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Chinas Bademodenmekka: Vielleicht ist auch Ihr Badeanzug „Made in Xingcheng“

2025-09-17 18:24:00 Source:cdd-online.com.cn Author:Wang Ruying
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Mitten in der nordostchinesischen Provinz Liaoning liegt ein Städtchen, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt. Auf der internationalen Bühne allerdings hat es der Ort zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Die Rede ist von Xingcheng, Chinas heimlicher Bademodenhauptstadt. Was einst mit kleinen Werkstätten begann, ist in den letzten Jahren zu einem großen Industriecluster gereift. Mit innovativer Stofftechnologie, einzigartigen Designs und eigenen Marken setzt die kleine Küstenstadt nicht mehr nur auf Masse, sondern auch auf Klasse. Heute exportieren die rund 1300 hiesigen Unternehmen ihre Bademode in mehr als 140 Länder. Doch was ist die Erfolgsformel der kleinen Stadt? Ein Besuch vor Ort. 

 

 

 

Blick aus der Vogelperspektive: Das Bikini-Ausstellungszentrum an der Xingchenger Küste 

Von kleinen Werkstätten zur großen Industrie 

Chinas „Bademodehauptstadt“ Xingcheng befindet sich an der Westküste der Liaodong-Bucht. Die Ursprünge der örtlichen Bademodeindustrie reichen Jahrzehnte zurück. In den 1980er Jahren, als der Tourismus in Xingcheng allmählich in Fahrt kam, brachten die Besucher aus ganz China nicht nur ihre Begeisterung für Sonne und Meer mit, sondern auch große Kaufbereitschaft für farbenfrohe Badesachen. Für viele Einheimische war das ein völlig neues Bild – und einige witterten eine Geschäftschance. 

 

Zhang Dongyuan war einer davon. Der 51-Jährige ist heute Vorsitzender des Super Stava Industrieparks und gehörte zu den ersten findigen Bademodenunternehmern der Stadt. „Damals wuchs die Nachfrage nach Badebekleidung rasch, ebenso wie die Zahl der Nähereien für ihre Produktion. Auch meine Karriere startete in einer kleinen Werkstatt mit nur 40 Angestellten“, erzählt er. „Am Anfang fungierten wir lediglich als Auftragnehmer bekannter Marken. Obwohl die Geschäfte immer besser liefen, wäre es doch ohne eigene Marke deutlich schwieriger gewesen, unser Geschäft langfristig auszubauen“, analysiert er im Nachhinein. 2002 gründete Zhang seine eigene Firma, die Huludao Super Stava Sportprodukte GmbH. 

 

Neben einer eigenen Marke verfügt das Unternehmen auch über eine komplette Liefer- und Produktionskette. „Früher bezogen die hiesigen Hersteller ihre Stoffe noch aus großen Textilprovinzen wie Zhejiang, Guangdong oder Fujian. Doch mit immer volleren Auftragsbüchern entstand ein Problem: Wenn die gelieferten Stoffe nicht ausreichten, kam es oft zu Verzögerungen. Es war daher nötig, eine eigene Liefer- und Produktionskette aufzubauen. Heute verfügen wir über eigene Produktionsstätten für Stoffe und Schwämme, ja sogar eigene Färbereien – ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Flexibilität“, berichtet Zhang stolz. 

 

 

 

Erweiterung der Industriekette: Mittlerweile haben die Bademodehersteller in Xingcheng eine vollständige Industriekette aufgebaut – von der Textilherstellung und -färbung über die Fertigung von Zubehör bis hin zu Verarbeitung und Vertrieb. (Foto: Interviewpartner) 

 

„Die Materialien aus eigener Produktion nutzen wir nicht nur für unsere Bademode. Sie eröffnen uns auch neue Märkte, etwa für Yogakleidung“, gibt der Unternehmer Einblicke in das Geschäftsmodell. Badetextilien seien eben nur im Sommer Verkaufsschlager. Wie würde man aber die Gewinne in anderen Jahreszeiten sicherstellen? „Die Herstellung anderer Sportbekleidung hilft uns, ganzjährig stabile Umsätze zu generieren“, sagt Zhang. 

 

Derzeit schickt sich die kleine Küstenstadt an, ein ganzes Industriecluster rund um die Bademode aufzubauen. 2018 ging dafür der Super Stava Industriepark an den Start, mit einer Fläche von rund 19 Hektar – das entspricht etwa 27 Fußballfeldern. Hier soll in den nächsten Jahren der weltgrößte Umschlagplatz für Badebekleidung entstehen. „Die Bademodeindustrie ist eine arbeitsintensive Branche. Durch Clusterbildung können wir hier vor Ort mehr Arbeitsplätze schaffen“, erklärt ein Mitarbeiter des örtlichen Bademodeverbands die Vorteile. Offiziellen Statistiken zufolge sind in der 500.000-Einwohner-Stadt Xingcheng bereits heute fast 160.000 Menschen in der Bademodeindustrie beschäftigt. „Die Arbeitsplätze direkt vor der Haustür sorgen für Wohlstand.“ 

 

 

 

Wasserzwirn aus China: Fleißige Hände in der Werkstatt einer Textilfirma in Xingcheng stellen neueste Bademode her. 

 

Mit Hightech in die Zukunft 

Früher war die Xingchenger Bademode vor allem für ihre günstigen Preise bekannt. Heute ist das anders. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, richten die lokalen Unternehmen ihren Blick nämlich verstärkt auf Forschung und Entwicklung. 

 

Um den neuen Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden gerecht zu werden, widmen sich die örtlichen Firmen inzwischen der Entwicklung funktionaler Materialien. „Früher ging es bei Badebekleidung vor allem um Farben und Schnitte. Heute sind besondere Features bei der Kundschaft gefragt. Badetextilien mit UV-Blocker, die vor Sonnenbrand schützen, zum Beispiel sind Bestseller. Vor allem die weibliche Kundschaft fragt solche Modelle nach“, sagt Zhang. „Außerdem haben wir einen chlorbeständigen Stoff entwickelt, weil das Chlorwasser im Schwimmbad das Gewebe beschädigt. Dieses neuartige Material sorgt nicht nur für Komfort, sondern auch für lange Lebensdauer der Badehosen und -anzüge“, so der 51-Jährige. 

 

Derweil hält auch die Digitaltechnologie Einzug in den Herstellungsprozess: Immer mehr Hersteller in Xingcheng setzen auf KI-gestützte Systeme, um Trends schneller zu erkennen und passgenaue Modelle zu entwerfen. „KI liefert uns in Minuten konkrete Designvorschläge, was unsere Effizienz erheblich erhöht hat“, zeigt sich Zhang begeistert. Neben KI-generierten Designs setzen die lokalen Hersteller auch verstärkt auf die Identifikationssysteme des industriellen Internets. „Jeder unserer Badeanzüge hat einen digitalen Ausweis“, erklärt Zhang. „Über einen QR-Code auf dem Etikett können Verbraucherinnen und Verbraucher umfassende Informationen über das Produkt abrufen: vom Rohstoff über den Herstellungsprozess bis hin zu Qualitätszertifikaten.“ 

 

Doch das ist noch nicht alles: Der Code ermöglicht auch eine virtuelle Anprobe auf dem Handy. Durch Scannen können die Verbraucherinnen und Verbraucher verschiedene Badetextilien per 3D-Modell auf dem Handy anprobieren und so zielsichere Kaufentscheidungen fällen. So wird aus einem einfachen Kleidungsstück ein transparenter, interaktiver und intelligenter Modeartikel. 

 

Von der chinesischen Provinz auf die Weltmärkte 

Die rund 1300 örtlichen Bademodefirmen erwirtschaften mittlerweile ein Gesamtvolumen von über 15 Milliarden Yuan. Das entspricht einem Anteil von 25 Prozent auf dem Weltmarkt. Sprich: Einer von vier weltweit verkauften Badeanzügen stammt aus dem kleinen Xingcheng. 

 

Das große Absatzvolumen ist dem E-Commerce zu verdanken. Der Siegeszug des Onlinehandels hilft Xingcheng wie so vielen anderen, den internationalen Markt zu erschließen. Gut 80 Prozent der online angebotenen chinesischen Bademode sind „Made in Xingcheng“. Zhang sagt: „Wir betreiben eigene Shops auf Alibaba, Shein und TikTok und passen unsere Verkaufsstrategie gezielt an die Besonderheiten der jeweiligen Plattform an. Früher kamen 80 bis 90 Prozent unserer Auslandsbestellungen aus Russland. Dank des grenzüberschreitenden E-Commerce geht mittlerweile die Hälfte unserer Bestellungen in die USA und nach Westeuropa.“ 

 

 

 

Mit einer eigenen internationalen Bademodemesse will Xingcheng seine Wettbewerbsfähigkeit noch weiter steigern. (Foto: Interviewpartner) 

 

Um ihre Position auf dem Weltmarkt weiter zu stärken, hat die Stadt außerdem ein eigenes internationales Schaufenster geschaffen: die International Swimwear Expo. Seit der Premiere 2011 hat sich das Event zu einem festen Termin im Kalender der globalen Bademodebranche gemausert. Im letzten Jahr waren rund 830 Aussteller vor Ort in Xingcheng, mehr als 100 Unternehmen nahmen online an der Messe teil. Die Teilnehmenden kamen zusammen, um neue Kollektionen zu entdecken, Kooperationen anzubahnen und Trends zu erörtern. Die Veranstalter beziffern den Gesamtwert der Vertragsabschlüsse auf über eine Milliarde Yuan. Die Expo ist letztlich nicht nur eine Verkaufsplattform, sondern auch eine Bühne für die Innovationskraft der Region, freut sich Zhang. „Sie steigert nicht nur unsere Einflusskraft und Wettbewerbsfähigkeit, sondern poliert auch das Gesamtimage der Stadt.“ 

 

 

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