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Maritime Seidenstraße: Wie sich Afrika und China schon in der Antike zusammenfanden

2023-02-08 15:31:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Augustin F. C. Holl
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Diese Nachbildung eines antiken Schiffes war im November 2021 auf einer Ausstellung über den Handel entlang der maritimen Seidenstraße in Qionghai auf Hainan zu sehen. (Foto: CNSPHOTO) 

  

Die Wurzeln der chinesisch-afrikanischen Beziehungen reichen tief in die Vergangenheit zurück. Einst gab es zwei wichtige Handelsnetze, über die die Menschen in China und Afrika enge Kontakte miteinander pflegten: nämlich die kontinentale eurasische und die maritime Seidenstraße. Die Seidenstraße auf dem Seeweg, die sich entlang der Nordküste des Indischen Ozeans vom ostchinesischen Hangzhou bis nach Ostafrika erstreckte, verlief parallel zur eurasischen terrestrischen Seidenstraße. Beide Arme waren jedoch eng miteinander verbunden. 

  

Afrika und die antike Seidenstraße  

  

Heute weiß man: Die Seidenindustrie, der Seidenhandel und damit auch die Seidenstraße sind viel älter als bisher angenommen. Einst gelangte der feine Zwirn vermutlich über Persien bis nach Ägypten. Während der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) war der Handels- und Kulturaustausch zwischen China und Ägypten bereits eine feste Institution. 

  

Und er sollte es bleiben. Das belegen unter anderem chinesische Kupfermünzen mit dem Zeichen der Kaiyuan-Herrschaft aus der Tang-Dynastie (618-907). Sie wurden auf mehreren Inseln und in Küstenhäfen gefunden – zum Beispiel in Mogadischu oder auf der Insel Sansibar. Das Münzgeld kam nicht nur während der Kaiyuan-Herrschaft (713-741) zum Einsatz, sondern auch noch bis ins späte achte Jahrhundert, ja es blieb während der gesamten Tang-Dynastie als Tauschmittel in China gültig. 

  

Das Gros des antiken chinesischen Handels mit Afrika entfiel jedoch auf Keramik. Belege für Chinas filigrane Keramikkunst der damaligen Zeit wurden entlang der gesamten Ostflanke des afrikanischen Kontinents – von Ägypten über Mosambik und Simbabwe bis nach Südafrika – sowohl an der Küste als auch im Hinterland gefunden. Während der südlichen Song-Dynastie (1127-1279) erlebte die Provinz Fujian mit der Erfindung und Verbreitung der „Drachenöfen“ eine kleine „industrielle Revolution“. Grüne Ware (Celadon) war eine der wichtigsten Spezialitäten der Gebiete Minbei und Minnan, sprich der nördlichen und südlichen Teile Fujians. Über die Handelszentren Xiamen und Zhangzhou wurden die Waren entlang der maritimen Seidenstraße in ferne Länder exportiert. 

  

Friedliche Seeschifffahrt 

  

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, zu Zeiten der Ming-Dynastie (1368-1644) also, war die maritime Seidenstraße eine vielbefahrene Handelsroute. Die berühmte Flotte von Admiral Zheng He segelte auf ihrer vierten (1413-1415), fünften (1416-1419) und sechsten (1421-1422) Reise bis zur Küste Ostafrikas und legte in Mogadischu im heutigen Somalia sowie in Malindi und Mombasa im heutigen Kenia an. Dort tauschte man chinesische Waren gegen afrikanische ein, darunter lebende Tiere wie Zebras und Giraffen. Einige Nachkommen chinesischer Seeleute aus der Flotte leben heute auf der kleinen Insel Pate vor der kenianischen Küste. 

  

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es seit der Antike vereinzelte, aber signifikante Belege für die Präsenz chinesischer Waren und Gesandter in Afrika sowie afrikanischer Tiere und Reisender in China gibt. Der Austausch begann im frühen ersten Jahrtausend vor Christus und wurden im Laufe der Han-, Tang-, Yuan- und Ming-Dynastie immer häufiger. Ihren Höhepunkt erreichten die Interaktionen im 15. Jahrhundert, bevor ihnen ein kaiserliches Außenhandelsverbot zunächst ein Ende setzte. 

  

Die verfügbaren Daten liefern schon heute umfangreiche und aussagekräftige Beweise für den intensiven Austausch zwischen den beiden Kulturräumen. Doch weitere Belege könnten die Geschichte weiter beleuchten und weitere Puzzleteile ergänzen, weshalb die Forschungsarbeit weiter intensiviert werden sollte. Dies könnte helfen, die Konturen der sich überschneidenden Interaktionssphären und ihre kulturellen Auswirkungen exakter nachzuzeichnen. 

  

Die frühe Interaktion zwischen China und Afrika unterscheidet sich übrigens eklatant von der zwischen Afrika und Europa. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Erfahrungen Europas und Chinas eher wirtschaftlicher und kultureller als technologischer Natur. China war nicht an der Ausbeutung der Ressourcen fremder Länder und der Kontrolle ihrer Bevölkerungen interessiert. Die sieben Reisen der Schatzflotte unter dem Kommando Zheng Hes sollten allen Königreichen die Stärke Chinas zeigen. Ziel war es, Geschenke mit anderen Reichen austauschen und in den Häfen des Indischen Ozeans Handel zu treiben sowie Exotisches und Neuheiten für den Kaiser zurückzubringen. Die Ming-Dynastie stellte diese Fahrten im Jahr 1433 ein. 

  

Die dynamischen Beziehungen zwischen China und Afrika wurden 1949 nach der Gründung der Volksrepublik China wieder aufgenommen und im letzten Jahrzehnt durch die Seidenstraßeninitiative weiter vertieft. Bis heute sind 52 afrikanische Länder sowie die Kommission der Afrikanischen Union dieser Initiative beigetreten, die darauf abzielt, die Konnektivität zwischen den kooperierenden Nationen durch den Aufbau von Infrastruktur und die Förderung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zu verbessern. Die im Rahmen der Neuen Seidenstraße angestoßenen Infrastrukturprojekte umfassen Eisenbahnen, Straßen, Häfen und Pipelines. Zudem wurde auch im Bereich maritime Wirtschaft eine Zusammenarbeit zwischen den Seidenstraßenländern angekurbelt. Sie soll die Umweltpolitik verbessern und eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen fördern, was sich unter anderem im Xiamen-Nice-Durban-Dialog widerspiegelt. 

  

*Augustin F. C. Holl ist Professor an der Fakultät für Soziologie und Anthropologie der Universität Xiamen. 

 

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