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Sommer-Davos-Forum 2023: Nein zur Entkoppelung

2023-07-02 20:41:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Liu Ting
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Am 27. Juni nahm Chinas Ministerpräsident Li Qiang an der Eröffnungszeremonie der 14. Jahrestagung der New Champions, auch bekannt als Sommer-Davos-Forum, im nordchinesischen Tianjin teil und hielt dabei eine Grundsatzrede. (Foto: Wang Ye / Xinhua) 

  

China ist bereit, die Marktwirtschaft unerschütterlich zu verteidigen und den freien Handel zu unterstützen, um die Weltwirtschaft in eine integrativere, widerstandsfähigere und nachhaltigere Zukunft zu führen.“ Dies sagte Chinas Ministerpräsident Li Qiang bei der Eröffnungszeremonie der 14. Jahrestagung des Sommer-Davos-Forums am 27. Juni in Tianjin.  

  

Das diesjährige Treffen, das vom 27. bis 29. Juni stattfand, war die erste Zusammenkunft des Forums seit dem Ende der Pandemie. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Unternehmertum: die treibende Kraft der globalen Wirtschaft“. Mehr als 1500 führende Köpfe aus Unternehmen, Regierungen, internationalen Organisationen und dem akademischen Bereich aus mehr als 90 Ländern und Regionen nahmen an dem dreitägigen Treffen teil. Auf der Tagesordnung standen zahlreiche Diskussionsrunden öffentliche wie nicht öffentliche zu den sechs Schlüsselthemen Wiederbelebung des Wachstums, China im globalen Kontext, Energiewende und Materialien, Postpandemischer Konsum, Umwelt- und Klimaschutz und Einsatz von Innovationen.  

  

In seiner Eröffnungsrede betonte Li Qiang die Wichtigkeit von Solidarität und Zusammenarbeit und rief die Weltgemeinschaft dazu auf, Verständigung und Austausch zu verstärken. Angesichts der durch Konflikte und Instabilität hervorgerufenen Ängste gelte es, Frieden und Stabilität noch mehr zu schätzen zu wissen. Li stellte zudem klar, dass China das sogenannte De-Risking entschieden ablehne. China sei voller Zuversicht und auch in der Lage, langfristig eine stabile und nachhaltige, qualitativ hochwertige Entwicklung seiner Wirtschaft zu erreichen. Lis kraftvolle Rede fand große Anerkennung bei den Teilnehmern aus aller Welt. Sie unterstrichen ihr Vertrauen in das Potenzial der chinesischen Wirtschaft sowie in Chinas Rolle als Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs.  

  

Kommunikation und Zusammenarbeit fördern 

  

„Entkopplung und Fragmentierung werden die Welt teuer zu stehen kommen“, sagte etwa WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala während einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Dem Gegenwind trotzen: Wiederherstellung des Wachstums in einem fragilen Umfeld“. Sie mahnte: „Wenn wir uns in zwei Handelsblöcke aufteilen, droht das globale BIP langfristig um etwa fünf Prozent einzubrechen. Der IWF schätzt die langfristigen Kosten einer solchen Handelsfragmentierung sogar auf bis zu sieben Prozent des globalen BIP“, so die Expertin. Das entspräche in etwa der kombinierten Jahresproduktion von Deutschland und Japan und wäre für die Welt katastrophal, so die WTO-Generaldirektorin. „Abkopplung und Fragmentierung sind daher Phänomene, die sich die Welt schlichtweg nicht leisten kann“, so ihr Fazit.  

  

„Wir haben Probleme mit der Entkopplung bereits beobachtet. Diese Strategie wird unsere globalen Herausforderungen nicht lösen“, sagte auch der vietnamesische Premierminister Pham Minh Chinh. Kein Land könne diese Probleme alleine lösen, sagt er. 

  

Der Ruf nach dem Ende der Entkopplung stieß bei den Teilnehmern des Treffens auf breite Zustimmung. „Die Rede des chinesischen Ministerpräsidenten war sehr ermutigend“, sagte Wang Jun, Präsident von Oerlikon China, am Rande des Treffens gegenüber China Heute. „Li Qiang ist vor allem auf die Themen Zusammenarbeit, Kommunikation und Verständnis sowie die Risiken einer Entkoppelung eingegangen. Was mich am meisten beeindruckt, ist Chinas Bereitschaft, die Kommunikation zu verstärken und aufrichtig zu handeln.“ Wang, der dem Forum seit seiner Gründung 2007 bereits mehrmals beiwohnte, betrachtet das diesjährige Treffen als wichtiger denn je, da es zu einem Zeitpunkt stattfinde, an dem die Weltwirtschaft mit vielen Unsicherheiten konfrontiert sei.  

  

Eine ähnliche Meinung vertritt auch Wang Yiwei, der Direktor des Instituts für internationale Angelegenheiten an der Renmin-Universität. Er ist überzeugt, dass die zwischenmenschliche Kommunikation nach der Pandemie der Schlüssel zur Beseitigung von Missverständnissen zwischen verschiedenen Ländern ist. Kein Land sei heute in der Lage, mit globalen Herausforderungen alleine zurechtzukommen, sagt er. Stattdessen sollten sich die Länder zusammenschließen und ihre Zusammenarbeit verstärken. 

 

  


Munterer Meinungsaustausch: Beim 14. Sommer-Davos-Forum in Tianjin kamen mehr als 1500 führende Köpfe aus mehr als 90 Ländern und Regionen zusammen. Ziel ist es, Lösungen zur Wiederbelebung der Weltwirtschaft und zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung zu finden. (Foto: Li Xin von Xinhua) 

  

China als Motor der wirtschaftlichen Erholung 

  

Auf dem Forum wurde auch auf die treibende Rolle der chinesischen Wirtschaft hingewiesen. Klaus Schwab, Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, bezeichnete bei der Eröffnungsfeier Chinas Wachstumsziel von über fünf Prozent für das Jahr 2023 als sowohl „ehrgeizig als auch ermutigend“. 

  

In den letzten drei Jahren hat China ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 4,5 Prozent aufrechterhalten, was 2,5 Prozentpunkte über dem weltweiten Durchschnitt liegt. Damit hat sich unser Land als eine der robustesten Volkswirtschaften der Welt erwiesen, sagte Chinas Ministerpräsident in seiner Rede. Langfristig wird China weiterhin starke Dynamik für die wirtschaftliche Erholung und das Wachstum der Weltwirtschaft liefern, so sein Versprechen.   

  

„China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Auf internationaler Ebene ist die Rolle Chinas entscheidend, zumal chinesische Unternehmen eine zentrale Rolle in der Wertschöpfungskette der Weltgemeinschaft spielen“, sagte Luca Verre, Mitbegründer und CEO des Unternehmens Prophesee, gegenüber China Heute. Er sieht China als weltweit führend in vielen Bereichen, etwa bei Industrierobotern, Elektrofahrzeugen, Mobiltelefonen und Solarzellen. „Wir müssen unbedingt lokales Wachstum fördern und wir erwarten, dass letztlich alle davon profitieren können“, betonte er.  

  

Laut Wang Jun ist China für Oerlikon schon heute der größte Markt weltweit. Selbst während der Pandemie seien 40 Prozent der Umsätze der Unternehmensgruppe aus China gekommen. „Auch heute, da sich die chinesische Wirtschaft immer mehr in Richtung einer hochwertigen Entwicklung bewegt, bleibt China der Markt mit dem größten Potenzial für uns“, sagt er.  

  

Wangs Meinung wird auch von Leah Ellis geteilt, der Geschäftsführerin des US-Startups Sublime Systems, das kohlenstoffarmen Zement herstellt. Ellis nahm an dem Treffen teil mit dem Ziel, den chinesischen Markt zu erschließen. China hat einen größeren Bedarf an Zement als jedes andere Land der Welt. Außerdem hat sich die Volksrepublik zum Ziel gesetzt, ihre CO-Emissionen bis 2030 zu senken. Ich hoffe daher, dass Sublime Systems eines Tages nach China kommen und dazu beitragen wird, die CO-Emissionen hier vor Ort weiter zu reduzieren. Ziel von Sublime Systems sei es, einen schnellen und massiven Einfluss auf das Klima zu haben. Ich glaube nicht, dass es einen anderen Ort gibt, an dem wir einen so großen Einfluss auf das Klima haben können wie hier in China, ist sich die Unternehmerin sicher.   

  

Olaf J. Groth, Professor an der Haas School of Business der University of California in Berkeley, äußerte sich ebenfalls zur Rolle Chinas für das globale Wachstum. In seinen Augen werde Asien in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren in der Globalisierung 2.0 neben den USA weiterhin einer der entscheidenden Wachstumsmotoren sein. Wir sehen heute eine Globalisierung, die maßgeblich von Asien mitbestimmt wird, natürlich hauptsächlich von China. China ist zu groß und zu wichtig, um nicht der Schlüsselpartner für viele von uns in der Welt zu sein, so sein Fazit.  

 

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