HOME>Leserfavoriten

Neuer Entwicklungsfokus Kohlenstoffsenken – Doppelter Nutzen für Ökologie und Wirtschaft

2023-01-04 16:34:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Zhao Yang
【Schließen】 【Drucken】 GroßMittelKlein

Die wichtigen internationalen Feuchtgebiete erhalten große Kohlenstoffsenken, die in der Lage sind, bis zu 125.500 Tonnen CO2 zu absorbieren. Umgerechnet in wirtschaftlichen Nutzen entspricht das rund sechs Millionen Yuan. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des Instituts Hubei Geological Survey hervor. Anfang November wurden diese Zahlen der Öffentlichkeit vorgestellt, im Rahmen der 14. Tagung der Konferenz der Vertragsparteien der Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete (COP14) in Wuhan.  

  

In den letzten Jahren ist der ökologische Wert von Kohlenstoffsenken in China immer stärker in den Fokus gerückt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Streben nach einer qualitätsvollen Entwicklung. 

 

  

 

Elche auf Futtersuche und beim Spielen im Elch-Naturreservat im Feuchtgebiet des Gelben Meeres in Dafeng der Provinz Jiangsu. 

  

Unschätzbarer ökologischer Wert 

  

Will China sein Ziel des Zenits der Kohlendioxidemissionen und der Kohlenstoffneutralität erreichen, ist es nicht nur nötig, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, sondern auch Teile des bereits in der Atmosphäre befindlichen Kohlendioxids zu absorbieren. Und hier spielen Kohlenstoffsenken eine Schlüsselrolle, wie Zhang Da, außerordentlicher Professor am Institut für Energie, Umwelt und Ökonomie der Tsinghua-Universität sowie stellvertretender Direktor des Tsinghua Three Gorges Climate and Low Carbon Centre, erklärt. „Kohlenstoffsenken tragen dazu bei, die CO2-Konzentration zu verringern und somit die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen“, sagt er, „und zwar indem sie Kohlendioxid durch natürliche oder künstliche Mittel in der Luft aufnehmen und binden.“ Bei den natürlichen Kohlenstoffsenken handele es sich im Allgemeinen um Wälder, Feuchtgebiete und Ozeane, fährt er fort. Daneben gebe es aber auch noch künstliche Kohlenstoffsenken, etwa Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS), ein spezielles Verfahren zur direkten Kohlenstoffaufnahme und -speicherung aus der Atmosphäre. 

  

Seit dem Beitritt Chinas zum Übereinkommen über Feuchtgebiete hat das Land in den vergangenen 30 Jahren keine Kosten und Mühen gescheut, diese für den Umwelt- und Klimaschutz so wichtigen Gebiete gezielt zu schützen und aktiv wiederherzustellen. Bislang sind 13 chinesische Städte als „Ramsar-Städte mit Feuchtgebieten“ anerkannt. Eines der jüngsten Beispiele dafür ist die Stadt Wuhan. Sie wurde in diesem Jahr auf der Genfer Tagung des Übereinkommens über Feuchtgebiete mit dem Zertifikat „International Wetland City“ ausgezeichnet. 

 

  

 

Ein Schutzwald im Einzugsgebiet des Laoha-Flusses in der Inneren Mongolei 

  

Dass die Kohlenstoffsenken der Ökosysteme von unschätzbarem ökologischen Wert sind, steht außer Frage. Liu Li, einer der leitenden Ingenieure am Hubei Geological Survey, sagt, dass in Zukunft im Rahmen eines „messbaren, berichtspflichtigen und überprüfbaren“ Szenarios Kohlenstoffsenken in Feuchtgebieten in den Kohlenstoffmarkt einbezogen würden. Die erzielten Erlöse ließen sich dann wiederum für die Erhaltung, Wiederherstellung und Bewirtschaftung der Feuchtgebiete verwenden. Dadurch solle ein nachhaltiger Kreislauf entstehen, so der Experte. Und dieser sei unerlässlich, um Herausforderungen wie den Klimawandel und den Erhalt der biologischen Vielfalt zu bewältigen. Und er trage auch dazu bei, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen und des gesamten Planeten zu sichern. „Es wurden definitiv schon die richtigen Weichen gestellt“, sagt Liu.  

  

Freiwilliger Kohlenstoffmarkt in China auf dem Vormarsch 

  

Der freiwillige Handel mit CO2-Emissionsrechten stellt einen wichtigen Kanal dar, um Ländern und Unternehmen dabei zu helfen, Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Zugleich ist er ein wichtiger Teil der Bemühungen, die Entwicklung des Kohlenstoffmarktes voranzutreiben und eine kostengünstige Emissionsreduzierung zu erreichen. 

  

In den letzten zehn Jahren hat sich der chinesische Markt für freiwillige Emissionsreduktion allerdings nur schleppend entwickelt. Seit der Veröffentlichung der Interimsmaßnahmen für die Verwaltung des Handels mit Treibhausgasemissionsrechten im Jahr 2012 wurde ein relativ solides operatives Managementsystem für dieses Marktsegment aufgebaut. Auch setzte man den nationalen Handel mit zertifizierten freiwilligen Emissionsreduktionen (CCER) fort. Die Anstrengungen spielten eine wichtige Rolle bei der Einhaltung der Kompensationsvorschriften auf dem nationalen Markt für Kohlenstoffquoten bis Ende 2021. Die weitere Verfeinerung des besagten Mechanismus für den freiwilligen Handel mit Treibhausgasemissionen wird für die Zukunft eine der wichtigsten Maßnahmen zum Aufbau der nötigen institutionellen Rahmenbedingungen sein, um einen reibungslosen und effektiven Betrieb und eine gesunde Entwicklung der Kohlenstoffmarkte des Landes zu gewährleisten, so schätzen Experten. 

  

Ökologische Initiativen wie die Aufforstung und der Schutz von Feuchtgebieten erfordern umfangreiche finanzielle Unterstützung. Die besagten Handelsmechanismen trügen dazu bei, entsprechende Gelder bereitzustellen, wie Professor Zhang erklärt: „Der CCER-Markt ist ein national zertifizierter, freiwilliger Markt für den Handel mit Emissionsreduktionen von Treibhausgasen. Er kann neben den wichtigsten kohlenstoffemittierenden Unternehmen auch andere Akteure dabei unterstützen, sich freiwillig am Handel zu beteiligen. Das schafft wirtschaftliche Vorteile und veranlasst Unternehmen dazu, die Initiative zu ergreifen, um Investitionen zu fördern und die Entwicklung von Kohlenstoffsenken und anderen Projekten zur Kohlenstoffreduktion zu ermöglichen.“ 

 

  

 

Am 16. Februar 2022 besuchte eine Gruppe von über 50 in- und ausländischen Journalisten aus 35 Medienhäusern aus den Vereinigten Staaten, Frankreich, Japan, Südkorea und anderen Ländern die Beijing Green Exchange. Die Medienmacher informierten sich über die Fortschritte der Stadt Beijing bei der Förderung einer umweltfreundlichen und kohlenstoffarmen Entwicklung und der Bekämpfung des Klimawandels. 

  

Die Beijing Green Exchange ist eine der von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission zugelassenen Institutionen für den Handel mit Emissionsrechten in China. Sie dient auch als die designierte Handelsplattform für Beijings Pilotprojekt zum Handel mit Kohlenstoffemissionen. Derzeit ist die Börse dabei, ein nationales System für den freiwilligen Handel mit Treibhausgasemissionen und ein damit verbundenes Registrierungssystem aufzubauen. Sie unterstützt damit Beijings Bemühungen um die Einrichtung eines nationalen Zentrums für den freiwilligen Handel mit Emissionsrechten. Experten zufolge wurde die CCER-Methode für forstwirtschaftliche Kohlenstoffsenken bereits eingetragen, während andere CCER-Methoden etwa mit Blick auf Kohlenstoffsenken in Feuchtgebieten und Ozeanen bisher noch ausstehen. Dies hat dazu geführt, dass die Kohlenstoffsenken, die in China am inländischen Emissionshandel teilnehmen, derzeit vor allem forstwirtschaftliche Kohlenstoffsenken sind. 

  

Beim überregionalen Kohlenstoffhandel zwischen Beijing und der Stadt Chengde in der Provinz Hebei steht der Handel mit Emissionsrechten aus forstwirtschaftlichen Kohlenstoffsenken im Mittelpunkt. Die ersten Projekte zur Reduzierung von CO2-Emissionen durch Aufforstung und Waldbewirtschaftung wurden 2015 im Forstbetrieb Saihanba in Chengde in Gang gesetzt. Im darauffolgenden Jahr notierte die Beijing Green Exchange schon die ersten rund 183.000 Tonnen Emissionsminderung, die erfolgreich gehandelt wurden. Am 23. August 2022 kauften zwölf Unternehmen acht Produkte zur Kohlenstoffreduzierung, was einen Wert von umgerechnet rund 3,31 Millionen Euro realisierte. 

  

Das Dorf Changkou in der südostchinesischen Provinz Fujian stellt Kohlendioxid-Scheine aus, indem es die Wald- und Forstprodukte der Dorfbewohner bewertet. Diese erhalten daraufhin einen wirtschaftlichen Ausgleich für ihre Kohlendioxid-Scheine. Am Vorabend des Nationalfeiertags 2022 erhielten die Dorfbewohner so ihre erste Dividende in Höhe von 140.000 Yuan, etwa 18.855 Euro, so wurden aus Kohlendioxid-Scheinen Geldscheine. Für die Einheimischen in Changkou gelten die Kohlendioxid-Scheine längst als wichtige finanzielle Unterstützung. Einige Familien verwenden sie gar als Mitgift für ihre Töchter. Daten einer Pressekonferenz zum Zustand der Ökologie und Umwelt in Fujian zeigten, dass der kumulierte Umsatz der Provinz mit Kohlenstoffemissionsrechten im Jahr 2021 rund 805 Millionen Yuan (108 Millionen Euro) betrug, wobei die Transaktionen mit forstwirtschaftlichen Kohlenstoffsenken landesweit an erster Stelle standen. 

 

  

 

Eine Ausstellung zum 30. Jahrestag der Umsetzung des Übereinkommens über Feuchtgebiete durch China im East Lake National Wetland Park in Wuhan. Unser Bild entstand am 15. November 2022. 

  

Schwierigkeiten mutig überwinden 

  

Projekte zur Emissionsminderung durch Kohlenstoffsenken müssen nach streng festgelegten Methoden und hohen technischen Standards entwickelt, zertifiziert und angemeldet werden. Erst dann ist eine Teilnahme am freiwilligen Emissionshandel möglich. „Die Frage, wie sich die Emissionsreduzierung wahrheitsgetreu und genau messen lässt, ist eine der zentralen Fragen, die wir angehen müssen“, sagt Zhang Da. 

  

„Bei forstwirtschaftlichen Kohlenstoffsenken ist die herkömmliche Messmethode, bei der die Anzahl, die Höhe und der Brusthöhendurchmesser von Bäumen auf einer Probefläche manuell ermittelt werden, kostspielig in der Umsetzung. Außerdem deckt sie nur eine kleine Stichprobe ab und wird nur selten überwacht, so dass es schwierig ist, den Bedarf an genauen Messungen von Kohlenstoffsenken zur Unterstützung des Handels zu decken“, sagt Zhang. Eine Alternative böten Fernerkundungstechnologien wie luftgestütztes LiDAR. Solche Methoden böten klare Vorteile, was die Zuverlässigkeit der Daten, die Zugänglichkeit und die Skalierung der Verarbeitung angehe. Daher stellten sie eine neue Lösung für die Messung und Überwachung der Emissionsreduzierung durch Kohlenstoffsenken dar. In den letzten Jahren kämen solche neuen Methoden immer stärker zur Anwendung, so Zhang. 

  

Die Mitarbeiter des 1980 gegründeten Instituts für Energie, Umwelt und Ökonomie der Tsinghua-Universität waren das erste Team an einer chinesischen Universität, das sich mit der Erforschung von Energie und Klimawandel befasste. Das Institut hat bis heute bei einer Reihe von nationalen Projekten zur Bekämpfung des Klimawandels die Federführung inne. Es unterstützt seit langem die Arbeit der zuständigen nationalen Behörden und ist ein Think Tank mit internationalem Einfluss auf die globale Klimapolitik. 

 

Teilen:

Copyright © 1998 - 2016

今日中国杂志版权所有 | 京ICP备10041721号-4

京ICP备10041721号-4