In den drei Jahren der Pandemie hat Chinas Tourismussektor stark gelitten. Nach der Anpassung der Covid-Politik ist die Branche nun aber dabei, sich schrittweise zu erholen. Die Mitglieder des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) machen in diesen Tagen zudem konkrete Vorschläge, wie auch der Einreiseverkehr wieder ermöglicht werden könnte.
Die Tourismusbranche hat sich mittlerweile wieder deutlich erholt, nachdem China das neuartige Coronavirus Anfang Januar zu einer Infektionskrankheit der Kategorie B heruntergestuft hat. Das China Tourism Research Institute (CTRI) prognostizierte in seinem am 20. Februar veröffentlichten „Blaubuch über Chinas Tourismuswirtschaft“, dass die Zahl der Inlandsreisen in diesem Jahr bei rund 4,55 Milliarden liegen werde. Das würde einem Anstieg von 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr und etwa 76 Prozent des Niveaus von 2019 entsprechen. Die Zahl der ein- und ausreisenden Touristen wird für das Jahr auf über 90 Millionen geschätzt, was einer Erholung auf 31,5 Prozent des Niveaus vor der Pandemie gleichkäme.
Dai Bin, Mitglied des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) und gleichzeitig Präsident des China Tourism Research Institute, wies darauf hin, dass China aktuell lediglich ein Pilotprogramm für den Auslandstourismus mit 20 Ländern aufgenommen habe. Die vollständige Wiederaufnahme des Einreisetourismus sei dagegen noch nicht angekündigt worden, weshalb die Reiseanbieter noch nicht vollständig ihre Leistungen anbieten können. Privat- und Geschäftsreisende können derzeit zwar einreisen, benötigen dafür aber nach wie vor einen 48-stündigen PCR-Test.
In diesem Zusammenhang unterbreitete Dai Bin vier konkrete Vorschläge. Erstens sollte auf zentraler Ebene ein Koordinierungsmechanismus für den Tourismus eingerichtet werden, um die Erholung und Wiederbelebung des Einreiseverkehrs zu koordinieren und zu fördern. In diesem Rahmen schlägt er vor, dass die Behörden für Öffentlichkeitsarbeit und das Ministerium für Kultur und Tourismus die Führung bei der Einrichtung eines ressortübergreifenden Koordinierungsmechanismus für den Tourismus übernehmen sollten, um das neue nationale Tourismus-Image „Schönes China" in den weltweit wichtigsten Märkten für Chinareisende zu fördern. Zweitens sollten die Visapolitik und die Zollabfertigung weiter optimiert und die Transitbeschränkungen gelockert werden, um Ausländern, die China besuchen wollen, mehr Komfort zu bieten. Drittens wies er darauf hin, wie wichtig es sei, die Finanzabwicklungsmöglichkeiten, das Umfeld für mobile Zahlungen sowie die mobilen Netzwerkdienste für ausländische Touristen sowohl vor als auch während ihrer Reise zu verbessern. Schließlich gelte es auch, das Angebot an Produkten für den Einreisetourismus und die relevanten Dienstleistungen zu verbessern.
Wang Yu, ebenfalls Mitglied des Landeskomitees der PKKCV und Vorsitzender von Spring Airlines, ist der Ansicht, dass es noch mehr Raum für die Entwicklung des Einreiseverkehrs in China gibt. Dabei machte er klar, dass weitere Visaerleichterungen sich direkt positiv auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit im Bereich des Einreiseverkehrs auswirken würden. Nach Angaben der Welttourismusorganisation kommen 65 Prozent der Touristen, die weltweit ins Ausland reisen, aus entwickelten Regionen in Europa und Nordamerika. Zu den zehn wichtigsten Herkunftsländern von internationalen Touristen gehören neben China die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Australien, Russland, Kanada, Südkorea und Italien. Eine weitere Verbesserung der Visaerleichterungen für Touristen aus den wichtigsten Herkunftsländern werde daher dazu beitragen, Chinas Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Tourismusmarkt zu verbessern.
Zu diesem Zweck schlug er Folgendes vor. Erstens sei die Frage der schrittweisen Erleichterung der Visabedingungen für Touristen auf die Agenda der „Gemeinsamen Ministerkonferenz für Tourismus“ des chinesischen Staatsrats zu setzen. Zweitens gelte es, die Visaerleichterungen für wichtige Herkunftsländer wie Europa, Amerika und Ostasien zu verstärken. Dies könne beispielsweise auf Pilotbasis und Land für Land erprobt werden. Auch könne die Zahl der Städte, in denen eine Visumfreiheit für eine Transitreise gilt, schrittweise ausgeweitet und die Zeitspanne auf zehn Tage oder 14 Tage ausgeweitet werden. Auch sollte über Möglichkeiten zur Visumsvergabe bei Ankunft (Visa on Arrival) oder einseitige Visumfreiheit nachgedacht werden. Drittens könne man einen „grünen Kanal“ für solche Visa-on-arrival für Reisegruppen schaffen, die von staatlich zertifizierten Reisebüros organisiert werden.