im Juli 2013 das Abkommen unterzeichnet, das ein Jahr später, also im Juli 2014, in Kraft getreten ist. Im Jahr 2017 haben beide Seiten eine Absichtserklärung unterzeichnet, um die Möglichkeit einer umfassenden Erneuerung des Abkommens zu prüfen. Gegenwärtig werden gemeinsame Studien darüber in vollem Gang betrieben. Das Freihandelsabkommen zwischen China und der Schweiz startet auf einem qualitativ hohen Niveau, ist inhaltlich vielfältig und fördert die Win-Win-Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren können. Es spielt daher eine positive Rolle bei der Förderung der Wirtschafts- und Handelskooperation sowie deren Entwicklung. Seit dem Inkrafttreten des Abkommens wurden Marktzugangs- und Handelsbarrieren zwischen China und der Schweiz kontinuierlich abgebaut, während Handelsaustausche stetig gewachsen sind. Derzeit liegt die Nutzungsrate des Freihandelsabkommens bei etwa 60%, was zu erheblichen Zollkosteneinsparungen für Unternehmen auf beiden Seiten führt. Gegeben der Hintergrund, dass der Welthandel im Jahr 2021 deutlich schrumpfte, ist das Handelsvolumen zwischen China und der Schweiz um 96.7% gestiegen, was gegen den allgemeinen Trend läuft und die grosse Bedeutung des Freihandelsabkommens unterstreicht.
Interkulturelle Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den beiden Ländern bergen noch ein grosses Potenzial. Ein chinesischer Spruch besagt, «das Wertvolle an einer Bekanntschaft liegt darin, dass man sich gut kennt». Trotz der grossen geographischen Distanz zwischen China und der Schweiz pflegt die Bevölkerung der beiden Länder eine lange tradierte Freundschaft. Die jahrtausendlange Geschichte Chinas und seine brillante Zivilisation werden von Schweizerinnen und Schweizern sehr geschätzt, und die Schweiz zieht mit ihrem einzigartigen Charme immer mehr Chinesinnen und Chinesen an, um Reise in die Schweiz zu machen, hier zu studieren oder Geschäfte zu machen. Im Jahr 2019 überstieg die Zahl der Reisenden, die das jeweilig andere Land besuchten, 1.37 Millionen, und die Zahl der Logiernächte von chinesischen Touristen in der Schweiz erreichte 1.71 Millionen. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in Wintersport floriert, und im nächsten Jahr soll das China Culture Center in Bern eingeweiht werden. Im August 2021 hat ein Neffe von Herrn Fernando Bernoulli, dem ersten Schweizer Botschafter in der Volksrepublik China, mit Hilfe einer schweizerisch-chinesischen Freundschaftsgruppe Kontakt mit der chinesischen Botschaft in der Schweiz aufgenommen, um der Botschaft das Originalfoto zu schenken, auf dem die Übergabe des Beglaubigungsschreibens durch Herrn Botschafter Bernoulli an chinesische Führungskräfte abgebildet ist. Diese Aktion zeigt die starke Vitalität der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Bevölkerungen der beiden Länder.
Botschafter WANG Shihting zu Besuch bei Ignazio Cassis, Bundespräsident und Aussenminister der Schweiz
Heutzutage erleben wir eine Überlagerung von einer Jahrhundertumwandlung und den Herausforderungen einer Pandemie, und die internationale Situation entwickelt sich in einem beschleunigten Tempo. Unter diesen neuen Umständen wird China die Zusammenarbeit mit der Schweiz auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts, der Gleichberechtigung und der Win-Win-Kooperation fortsetzen, um bilaterale Beziehungen aufzubauen, die auf einem Fundament des stärkeren gegenseitigen Vertrauens und der tieferen Integration von Interessen beruht. Wir verfolgen damit das Ziel, die chinesisch-schweizerischen Beziehungen zu einer besseren Zukunft voranzutreiben und dem Weltfrieden und der Entwicklung positive Energien zuzuführen. Dabei muss man Folgendes beachten:
Erstens muss man die hart erkämpften Erfolge der Entwicklung der bilateralen Beziehungen zu schätzen wissen. In den 70 Jahren seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen standen und stehen China und die Schweiz nach wie vor an der Spitze der Beziehungen zwischen China und westlichen Ländern, was die Weitsicht und den aussergewöhnlichen Mut beider Seiten bezeugt, die Entwicklungschancen bewusst zu nutzen. Die wichtigste Weichenstellung dabei ist, darauf zu bestehen, dass alle Länder gleichberechtigt sind, ob gross oder klein, und auf gegenseitigen Respekt sowie gegenseitiges Vertrauen zu bestehen. Die herausragenden Erfolge, die China bei der Zusammenarbeit mit der Schweiz erzielt hat, zeigen voll und ganz, dass Länder bilaterale Beziehungen über Ideologien und Wertesysteme hinweg entwickeln können. Sowohl China als auch die Schweiz sollen den Grundsatz der Win-Win-Kooperation beherzigen, das Gemeinsame suchen und die Unterschiede bestehen lassen, um gemeinsam die allgemeine Lage der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sicherzustellen.
Zweitens soll die innovative und pragmatische Zusammenarbeit zwischen China und der Schweiz weiterhin vertieft werden. China und die Schweiz erweisen sich als höchst komplementär, so dass ihre Zusammenarbeit ein enormes Potenzial entfalten kann. China verfügt über einen riesigen Absatzmarkt mit 1.4 Milliarden Menschen und einer Mittelschicht von über 400 Millionen Menschen, die Wirtschaft Chinas befindet sich seit langem im Aufschwung, und China ist gerade dabei, die Öffnung auf hohem Niveau zu beschleunigen, während es im Inland einen einheitlichen Binnenmarkt zu etablieren versucht. Im Vergleich dazu ist die Schweiz ein exportorientiertes Land und zugleich ein globaler Innovationsstandort. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in Bereichen BRI, Wirtschaft und Handel, Finanzwesen, Wissenschaft und Technologie sowie nachhaltige Entwicklung etc. hat daher breite Perspektiven. Beide Seiten sollen den Zeitgeist richtig erkennen, die innovative pragmatische Zusammenarbeit vorantreiben, gemeinsam die Interessenbindung stärken, den Kuchen der Kooperation vergrössern und die Profite dieser Zusammenarbeit teilen.
Drittens sollen beide Länder gemeinsam den Multilateralismus und das Freihandelssystem verteidigen. Sowohl China als auch die Schweiz sind Verfechter der Globalisierung und des Multilateralismus, und beide Länder spielen auf ihre eigene Art und Weise eine konstruktive Rolle bei der Suche nach politischen Beilegungsmöglichkeiten bei internationalen Konflikten. Aus diesem Grund sollen sich beide Länder gemeinsam für echten Multilateralismus einsetzen, sich klar gegen «Lagerkonfrontation» und «Nullsummenspiele» positionieren und gemeinsam das internationale System mit den Vereinten Nationen als dessen Kernelement, die regelbasierte Weltordnung sowie das multilaterale Handelssystem mit der WTO im Zentrum schützen, um Vertrauen zu schaffen und zur globalen Entwicklung und Sicherheit beizutragen.
*WANG Shihting ist Botschafter der Volksrepublik China in der Schweiz.