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Warum die Welt BRICS braucht?

2024-10-25 16:23:00 Source:german.china.org.cn Author:
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Das oft als „Global Governance“ genannte System, mit dem das internationale Miteinander gesteuert werden soll, ist seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend von den USA dominiert worden. Die aktuelle Weltlage, gekennzeichnet durch zahlreiche Krisenherde und einen hohen Grad an Unsicherheit, macht klar: die Welt braucht ein neues System!

 

Eine neue Art der Global Governance

 

Auf dem Treffen der BRICS-Staats- und Regierungschefs in größerem Kreis im russischen Kasan am Mittwoch betonte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping, die Welt sei in eine neue Phase der Turbulenzen und des Wandels eingetreten und stehe vor einer wichtigen Entscheidung. Je größer die Stürme der Zeit seien, desto mehr müsse man entschlossenen Willen, tapferen Mut und die Fähigkeit zeigen, Veränderungen zu erkennen und sich ihnen anzupassen, um gemeinsam ein neues Kapitel in der hochwertigen Entwicklung der BRICS-Zusammenarbeit zu schreiben. In diesem Sinne rief er in seiner Rede zum Aufbau einer friedlichen, innovativen, grünen, gerechten und humanistischen BRICS auf.

 

Das BRICS-Format ist eine Gruppe von aufstrebenden Volkswirtschaften, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Die erste offizielle BRIC-Konferenz fand 2009 statt, als sich zunächst vier dieser Länder regelmäßig trafen, um Fragen der globalen Wirtschaftspolitik und Governance zu diskutieren. 2010 trat Südafrika dann der Gruppe bei. Seitdem hat sich dieses Format als wichtiger Akteur auf der globalen Bühne etabliert, der sich für eine multipolare Weltordnung einsetzt. Im Januar dieses Jahres sind Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Iran und Äthiopien offiziell der BRICS-Kooperation beigetreten, und die Zahl der BRICS-Mitgliedsländer ist somit verdoppelt. Dies sei ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der BRICS und ein symbolträchtiges Ereignis des internationalen Wandels, so der chinesische Staatspräsident.

 

Der jetzt laufende Gipfel in Kasan, Russland, vom 22.–24. Oktober wird der erste Gipfel sein, auf dem auch die dieses Jahr neu aufgenommenen Länder vertreten sind. Die „große BRICS“ repräsentiert Medien zufolge nun 46 Prozent der Weltbevölkerung und 35,6 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts mit Kaufkraftbereinigung (Vergleich G7: 8,8 Prozent und 30 Prozent).

 

Kooperation auf Augenhöhe

 

Was diese Erweiterung der BRICS-Gruppe deutlich macht, ist, dass zahlreiche Länder von den Ideen und Zielen überzeugt sind, für die BRICS steht. Darüber hinaus haben sich Berichten zufolge über 30 weitere Beitrittsinteressenten bereits gemeldet, darunter sogar der NATO-Mitgliedsstaat Türkei.

 

Chinas Außenminister Wang Yi appellierte bei einem BRICS-Außenministertreffen am 11. Juni an alle Mitgliedsstaaten, das Vertrauen in den Multilateralismus zu stärken, um eine neue Blaupause für die künftige globale Entwicklung zu entwerfen. Zudem solle man sich weiter zu den „ursprünglichen Zielen“ bekennen – Offenheit, Inklusivität und Win-win-Kooperation. Drei Monate später sprach sich Wang bei einem UN-Gipfel in New York am 23. September auch noch deutlich gegen das „Gesetz des Dschungels“ aus, wo sich der Stärkere durchsetzt.

 

Den Höhepunkt der jüngsten Aktivitäten im neuen erweiterten BRICS plus-Format erreicht man nun mit dem aktuellen Gipfel mit der Themenstellung „Weitere Stärkung des Multilateralismus für gleichwertige globale Entwicklung und Sicherheit“. Unter diesem Motto wollen sich die Mitgliedsländer – sowie weitere eingeladene Vertreter aus dem „Globalen Süden“ – intensiv über Politik und Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen sowie Kultur und humanitären Fragen austauschen. Dieses breite und vielfältige Teilnehmerfeld, insgesamt 32 Delegationen mit 24 Staats- und Regierungschefs, illustriert ein wichtiges Prinzip des BRICS-Formats: Hier wird nicht nur über den „Globalen Süden“, sondern mit ihm gesprochen. Die erweiterte geopolitische Präsenz erlaubt es dem BRICS-Verbund, regionale Herausforderungen in Afrika und dem Nahen Osten effektiver anzugehen, indem gemeinsame Entwicklungsprojekte, Friedensinitiativen und regionale Kooperation gefördert werden. Brahma Chellaney, emeritierter Professor für Strategische Studien am Center for Policy Research in Neu-Delhi, kommt daher folgerichtig zu dem Schluss, dass BRICS plus das Potenzial habe, „eine bedeutende Rolle bei der längst überfälligen Neugestaltung einer globalen Ordnung zu spielen, die die Realitäten des 21. Jahrhunderts besser widerspiegelt.

 

Die neuen Mitglieder bringen außerdem auch neue kulturelle und politische Perspektiven ein, die die Relevanz und Repräsentation von BRICS auf globaler Ebene erweitern. So können Erfahrungen aus verschiedenen Modellen und Ansätzen für Regierungsführung und wirtschaftliche Entwicklung diskutiert werden, die sich an den Bedürfnissen und Prioritäten verschiedener Regionen orientieren. Das Gespräch auf Augenhöhe ist seit jeher eines der Grundprinzipien dieses Bündnisses gewesen. Man will kein „kleiner Garten mit hohen Zäunen“ sein, sondern zeigt sich offen und inklusiv für andere. Dies ist ein starker Kontrast zu dem Treiben einiger westlicher Länder, die versuchen, elitäre Cliquen zu gründen und sich damit gegen andere Länder zu positionieren.

 

Weichen für die Zukunft stellen

 

Auf dem Gipfel wird es vor allem darum gehen, Strategien zu entwerfen, um die Abhängigkeit vom US-Dollar im Handel zu verringern oder Finanzinstitutionen außerhalb des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank zu stärken. Hier spielt natürlich die 2014 in Shanghai gegründete New Development Bank (NDB) eine ganz besondere Rolle. Auch wenn China genau wie die anderen vier BRICS-Länder „nur“ 20 Prozent Anteile an der Bank und damit Stimmrechte hält, ist es nicht übertrieben, wenn man sagt, dass China innerhalb von BRICS eine besondere Rolle einnimmt. Dies liegt nicht nur an der großen wirtschaftlichen und technologischen Stärke. Die oberste Führung in China hat sich kontinuierlich für ein gerechteres Global Governance-System eingesetzt. Neben BRICS trägt Beijing dazu auch durch seine drei „Global Initiatives“, die Asia Infrastructure Investment Bank (AIIB), die Seidenstraßeninitiative, die RCEP-Freihandelszone oder seine Mittlerrolle in globalen Krisen bei. Durch diese Initiativen zeigt China sein Engagement für eine gerechtere Weltordnung und eine verbesserte globale Governance, die den Bedürfnissen der Schwellenländer besser gerecht wird.

 

Für den Gipfel in dieser Woche kann man davon ausgehen, dass BRICS durch die Erweiterung an wirtschaftlicher und politischer Relevanz gewonnen und seine Fähigkeit erhöht hat, das System der Global Governance aktiv mitzugestalten. Die Gruppe kann sich so noch stärker für eine gerechtere und inklusivere Weltordnung einsetzen, die die Interessen der Schwellenländer wirklich widerspiegelt.

 

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