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China ist nach wie vor das größte Entwicklungsland

2018-07-02 09:18:00 Source:Beijing Rundschau Author:
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Von Lan Xinzhen  (Beijing Review)

 

Das Presse- und Informationsamt des chinesischen Staatsrats hat am Donnerstag ein Weißbuch mit dem Titel „China und die Welthandelsorganisation“ veröffentlicht.

 

Die chinesische Regierung veröffentlicht dieses Weißbuch, um umfassend über die Erfüllung der Verpflichtungen Chinas im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) zu berichten, die Grundsätze, Standpunkte, politischen Maßnahmen und Vorschläge Chinas in Bezug auf das multilaterale Handelssystem zu erläutern und Chinas Vision und Maßnahmen zur Förderung von Reformen und Öffnung auf höherer Ebene zu beschreiben, heißt es im Weißbuch selbst.

 

Da das chinesische BIP seit dem Beitritt Chinas zur WTO im Jahr 2001 jedoch dramatisch gestiegen ist, gibt es Kontroversen darüber, ob China noch ein Entwicklungsland ist, wobei einige argumentieren, dass China bereits ein entwickeltes Land ist und dementsprechend der WTO-Handelspolitik für diese Länder unterliegen sollte. Ein solcher Standpunkt hat viele Anhänger, da China heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist.   

 

Ist China bereits ein entwickeltes Land? Oder lässt sich China einfach anhand seines derzeitigen BIPs als entwickeltes Land identifizieren? Natürlich nicht. China hat immer noch eine große Lücke zu überbrücken, bevor es zu den Industrieländern aufschließen kann. 

 

Es gibt eine ganze Reihe von Indikatoren zur Beurteilung, ob ein Land entwickelt ist oder nicht. Dazu gehört sicherlich das BIP, aber eben auch die Industriestruktur, Beschäftigungsstruktur und die Verteilung des Volkseinkommens.  Darüber hinaus spielen Innovationsfähigkeit, Sozialversicherung, durchschnittliches Bildungsniveau und durchschnittliche Lebenserwartung eine Rolle bei der Entscheidung, ob ein Land entwickelt ist oder nicht.  Daher kann ein Land nicht automatisch als entwickelt eingestuft werden, nur weil ein Indikator die Anforderungen übererfüllt. 

 

Das schnelle Wirtschaftswachstum Chinas ist auf die Reform- und Öffnungspolitik des Landes zurückzuführen. China hat in den letzten vier Jahrzehnten an der grundlegenden nationalen Reform- und Öffnungspolitik festgehalten.  Ein Modell der allseitigen, mehrstufigen und weitreichenden Öffnung hat Gestalt angenommen.   

 

Der Beitritt Chinas zur WTO im Jahr 2001 war ein Meilenstein bei der Integration in die wirtschaftliche Globalisierung und markierte eine neue historische Phase der Reform und Öffnung des Landes.  In den letzten 17 Jahren seit dem Beitritt Chinas zur WTO wurde die marktwirtschaftliche Systemreform kontinuierlich vorangetrieben.  China hat seine Angleichung an die multilateralen Handelsregeln verstärkt, seine Zusagen zur Öffnung des Waren- und Dienstleistungsverkehrs erfüllt und den Schutz des geistigen Eigentums gestärkt.  Die Stabilität, Transparenz und Berechenbarkeit der Öffnung ist deutlich gestiegen. In der Zwischenzeit wurde das Marktsystem des Landes ständig verbessert, wobei das Umfeld für die Unternehmensführung optimiert wurde und der Markt nun eine dominierende Rolle bei der Ressourcenallokation spielt.  Das sozialistische Marktwirtschaftssystem ist zunehmend vollwertiger geworden. 

 

In den letzten 17 Jahren hat sich der Lebensstandard der Chinesen stark verbessert und die chinesische Wirtschaft ist zunehmend mit anderen Ländern verflochten. Chinas BIP stieg von 9,6 Billionen Yuan (1,45 Billionen Dollar) im Jahr 2001 auf 82,7 Billionen Yuan (12,5 Bio. Dollar) im vergangenen Jahr. China überholte Japan und wurde 2010 die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. 

 

Allerdings hinkt China beim Pro-Kopf-BIP noch weit hinterher. Chinas Pro-Kopf-BIP lag 2017 bei nur 9.000 Dollar und damit auf Platz 70 weltweit. Die Zahl für die Vereinigten Staaten lag bei über 60.000 Dollar und die für Japan bei über 34.000 Dollar. Es ist unvernünftig, ein Land mit einem Pro-Kopf-BIP von 9.000 Dollar als entwickeltes Industrieland zu beschreiben. 

 

Chinas wirtschaftliche Entwicklung ist unausgewogen, mit einer großen Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sowie zwischen verschiedenen Regionen. Chinas östliche Küstenregionen sind entwickelter als die west- und zentralchinesischen Regionen, und innerhalb der gleichen Region sind die städtischen Gebiete reicher als die ländlichen Gebiete. 

 

Hochgeschwindigkeitszüge sind in Ostchina weit verbreitet, während langsame Züge das Hauptgüterverkehrsmittel in Westchina sind. Die Stadtbewohner leben in modernen Hochhäusern, während die Menschen in den ländlichen Gebieten noch in eher schäbigen Hütten, Häuschen oder Backsteinbauten leben.     

 

Obwohl China in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Internet und künstliche Intelligenz große Erfolge erzielt hat, ist seine wissenschaftliche Grundlagenforschung noch immer schwach und es mangelt an Forschern.  Derzeit gibt es 1.000 Forscher pro 1 Million Einwohner – weit weniger als die 4.000 Forscher, die entwickelte Länder pro Million Einwohner aufbringen können.   

 

In einigen Bereichen ist die Entwicklung in China noch unzureichend.  So sind die traditionellen Industrien mit Überkapazitäten bei gleichzeitig unzureichender Versorgungsqualität konfrontiert. Im vergangenen Jahr lag die Kapazitätsauslastung der Kohle- und Zementindustrie bei nur 70 Prozent. Inzwischen ist eine große Anzahl von Robotern und neuen Medikamenten stark von Importen abhängig, und die Selbstversorgungsrate mit im Inland produzierten, integrierten Schaltkreisen liegt unter 20 Prozent.  Das Reich der Mitte ist zudem unzureichend mit öffentlichen Einrichtungen versorgt: in diesem Bereich erreicht China nur etwa 40 Prozent des Bestandes in westeuropäischen und weniger als 30 Prozent der Versorgungsmöglichkeiten der nordamerikanischen Länder. 

 

Zudem hat China ernste ökologische Probleme. Nur ein Viertel der 338 Großstädte in China erfüllte im vergangenen Jahr den nationalen Luftqualitätsstandard.  Das Land steht vor der Aufgabe, die Wasser-, Luft- und Bodenverschmutzung umfassend zu behandeln, die Umweltschäden auszubessern und zu reparieren sowie besonders schwerwiegende Umweltprobleme so schnell wie nur irgendwie möglich lösen zu müssen. 

 

Obwohl China eine riesige verarbeitende Industrie und einen großen internationalen Handel hat, ist seine Wirtschaft noch weit davon entfernt, wirklich stark zu sein. Obwohl die chinesische Sozialpolitik große Fortschritte gemacht hat, muss sie in vielerlei Hinsicht noch weiter verbessert werden. Obwohl Chinas Wissenschaft und Technologie bemerkenswerte Fortschritte gemacht haben, fehlt es noch an Spitzentechnologien.

 

All dies deutet darauf hin, dass China immer noch ein typisches Entwicklungsland ist. 

 

Ein Land kann nur die Dinge tun und die Leistungen bringen, die in seiner Macht stehen. Jedes Land sollte die größtmöglichen Anstrengungen unternehmen, dabei aber die Grenzen der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht aus den Augen verlieren. Dinge zu tun, die über die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten hinausgehen, ist auf die Dauer nicht möglich – es kann dazu führen, dass ein Land sich selbst lähmen und so letztendlich auch die globale Entwicklung und den Wohlstand gefährden kann. 

 

Die chinesische Regierung hat ein klares Verständnis für ihren Status. Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat auf dem XIX. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass die internationale Stellung unse­res Landes als das weltweit größte Entwicklungsland unverändert bleibt. China stehe immer noch vor vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen und müsse noch eine lange Zeit unermüdliche Anstrengungen unternehmen, um den Menschen im ganzen Land ein besseres Leben zu ermöglichen.

 

 

 

Quelle: german.beijingreview.com.cn vom 29.06.2018

 

 

 

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