Vor gut vier Jahren, am 25. Oktober 2021, hielt Staatspräsident Xi Jinping in Beijing eine wichtige Grundsatzrede. Anlass war eine Gedenkveranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum der Wiederherstellung des rechtmäßigen Sitzes der Volksrepublik China in den Vereinten Nationen. Xi sagte damals: „Alle Länder der Welt sollten den Vereinten Nationen Respekt zollen. Wir müssen diese große Völkerfamilie bewahren und schützen. Es verbittet sich, sie im Bedarfsfall auszunutzen und bei Unstimmigkeiten einfach fallen zu lassen.“ Xi rief dazu auf, der UN eine noch aktivere Rolle zukommen zu lassen in ihrem hehren Ziel, den Weltfrieden und den menschlichen Fortschritt zu fördern.
Am 26. Juni 2025 fand im UN-Hauptquartier in New York eine Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Unterzeichnung der UN-Charta statt.
Die erfolgreichste weltpolitische Schöpfung der jüngeren Geschichte
In der Neuzeit haben sich die verheerenden Folgen der beiden Weltkriege tief in das internationale kollektive Gedächtnis eingebrannt. Sie haben der Weltgemeinschaft vor Augen geführt, wie unverzichtbar Frieden und Entwicklung, Dialog und Zusammenarbeit sind. Am 1. Januar 1942 kamen in Washington Vertreter von 26 Alliierten zusammen, die gegen die Achsenmächte kämpften. Gemeinsam unterzeichneten sie die „Deklaration der Vereinten Nationen“. Damit wurde der vom ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt vorgeschlagene Name „Vereinte Nationen“ erstmals offiziell übernommen. Drei Jahre später trafen sich Delegationen aus 50 Staaten in San Francisco, um die Charta der Vereinten Nationen zu unterzeichnen. Als Ziel schrieb sich die Staatengemeinschaft auf die Fahnen, „künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat“.
„Wiederbelebung des Geistes von San Francisco“: So heißt eine am 26. Juni 2025 eröffnete Ausstellung im UN-Hauptquartier in New York. Durch Bilder und andere Exponate dokumentiert sie die Unterzeichnung der UN-Charta vor 80 Jahren. Das Bild zeigt Chinas Vertreter Dong Biwu (rechts) beim Setzen seiner Unterschrift.
Es war ein historischer Moment, die Geburtsstunde einer neuen internationalen Ordnung, in der seither kollektive Sicherheit das Recht des Stärkeren ersetzt und multilaterale Abstimmung die Machtpolitik. China – einst eines der ersten Länder, die unter der Aggression der Achsenmächte leiden mussten – leistete bei der Unterzeichnung die erste Unterschrift. Bis heute ist die Volksrepublik als UN-Gründungsmitglied eines der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates.
Die UN ist eine zwischenstaatliche Organisation, die aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstand. Sie beruht auf dem Grundsatz der souveränen Gleichheit aller ihrer Mitglieder. Man kann sie mit Fug und Recht als die erfolgreichste politische Schöpfung der jüngeren Geschichte bezeichnen. Als größte internationale Organisation der Welt hat sie es sich zum Ziel gesetzt, internationalen Frieden und weltweite Sicherheit zu wahren, die zwischenstaatliche Zusammenarbeit zu fördern und eine lebenswerte Erde zu gestalten, in der alle Menschen in Frieden, Würde, Gleichheit und Gerechtigkeit die weltweiten Entwicklungserrungenschaften miteinander teilen.
Seit ihrer Gründung widmet sich die UN der Lösung globaler Probleme. Trotz zahlreicher Herausforderungen im Laufe der Zeit bleibt die Staatengemeinschaft bis heute die internationale Organisation mit der größten Repräsentativität und Universalität sowie der höchsten Autorität. Folglich nimmt sie eine unersetzliche Rolle in der Weltpolitik ein.
Wie offizielle Zahlen belegen, gewährte die UN über die Jahre mehr als 139 Millionen Menschen Schutz und Unterstützung auf der Flucht vor Krieg, Hunger oder Verfolgung. Sie lieferte Nahrungsmittel und Hilfsgüter an mehr als 123 Millionen Menschen in 120 Ländern und Regionen aus und stellt heute Impfstoffe für rund 45 Prozent aller Kinder weltweit bereit. Dadurch trägt sie jährlich zur Rettung von etwa drei Millionen Menschenleben bei.
In Zusammenarbeit mit 196 Staaten bemühen sich die Vereinten Nationen, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Aktuell sind über 61.000 uniformierte Blauhelme in elf UN-Missionen weltweit im Einsatz, um Konflikte zu befrieden. Die Organisation bekämpft zudem die Wasserkrise, von der mehr als vier Milliarden Menschen betroffen sind, und fördert Menschenrechte durch etwa 80 internationale Übereinkünfte. Nicht zuletzt sammelte sie über die Jahre auch rund 45 Milliarden US-Dollar für humanitäre Hilfe für 186 Millionen Menschen weltweit. Und durch präventive Diplomatie verhütet sie Konflikte – etwa durch Unterstützung bei der Ausrichtung von Wahlen in rund 50 Ländern im Jahr – und stellt in Notsituationen lebensrettende Versorgung im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit bereit. Damit half sie bis dato über 22,5 Millionen Menschen.
Gemeinsame Heimat aller Völker
Die Gründung der UN liegt bereits 80 Jahre zurück. Immer wieder stellt sich die Frage, ob die Vereinten Nationen ihr Versprechen aus der Präambel mit den Auftaktworten „Wir, die Völker der Vereinten Nationen“ eingelöst haben. Bevor man diese Frage beantwortet, lohnt sich ein Blick auf die veränderte Sachlage: Bei ihrer Gründung zählte die UN 51 Mitgliedstaaten bei einer Weltbevölkerung von rund 2,3 Milliarden Menschen. Heute ist die Weltpopulation auf über acht Milliarden Erdenbürger angewachsen und den Vereinten Nationen gehören 193 Staaten an. Hinzu kommen die Beobachter Palästina und der Vatikan. Prognosen zufolge wird die Erdbevölkerung bis Ende des Jahrhunderts auf ungefähr 10,4 Milliarden ansteigen, wobei fast vier Milliarden Menschen, also rund 38 Prozent der Weltbevölkerung, aller Voraussicht nach im relativ armen Afrika leben werden. Dies wäre deutlich mehr als der heutige Anteil des Kontinents von knapp 17,5 Prozent mit seinen etwa 1,4 Milliarden Menschen. Für Europa sowie Nord- und Südamerika wird größtenteils Stabilität erwartet, während man in vielen anderen Ländern mit Bevölkerungsrückgängen und einer wachsenden Altersstruktur rechnet.
Zusammenkunft in Polen: Am 10. Dezember 2018 fand im Rahmen der UN-Klimakonferenz (COP24) ein hochrangiges Treffen in Katowice statt. Im Mittelpunkt der Konferenz stand der Abschluss der Verhandlungen über die Durchführungsbestimmungen zum Pariser Klimaabkommen. Xie Zhenhua (dritter von rechts), Chinas Sondergesandter für Klimafragen, hielt eine wichtige Rede.
In unserer heutigen Zeit, in der wir einen rasanten Jahrhundertwandel erleben, sieht sich die Welt mit drängenden Problemen in unterschiedlichsten Bereichen konfrontiert. Zu nennen sind hier vor allem Umweltverschmutzung, Ressourcenknappheit, Finanzinstabilität, geopolitische Fragen, Terrorismus, Nuklear- und Cybersicherheit, Energieversorgung, Ernährung, Drogenmissbrauch, Flüchtlingsströme, Gesundheit und Armut. Die globalen Herausforderungen sind also denkbar vielfältig und einem stetigen Wandel unterlegen. Zu ihrer Lösung: bedarf es der koordinierten Anstrengungen aller Länder in enger Kooperation. Kein Staat kann die globalen Herausforderungen allein bewältigen.
Die UN zählt derzeit zu den einflussreichsten internationalen Organisationen. Sie ist die beste Plattform zur Verwirklichung von Multilateralismus. Als Grundpfeiler für Frieden und Entwicklung spielt sie eine zentrale Rolle für die Global Governance. Die Vereinten Nationen bilden das Herzstück der internationalen Nachkriegsordnung, die auf dem Völkerrecht und den Zielen und Prinzipien der UN-Charta basiert. Die UN hält diese Ordnung im Kern zusammen. Doch aktuell ist eine Schwächung bzw. Zersetzung dieser Ordnung zu beobachten. Angesichts dieser Kritik leitet die UN derzeit beispiellose Reformen ein. Sie nimmt tiefgreifende Anpassungen in den Bereichen Entwicklung, Verwaltung sowie Frieden und Sicherheit vor, um die globalen Herausforderungen effizienter bewältigen zu können.
Am 4. April 2024, dem Internationalen Tag der Aufklärung über Minengefahren und der Unterstützung des Humanitären Minenräumens, führen Mitglieder des 22. chinesischen UNIFIL-Kontingents im Libanon und das französische Bataillon der Friedenstruppen vor Ort einen Erfahrungsaustausch über Minenräumung und Sprengstoffbeseitigung durch.
China unterstützt die zentrale Rolle der UN
Als Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates und verantwortungsbewusste große Nation misst China der Rolle der UN bei der Wahrung der Weltordnung große Bedeutung bei. China hat wiederholt seinen Standpunkt bekräftigt: „In der Welt gibt es nur ein System – das internationale System mit den Vereinten Nationen im Zentrum –, nur eine Ordnung – nämlich die auf dem Völkerrecht beruhende internationale Ordnung – und nur ein Regelwerk – die Grundsätze der internationalen Beziehungen auf Basis der Ziele und Prinzipien der UN-Charta.“ Diese Ziele und Prinzipien verteidigt China konsequent. Es bewahrt die Autorität der UN und tritt stets dafür ein, dass die Vereinten Nationen eine zentrale Rolle in der internationalen Politik spielen.
Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die weltweiten Unsicherheiten in Zukunft zunehmen dürften. Der ganze Globus verfolgt daher aufmerksam, inwieweit die Großmächte ihrer Verantwortung nachkommen. Seit der Wiederherstellung ihres rechtmäßigen Sitzes im Jahr 1971 beteiligt sich die Volksrepublik aktiv an den Beratungen des UN-Sicherheitsrates. Sie unterstützt die Ausübung der ihm durch die UN-Charta übertragenen Aufgaben und trägt aktiv zur Wahrung des internationalen Friedens und der globalen Sicherheit bei. China tritt für den Zusammenschluss der Menschheit zu einer Schicksalsgemeinschaft ein, bekennt sich zum Multilateralismus und setzt sich entschlossen dafür ein, das internationale Governance-System mit den Vereinten Nationen im Zentrum aufrechtzuerhalten. Mit seinen drei globalen Initiativen für Entwicklung, Sicherheit und Zivilisation treibt China die Reform sowie den Aufbau des globalen Governance-Systems voran und trägt dazu bei, dieses System gerechter und ausgewogener zu gestalten.
Diese Bemühungen stimmen in hohem Maße mit den Zielen der Vereinten Nationen überein. Chinas Entwicklungserfolge und seine konsequente Haltung zugunsten des Globalen Südens stärken auf der Plattform der UN das Vertrauen der Entwicklungsländer. Angesichts eines komplexen internationalen Umfeldes und ernster Risiken spielen diese Länder in den Vereinten Nationen eine zunehmend wichtige Rolle. Sie streben eine stärkere Repräsentation und mehr Mitspracherecht in den Vereinten Nationen an und setzen sich dafür ein, dass sich die internationale Ordnung und das internationale System in Richtung von mehr Gerechtigkeit und Ausgewogenheit entwickeln.
Angesichts der aktuellen Liquiditäts- und Finanzkrise der Vereinten Nationen zeigt sich China stets als verlässliches Mitglied: Es erfüllt seine Mitgliedsverpflichtungen, entrichtet stets fristgerecht seine Beiträge – ein Fünftel des gesamten UN-Haushalts – und setzt damit ein gutes Beispiel. Bis März 2025 hat China an 29 UN-Friedensmissionen teilgenommen und über 49.000 Friedenssoldaten sowie mehr als 2700 Polizisten entsandt. Derzeit sind fast 1800 chinesische Friedenskräfte in acht Mandatsgebieten im Einsatz. Damit zählt China zu den acht größten Truppenstellern und liegt unter den fünf ständigen Sicherheitsratsmitgliedern an der Spitze. Im Haushaltsjahr 2024/2025 war China der zweitgrößte Beitragszahler für die UN-Friedensmissionen unter allen Mitgliedstaaten.
Welche Welt wollen wir aufbauen und wie? Das ist die Frage, die uns heute umtreibt. Gemeinsam mit anderen Ländern arbeitet China gerade daran, die Vereinten Nationen durch konkrete Aktionen zu stärken und die Menschheit noch enger zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenzuführen. China versteht sich dabei als Verteidiger des Weltfriedens, Förderer der globalen Entwicklung und Bewahrer der internationalen Ordnung.
*He Jianhua ist Forscher an der Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften und Vorsitzender der Shanghai UN Research Association.
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