Fahrzeuge laufen im BMW Brilliance Werk Shenyang Tiexi in der nordostchinesischen Provinz Liaoning vom Band. (Foto: Yang Qing/ Xinhua)
50 Jahre ist es nun her, dass die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, der Vorgänger der heutigen Europäischen Union (EU), und China diplomatische Beziehungen aufgenommen haben. Zur Würdigung dieses wichtigen Meilensteins tauschten beide Seiten am 6. Mai Glückwünsche aus, aus denen hervorgeht, wie wichtig die sino-europäischen Beziehungen in unserer heutigen Welt sind. Präsident Xi Jinping bezeichnete die beiden als "umfassende strategische Partner sowie zwei wichtige Kräfte zur Förderung der Multipolarität, zwei Schlüsselmärkte zur Unterstützung der Globalisierung und zwei große Zivilisationen zur Ankurbelung der Vielfalt."
Fels in der Brandung
Im Jahr 2025 blicken China und die Europäische Union auf ein halbes Jahrhundert diplomatischer Beziehungen zurück. Seit der Aufnahme offizieller Kontakte im Jahr 1975 haben sich die Beziehungen stetig weiterentwickelt – von vorsichtigen Annäherungen über strategische Partnerschaften bis hin zu einer umfassenden und fruchtbaren Zusammenarbeit in einer sich wandelnden Weltordnung. Angesichts des von den USA entfachten Handelschaos betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen jüngst gegenüber Ministerpräsident Li Qiang die Verantwortung Europas und Chinas. Sie machte auch klar, ein faires und freies multilaterales Handelssystem mit der WTO im Kern zu unterstützen.
Besonders in den letzten Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig ein stabiler und offener Dialog zwischen China und der EU ist – trotz geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und unterschiedlicher politischer Systeme. In einer Welt, die zunehmend von Multipolarität und globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Digitalisierung geprägt ist, hat sich die EU-China-Beziehung als pragmatische Partnerschaft erwiesen. Ein bedeutender Erfolg der letzten Jahre ist die verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Trotz Differenzen in anderen Politikfeldern haben sich beide Seiten immer wieder zu gemeinsamen Zielen bekannt – etwa zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Die Einrichtung neuer Plattformen für den grünen Wandel, Investitionen in saubere Energien und die Förderung nachhaltiger Technologien sind sichtbare Resultate dieser Kooperation.
Auch im Bereich Wirtschaft und Handel blieb der Austausch trotz globaler Krisen stabil. China ist weiterhin einer der wichtigsten Handelspartner der EU, und umgekehrt. Das bilaterale Handelsvolumen betrug im vergangenen Jahr mehr als 832 Milliarden US-Dollar und stand damit nur geringfügig hinter dem US-europäischen Handel (865 Milliarden US-Dollar). Unternehmen wie BYD sind längst auch in Europa keine unbekannten Begriffe mehr, sondern sind vertraute Begleiter im Alltag vieler europäischer Bürger. Gleichzeitig lädt China Europäer und Europäerinnen mit der Visafreiheitspolitik zu sich ein – die EU-Länder machen einen großen Anteil aller Länder aus, deren Staatsangehörigen eine Transitreise ohne Visum in China machen können. Auch Unternehmen aus Europa, vor allem Deutschland, bekennen sich regelmäßig zum chinesischen Markt und implementieren eine "in China, für China"-Strategie, um somit mit kurzen Entscheidungswegen mit dem rasanten "China Speed" Schritt halten zu können. Wie Jörg Wuttke, ehemaliger Leiter der Europäischen Handelskammer in Beijing, zu sagen pflegte: China ist ein "Fitnesscenter" für europäische Unternehmen – immer ein bisschen schneller, ein bisschen besser.
Nicht zuletzt haben auch Wissenschaft und Bildung an Bedeutung gewonnen, seitdem 1998 ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet und 2009 das "Science and Technology Partnership Scheme" zwischen Chinas Ministerium für Wissenschaft und Technologie und der EU-Kommission (CESTYS) geschlossen wurde. Gemeinsame Forschungsinitiativen, etwa im Rahmen von HORIZON Europe, Universitätskooperationen und der Austausch von Studierenden tragen dazu bei, gegenseitiges Verständnis zu fördern und globale Innovationspotenziale zu nutzen. Im Bereich Klimaschutz haben sich beide Seiten ehrgeizige Ziele für die Erreichung der Klimaneutralität gesetzt und arbeiten hier eng zusammen, wie zuletzt im Rahmen der COP29 deutlich wurde. Mit seiner Führungsrolle im Bereich der E-Mobilität ist China zudem ein unverzichtbarer Partner, damit die EU das geplante Verbot von Verbrennerautos bis 2035 einhalten kann.
Das Jubiläum in diesem Jahr erinnert daran, dass konstruktiver Dialog, gegenseitiger Respekt und multilaterales Engagement die Basis für nachhaltige Partnerschaft bilden. 50 Jahre EU-China – das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein diplomatischer Kraftakt, der zeigt, dass trotz aller Unterschiede gemeinsame Interessen und globale Verantwortung verbinden können. Dieses Jubiläum sollte nicht nur Anlass zur Rückschau, sondern auch Impuls für eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit sein.
Wie Präsident Xi Jinping sagte: "China hat die EU stets als tragenden Pfeiler in einer multipolaren Welt betrachtet." Wenn Brüssel im Gegenzug stets das Gleiche tut, ist es natürlich auch der ganzen Welt recht.