Der BRICS-Block erweitert sich: Die Aufnahme neuer Mitgliedsländer stärkt die BRICS-Gemeinschaft und markiert einen geopolitischen Wandel in Richtung Nahen Osten. Darin spiegelt sich auch eine Veränderung der globalen Machtverhältnisse.
Experten haben den Beitritt der Länder des Nahen Ostens zum BRICS-Block der Entwicklungsländer begrüßt. Sie sehen darin eine Annäherung gemeinsamer nationaler Interessen in einer Region, die lange von Konflikten geprägt war.
Ägypten, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate wurden gemeinsam mit Argentinien und Äthiopien eingeladen, sich dem bestehenden BRICS-Bündnis aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika anzuschließen. Die Aufnahme soll am 1. Januar nächsten Jahres vollzogen werden.
„Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass vier der sechs als Vollmitglieder eingeladenen Staaten aus dem Nahen Osten kommen“, sagte Furkan Halit Yolcu, Forscher am Nahost-Institut der Sakarya-Universität in der Türkei. „Die BRICS-Mitgliedschaft steigert das Ansehen Ägyptens, Irans, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, die unter der derzeitigen amerikanischen Außenpolitik zu leiden haben“, sagte er.
Mehmud Ul Hassan Khan, geschäftsführender Direktor des Zentrums für Südasien und internationale Studien in Islamabad, sagte, dass die politischen Entscheidungsträger auf dem BRICS-Gipfel in Johannesburg vergangene Woche eines ihrer größten Ziele erreicht hätten, indem sie die sechs Entwicklungsländer eingeladen und einen „drastischen Wandel in der globalen Geopolitik und Geowirtschaft“ konstatiert hätten.
Seyed Mostafa Khoshcheshm, ehemaliger Professor an der Fakultät für internationale Beziehungen des iranischen Außenministeriums, sagte, der Beitritt des Landes zu den BRICS sei ein „Rückschlag für die Vereinigten Staaten“ in ihren Versuchen, das Land zu unterdrücken. „Jetzt macht der Iran sehr große Sprünge, nachdem er der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und jetzt der BRICS-Ländergruppe beigetreten ist. Das zeigt, dass der Versuch der USA, den Iran zu isolieren, gescheitert ist.“
Dies unterstreiche, dass sich die Welt verändere, wie westliche Intellektuelle, Politiker und Beamte in den letzten zwei oder drei Jahren festgestellt hätten. Die globale Macht befinde sich „im Übergang vom Westen zum Osten“, sagte er.
Prinz Faisal bin Farhan, Außenminister von Saudi-Arabien, bedankte sich für die Einladung der BRICS-Gruppe und sagte, Riad werde sie prüfen. Einem Bericht der Zeitung Saudi Gazette zufolge konzentriert sich die saudische Außenpolitik auf den Aufbau von Wirtschaftspartnerschaften.
Das Außenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate erklärte, das Land sei „ein langfristiger Partner der BRICS-Gruppe“. Außenminister Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan sprach den Gründungsländern der BRICS seine Anerkennung aus und erklärte, die Einladung sei Teil des Engagements der VAE zur Förderung eines konstruktiven Dialogs durch aktive Plattformen, die Entwicklungs- und Schwellenländer vertreten.
Angesichts des überwältigenden Interesses vieler Länder an einem BRICS-Beitritt spiegele die erfolgreiche Konsensbildung bei der Einladung von sechs neuen Mitgliedern sowohl das Selbstvertrauen der Ländergruppe wider, sich neuen Mitgliedern zu öffnen, als auch seine wachsende Glaubwürdigkeit, so Swaran Singh, Professor für Diplomatie und Abrüstung an der Jawaharlal Nehru University im indischen Neu-Delhi.
Noch interessanter sei, dass alle fünf Staats- und Regierungschefs angedeutet hätten, dass dies nur der Anfang sei und dass in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch viele weitere Anwärter in den Block aufgenommen würden, so Singh. Dies habe Auswirkungen auf die meisten der konventionellen globalen Governance-Strukturen der Nachkriegszeit, die es nicht geschafft hätten, diese aufstrebenden Volkswirtschaften zu integrieren.