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Win-win als grundlegendes Prinzip der Zukunft

2023-10-17 15:15:00 Source:german.china.org.cn Author:David Bartosch
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Mit der Belt and Road-Initiative setzen China und mehr als 150 beteiligte Länder auf einen wechselseitigen, holistisch ausgerichteten Vernetzungs-, Wachstums- und Lernprozess, von dem alle nachhaltig profitieren. Dahinter steht eine uralte zivilisatorische Grundidee: Es ist für alle langfristig vorteilhafter, die jeweiligen Interessen gemeinsam und fair zu realisieren, anstatt sie verlustreich aufeinanderprallen zu lassen. Nur so lassen sich gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen aufbauen, und nur so kann man glücklich und in Frieden leben.

 

  


Dieses am 14. Oktober 2023 aufgenommene Foto zeigt eine Blumendekoration für das dritte Belt and Road Forum für internationale Zusammenarbeit in der Nähe des China National Convention Center in Beijing. Das BRF findet vom 17. bis 18. Oktober in Chinas Hauptstadt tatt. (Xinhua/JuHuanzong) 

 

Die Belt and Road-Initiative, im Westen auch als Neue Seidenstraßeninitiative bekannt, feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Mehr als 150 Nationen und über 30 transnationale Organisationen beteiligen sich bereits an dem von China initiierten gemeinsamen Großprojekt. Als Grundvoraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung, Friedenssicherung, Armutsbekämpfung bzw. Sicherung des vorhandenen Wohlstandes in allen beteiligten Ländern ging es dabei von Anfang an um den Ausbau der verkehrstechnischen und digitalen Infrastruktur in den beteiligten Regionen.

 

Mittlerweile hat sich der Horizont der Arbeitsfelder erweitert. Es geht auch um multilaterale Kooperationen in Bereichen wie Ernährungssicherheit und ökologisch nachhaltiger Landwirtschaft, Klimaschutz, Wassermanagement oder der Bewältigung von Umweltkatastrophen. Im Weiteren liegt der Fokus auf der Realisierung wirtschaftlicher Öffnungsprozesse, auf Innovationsförderung, der Entwicklung einer datenbasierten und nachhaltigen Wirtschaft, auf Kooperationen im Bereich industrieller Lieferketten und in der Wissenschaft, auf Themen wie dem Schutz geistigen Eigentums oder des internationalen Rechts in den neu entstehenden Strukturen der Initiative usw.

 

Aufmerksamen Beobachtern sollte nicht entgangen sein, dass der Gründung der Belt and Road-Initiative Kooperationen Chinas mit verschiedenen Ländern in den Bereichen Archäologie, Denkmalschutz und Pflege des kulturellen Erbes der historischen Seidenstraßen vorausgingen. Anlässlich des Geburtstags des Philosophen Konfuzius im September 2014 betonte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping: „Nur durch die kontinuierliche Erforschung und Nutzung aller herausragenden Ideen und Kulturen und des von der Menschheit geschaffenen Wissensschatzes werden wir in der Lage sein, die Welt, die Gesellschaft und uns selbst besser zu verstehen und die Zukunft der menschlichen Gesellschaft besser zu gestalten.“

 

Dieser Grundgedanke ist wichtig für das Verständnis der Initiative insgesamt. Die Geschichte der interzivilisatorischen und internationalen Beziehungen Eurasiens reicht, wie der deutsch-amerikanische Welthistoriker André Gunder Frank (1929-2005) feststellt, bis in die Zeit der ersten Hochkulturen zurück. In China wurde bereits zu Beginn der Han-Dynastie, also vor mehr als 2000 Jahren, das erste staatlich initiierte Seidenstraßenprojekt ins Leben gerufen. Vor dem Hintergrund dieser Tradition ist es in China Common Sense, dass es für die chinesische Wirtschaft unabdingbar ist, dass die Volkswirtschaften aller Partner florieren sollen, um gemeinsam und langfristig stark sein zu können.

 

Die Belt and Road-Initiative betont die Logik des Win-win-Prinzips. Dabei geht es nicht nur um zufällige und punktuelle Win-win-Situationen zwischen einzelnen wirtschaftlich motivierten Akteuren. Vielmehr zielt der Ansatz auf die Etablierung eines langfristigen, sich selbst antreibenden und erhaltenden Win-win-Prozesses auf globaler Ebene zwischen Menschen, die in unterschiedlichen zivilisatorischen, wirtschaftlichen, sprachlichen und politischen Systemen beheimatet sind. Darauf aufbauend muss auf planetarischer Ebene vor allem ein ökologisches Win-win-Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur hergestellt werden.

 

Die agrarische Zivilisation Chinas, die Jahrtausende überdauert hat und heute etwa ein Fünftel der Menschheit umfasst, beruht auf der uralten Einsicht, dass ein Reisfeld immer nur dann gemeinsam und jedes Jahr aufs Neue ertragreich bewirtschaftet werden kann, wenn Arbeit und Ernte jeweils gerecht geteilt werden. Das dahinterstehende allgemeine Prinzip wurde vor 2500 Jahren von dem Philosophen Mozi als wesentlicher Weg allgemeiner Menschenliebe erkannt, der zu dauerhaftem Frieden führt. Vor dem zivilisatorischen Hintergrund dieses Grundverständnisses wird heute in China von offizieller Seite die Vision einer Schicksalsgemeinschaft der Menschheit beworben.

 

Im 21. Jahrhundert muss es darum gehen, divergierende Interessen komplementär zu machen. Im Sinne eines neuen kategorischen Imperativs der internationalen Beziehungen kann es einzig darum gehen, dass das Eigeninteresse eines Staates oder transnationaler Akteure zugleich immer auch im Interesse der gesamten Menschheit sein sollte. In diesem Sinne sind die Ziele der Belt and Road-Initiative: Weltfrieden, die Bildung einer zivilisatorisch pluralistischen, stabilen Weltgemeinschaft mit vielen kleinen und großen gut vernetzten, kooperierenden Zentren sowie eine auf allen Ebenen nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.

 

China war über weite Strecken der Weltgeschichte die führende Wirtschaftsmacht, ist aber niemals im Stile westlicher Kolonialmächte aufgetreten. Der Admiral Zheng He hat auf seinen Reisen vor 600 Jahren Geschenke verteilt, um für ein afro-eurasisches Wirtschaftsnetzwerk zu werben. Sowohl der chinesische Klassiker I Ging – Das Buch der Wandlungen als auch der Gründer des Daoismus Laozi lehren, dass derjenige, der ein großes Potential hat, töricht handelt, wenn er seine Stärke egoistisch ausnutzt. Wer stark ist, muss sich zurückhalten und die Welt fördern, indem er ihren natürlichen Lauf nicht unterdrückt. Nur so kann er auch seine eigene Stärke dauerhaft bewahren und einen langfristig stabilen Zustand auch für sich selbst erreichen.

 

Es ist im Eigeninteresse Chinas, den Wohlstand und den Fortschritt im Prozess des Ganzen und insbesondere derjenigen zu fördern, die als Partner auftreten: In einer Gemeinschaft, in der alle miteinander die Arbeit und den Gewinn teilen, ergeben sich auch für jedes einzelne Land und für jeden wirtschaftlichen Akteur mehr Gelegenheiten. Wenn man mit anderen teilt, die auch mit einem selbst teilen, so vermehrt man eben auch seine eigenen Geschäftsmöglichkeiten und lernt dazu, um in diesem neuen System noch erfolgreicher zu werden. In diesem Sinne geht es um Konnektivität anstelle von Dominanz, um das Erwecken zwischenmenschlicher Potenziale und um gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.

 

Die Belt and Road-Initiative geht von der bekannten Goldenen Regel aus: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Das wurde bereits von Konfuzius formuliert und findet sich parallel auch in der altägyptischen, antiken westasiatischen, griechisch-römischen und indischen Weisheitsliteratur sowie in der zeitlosen Weisheit indigener Völker. Die Menschheit kann heute in ihrer Pluralität und ihrem kulturellen Reichtum zu einer langfristig existierenden planetaren Zivilisation aufsteigen. Das kann aber nur durch die Etablierung eines andauernden globalen Win-win-Prozesses gelingen, der im Interesse aller Erdbewohner und des lebendigen Ganzen zu gestalten ist.

 

Dr. David Bartosch arbeitet als Distinguished Research Fellow an der Beijing Normal University at Zhuhai. Er forscht zu philosophischen Traditionen Afro-Eurasiens und kulturellen Austauschprozessen. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider. 

 

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