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Wirtschaftsfaktor Kind: Harter Wettbewerb rund um Chinas kleine Konsumenten

2023-06-01 16:11:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Zhao Yang
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Von Unverzichtbarem wie Milchpulver und Windeln bis hin zu helfenden Handgriffen durch Kindermädchen oder Haushaltshilfen – die hohe Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen rund ums Kind schafft für Chinas Industrie ein Meer der Möglichkeiten. 

  

Boomendes Geschäft rund um die Kleinsten 

 

Während der jüngsten Maifeiertage hat sich der chinesische Tourismusmarkt rasant erholt. Chinas Ministerium für Kultur und Tourismus gab in einem Bericht bekannt, dass während der diesjährigen Feiertage rund um den Tag der Arbeit am ersten Mai rund 274 Millionen Chinesen landesweit auf Achse waren. Die Zahl der Inlandsreisen verbuchte einen Anstieg von knapp 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

 

„Die Situation in diesem Jahr war wirklich sehr besonders. Die wenigsten Familien hielt es zuhause“, sagt Yu Xiaochen, Vizepräsidentin der Wanda Kidsland Group, eines Anbieters von Kinderkursen und -aktivitäten aus China. Da die Kundschaft landesweit unterwegs gewesen sei, hätten über 20 Filialen über die Feiertage ebenfalls eine Pause eingelegt und keine Kurse angeboten, sagt sie. 

 

Obwohl die wirtschaftlichen Nachwehen der Coronazeit teils noch spürbar sind, freut sich das Unternehmen jüngst wieder über großen Zulauf kleiner Besucher. Zu den Hauptzugpferden der Firma gehört das Kidsland. Während der Maifeiertage boten die Kinderparadiese des Unternehmens landesweit themenbezogene Aktivitäten wie Familiensportspiele, Handwerksarbeiten und Bildungssalons an, um den Verkauf von Hobby- und Freizeitkursen wieder anzukurbeln. Insgesamt habe man 900 Aktionen veranstaltet, für die man rund 70.000 Teilnehmer habe gewinnen können, so Yu. 

 

  


Abschalten vom Schulstress: Während der Maifeiertage toben sich diese jungen Besucher im Kidsland-Kinderparadies aus. 

 

In einem Zentrum für frühkindliche Erziehung in einem Beijinger Einkaufszentrum stand für die jungen Besucher zwischen zwei und drei Jahren schon vor dem eigentlichen Kursbeginn eine ganze Palette an Zerstreuungen zur Auswahl. Einige lauschten in der Bilderbuchecke Geschichten, andere spielten am Klötzchentisch, wieder andere tollten ausgelassen auf dem Trampolin. Begleitet wurde der Nachwuchs fast immer von zwei Elternteilen, die hier und da zur Vorsicht mahnten oder für die leibliche Verpflegung sorgten. Es waren typische Szenen für solche Eltern-Kind-Treffpunkte in einem Einkaufszentrum. 

 

In vielen chinesischen Großstadtmalls gehören Indoor-Spielplätze, Früherziehungszentren, Streichelzoos, Bastelangebote, Spielzeugautos zum Herumfahren und andere Kindererlebnisse mittlerweile zur Standardausstattung. Insbesondere in den Ferien und an den Wochenenden zieht es die Familien in Scharen hierher. 

 

Daten der siebten chinesischen Volkszählung zufolge zählte das Reich der Mitte im Jahr 2000 rund 298 Millionen Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren und lag damit weltweit an zweiter Stelle. Mit wachsendem Wohlstand und neuen Bildungs- und Erziehungskonzepten investieren chinesische Eltern heute noch mehr in die Erziehung ihrer Kinder. Laut einer Marktumfrage und dem Beratungsbericht zur Investitionsstrategie für Chinas Kinderartikelindustrie 2020-2026 machte der Konsum rund ums Kind in den letzten Jahren etwa 30 Prozent der Gesamtausgaben chinesischer Familien aus. Nach Angaben des Forschungszentrums der INSITE Group ist der Markt für kindbezogenen Konsum in China mittlerweile auf ein Volumen von fast 4,5 Billionen Yuan angeschwollen. Experten rechnen zudem damit, dass das Marktsegment in den nächsten fünf Jahren jährlich noch einmal um mehr als 20 Prozent zulegen dürfte. 

  

Langfristige Prosperität als Ziel 

 

Für Kinder ist Unterhaltung keine Nebensache sondern ein Muss. Und auch die Eltern sind immer auf der Suche nach neuen und wertvollen Erlebnissen für den Nachwuchs. Yu Xiaochen schätzt die demographische Basis und auch die Nachfrage auf dem kindbezogenen Verbrauchermarkt als relativ stabil ein. Jetzt da die Pandemie weitestgehend ausgestanden sei, sei nicht mehr mit rückläufigen Kundenzahlen zu rechnen, meint sie. 

 

Der boomende Markt hat zu einer kontinuierlichen Aufwertung des Kindergeschäfts geführt. Kinderfriseursalons, Bilderbuchlesesäle, Turn- und Rennsporthallen - viele Investoren nehmen die Kinderwirtschaft mittlerweile ins Visier und suchen nach neuen Gewinnquellen. Doch der Markt ist heiß umkämpft und es ist für Unternehmen nicht einfach, langfristig Gewinne zu erzielen. 

 

  


Regenbogentanz: Das Kidsland buhlt mit bunten Angeboten um die junge Kundschaft. 

 

Laut Yu Xiaochens Analyse zeichnet sich die Industrie rund ums Kind vor allem dadurch aus, dass zwar eine große Nachfrage bestehe, aber die Konsumverteilung sehr fragmentiert sei. Zudem sei die Produktnachfrage von Kindern sehr altersspezifisch. „Indoor-Spielplätze zielen hauptsächlich auf Drei- bis Fünfjährige. Mit fortschreitender körperlicher und geistiger Entwicklung braucht es dann neue Anreize. Auch nimmt die Freizeit außerhalb der Schule mit wachsendem Alter stark ab“, weiß Yu. 

 

Yu Xiaochen sieht die größte Marktherausforderung in der kontinuierlichen Aufrechterhaltung des Marktflusses mit immer neuen Angeboten. „Im Vergleich zu Branchen wie Hotels oder Kinos weist der Kindermarkt niedrigere Eintrittsbarrieren auf. Es gibt derzeit keinen Branchenstandard, die Angebote sind äußerst homogen, was zu einem scharfen und teils chaotischen Wettbewerb führt“, sagt sie. Obwohl der Markt stark wachse, müsse man darüber nachdenken, wie man das Erlebnisumfeld optimieren könne, so Yu, und wie sich das Produkterlebnis und die Mitgliederverwaltung besser und sicherer gestalten ließen. 

 

Der chinesische Verbrauchermarkt für Kinder entstand zunächst aus dem unmittelbaren Bedarf an lebenswichtigen Waren und weitete sich dann auf den Bildungsbereich aus, wobei Einzelhandel und Bildung heute die zwei tragenden Säulen des Marktes bilden. Das Erlebnissegment ist im Vergleich dazu ein Spätzünder. Erst in den letzten 20 Jahren rückte es allmählich ins Bewusstsein und entwickelte sich zu einer alltäglichen Konsumgewohnheit. 

 

Yu Xiaochen hat die Entstehung und Entwicklung der gesamten Industrie rund ums Kind in China in den vergangenen Jahren aufmerksam verfolgt. Ihrer Ansicht nach befinde sich die Branche noch im Anfangsstadium und verfüge über starke Dynamik und großes Potential. Die Geschäftschancen seien nicht zu unterschätzen, so ihr Fazit. Die Entscheidungsträger für den Konsum der Kleinen seien jedoch letztlich die Eltern. Und deren Konsumeinstellungen änderten sich mit dem Wandel auf dem Wirtschaftsmarkt ständig. „Hier müssen wir in der Branche natürlich ganz genau hinschauen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.“ 

 

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